S. Bianchi: Baselworld künftig ohne LVMH Marken

TAG Heuer, Zenith und Hublot verlassen Basler Uhrenmesse

Die Baselworld verliert mit TAG Heuer, Zenith und Hublot ihre letzten Zugpferde. Stephane Bianchi analysiert im Interview so freundlich wie schonungslos die Fehler von Basel und die Alternativlosigkeit der Top Uhrenmarken gemeinsam mit Rolex, Patek Philippe, Tudor, Chanel und Chopard nach Genf zur SIHH/Watches&Wonders zu gehen. Es sieht schlecht aus für Basel.

von | 17.04.2020

Rien ne vas Plus für die Basler Uhrenmesse

Der Anfang vom Ende zeichnete sich schon 2018 ab, als die mächtige Swatch Group nach dem Ende der Baselworld quasi aus der Hüfte heraus schoss und ihre künftige Teilnahme verweigerte. Mit dem Ausscheiden nicht nur wichtiger, sondern das Geschehen in jeder Hinsicht dominierender Aussteller im Jahr 2020 scheint das Aus der Basler Messe und ihrer verschiedenen Aktivitäten auf dem Gebiet der Uhren besiegelt.
Nach Rolex, Patek Philippe, Chanel, Chopard und Tudor haben am 17. April 2020 auch Hublot, TAG Heuer und Zenith ihren Exodus erklärt. Damit verabschieden sich die letzten drei wichtigen Uhrenmarken, welche die Uhrenmesse Basel für Presse und interessierte Uhrenliebhaber attraktiv gemacht haben.

Für Stéphane Bianchi, den CEO der Watch Division des LVMH-Konzerns und in Personalunion CEO von TAG Heuer resultiert die Entscheidung gegen Basel und die Baselworld  „nicht nur aus einer Sache, wir sprechen von einer Akkumulierung vieler Dinge. In diesem Zusammenhang möchte ich dem gegenwärtigen Management keinen Vorwurf machen. Das hat sich über die Jahre hinweg entwickelt. Daher war es nun auch für uns unmöglich, länger im Rahmen der Baselworld auszustellen.“

Stephand Bianchi, CEO der LVMH Watch Division

Stephane Bianchi, der CEO ist sich der Bedeutung der LVMH Entscheidung für die Messe Basel bewusst.

Ein Standort für alle Marken

Uhrenkosmos: Welche Bedeutung hat in Ihren Augen eine Messeveranstaltung generell?

Stephane Bianchi: Aus meiner Sicht muss eine solche Messe die gesamte Industrie repräsentieren. Wenn sich nun jedoch derart viele Marken aus Basel verabschieden, ergibt das Ganze keinen Sinn mehr. Die Industrie hat sich jetzt nach Genf orientiert und wir werden dorthin folgen. Der Zweck einer Messe besteht schließlich darin, dass so viele Menschen wie möglich kommen und so viele Uhrenmarken wie möglich besuchen und erleben können. Die Konzentration auf einen Termin in Genf ist gut für alle. Für den Einzelhandel, für die Presse und für alle anderen, die sich für Uhren interessieren.

Wie sehen Sie die Terminfrage?

Für uns wäre der Januar-Termin grundsätzlich gut gewesen, aber nur dann, wenn eben alle im Januar ausstellen und das internationale Publikum einmal anreisen muss. Zwei zeitlich getrennte Messen gehen gar nicht. Februar oder März wären auch gut gewesen. Optimal ist das erste Quartal eines Jahres. Mai ist für uns hingegen grundsätzlich ein wenig spät.

Aber der Genfer Automobilsalon hat beim Palexpo traditionsgemäß Vorrang. Inklusive Auf- und Abbau ist der März quasi blockiert.

Stimmt. Und das muss man in die terminlichen Überlegungen einbeziehen. Was jedenfalls nach unserer aktuellen Entscheidung sehr gut ist, ist die Tatsache, dass es eine Messe für diese Industrie zu einem Zeitpunkt an einem Ort geben wird. Und zwar in Genf. Das Datum muss dahinter zurücktreten.

Sie favorisieren ein Miteinander in Genf?

Absolut. Auf jeden Fall wollen wir mit den anderen Marken zusammen im Palexpo ausstellen. Wir streben definitiv keine eigenständige Veranstaltung der LVMH-Marken an. Darüber müssen wir jetzt mit allen Beteiligten in Verhandlung treten. Ich denke oder hoffe, dass es im Messegebäude genügend Platz für alle interessierten Marken gibt. Wir werden sehen, wie Watches & Wonders auf der einen sowie Rolex & Co. auf der anderen Seite die Dinge managen werden. Schließlich sind es zum Beispiel nicht die gleichen Messestände. Daher müssen wir jetzt einmal das neue Reglement abwarten.  

Alternativlos

Ein Aspekt des Zusammenrückens besteht ja auch im Teilen der übergeordneten Kosten.

Die FHH als Veranstalterin ist in diesen Dingen sehr erfahren. Ich bin zuversichtlich, dass hier gute Lösungen auf den Tisch kommen und alles perfekt gemanagt wird. In Basel herrschte ein schlechtes Management. Das gilt auch für die Hotellerie, welche die Preise zur Messe verfünffacht hat. Auch die Hotels werden nun ihren Preis für das Desaster bezahlen. Die Ereignisse sind für ganz Basel ein echtes Drama. Aber da können wir nicht helfen. Es ist nicht unsere Schuld.

Wie sieht Ihre Prioritätenliste aus?

Wir müssen nun nach vorne blicken und sehen, wie wir zu guten Lösungen kommen. Wir sind ja auch Mitglieder der FHH (Fondation Haute Horlogerie). Und ich habe schon vor einiger Zeit mit Fabienne Lupo, der FHH-Chefin gesprochen. Aber da hatten wir uns noch für die Baselworld verpflichtet. Und diese Verpflichtung habe ich selbstverständlich respektiert. Immerhin hatten wir schon für Basel 2020, jetzt 2021 bezahlt. Aber nun wurden die Karten neu gemischt und da gab es für uns keine Alternative zum Verlassen der Baselworld.

Apropos Bezahlung. Bekommen Sie von der MCH Geld zurück?

Gegenwärtig wissen wir nicht, ob wir nach dieser Entscheidung etwas von unserem vorausbezahlten Geld wiedersehen. Das wird sich innerhalb der nächsten Wochen zeigen.

Wann zeigt TAG Heier die Neuheiten 2020?

Ich hoffe im Juli, wenn sich der Trubel um den Coronavirus wieder gelegt hat, die Geschäfte öffnen und die Menschen wieder mehr Lust auf Uhren verspüren. Mit unserer neuen Carrera stehen wir jedenfalls in den Startlöchern.

Vielleicht, das sei zum Schluss prognostiziert, trifft sich die Luxus- Uhrenbranche mit Ausnahme der Swatch Group nach diesen turbulenten Ereignissen zum jahrelang gewohnten SIHH-Termin in der Mitte des Monats Januar. Nicht am Rhein, sondern fortan an der Rhône.

.. nun wurden die Karten neu gemischt und da gab es für uns keine Alternative zum Verlassen der Baselworld.

Stephane Bianchi

CEO , LVMH Watch Division

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