Größe und Durchmesser von Armbanduhren

Eine Frage der inneren Größe: Durchmesser von Armbanduhren im Laufe der Zeit

Wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, wird rasch Witwer, konstatierte der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Damals steckte die Armbanduhr noch in den Kinderschuhen. Danach orientierte sich ihr Durchmesser mehr als hundert Jahre lang an den Dimensionen des Uhrwerks. Einen Wandel brachten die 1990er Jahre. Eher aus modischen Erwägungen begannen Armbanduhren zu wachsen. Mittlerweile ist eine Trendwende erkennbar und die Durchmesser von Armbanduhren schrumpfen wieder. Allerdings moderat.

von | 01.12.2020

Die erste Heuer Carrera misst 36 Millimeter

Einen Meter und dreiundneunzig Zentimeter war ich schon 1964 lang, entsprechend legte ich Wert auf zu meiner Größe passenden Accessoires, etwa den Durchmesser von Armbanduhren. Aber dies war nicht so ohne weiteres möglich.
So erfüllte ich mir nach reiflicher Überlegung am 7. November des Jahres einen lang gehegten Wunsch. Stolze 311 Deutsche Mark, heute rund 160 Euro, kostete die stählerne Heuer Carrera 12 in einem Münchner Fachgeschäft. Schon in den Wochen zuvor hatte ich den Chronographen mehrfach ans Handgelenk geschnallt. Dabei empfand ich den Durchmesser der Uhr mit 36 Millimetern für mich eigentlich etwas zu klein. Aber Größeres gab es einfach nicht.

Dass im Gehäuse ein feines Handaufzugswerk vom Kaliber Valjoux 72 mit massivem Boden tickte, lernte ich übrigens erst später. Im Vordergrund stand die Funktion. Ans Öffnen der Gehäuseschale dachte niemand. Seinerzeit orientierte sich der Durchmesser der Uhr an jenem des darin montierten Uhrwerks. Letzteres maß 13 Linien oder umgerechnet knapp 30 Millimeter. Addiert man hierzu jeweils drei Millimeter Gehäusewandung, ergeben sich besagte 36 Millimeter Durchmesser.

Analog dazu schützten zum Beispiel 33-, 34- oder 35-Millimeter-Schalen die weit verbreiteten 12-linigen Herren-Kaliber mit 27 Millimetern Durchmesser.

Ecole dHorlogerie Geneve Patek Philippe Ref 2509 Gesicht Uhrenkosmos BU 11334

35 Millimeter misst diese Schul-Armbanduhr der Ecole d'Horlogerie Genève

Ecole dHorlogerie Geneve Patek Philippe Ref 2509 Staubdeckel Uhrenkosmos

Das Stahlgehäuse von Patek Philippe, Ref. 2509, besitzt einen zusätzlichen inneren Staubdeckel

Ecole dHorlogerie Geneve Patek Philippe Ref 2509 Werk Uhrenkosmos

Das 12-linige Handaufzugskaliber Patek Philippe 12'''-400 in der Schul-Armbanduhr

Das Werk bestimmt den Durchmesser

Von üppigen Werkhalteringen zur Vergrößerung der Gehäusemaße hielten die Techniker und Produktgestalter grundsätzlich  wenig. Sollte eine Armbanduhr opulenter in Erscheinung treten, verwendete man schlicht und einfach größere Uhrwerke gegebenenfalls auch aus dem Taschenuhr-Portfolio.
Beredte Beispiele sind die legendäre IWC Portugieser, die professionellen, 55 Millimeter messenden Pilotenuhren im Zweiten Weltkrieg oder die markanten Tauchermodelle aus dem Hause Panerai.

An dieser weit verbreiteten und prinzipiell auch untadeligen Praxis änderte sich bis in die 1980-er Jahre herzlich wenig.

Durchmesser von Armbanduhren

Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts startete ein deutliches Wachstum der Durchmesser der Uhren. Mit funktionalen Aspekten hatte dieser Zuwachs oftmals herzlich wenig zu tun. Im Vordergrund standen modische Erwägungen. Und das nicht nur beim männlichen, sondern auch beim weiblichen Geschlecht.

Ein Ring verhilft zur Größe

Weil an kostengünstigen Automatikkalibern wie Eta 2892 und Eta 2824 mit 25,6 mm Durchmesser oder ähnlichen Produkten eher wenige Wege vorbeiführten, gewann besagter Werkhaltering im Schaleninneren eine zunehmende Bedeutung. Freilich lässt sich die augenfällige Ästhetik des Ganzen nur schwer überrumpeln. Während man die Zeiger durchaus strecken konnte, macht das Datumsfenster oder eine kleine Sekunde unverhohlen deutlich, dass in einer großzügig bemessenen und somit dem Zeitgeist entsprechenden Schale offensichtlich Kleinformatiges tickt. 

Erstaunlich aber nicht zu widerlegen: Oftmals reichen schon ein oder zwei Millimeter Veränderung beim Gehäusedurchmesser aus, um den Auftritt einer Armbanduhr bemerkenswert zu verändern.

Probieren geht über studieren

Allein schon deshalb erscheint es unerlässlich eine Armbanduhr vor dem Kauf direkt am Handgelenk auszuprobieren. Die passende Größe kann entscheidend sein für eine lange Liebe oder womöglich auch eine mehr oder minder schnelle Scheidung.

Für ein erstes Screening des passenden Durchmessers einer Armbanduhr kann es übrigens hilfreich sein, die anvisierten Armbanduhren maßstabgerecht auf Fotokarton zu drucken mit der Nagelschere auszuschneiden und mit Hilfe von transparentem Klebeband am Handgelenk zu befestigen. Dies ist nicht wirklich elegant, aber verhilft tatsächlich zu einem ersten Eindruck der Größenverhältnisse.

Eine hilfreiche Alternative besteht in so genannten Try-On-Applikationen fürs Smartphone. Mit Augmented Reality bilden sie die Uhr dreidimensional auf dem eigenen Handgelenk ab. In Echtzeit umgesetzt werden dabei auch Bewegungen des Unterarms.

Essenzielles von Formex

Eine derartige App zum Evaluieren der passenden Gehäusegröße offeriert zum Beispiel die junge Uhrenmarke Formex. Die trendige Schweizer Marke verkauft ihre Zeitmesser ausschließlich übers Internet. Ihre erfolgreichste Serie ist die Linie Formex Essence. Bislang war sie nur mit 43 Millimetern Durchmesser erhältlich. Und das ist etlichen Uhrenliebhaberinnen und -liebhabern zu üppig dimensioniert.

Formex TryOn App

Daher stellt Formex seinem Bestseller eine 39-Millimeter-Essence zur Seite. Deren grundlegende Merkmale entsprechen hundertprozentig jenen der großen Schwester. Gemeint sind ein stoßsichernder Container, in dem ein COSC-zertifiziertes Automatikwerk von Kaliber Sellita SW-200 mit vier Herzt tickt. 

Die Essence ThirtyNine Automatic Chronometer COSC-Kollektion umfasst Modelle mit vier verschiedenen Zifferblättern, Glieder- oder Lederband. Im Formex-Onlineshop lässt sich die Wunsch-Armbanduhr zu Preisen ab 1.245 Euro vorbestellen. Sie Lieferung erfolgt ab Februar 2021. Und bei Nichtgefallen lässt sich der Kauf selbstverständlich rückgängig machen. 

Die neue Formex Essence Thirtynine bestätigt, dass Armbanduhren nach Jahren des Wachstums und großzügig bemessener Dimensionen auch wieder schrumpfen können. Einen Trend zu kleinen Uhr, also der früheren Normalität war, wird es jedoch mit Sicherheit nicht geben. 

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Kommentare zu diesem Beitrag

2 Kommentare

  1. Wolfgang Winter

    …. wieh hat ein schlauer Mann einmal so schön gesagt: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Überdies sollte neben der Größe der Uhr auch der Typus der Uhr zum restlichen Outfit passen. Hemd, Anzug, Krawatte – und dazu die feuerrote Hublot – das ist schon besonders. Aber auch die goldene Vacheron Constantin extra-flach zum T-Shirt und Jeans sieht schnell daneben aus.. 😉

    Antworten
  2. Mir persönlich gefallen die großen Uhren sehr gut. Dazu braucht man aber auch einen
    starken Arm. Also für starke Männerarme sind solche Uhren wie gemacht. Aber ich finde
    auch, dass große Uhren Frauen ganz gut stehen können. Es kommt halt immer drauf
    an, was man draus macht… ganz kleine, grazile Uhren gefallen mir zum Beispiel gar
    nicht…abgesehen davon, dass es das Ablesen der Uhrzeit deutlich schwieriger macht,
    wenn die Uhr so klein ist. 😉

    Antworten

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