Waltham aus Waltham
Bei Liebhaberinnen und Liebhabern amerikanische Zeitmesser verknüpft sich der Name Waltham Field & Marine zweifellos mit jeder Menge Pioniergeist. Das Unternehmen steht aber auch für die industrielle Massenproduktion von Präzisionsuhren.
Das Fundament für die wohl bedeutendste Uhrenfabrik der USA wurde 1854 nahe Boston gelegt. Ganz konkret handelte es sich um die eher kleine und eher unbedeutende Ortschaft Waltham.
Der Beginn des Unternehmens am Ufer des Charles River stand in puncto Marke im Zeichen einer gewissen Orientierungslosigkeit, denn die Eigentümer konnten sich nicht auf einen zugkräftigen Namen für die tickenden Serienprodukte einigen. Diese Unentschlossenheit währte anschließend einige Jahrzehnte, in denen nicht weniger aus 125 verschiedene Signaturen Verwendung fanden. Natürlich hinterließ das ständige Hin und Her seine Spuren in Form mehrerer Konkurse und Eigentümerwechsel. Der definitive Name Waltham Watch Company gelangte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Chroniken. Ab 1892 wurde das Unternehmen unter diesem Namen gar Stückzahl-Millionär.
Die ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts können ohne Wenn und Aber als absolute Blüteperiode des Unternehmens Waltham gelten. Das Jahr 1907, in dem die abgebildete Anzeige erschien, glänzte durch eine Rekordproduktion von mehr als zwei Millionen Exemplaren. Zu diesem Zweck standen bei der weltweit erste Uhrenfabrik mit maschineller Massenfertigung über 3.000 Beschäftigte auf der Gehaltsliste. Sie arbeiteten in einem wahrhaft gigantischen Gebäudekomplex, dessen Nutzfläche mehrere tausend Quadratmeter umfasste. Während des Ersten Weltkriegs fertigte Waltham außerdem in großen Stückzahlen Schützengraben-Armbanduhren für amerikanische Soldaten.
Höhenflug und Niedergang
Einen Höhenflug im wahrsten Wortsinn erlebte die Depollier Waltham am Handgelenk von Roland Rohlf. Auf sagenhafte 34.610 Fuß (10.550 m) schraubte der Pilot sein Dreidecker-Flugzeug am 18. September 1919. Damit stellte er einen neuen Weltrekord im Höhenflug auf. Seine für damalige Verhältnisse bemerkenswert wasserdichte Armbanduhr mit Waltham-Uhrwerk nahm das Ereignis trotz extremer Außentemperaturen von – 44 Grad Celsius klaglos hin.
Der allmähliche Abstieg setzte nach dem Ersten Weltkrieg ein. Der Börsencrash an der New Yorker Wallstreet und die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930-er Jahre beschleunigten den Niedergang. Andererseits reüssierte die japanische Konkurrenz, welche landläufig als Totengräber der amerikanischen Uhrenindustrie gilt, vorwiegend mit automatisierten Fertigungsmaschinen aus Massachusetts.
Natürlich belieferte Waltham die amerikanischen Truppen auch während des Zweiten Weltkriegs mit zeitbewahrendem Equipment, darunter funktionale Flieger-Armbanduhren.
Schon in den 1930-er Jahren musste Waltham zahlreiche Komponenten für Uhrwerke und Gehäuse in der Uhr-Schweiz einkaufen. Im Laufe der Jahrzehnte hatten eidgenössische Fabrikanten hinsichtlich der automatisierten Fertigungsprozesse mächtig aufgeholt.
Waltham Uhren – eine bewegte Geschichte in bewegten Bildern
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Bye-bye USA
Diese geschäftlichen Verquickungen führten 1952 zur Gründung der Firma Waltham International SA mit Sitz im mondänen Genf. Diese war freilich nur ein Teil der Holding Société des Gardes du Temps, an der wiederum die Luxusmarke Piaget einen namhaften Anteil besaß.
Einer der bedeutendsten Piaget-Kunden hieß Katsuji Takagi. Trotz dieser Maßnahmen war der Zusammenbruch der Watham Watch Company 1957 nicht zu vermeiden. Fortan entstanden die Zeitmesser mit diesem Namenszug unter Einbeziehung japanischen Kapitals in der Schweiz. Allerdings herrschte ein Embargo für den amerikanischen Markt, wo die alten Schutzrechte galten.
1966 übernahm der Japaner Takagi die Aktienmehrheit an der Société des Gardes du Temps. Damit ging auch der Markennamen Waltham in seinen Besitz über. Zeitmesser entstanden in Lohnfertigung u.a. bei Certina, Eterna, Rado und Technos, allesamt Mitglieder der General Watch Company.
Nach dem Erwerb der Marke durch die japanische Firma Heiwado & Co. erlangt Waltham im Land der aufgehenden Sonne große Popularität. Als der italienisch-amerikanische Unternehmer Antonio Di Benedetto die Aktienmehrheit erwarb, zeigten die Kalender 2011.
Waltham Field & Marine
2021 bringt ein Comeback der Depollier D-D Field & Marine Watch. Natürlich entsprechen die äußeren und inneren Merkmale der beiden angebotenen Armbanduhren von Waltham Field & Marine den gegenwärtigen Gegebenheiten. Tradition und Moderne gehen also Hand in Hand. Bis zum 31. Mai 2021 sind die Newcomer im Zuge einer Crowdfunding-Initiative der Watch Angels zum Subskriptionspreis erwerbbar.
Sozusagen als Einsteigermodell gibt es eine 41 Millimeter große Waltham Field & Marine Automatic mit dem bekannten und bewährten Kaliber Sellita SW200 entweder in puristischem Edelstahl oder mit dunkler Oberfläche, bekannt auch als Gun Metal. Die Preise hierfür beginnen bei 725 Euro. Etwa 70 Euro mehr kostet die brünierte Variante .
Wer mehr Funktionen möchte muss im Zuge der Subskription mindestens 1.165 Euro ausgeben. Dafür gibt es die Waltham Field & Marine Automatic GMT mit 43 Millimetern Durchmesser. Bei ihr bewahrt die Zeit das Kaliber Soprod C115 mit Gangreserveanzeige und recht einfacher GMT-Funktion. Letztere lässt sich per integriertem Drücker zwischen „4“ und „5“ ansteuern. Jede Betätigung bewegt den zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger um eine Position nach rechts.
Bei jeder dieser beiden neuen Automatik-Armbanduhren reicht die Wasserdichte der Schalen bis zu 30 bar Druck. Die Aufzugs- und Zeigerstellkrone besitzt einen Bajonett-Verschluss.
Ich habe eine Waltham Watch Field & Marine erworben und leider öffnet sich der Bajonett-verschluss immer selbständig was sehr ärgerlich ist.Gibt es eine Lösung dieses Problem?
Sollte das ein guter Uhrmacher nicht richten können?
Viele Grüße
🙂