Viel Gold fürs Geld
Zugegeben: 53.200 Euro sind nicht gerade ein Pappenstiel. So viel verlangt Rolex für eine neue Version der Oyster Perpetual Deepsea. Für dieses Geld bekommen die vermutlich fast ausschließlich männlichen Käufer in der Tat auch einiges geboten. Nicht weniger als 322 Gramm bringt der aus Genf gelieferte Rolex Deepsea Gelbgold-Tiefsee-Bolide standardmäßig auf die Waage.
Zieht man großzügig etwa 100 Gramm für Glas, Uhrwerk, Zifferblatt, Titanboden, Heliumventil etc. ab, erhalten die Kunden 222 Gramm 18-karätiges Gelbgold. Darüber hinaus können sie sich rühmen, die schwerste massivgoldene Taucheruhr am Handgelenk bei sich zu tragen. Angesichts des in den vergangenen Monaten massiv gestiegenen Goldpreises kann man zurecht von einem fairen Angebot des Hauses Rolex sprechen. Gemäß aktuellem Preislevel liegt allein der Goldwert dieser Armbanduhr bei rund 11.750 Euro. Hinzu gesellen sich die Verarbeitungskosten für das Gehäuse mit Monoblock-Mittelteil und das dreireihige Oysterband.
Ringlock, Titanboden und Heliumventil
Erzählen lässt sich bei passender Gelegenheit auch, dass jedes Exemplar, welches die Genfer Ateliers verlässt, dieser immensen Belastung und noch einigen bar mehr problemlos standgehalten hat. Rolex prüft die Uhren mit speziell entwickelter Gerätschaft. Zu den technischen Aspekten gehört eine patentierte Gehäusestruktur. Das so genannte Ringlock System basiert auf dem funktionalen Zusammenwirken dreier Elemente. Dazu gehört einmal der mit Stickstoff behandelte Hochleistungsring zwischen Uhrglas und Gehäuseboden. Er hält dem Wasserdruck auf Glas und Boden stand. Ferner ist das synthetische Saphirglas logischer Weise deutlich dicker als das weniger belastbarer Oyster-Modelle. Es misst 5,5 Millimeter in der Höhe und lässt die ganze Uhr am Handgelenk stattliche 17,7 Millimeter auftragen. Das ist ein unabdingbarer Tribut an die enorme Wasserdichte.
Präzision über und unter Wasser
Im Gehäuse verbaut Rolex die neueste Werkegeneration. Das 2016 vorgestellte Manufakturkaliber 3235 ist eine während mehrerer Jahre entwickelte Evolutionsstufe des 3135. 14 Patente schützen das Automatikwerk mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor. Seine Chronergy-Hemmung mit nur 1,25 mm breiten Ankerpaletten besitzt einen 15 Prozent höherem Wirkungsgrad. Anker und Ankerrad entstehen im präzisen fotolithographischen LiGA-Verfahren aus paramagnetischen Nickel-Werkstoffen.
Im Verbund mit einer längeren Zugfeder tickt das Vier-Hertz-Oeuvre rund 70 Stunden am Stück. Magnetfeldern widersteht die frei schwingende Parachrom-Unruhspirale. Das Bestehen der offiziellen COSC-Zertifizierung ist Pflicht. Danach muss die ganze Uhr noch auf den spezifischen Rolex-Prüfstand.
Das Haus verlässt sie nur, wenn sich ihre maximale Gangabweichung in einem Tagesdelta von vier Sekunden bewegt. Mit anderen Worten: Während 24 Stunden darf sie über und natürlich auch unter Wasser höchstens zwei Sekunden nach- oder um den gleichen Betrag vorgehen. Das und die zuverlässige Funktion garantiert Rolex ganze fünf Jahre lang rund um den Globus.
Rolex Deepsea Gelbgold
Damit kommen wir nochmals zurück zum aufgerufenen Publikumspreis von 53.200 Euro für die Rolex Deepsea Gelbgold, Referenz 136668LB. Mit tiefschwarzem Zifferblatt kostet die stählerne Oyster Perpetual Deepsea, Referenz 136660, unverbindliche 14.850 Euro. (Die l Rolex Deepsea Challenge RLX Titaniumin hatten wir hier auf Uhrenkosmos bereits vorgestellt.) Der Unterschied beträgt also 38.350 Euro. Und das scheint mir angesichts der großen Menge Goldes durchaus moderat und fair kalkuliert.
Bei dieser Gelegenheit denke ich zurück an die diesjährige Genfer Uhrenmesse Watches and Wonders. Zwischen einer Lederbanduhr mit Titan- und Roségoldgehäuse lagen sage und schreibe 37.800 Euro Preisdifferenz. Die Rechtfertigung, dass es dafür ja schließlich 50 Gramm Gold gebe und das höherpreisige Produkt limitiert sei, mochte mir beim besten Willen nicht in den Kopf gehen. 11.700 Euro für Titan konnte ich problemlos akzeptieren. 49.500 Euro lösten hingegen Kopfschütteln aus.
So gesehen ziehe ich meinen Hut vor Rolex. Hätte man die neue Oyster Perpetual Deepsea mit 63.500 Euro bepreist, wäre das für Fans der schweren Rolex Deepsee in Gelbgold sicher auch noch in Ordnung gegangen.
0 Kommentare