Sammeln aus Leidenschaft
Von Personenkult hält Patrick Getreide eher nichts. Viel dagegen vom Kult rund um seine The Oak Collection genannte Uhrensammlung. Selbige hat er während rund 40 Jahren zusammengetragen. Mit Fug und Recht verdient sie das Prädikat atemberaubend. Mehr als 600 Zeitmesser nennt der vermögende Franzose sein Eigen. Im Gegensatz zu anderen hochrangigen Sammlern, die ihre tickenden Preziosen gerne verstecken, präsentiert er der Öffentlichkeit nun einen wichtigen Teil seiner umfassenden OAK Kollektion.
Mit dem deutschen Wort Eiche haben die drei Buchstaben OAK übrigens nichts zu tun. Sie stehen für One-of-A-Kind, was den einzigartigen Charakter des im Laufe der Jahrzehnte mit Liebe, Passion und Verstand Erworbenen unterstreicht. Für die Ausstellung im Londoner Designmuseum hat Patrick Getreide eine Auswahl von 160 Exponaten getroffen, welche das Herz jedes Uhrenliebhabers spontan höherschlagen lässt.
Der größte Teil dessen, was vom 19. bis 25. Mai 2022 an der Themse zu sehen ist, stammt von Patek Philippe. Zu dieser Traditionsmanufaktur und ihren Produkten hat der aus eigener Kraft Aufgestiegene eine besondere Relation. In Paris entdeckte er die 1986 lancierte Referenz 3970.
Und er verliebte sich so sehr in den edlen Chronographen mit ewigem Kalender, dass er einen bestellte. Als die Armbanduhr nach einiger Zeit beim Konzessionär eintraf, mangelte es jedoch am nötigen Kleingeld. Durch eine Anzahlung und allmähliches Abstottern über 18 Monate hinweg kam das Geschäft gleichwohl zustande.
Oak Collection
Zu diesem Zeitpunkt besaß Patrick Getreide, dessen Passion für Uhren bereits im Alter von zehn Jahren entflammte, mehrere Armbanduhren von rund 50 verschiedenen Marken. Den Anfang der Oak Collection markierte eine goldene Cartier Tank von 1980, bezahlt mit dem Erlös einer Wette auf den Sieg des familieneigenen Rennpferds.
Nach eigenem Bekunden gestaltete sich der Kauf erstrebenswerter Patek Philippe-Modelle in Paris eher schwierig. Entweder winkten die Konzessionäre ab oder Patrick Getreide musste länger warten, als ihm lieb war. Abhilfe schaffte die Begegnung mit Thierry Stern. Nach einem ausgiebigen Gespräch empfahl der Präsident des Familienunternehmens ein Treffen in Genf und den Besuch in der dortigen Markenboutique. Damit war das Eis gebrochen. Fortan entwickelte sich eine sehr gedeihliche Uhr-Beziehung.
Neben neuen Zeitmessern wandte sich der Sammler auch tickenden Objekten vergangenen Epochen für die Tasche oder das Handgelenk zu. Egal, ob alt oder neu: Die Exponate umfasst Schlichtes und Kompliziertes in allen erdenklichen Gehäusematerialien. Zum Neid erweckenden Spektrum der Nur-Zeit-Modelle gehören beispielsweise auch die Referenzen 570, 2510, 2511 oder 2526. Weil Komplikationen von Patek Philippe keineswegs fehlen dürfen, hat sich Patrick Getreide auch mit diesem Metier ausgiebig beschäftigt. Chronographen, Repetition, Tourbillon, Weltzeit … nahezu nichts gibt es, was es in dieser Uhrensammlung nicht gibt. Dazu die extrem raren und deshalb von Patek Philippe fast nur an einen ausgesuchten Kreis von Liebhabern abgegebenen Objekte seltener Handwerkskünste.
Nur Rares ist Wahres
Apropos: Rarität ist, wie Patrick Getreide während mehrerer Gespräche in London betonte, eines seiner elementaren Argumente bei der Zusammenstellung seiner Sammlung.
Ein weiteres Kriterium ist der Zustand. Mit weniger als dem Prädikat hervorragend gibt er sich nicht zufrieden. Des Weiteren spielt die Ästhetik eine wichtige Rolle.
Aus dieser Entscheidung erwuchs im Laufe der Jahre eine mächtig beeindruckende Kollektion so genannter Calatrava-Modelle. Sie umfasst alle Gehäusematerialien von Stahl über Gold bis Platin. Dazu seltene oder teilweise sogar einzigartige Zifferblätter. Da kann man einfach nur den Hut ziehen.
Auf mehreren Beinen stehen
Auch einen weiteren Einkaufs-Aspekt bringt Patrick Getreide unverblümt zum Ausdruck:
Dem kann man beim Blick auf die immens breite Palette nur zustimmen. Trennen mag sich Patrick Getreide deshalb auch von keinem Stück mehr.
Im Gegensatz zu seinen Uhren hat sich Patrick Getreide jedoch von den meisten seiner einstmals 48 Autos gelöst.
Gute Argumente
Bleibt zum Schluss die Frage, warum Mann mit einer derartigen Kollektion, welche nach dem Patek Philippe-Museum die umfassendste Sammlung von Taschenuhren aus dem ehemaligen Besitz des amerikanischen Bankiers Henry Graves jr. beinhaltet, ans Licht der Öffentlichkeit geht.
Wissenswerte Fakten zur OAK Collection:
Erster Kauf: Cartier Tank von 1980, erworben mit dem Gewinn aus einer Pferdewette.
Die älteste Uhr:
Patek Philippe für Henry Graves Jr., flache Savonnette mit Minutenrepetition, hergestellt 1927. Einzigartige Provenienz und neuwertiger Zustand.
Die größte Uhr in der Sammlung:
Patek Philippe für Henry Graves Jr., Taschenuhr mit Tourbillon, Durchmesser 48 mm.
Die kleinste Uhr in der OAK Collection:
Patek Philippe Referenz 96 mit 30,5 Millimeter messender Platinschale.
Die einzige Uhr mit Quarzwerk in der OAK Collection:
Patek Philippe Nautilus Referenz 3800, Unikat, hergestellt auf besonderen Wunsch eines Arztes
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