Wie gesprochen, so geschrieben
Die Idee, Wochentag, Datum und Monat wie beim Zifferblatt der Patek Philippe Referenz 5236P anzuzeigen, also in der Reihenfolge wie man es spricht, klingt irgendwie logisch. Deshalb sind derartige Taschenuhren auch keineswegs neu. Welche Marke diese Art der linearen Indikation in einem breiten Fenster erstmals verwendet und welcher Fabrikant das entsprechend ausgestattete Rohwerk geliefert hat, lässt sich retrospektiv nicht mit letzter Sicherheit feststellen.
Zu den Pionieren dürften auf jeden Fall die im Vallée de Joux angesiedelten Tüftler gehört haben. Einer davon, Jacques David LeCoultre, offerierte Entsprechendes wohl schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Allerdings verlangte die in einer Linie angeordnete Anzeige von Wochentag, Datum und Monat nach regelmäßiger manueller Korrektur. Einen ewigen Kalender besaß sie nämlich nicht.
Das ist auch bei jenen Taschenuhren der Fall, welche Audemars Piguet in den 1920-er und 1930-er Jahren in unterschiedlicher Ausführung offerierte. Ein immerwährendes Kalendarium dieser Art hatte in jener Epoche die Genfer Firma Haas Neveux & Cie im Angebot.
Zu ihren Rohwerk-Lieferanten gehörten damals LeCoultre und Louis Elisé Piguet. Der Kundenkreis von Haas Neveux umfasste auch Golay Fils & Stahl an der vornehmen Genfer Place des Bergues. Deshalb ist es denkbar, dass dieser Nobeljuwelier mit Top-Kunden in der ganzen Welt entsprechende Taschenuhr von Haas Neveux & Cie. bezog.
Daneben pflegte das 1837 gegründete Familienunternehmen aber auch schon langjährige Geschäftsbeziehungen mit Patek Philippe.
Patek Philippe Referenz 5236P
Apropos Patek Philippe: Im Zuge der Watch & Wonders Uhrenmesse 2021 stellte die Genfer Nobelmanufaktur eine Armbanduhr mit ewigem Kalender und linearerer Indikation von Wochentag, Datum und Monat vor. Die erste dieser Art ist es nicht, denn schon 2007 hatte Roger Dubuis die auf jeweils 28 Exemplare limitierte Weiß- oder Rotgold „Excalibur“ mit Minutenrepetition, Fliegendem Tourbillon und linearem ewigem Kalender, zweistelliger Datumsindikation, Doppel-Mikrorotor-Kaliber RD 0829, vorgestellt. Ihr Preis lag bei 470.000 Euro.
Warum die Art der Anzeige bei Zeitmessern fürs Handgelenk zumindest mit einfachem Kalender nicht schon früher in den 1920-er oder 1930-er Jahren geschehen ist, als digitale Anzeigen in Mode kamen, mag mit der Größe zu tun haben. Damals besaßen klassische Handaufzugswerke in der Regel 24 Millimeter Durchmesser oder sogar noch weniger. Und damit gab es zu wenig Platz für eine Miniaturisierung der Taschenuhr-Anzeigen.
Einzeiliger Kalender für die Tasche
1972 verkaufte auch Patek Philippe eine Taschenuhr mit ewigem Kalender und linearer Indikation der bereits genannten Art. Das 17-linige Rohwerk der im Firmenmuseum unter der Inventarnummer 1450 geführten Referenz 725/4 stammt vom tradierten, ebenfalls im Jouxtal ansässigen Lieferanten Victorin Piguet.
Nachdem diese Uhr für einen amerikanischen Kunden bestimmt war, steht an erster Stelle der Monat, gefolgt von Datum und Wochentag. Die Anzeige bewerkstelligen drei bedruckte Scheiben. Jene zur Darstellung von Datum und Wochentag rotieren dabei konzentrisch. Als Programmscheibe dient ein klassischer Dreh-Nocken, dessen Umfang der Kalender-Kadratur die Informationen zu den verschiedenen Monatslängen liefert. Weil der Februar drei Mal 28 und dann 29 Tage dauert, bewegt sich in einer Aussparung der kantige Vierjahres-Nocken nach jeweils zwölf Monaten um 90 Grad weiter. Seine erhabene Seite signalisiert der Mechanik ein Schaltjahr.
Linearer ewiger Kalender fürs Handgelenk
Nachdem die Moderne und dazu auch Armbanduhren völlig andere Ansprüche stellen, haben die Techniker von Patek Philippe Tradiertes überdacht und für die Platin-Referenz 5236P-001 eine zeitgemäße, auf einer Ebene liegende 4-Scheiben-Mechanik entwickelt. Die In der Mitte erfolgt die (Groß-)Datumsanzeige getrennt nach Zehner- und Einerstellen.
Dabei dreht die Zehnerscheibe alle fünf Monate einmal um 360 Grad. Zwanzig Tage benötigt dagegen die Einerscheibe für einen Umlauf. Links davon lässt sich der Wochentag, rechts der Monat ablesen.
Wie schon bei der Taschenuhr von 1972 besitzt die Mechanik des immerwährenden Kalenders einen Monatsnocken mit integriertem Satelliten für die unterschiedlichen Längen des Monats Februar.
Im Sinne geringerer Bauhöhe befindet sich das Ganze als Zusatzmodul auf einer eigenen Platine. Die hier gewählte nicht springende Anzeigeform verlangt gegenüber dem Bekannten 118 zusätzliche Komponenten.
Drei Patente für ein neues Uhrwerk
Damit die Indikationen tatsächlich auf einer Ebene liegen, hat Patek Philippe ein zum Patent angemeldetes System aus zwei Doppel-Kugellagern entwickelt. Ein zweites Patent bezieht sich auf einen Sicherheitsmechanismus, der im Fall heftiger Stöße einen Doppelsprung verhindert. Bleibt eine weitere, ebenfalls zum Patent angemeldete Besonderheit: Sie gilt dem sicheren Wechsel vom 31. auf den 1. des Folgemonats.
Mit von der Partie sind eine Tag-/Nachtanzeige und die unverzichtbare Schaltjahresindikation zum richtigen Einstellen des Kalendariums mittels klassischer Korrektoren im Gehäuserand.
Rein theoretisch nur 122 Jahre muss die Mondscheibe der Patek Philippe Referenz 5236P ebenfalls mit Drücker-Hilfe um einen Tag korrigiert werden
Summa summarum besteht das 34 mm große und 5,8 Millimeter hohe Automatikkaliber 31-260 PS QL mit Platin-Mikrorotor aus 503 Bauteilen. Davon entfallen 298 auf das Kalenderwerk. Nach Vollaufzug stehen mindestens 38 und höchstens 48 Stunden Gangautonomie zur Verfügung.
Schutz bis zu drei bar Wasserdruck bietet ein 41,3 Millimeter messendes Platingehäuse. Die Lieferung erfolgt mit zwei Böden: einem transparenten mit Saphirglas und einem massiven aus dem schweren Gehäusematerial. Das Krokoband besitzt eine Platin-Faltschließe.
Von selbst mag sich verstehen, dass ein derartiges Oeuvre wie die Patek Philippe Referenz 5236P seinen Preis hat. Dieser liegt bei 112.230 Euro.
0 Kommentare