Der Breitling Chronomat Chronograph und seine Geschichte

Breitling Chronomat Chronograph: Ein neuer Chronograph mit langer Geschichte

Unter der Ägide von Georges Kern ist die Baselworld für Breitling vorerst einmal Vergangenheit. Zur Vorstellung seiner neuen Produkte setzt der CEO lieber auf Roadshows. Weil diese im Frühjahr 2020 wegen der Corona-Krise zwangsläufig ins Wasser fallen, erfolgt die Vorstellung des neuen Breitling Chronomat auf virtuelle Weise.

von | 16.04.2020

Chronomat chronograph zum Ersten

Genau genommen reichen die Wurzeln des neuen Breitling Chronomat Chronograph weit zurück, genau gesagt bis ins Jahr 1941. Das Premierenmodell basierte auf einer Patentschrift, welche Willy Breitling schon 1940 hinterlegt hatte. Sie galt einer funktionalen Instrumentenuhr mit Chronograph und kreisförmigem Rechenschieber. Insofern verstand sich der Name als Kürzel aus Chronograph und Mathematik. Das ausgeklügelte System gestattet es, vielerlei Messungen und mathematische Operationen rasch und relativ unkompliziert vorzunehmen: Tachymeter, Entfernungen, Pulsfrequenz, Takte, Multiplikationen, Divisionen, Dreisätze, Produktionsberechnungen usw. Dieser neue Zeitmesser fand spontan viele Liebhaber in Sport und Industrie. Techniker wussten die besonderen Fähigkeiten überaus zu schätzen, denn sie erleichterten den beruflichen Alltag.

Der anschließend in Versionen mit unterschiedlichen Gehäusen und Zifferblättern gefertigte „Chronomat“ kann als Urahn des legendären „Navitimer“ gelten. Im 1941 erstmals beworbenen „neuesten Sprössling der Familie“ tickte das Kaliber 175 von Venus. Als Besonderheit verfügte es über einen 45-Minuten-Zähler, welcher vor allem Fußballfans sehr erfreute.

1942 präsentierte Breitling eine „Chronomat“-Version mit Mondphasenanzeige unterhalb der „12“. Konzentrisch dazu verfügte das 14-linige Handaufzugskaliber Venus 184 über ein Zeigerdatum. Mit von der Partie war ferner ein 12-Stunden-Zähler.

Aus Chronomat wird Chrono-Matic

Bekanntlich gehörte Breitling zu jenem Konsortium, welches 1969 den weltweit ersten Automatikchronographen mit Modulwerk und Selbstaufzug durch einen Mikrorotor lancierte. Der in diesem Zusammenhang vorgestellte „Chrono-Matic“ stach durch sein ungewöhnliches Erscheinungsbild ins Auge. Die zur „9“ verlagerte Aufzugskrone wies auf deren fortan untergeordnete Bedeutung hin. Wie gewohnt in der rechten Gehäuseflanke fand sich nur noch das Drückerpaar zur Steuerung der Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Die spontan einsetzenden Begehrlichkeit dieses Armbandchronographen verwundert also nicht.

 

Gleichzeitig stand die Zeitmessung vor ihrer größten Revolution überhaupt. König Quarz schickte sich an, das Zepter in die Hand zu nehmen und nicht mehr loszulassen. Sein Wirken blieb nicht ohne Einfluss auf Breitling.

Rückkehr des Chronomat

1979 übernahm Ernest Schneider das finanziell gebeutelte Familienunternehmen. Unter seiner Obhut entstand ein Markenprofil, das sich noch stärker als bisher am Sport und der Fliegerei orientierte. 1983 waren Quarzuhren zwar ein solides Standbein geworden, doch auch in Grenchen mochte niemand so recht an das endgültige Aus mechanischer Chronographen glauben. Die anfangs zaghafte Renaissance der Mechanik ging einher mit einem Studium der Firmenarchive. Und dort fand sich ein echter Meilenstein namens „Chronomat“. Ergo lag es förmlich auf der Hand, diesen Namen zum 100. Markenjubiläum im Jahr 1984 mit neuem, aber gestalterisch auch andersartigem Leben zu erfüllen.

Merkmale des neuen „Chronomat“

‑     Aus Sicherheitsgründen ließ sich der markante Glasrand nur in einer Richtung drehen.

‑     Lünettenreiter erhöhten die Griffigkeit und schützten das beidseitig entspiegelte Saphirglas vor Stößen.

–   Wenn gewünscht, konnte man diejenigen mit der Gravur 15 und 45 vertauschen. Auf diese Weise war es möglich, Zeitintervalle vorwärts oder rückwärts zu messen.

‑     Das Gehäuse mit doppelt gesicherter Aufzugskrone widerstand dem Druck des nassen Elements bis zu zehn bar.

‑     Die ergonomisch geformten Drücker waren auch mit Handschuhen sicher zu betätigen. 

Beim verbauten Valjoux‑Automatikwerk vom Kaliber 7750 erfolgten verschiedene Modifikationen zur Steigerung der Belastbarkeit. Die Regulierung erfolgte auf eine tägliche Ganggenauigkeit zwischen plus sechs und zehn Sekunden.

Nicht zuletzt wegen dieser Summe herausragender Eigenschaften erkoren die Piloten der „313. Gruppo Addestramento Aerobatico“ der italienischen Luftwaffe, besser bekannt als Frecce Tricolori, diesen Chronographen zu ihrer „Dienstuhr“.Immerhin treten bei ihren akrobatischen Vorführungen Beschleunigungskräfte bis zu 10 G auf.  Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums dieses rundherum erfolgreichen Modells stellte Breitling 1994 eine limitierte Sonderedition des „Chronomat“ vor.

Der Breitling Chronomat Chronograph der neuesten Generation

2020 geht bei Breitling neben der schönen Edition des Breitling „Zorro“ Top Time Chronographen auch die neueste Generation des „Chronomat“ in verschiedenen gestalterischen Versionen an den Start. Allesamt knüpfen sie mehr oder minder stark an die lange zurückreichende Geschichte. Aktuell gesellt sich jedoch auch das 2009 anlässlich des 125. Geburtstags eingeführte Manufakturkaliber B01 hinzu. Seine Merkmale: beidseitig wirkender Kugellagerrotor-Selbstaufzug, 70 Stunden Gangautonomie, Fensterdatum, Schaltradsteuerung des Stoppers, vertikale Reibungskupplung sowie 30-Minuten- und 12-Stunden-Totalisator, COSC Zertifizierung.

Schutz gegen Staub, Wasserdruck bis zu 20 bar und sonstige Unbilden des Alltags bietet ein 42 Millimeter großes Stahlgehäuse. Im Gegensatz zu 1984 sind alle Reiter fest in die nur einseitig verstellbare Lünette integriert. Mit grünem Blatt präsentiert sich der „Bentley Chronomat“. Eine Bicolor-Version offeriert Glasrand, Drücker und Krone aus massivem Rotgold. In diesem Fall lässt Breitling auch Teile des Gliederbands aus diesem warmen, edlen Werkstoff fertigen.

06 28 Two tone Chronomat B01 42 with a blue dial and tone on tone REF UB0134101C1U1 scaled

Stahl und Rotgold: Breitling Chronomat B01 42-Bicolor, Ref. UB0134101C1U1

Qual der Wahl besteht bei den Zifferblattfarben. Insgesamt stehen deren fünf zur Verfügung. Die farblich abgesetzten Felder für die Permanentsekunde sowie die beiden Zählzeiger weisen heutzutage zwingend auf die Verwendung der hauseigenen Mechanik mit Stoppfunktion hin. Keiner wirklichen Logik folgend ist die Verwendung eines roten Chronographenzeigers in Verbindung mit hell gefärbten Totalisatoren. Hier gaben traditionsbedingte Aspekte den Ausschlag.  

Preise gibt es natürlich auch: Edelstahl pur schlägt mit 7.950 Euro zu Buche. Das Breitling Bentley-Modell mit grünem Zifferblatt kostet 8.100 Euro. Für 11.800 Euro ist schließlich die Bicolor-Version mit blauem Zifferblatt zu haben.

Kupfer auf dem Zifferblatt statt im Gehäuse - der Pandalook Breitling Chronomat B01 42, Ref. AB0134101K1A1

Besticht durch ein kupferfarbenes Zifferblatt im Pandalook: Breitling Chronomat B01 42, Ref. AB0134101K1A1

Uhrenkosmos Modell-Steckbrief 

Hersteller

Breitling

Name

Chronomat B01 42

Referenz

AB0134101G1A1, AB0134101K1A1, AB0134101C1A1  – Edelstahl

AB01343A1L1A1 – Edelstahl Bentley

IB0134101G1A1 – Bicolor

Premiere

April 2020

Uhrwerk

Manufakturkaliber B01 – COSC zertifiziert

Aufzug

Automatisch durch beidseitig wirkenden Kugellagerrotor

Durchmesser

30 Millimeter

Bauhöhe

7,2 Millimeter

Komponenten

346

Unruhfrequenz

vier Hertz

Gangautonomie

ca. 70 Stunden

Anzeige

Stunden, Minuten, Permanentsekunde bei „9“, Fensterdatum

Zusatzfunktionen

Chronograph mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler

Gehäuse

Edelstahl oder Bicolor mit Rotgold-Lünette, -Krone und -Drückern

Durchmesser

42 Millimeter

Höhe

15,1 Millimeter

Wasserdichte

20 bar

Armband

Edelstahl-Gliederband (bei der Bicolor-Variante mit Rotgold-Elementen

Preise

7.950 Euro, 8.100 Euro (Bentley) und 11.800 Euro (Bicolor)

Limitierung

keine

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Kommentare zu diesem Beitrag

3 Kommentare

  1. Hallo Uhren Kosmos (Herr Gisbert L. Brunner),

    Die Präsentation von George Kern war wirklich sehr professionell und gut gemacht und im Gegensatz zu früher hat dieser CEO sehr an sich gearbeitet, was ich ihm so nicht zugetraut habe. Die Chronomat 42 ist für mich die erste Breitling Uhr, die ein eigenes Design hat und nach den vielen verunglückten Uhren, wo keiner so wusste wohin eigentlich die Reise geht. Entweder wurden nur Retro Uhren herausgebracht oder vorhandene Referenzen verschlimmbessert. Ich habe lange nicht gewusst, was ich von dieser Uhr halten soll und bin zu dem Entschluss gekommen ich kann mich für Sie nicht richtig begeistern, für mich eher Durchschnitt. Was ich auch sehr Schade finde ist, das Weglassen des Ankers am Sekundenstopper und dem Wing Logo.

    Ich kann mich einfach nicht für das minimalistische begeistern. Breitling war für mich eine Nischenmarke, die gerade dies ausgezeichnet hat anders zu sein. Neues auf jeden Fall aber einzigartig, aber dies will glaube ich die neue Führung nicht, sondern neue Märkte erobern durch braves Design.

    Alexander

    Antworten
    • Wolfgang Winter

      Sie haben mit Ihrem Kommentar eine guten Punkt gemacht. Schließlich geht es um die wichtige Frage, ob und wieweit, sowie wie schnell sich eine Marke und das Design verändern darf. Nur ohne Wandel, bleibt die Marke stehen und fällt international zurück. Wird zuviel geändert, verlieren die Produkte ihr Profil und ihre Identität. Dieses Modell scheint zum Beispiel durchaus den Geschmack vieler Uhrenliebhaber getroffen zu haben, da die Uhr schnell Käufer gefunden hat. Nur ist Uhrenkosmos.com stets nur Chronist und Beobachter, bzw. geben wir Aufschluss über Technik und Geschichte. Letztendlich entscheiden die Käufer und die Märkte, wie der Wandel und die Weiterentwicklung einer jeden Marke angenommen wird. 🙂

      Antworten
  2. Das ist es was gewisse Marken ausmacht. Die Einzigartigkeit mit Merkmalen, die sonst keine Marke hat.
    Natürlich muss man das auch aus wirtschaftlicher Sicht sehen, wo ich die Hersteller verstehen kann, wenn Uhren
    für die breite Masse angepasst und verkauft werden. Schließlich gibt es genügend Konkurrenz in der Branche,
    die immer auf dem neuesten Stand ist und man somit natürlich mitgehen sollte.

    Antworten

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