Punze
Punze ist kein wirklich oft gebrauchtes Wort. Das Wort hat überdies eine klassische Doppelbedeutung. So bezeichnet eine Punze entweder den Stempel im Gehäuse einer Uhr oder eines Schmuckstücks oder man meint mit dem Wort Punze den Stempel, mit dem der Stempeldruck aufgebracht wird.
Trotzdem ist jedem ernsthaften Sammler von alten Uhren das Wort Punze bestens geläufig, verrät die Punzierung auf dem Uhrengehäuse einiges über den Feinmetallgehalt des Gehäuses, den Hersteller bzw. das Land seiner Herkunft.
Die Uhrwerk Punze hingegen zeigt, wenngleich oft erst nach intensivem Suchen auf dem Kaliber, den Hersteller des Uhrwerks, bzw. den Lieferanten des Basiskalibers. Dies ist insbesondere dahingehend sehr von Bedeutung, als viele Uhrenmarken dem Werk ihrer Uhr zwar eine eigene Bezeichnung geben, der konkrete Eigenanteil jedoch oft nicht der Rede wert ist. Es lohnt sich also, die eine oder andere kühn getätigte Postulierung eines „Manufakturwerks“ auf ihre tatsächliche Substanz zu prüfen.
Allerdings betreffen all diese Ausführungen den Bereich der Vintage-Uhren. Ausgangspunkt war das deutsche Stempelgesetz von 1884. Es versuchte den Wildwuchs an Punzen und Kennzeichnungen zu vereinheitlichen und den Goldgehalt zu benennen. Aus diesem Stempelgesetz entstand die im DACH-Raum häufig anzutreffende Reichskrone im Sonnenzeichen für Goldwaren. Analog dazu gab es für Silberwaren eine Krone mit Mondsichel.
Durch die Verwendung bestätigte der Hersteller die Konformität mit besagtem Stempelgesetz.
Im Jahr 1976 ersetzte das Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberwaren die vorherigen Bestimmungen und Stempel. Es erlaubt grundsätzlich die Stempelung aller Gold- und Silberwaren unabhängig vom Grad des Feingehalts. Für Platin gilt diese Regelung übrigens nicht.
Im Unterschied zur Schweiz, in der gemäß dem Edelmetallkontrollgesetz die Prüfung des Feingehalts von staatlicher Stelle vorgenommen wird, erfolgt die Auszeichnung des Edelmetallanteils in Deutschland ungeprüft. Dies bedeutet gleichwohl, dass sollte die Abweichung des tatsächlichen Feingehalts höher als 010/1000 betragen, es zum Strafverfahren käme.
Unabhängig von den Vorgaben im Land der Herstellung gelten in vielen Ländern ganz eigene Vorgaben. Sie alle eint der Ansatz, der verbindlichen Angabe des Anteils an Edelmetall.

Stempel im Uhrwerk
Die Ebauches, also Rohwerkhersteller hatten eigene Stempel, mit denen sie die von ihnen hergestellten Rohwerke kennzeichneten. Eine Aufstellung der wichtigsten Rohwerkehersteller und ihrer Stempel finden Sie hier.

Gehäuse-Stempel
Da Uhren bis Anfang des 20. Jahrhunderts oft keine Markennamen trugen – das Aufbringen eines Markennamens oder eines Markenemblems kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in Mode – war die Punzierung des Gehäuses wie des Uhrwerks für die Hersteller von großer Wichtigkeit. Dokumentierten die Gehäusestempel neben der Provenienz nicht zuletzt den Anteil des Feinmetalls im Uhrengehäuse und damit ihren Wert. Selbst Gold- oder Silberketten trugen früher ein Punze, um den Edelmetallgehalt und damit Wert des Feinmetalls zu dokumentieren.
- Die wichtigsten Stempel in den Gold- und Silbergehäusen verrieten entweder über die eingeprägten Zahlen den Feinmetallgehalt oder es wurden Symbole verwendet, die den Gehalt an Gold oder Silber verrieten.
- Auch einzelne Gehäusemacher können mitunter aus einer eigenen Punze abgelesen werden. In den großen Uhrenmanufakturen der Schweiz hatten mehrere Gehäusemacher in der Regel eine gemeinsame Punze, die in Verbindung mit einer Kennziffer verwendet wurde. Voraussetzung für solch eine eigene Punze war jedoch stets die vorherige Registrierung der Punze beim eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum. Womit auch bereits klar ist, wie groß die Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Punzen ist.
- Eine weitere mitunter verwendete Punze gab die Stärke des Gehäusematerials in Zehntelmillimetern an.
- Der Schriftzug „patented“ wies darauf hin, dass ein Gehäuse und/oder bestimmte Konstruktionsmerkmale einem patentrechtlichen Schutz unterlagen.
Es gibt also eine Vielzahl an Stempelzeichen. Entsprechend hilfreich ist es, zumindest die häufigsten Punzen und ihre Bedeutung zu kennen.

Schweizer Punzen
Kleine Helvetia
Die Kleine Helvetia ist eine seit dem 17. Mai 1881 verwendete kleine Garantiepunze in kleinen Goldartikeln Schweizer Herkunft. Sie garantiert einen Mindestfeingehalt von 750/1000 (18 Karat).
Der kleine Buchstabe gibt die Ortschaft der Punzierung an:
+ = Bern, B = Biel, C = La Chaux-de-Fonds, D = Délémont, F = Fleurier, G = Genf, g = Grenchen, L = Le Locle, N = Neuenburg, n = Le Noirmont, P = Porrentruy, I = Saint Imier, S = Schaffhausen, T = Tramelan.
Die vorgeschriebene Größe der Helvetia Punze
Höhe der Punze: 1,2 mm
Breite: 0,7 mm

Große Helvetia
Die Große Helvetia ist eine seit dem 17. Mai 1881 benutzte große Garantiepunze für große Goldartikel Schweizer Herkunft. Die Garantie weist auf einen Mindestfeingehalt von 750/1000 (18 Karat) hin.
Die Orts-Buchstaben weisen auf den Ursprungsort hin.
+ = Bern, B = Biel, C = La Chaux-de-Fonds, D = Délémont, F = Fleurier, G = Genf, g = Grenchen, L = Le Locle, N = Neuenburg, n = Le Noirmont, P = Porrentruy, I = Saint Imier, S = Schaffhausen, T = Tramelan
Die Größe der Punze ist
Höhe der Punze: 2 mm
Breite: 1,5 mm

Großes Eichhörnchen
Die Großes Eichhörnchen Punze ist eine Garantiepunze für große Goldartikel aus Schweizer Produktion und wird seit dem 17. Mai 1881 verwendet. Sie garantiert einen Mindestfeingehalt von 583/1000 (14 Karat).
Die Orts-Buchstaben der Herstellung lauten.
+ = Bern, B = Biel, C = La Chaux-de-Fonds, D = Délémont, F = Fleurier, G = Genf, g = Grenchen, L = Le Locle, N = Neuenburg, n = Le Noirmont, P = Porrentruy, I = Saint Imier, S = Schaffhausen, T = Tramelan.
Die Größe der Großes Eichhörnchen Punze ist:
Höhe der Punze: 2 mm
Breite: 1,5 mm

Kopf des Steinbocks
Die Kopf des Steinbocks Punze ist eine Garantiepunze für eidgenössische Platingehäuse. Gemäß der am 17. Juli 1935, in Kraft getreten Verordnung beträgt der garantierte Platin Mindestfeingehalt 950/1000.
Die Orts-Buchstaben der Herstellung lauten:
+ = Bern, B = Biel, C = La Chaux-de-Fonds, D = Délémont, F = Fleurier, G = Genf, g = Grenchen, L = Le Locle, N = Neuenburg, n = Le Noirmont, P = Porrentruy, I = Saint Imier, S = Schaffhausen, T = Tramelan.
Die Größe der Kopf des Steinbocks Punze sollte betragen:
Höhe der Punze: 1,2 mm
Breite: 0,7 mm

Ente
Die Ente war eine seit 1881 verwendete kleine Garantiepunze für Silberartikel Schweizer Herkunft. Sie garantiert einen Mindestfeingehalt von 925/1000.
Der kleine Buchstabe gibt die Ortschaft der Punzierung an:
+ = Bern, B = Biel, C = La Chaux-de-Fonds, D = Délémont, F = Fleurier, G = Genf, g = Grenchen, L = Le Locle, N = Neuenburg, n = Le Noirmont, P = Porrentruy, I = Saint Imier, S = Schaffhausen, T = Tramelan.
Die vorgeschriebene Größe der Enten Punze ist:
Höhe der Punze: 2,2 mm
Breite: 2,2 mm

Deutsche Punzen
In Deutschland gibt es wie bereits beschrieben keine staatliche Kontrolle des Edelmetallgehalts. Wird jedoch eine Punze angebracht, so muss der Feingehalt per ganzzahligem Tausendstel angegeben werden. Die meistverwendeten Punzen sind Stempel mit einem Goldgehalt von 333, 585 und 750 Tausendstel. Bei Silber weist der Stempel häufig den Silbergehalt von 835 bzw. 925 Tausendstel aus. Bei Platin wiederum findet meist ein Platinanteil von 950 Tausendstel Anwendung.
Moderne Uhrengehäuse sind leider eine etwas kompliziertere Geschichte. Zum einen verwenden die Uhrenhersteller in der Regel keine Punzen sondern nur einen Stempel zum Anzeigen des Feingehalts. Zum anderen sind in den letzten Jahren – im Bestreben neue Werkstoffeigenschaften zu entwickeln – in Deutschland, aber vor allem in der Schweiz, eine Vielzahl an neuen Legierungen aufgetaucht. Es gibt also Silbergehäuse mit höherem Aluminiumanteil, Goldgehäuse mit Bronzezugabe und eine Vielzahl weiterer Legierungen.

Französische Punzen
Kopf des Adlers
Die Kopf des Adlers Punze war für kleine französische Goldobjekte zum Verkauf innerhalb des Landes bestimmt. Die Bestimmung über die Punzierung von Uhren und Schmuck trat in Frankreich am 1. Januar 1847 in Kraft. Die Punze wurde ab 1. Juli 1919 auch von allen Prüfstellen genutzt und garantierte einen Feingehalt von 750/1000.

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