Aus Erfahrung wird man klug
Die Erfahrung, die den Panerai Luminor Marina Modellen zu Grunde liegt, ist nicht neu. Nämlich, dass die besten Ideen uns Leere laufen können, wenn die Kunden nachlässig handeln. Das musste in denm späten 1920-er Jahren schon Hans Wilsdorf machen. Seine „Oyster“-Schalen besaßen eine Schraubkrone zum wasserdichten Verschließen. Weil das Verschrauben nach dem täglichen manuellen Spannen der Zugfeder mitunter nachlässig erfolgte, konnte das nasse Element zum Uhrwerk vordringen und dort erheblichen Schaden anrichten.
Rolex begegnete der ärgerlichen Problematik schließlich durch die Entwicklung des Rotor-Selbstaufzugs. Panerai hingegen setzte bei dem Modell Luminor auf den Bügel. Aber zunächst ein paar Worte, wie es dazu kam.
Bekanntlich lieferten die Genfer Rolex-Werkstätten an Panerai größere Exemplare der kissenförmigen „Austern“, in denen ein Taschenuhrwerk von Cortébert tickte. Das italienische Label steuerte dazu stark leuchtende Zifferblätter und Zeiger bei. So entstand die 1936 die professionelle Taucheruhr „Radiomir“. Der einprägsame Name verknüpft zwei italienische Termini. „Radio“ meint nichts anderes als Radium und „mira“ steht für Visier.
Im Eifer des Gefechts konnte es allerdings passieren, dass auch die damit ausgestatteten Kampftaucher die Krone nach dem Aufziehen des Handaufzugskalibers 620 nicht ordentlich zudrehten. Daran änderte auch die Verwendung von Angelus-Handaufzugswerken mit 8 Tagen Gangautonomie nicht. Deshalb entwickelte Panerai schon in den 1940-er Jahren ein völlig neues Dichtsystem mit Brücke und beweglichem Andruckhebel. Letzterer presste die Krone samt Dichtung fest gegen die Schalenflanke. Das nach dem Aufziehen weit abstehende Teil ließ sich beim besten Willen nicht übersehen. Nach erfolgreichen Tests durch die Militärs erhielt Panerai 1956 das Patent für die innovative „Luminor Marina“.
Wiedererkennungswert groß geschrieben
Dieser markante Zeitmesser hat sich im Laufe der Jahre zu einer echten Ikone entwickelt. Kein Wunder, dass Panerai eisern am markanten Gehäuse mit extrem hohen Wiedererkennungswert festhält. Die Kehrseite der an sich glänzenden Medaille: Wer eine oder mehrere „Luminor“-Modelle sein Eigen nennt, braucht nicht unbedingt noch ein weiteres Exemplar, das gleich oder zumindest sehr ähnlich aussieht. Daran ändert auch eine breite Palette unterschiedlicher Uhrwerke nichts. Da die in der Schweiz produzierten Produkte mit italienischen Wurzeln durchaus polarisieren, lässt sich überdies der Kundenkreis nicht beliebig erweitern.
Die kreative Lösung des Problems: Neuartige Gehäusematerialien, welche eine andere Optik bringen und den opulenten Armbanduhren mehr oder minder starke Alleinstellungsmerkmale verschaffen.
In diesem Sinn haben CEO Jean-Marc Pontrué und sein Panerai-Team für die virtuelle Watches & Wonders Uhrenmesse drei bemerkenswerte Luminor Marina Modelle aus der Taufe gehoben:
Panerai Luminor Marina DMLS – 44 mm – PAM01662
Hinter dem Kürzel DMLS versteckt sich eine besondere Verarbeitungsweise des antiallergischen Werkstoffs Titan, welcher der 44 Millimeter großen Armbanduhr die verblüffende Leichtigkeit des chronometrischen Seins verleiht. Konkret entsteht die Schale mit Hilfe des Direct Metal Laser Sintering. Diese 3D-Drucktechnologie bringt Titanpulver in hauchdünnen Schichten von jeweils nur 0,03 Millimeter auf. Das anschließende Sintern, sprich oberflächliche Schmelzen, Zusammenbacken und Verfestigen geschieht mittels Hochleistungs-Lichtleiterlaser. Auf diese Weise lassen während des Produktionsprozesses auch Hohlräume erzeugen.
Für Glasrand und Kronenschutz setzt Panerai auf Carbotech. Hierbei werden leistungsfähige, mit Polyether Ether Ketone (PEEK) Polymer hergestellte Karbonfasermatten um jeweils 15 Grad verdreht aufeinandergelegt und dann unter Druck bei einer vorgegebenen Temperatur untrennbar miteinander verbunden.
In der bis zu 30 bar wasserdichten Uhren-Schale verbaut Panerai das hauseigene Automatikkaliber P.9010 mit drei Tagen Gangautonomie, Fensterdatum sowie unabhängig vor- oder rückwärts verstellbarem Stundenzeiger. Beim Ziehen der Krone zum Zweck sekundengenauer Zeigerstellung stoppt die mit vier Hertz oszillierende Unruh. Vor dem mehrlagigen Leuchtzifferblatt drehen Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden. Durch ein Fenster zeigt sich das Datum. Panerai liefert die Uhr mit zwei Armbändern, Sportech und Kautschuk, sowie Wechsel-Werkzeug.
Der Preis: 15.000 Euro
Luminor Marina Fibratech – 44 mm
Mit 44 Millimeter großem, bis 30 bar wasserdichtem Gehäuse und dem sechs Millimeter hoch bauenden Automatikkaliber P.9010 bringt Panerai auch die neue Referenz PAM01663 auf den Markt. Ihre Schale entsteht aus einem bislang in der Uhrenbranche noch nicht verwendeten Material. Bei „Fibratech“ handelt es sich um einen der heutzutage immer beliebteren Verbundwerkstoffe, welcher seine Bewährungsprobe schon in der Luft- und Raumfahrt bestanden hat.
Als Basis dienen unidirektionale, ökologisch nachhaltige Mineralfasern, gewonnen durch das Schmelzen von Basaltgestein. Ähnlich “Carbotech” entstehen mit Hilfe von Polymeren dünnen Schichten, welche in genauer Ausrichtung übereinandergelegt sowie bei kontrollierter Temperatur und Druck verfestigt werden. Das Resultat ist 60 Prozent leichter als Stahl, extrem widerstandsfähig und ausgesprochen korrosionsbeständig.
Wie bei der vorgenannten Referenz PAM01662 entstehen Glasrand, Bügel und Andruckhebel aus Carbotech. Der unverbindliche Publikumspreis von 16.000 Euro beinhaltet wiederum zwei austauschbare Armbänder samt Werkzeug.
Panerai Luminor Marina Goldtech 44 mm
Um ein echtes Goldstück handelt es sich bei der Referenz PAM01112. Die Gemeinsamkeit mit den beiden zuvor beschriebenen Armbanduhren bestehen im Gehäusedurchmesser und dem aus 200 Komponenten assemblierten Automatikkaliber P.9010. Für die lediglich bis fünf bar wasserdichte Schale verwendet Panerai eine neuartige Rotgold-Legierung. Zum Feingold gesellen sich bei “Goldtech” 24 Prozent Kupfer und 0,4 Prozent Platin. Durch diesen Mix entsteht nicht nur der warme Farbton, sondern auch eine höhere mechanische Festigkeit und größere Widerstandsfähigkeit gegen Oxidation.
In diesem Fall zeigt sich das verbaute Uhrwerk durch einen Sichtboden. Für 22.900 Euro gibt es ein Armband aus Alligatorleder sowie zum Wechseln auch eines aus Kautschuk. Ferner findet sich in der Box ein spezieller Schraubenzieher.
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