Vom Wert der analogen Zeitanzeige
Die Tatsache, dass die allermeisten Armbanduhren mit analoger Zeitanzeige keine 24 Stundenanzeige, sondern einen 12-Stunden-Zeiger besitzen, kommt nicht von ungefähr. Allein aus der Stellung der Zeiger zueinander lässt sich mit einem Blick erfassen, was es gerade geschlagen hat.
Allerdings gibt es seit jeher Menschen, deren Beruf, Aufenthaltsort oder Lebensweise eine Orientierung an den aktuellen Lichtverhältnissen erschwert. Für sie entwickelte die Uhrenindustrie Zeitmesser, bei denen der Stundenzeiger pro Tag nur eine Umdrehung vollzieht.
Schon während des Ersten Weltkriegs konnten beispielsweise Soldaten in dunklen Bunkern auf Armbanduhren mit 12- und 24-Stunden-Zeiger blicken. Starke Popularität erlangte dieser Typus Zeitmesser jedoch erst ab den frühen 1950-er Jahren.
Einen wichtigen Impuls für die Entwicklung von Uhren mit 24 Stundenanzeige lieferte das Internationale Geophysikalische Jahr, kurz I.G.J. genannt. Konkret währte es vom 1. Juli 1957 bis zum 31. Dezember 1958. Allein schon wegen der Dauer handelte es sich jedoch nicht um ein Jahr im astronomischen Sinn.
Bei diesem Geophysikalischen Jahr ging es darum, die Erkenntnisse rund um unseren Heimatplaneten zu erweitern. Hierzu hatten sich Forschungsinstitutionen aus 56 Nationen auf dem Gebiet der Geophysik zusammengetan. Die Bemühungen galten u.a. der Wetterkunde, Strahlungsforschung, kosmischen Ultrastrahlung, Aeronomie, Ionosphärenforschung, Ozeanographie, Gletscherforschung und dem Erdmagnetismus speziell in den Polargebieten. Außerdem hatten sich 22 Forschungsschiffe auf Entdeckungsreisen begeben. Zu verzeichnen waren auch Raketenaufstiege und künstliche Erdsatelliten.
Seit 1954 am Markt
Bei all diesen Unternehmungen brauchte es natürlich belastbare und vor allem wasserdichte Armbanduhren mit 24 Stunden-Indikation. In jener Epoche des Aufbruchs gelangte eine ganze Reihe unterschiedlicher Modelle auf den Markt. Mit das Erfolgreichste war die bereits 1954 lancierte Rolex GMT-Master mit 12 und 24 Stunden-Zeiger. Das Modell gibt es bis in die Gegenwart, allerdings ließ sich bei den ersten GMT Master Modellen der 12-Stunden-Zeiger noch nicht unabhängig verstellen.
1956 stellte die in Biel beheimatete Glycine Watch Co. SA. ihre Airman vor, ausgestattet mit dem Automatikkaliber 1701 von AS.
Der Stundenzeiger dieser Armbanduhr umrundet das Zifferblatt während eines ganzen Tages. Insofern verlangt das Ablesen der Zeit nach genauem Hinsehen und vor allem Gewöhnung.
Damals setzte sich auch die 1874 von Dietrich Gruen in Biel gegründete Firma mit der Thematik auseinander. Gruen Watch strebte eine Armbanduhr an, welche gute Ablesbarkeit und 24-Stunden-Indikation in sich vereinigte. In diesem Sinne entstand die patentierte Super G. Das schlichte runde Modell wandte sich an Sportler, Forscher, Militärs und Reisende, welche beim Ablesen der Uhrzeit Fehler unbedingt vermeiden wollen.
Zu diesem Zweck entwickelten die Techniker eine geradezu verblüffende Indikation: Unter dem Zifferblatt verbirgt sich ein Ring mit den Stundenziffern 1 bis 12 und 13 bis 24.
Um etwa zehn Minuten vor ein Uhr schaltet ein Mechanismus die Anzeige um von 1 bis 12 auf 13 bis 24. Und um zehn vor 13 Uhr rückt er wieder die Ziffern 1 bis 12 ins Blickfeld.
In der 35 Millimeter messenden Gruen Precision Armbanduhr mit verchromtem Oberteil und Stahlboden tickt das 11½-linige Handaufzugskaliber N 510 SS mit 2,5 Hertz. Seine Gangautonomie beträgt ungefähr 42 Stunden.
24 Stundenanzeige
Diese Form der Stunden-Indikation griff übrigens die Ulysse Nardin Innovision 2 bei zum Genfer Uhrensalon SIHH 2017 wieder auf. So funktioniert das Kaliber.
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