Die ultimative Material-Innovation
Karbonfaser, Leinen, Texalium, Magic Gold und farbige Keramik: Material-Innovation ist bei Hublot sicher nicht nur ein Schlagwort. Seit 2004, als Jean-Claude Biver das Ruder der maroden Firma übernahm und „Fusion“ propagierte, wird das Thema ausgesprochen groß geschrieben. 2016 bringt zu den bereits genannten Werkstoffen auch noch Saphir. Das, was fälschlicher Weise oftmals auch Saphirglas genannt wird, produziert die Industrie indes seit ca. 1910 in größeren Mengen. Obwohl künstlich gefertigt, entsprechen die chemische Konsistenz und das Spektrum positiver Eigenschaften exakt dem natürlichen Vorbild. Saphir ist den Korunden zuzuordnen. Daher trifft auch die Bezeichnung „weißer Korund“ ebenfalls uneingeschränkt zu.
Extrem hart, aber auch extrem schwer zu bearbeiten
Ausgangsstoff für das Herstellungsprozedere ist zunächst natürliches Bauxit. In mehreren Schritten entstehen dann daraus mikroskopisch kleine Aluminiumoxid-Partikel, Durchmesser weniger als ein Tausendstelmillimeter. Durch die Injektion von reinem Sauerstoff und Wasserstoff schmilzt das Pulver in einem Knallgasofen bei mehr als 2.050 Grad Celsius zu einer zähen Flüssigkeit. Aus diesem synthetischen Saphir entwickelt sich allmählich eine birnenförmige Saphir-Gestalt. Diese „Boule“ bedarf anschließend langsamer thermischer Stabilisierung.
Das Basismaterial für kratzfeste Uhrengläser und mittlerweile auch extravagante Gehäuse verfügt über hohe mechanische Festigkeit. Weil der chemisch neutrale Werkstoff keine Porosität aufweist, kann ihn auch Wasser nicht durchdringen. Allerdings erweist sich die enorme Härte von mehr als 2.000 Vickersgraden, was Stufe neun von zehn auf der Mohs’schen Skala entspricht, bei der Bearbeitung jedoch als Pferdefuß. Noch härter sind übrigens nur einige Metallcarbide und natürlich Diamant, der die Härteskala mit 10.000Vickers oder zehn Mohs unangefochten anführt.
Mit Laser und Diamant geht den Gehäusen an den Kragen
Die Gehäusefertigung verlangt ausgeklügelte Verfahren unter Einsatz hoch präziser Laser. Weil die solcherart gefertigten Komponenten völlig matt sind, heißt es polieren mit diamantbesetzten Schleifscheiben, Diamantpulver und anderen chemischen Substanzen wie beispielsweise Borkarbid. Nur so lassen sich Transparenz und perfekte Oberflächen erzielen.
Hublot „LaFerrari Sapphire“
Bei Hublot bringt der durchsichtige Werkstoff das einzigartige Kaliber MP-05 erst richtig zur Geltung. Gemeint ist das für „LaFerrari“ entwickelte Handaufzugswerk mit stehend angeordnetem Minutentourbillon. Seine 637 Komponenten beanspruchen 45,8 x 39 x 15,3 Millimeter. Elf seriell miteinander verknüpfte Federhäuser bewirkten 50 Tage Gangautonomie. Deren Anordnung gepaart mit den rechts- und linksseitig positionierten Digital-Anzeigen für Stunden, Minuten sowie die aktuell verbleibende Gangreserve ähnelt durchaus einem PS-starken Motor. Wenig zielführend beim Aufziehen wäre eine Krone der üblichen Art. Zum Spannen der Federspeicher braucht es einen kleinen Elektromotor, der sich auf der Rückseite andocken lässt.
Trend: All Clear-Konzepte
Die Entscheidung, vollen Einblick durch Verwendung einer komplexen Saphirschale zu gewähren, ist also mehr als verständlich. Das Uhrwerk selbst umfängt ein ebenfalls transparenter Container aus „itr2“, einem ultraleichten und dennoch extrem widerstandsfähigen Kompositharz. Dass „LaFerrari Sapphire“ eine Angelegenheit für ganz wenige bleiben wird, mag sich von selbst verstehen. Hublot beschränkt sich auf 20, jeweils bis drei bar wasserdichte Exemplare. Jedes verlangt ein Investment von 520.000 Euro. Eine weitere Saphir-Überraschung, welche etwas mehr als ein Zehntel dieses Preises kosten wird, wartet während der Baselworld auf Hublot-Fans. CEO Ricardo Guadalupe:„Von LaFerrari haben wir bis jetzt schon vier Serien zu je 50 Exemplaren komplett verkauft. Hinzu gesellt sich 2016 die transparente Sapphire-Version.
Die Philosophie der sichtbarenUnsichtbarkeitbedeutet für Hublot einen neuen Meilenstein. Das faszinierende All-Clear-Konzept bringt unsere hauseigenen Kaliber und das während mehr als zehn entwickelte Knowhowin ganz besonderer Weise zur Geltung. Wenn Ferrari wahrscheinlich in zwei bis drei Jahren ein neues concept-car vorstellt, ist Hublot selbstverständlich wieder mit dabei. Wir arbeiten bereits am entsprechenden Modell.“
Parmigiani „Bugatti Super Sport Saphir“
Bugatti. Auf anspruchsvolle Autofreaks wirkt dieser Name schlichtweg elektrisierend. Das Debüt des „Veyron“ mit 1001 PS im Jahr 2004 veranlasste Parmigiani Fleurier zur Kreation einer Armbanduhr mit speziellem Mechanik-Innenleben. Im Gegensatz zum Üblichen steht das Kaliber PF370 mit zwei Federhäusern und zehn Tagen Gangautonomie im hoch gewölbten Gehäuse. Während des Genfer SIHH zeigte Michel Parmigiani, der weiterhin als Präsident des nach ihm benannten Mitglieds der Schweizer Sandoz Stiftung fungiert, eine sehr transparente Variante der „Bugatti Super Sport“. Im Gegensatz zum Kaliber PF370 haben die Konstrukteure die Getriebekette von den beiden Federhäusern zum Gangregler beim Handaufzugskaliber PF374 pultförmig angeordnet. Der gesamte Mikrokosmos mit massivgoldenem Gestell besteht aus massivem 18-karätigem Roségold, dessen Verarbeitung besonderes Knowhow erfordert.
Besondere Gehäuse-Designs
Dem Auge des Betrachters präsentiert sich die tickende Mechanik mit zwei parallel geschalteten Federhäusern wie ein kleiner Motorblock. Weil sie wegen des tropfenförmigen Gehäuses auf mehreren schrägen Ebenen agiert, benötigten die Entwickler konisch verzahnte Triebe, um die Zeitanzeige um 90 Grad auf die Vorderseite zu übertragen. Die dem Gesicht abgewandte Seite zeigt darüber hinaus eine Gangreserveindikation sowie das hauseigene Hemmungs- und Schwingsystem mit drei Hertz Frequenz.
Für den 50,25 x 37,1 x 23,2 Millimeter großen „Schneewittchensarg“ der „Bugatti Super Sport Saphir“ verwendet Parmigiani eine massivgoldene Skelettstruktur mit großflächigen, natürlich entspiegelten Saphirelementen. Die Wasserdichte reicht bis zehn bar Druck. Jedes der nur fünf Stücke schlägt dementsprechend mit 245.000 Euro zu Buche.
MB & F Horological Machine Nr. 6 „Space Pirate“
Mit 18 bekam Max Büsser seine erste Armbanduhr. „Mein Traum wäre eine Rolex gewesen“, erzählte er, „aber die war viel zu teuer. Also bekam ich eine stahl-goldene Tissot mit Quarzwerk, Preispunkt 700 Schweizer Franken.“ Budgetgründe vereitelten auch die Wunsch-Ausbildung an der damals neu gegründeten Dependance des Pasadena Art Center in La Tour-de-Peilz am Genfer See. Daher erwarb Max seinen Master im Bereich Mikrotechnologiean der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne.
Vom Bub mit Uhr zum CEO zum Gründer
Eine 1988/89 durchgeführte Studie, warum Menschen so viel Geld für Uhren ausgeben, brachte intensive Kontakte zur einschlägigen Industrie. Wenig später investierte auch Max sein „gesamtes Geld“ in einen Ebel Chronographen mit dem Zenith „El Primero“-Kaliber. 1998 heuerte er als CEO bei „Winston Rare Timepieces“ an. Beim nahezu bankrotten Ableger des amerikanischen Nobeljuweliers „durchlitt ich das schlimmste Jahr seines Lebens. Wir bezahlten Zulieferer nach 200 Tagen, obwohl 30 Tage die Normalität waren. Aber ich erfuhr auch am eigenen Leib, dass ich imstande bin, das Ruder herumzureißen.“
Die bei Harry Winston geknüpften Freundschaften führten Juli 2005 zur Gründung von MB&F, also Maximilian Büsser & Friends. „Bei Harry Winston habe ich nur kommerzielle Uhren, heute würde ich auch sagen Marketingprodukte für andere gestaltet. Und das war mir auf Dauer einfach zu wenig. Zu diesem Zeitpunkt verfügte ich über ich 900.000 Franken, von denen ich 200.000 abzweigte, um die kommenden Jahre ohne eigenes Einkommen überleben zu können“.
Universelles Wunderstück
Wohin Beharrlichkeit führt zeigen viele Zeit-Maschinen. Am 4. November 2014 debütierte im „Space Pirate“ die HM6 (Horological Machine Nr. 6). Nach Auffassung von Max war die Konstruktion von Anbeginn darauf ausgelegt, alle Arten von Abenteuern und Unbilden in Weltraum zu überstehen. Stöße von mehreren G, starke Be- und Entschleunigungen, gefährliche Strahlungen, extreme Temperaturunterschiede und die niemals auszuschließenden Risiken einer Kollision. Am Anfang stand ein ergonomisch geformtes Instrument mit leichtem Titangehäuse. An den vier Ecken finden sich oben und unten Saphir-Halbkugeln. Vorne schützt Saphir kugelförmige Displays zur Indikation von Stunden und Minuten, hinten ebenfalls kugelförmige „Turbinen“, welche die Geschwindigkeit des Rotoraufzugs regulieren. Im Zentrum thront das „fliegende“ Tourbillon. Weil Sonnenlicht und UV-Strahlung dem unverzichtbaren Schmiermittel kräftig zusetzen, lässt sich eine zweiteilige Titan-Abdeckung mit Hilfe der linksseitig montierten Krone über den delikaten Drehgang wölben.
Wertvolle Gehäuse aus edlen Materialien
Beim Öffnen ist stellt sich ein bemerkenswerter Aha-Effekt ein. Das komplexe Uhrwerk einschließlich der Streitaxt-ähnlichen Platin-Schwungmasse besteht aus 475 Komponenten. Mehr als drei Jahre nahm die Entwicklung in Anspruch. Deshalb hat sie es verdient, komplett ins richtige Licht gerückt zu werden. Zu diesem Zweck entstand zum SIHH 2016 ein aufwändiges Sandwich-Gehäuse aus Saphir kombiniert wahlweise mit Platin oder Rotgold. Die transparenten Saphir-„Deckel“ oben und unten mit insgesamt 9 Kuppeln bestehen nicht aus einem Stück. Spezialisten kleben sie aus elf einzelnen Saphir-Komponenten zusammen. Die Fertigung jedes der Paare schlägt mit 350 Arbeitsstunden zu Buche. Insgesamt braucht es für jede der bis drei bar Wasserdruck dichten, 51 x 50 x 22,7 Millimeter messenden Schalen 78 Bauteile. Bei den blauen handelt es sich um Dichtungsringe. Für jede der zehn Saphir-Platin-Exemplare verlangt MB & F 380.000 Schweizerfranken. Die auf die gleiche Menge limitierte Saphir-Rotgold-Variante ist für 350.000 Schweizer Franken wohlfeil.
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