Außergewöhnlich
Das Forscher- und Entdecker-Gen scheint dem Wissenschaftler, Forscher und Unternehmer Ulrich L. Rohde bereits in die Wiege gelegt worden sein. Schließlich war sein Vater Lothar Rohde ein weltbekannter Hochfrequenztechniker und Erfinder der ersten tragbaren Quarzuhr. Sein Großvater mütterlicherseits wiederum war der Chemiker Franz Fischer, Erfinder der Kohleverflüssigung.
Während manche Menschen jedoch unter der Last solch erfolgreicher Vorbilder einknicken, war Ulrich L. Rohde deren Exzellenz offenbar ein Ansporn für eine weitere Steigerung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolge. Nur so lässt sich die herausragende Lebensleistung von Ulrich L. Rohde in seinen Interessensgebieten der rauscharmen, hochlinearen Mikrowellenoszillatoren, Verstärker, Mischer, Synthesizer und aktive Antennen erklären. Hierfür sprechen einerseits 48 Patente und mehrere Professuren, andererseits ein auch wirtschaftlich außerordentlich erfolgreiches Agieren als Inhaber mehrerer Firmen und Teilhaber des weltweit agierenden Elektronikkonzerns Rohde & Schwarz.
Wenn jedoch Menschen Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. mult. Ulrich L. Rohde, so die wissenschaftlich korrekte Anrede, beschreiben sollen, fallen schnell die Worte Liebe und Leidenschaft. Liebe (wie Disziplin) zur Arbeit, aber auch Leidenschaft für die Hobbys Amateurfunken, Segeln und Uhren.
Umso schöner, dass Ulrich L. Rohde unter dem Dach der Tempus Arte Gruppe mit seinen Unternehmen Leinfelder Uhren München, Lange & Heyne Dresden, UWD Uhrenwerke Dresden sowie der jungen Beteiligung an Blaken seiner Leidenschaft für ausnehmend schöne Uhren und hochwertige Uhrmacherei Raum gibt.
Wir haben Ulrich L. Rohde nach seiner Leidenschaft für Uhren, wie seinen Plänen für seine Unternehmen befragt.
Uhrenkosmos: Sie kommen aus der Elektronik-Industrie. Was hat Sie bewogen, in das Geschäft mit mechanischen Uhren einzusteigen?
Ulrich L. Rohde: Als Ingenieur interessiert mich bei den mechanischen Uhren die Technik, die es den Zeitmessern ermöglicht, eine maximale Präzision eben ausschließlich mechanisch zu erreichen.
Von welcher Marke stammte Ihre erste hochrangige Armbanduhr?
IWC.
Um welches Modell handelte es sich?
Ingenieur.
Wie hat sich Ihre Leidenschaft für zeitbewahrende Mechanik entwickelt?
Mir wurde die Liebe zu Uhren in die Wiege gelegt, da mein Vater 1938 die erste tragbare Quarzuhr erfunden und gebaut hat. Mein Vater und ich haben uns zudem viele Jahre mit dem Thema Präzision per se beschäftigt. Und natürlich begeistern mich die Handwerkskunst und die emotionale Komponente.
Ihr chronometrisches Flaggschiff Lang & Heyne befindet sich in Dresden. Welches waren Ihre Beweggründe in Sachsen zu investieren?
Lang & Heyne bietet die perfekte Plattform, um genau diese genannten Welten umzusetzen, sprich einen präzisen und zugleich emotionalen Zeitmesser zu schaffen.
Und was hat Sie bewogen, die Münchener Traditionsmarke Leinfelder zu erwerben?
Nach meinem Doppelsieg bei der „Antigua Regatta“ mit unserem Boot „Dragon Fly“ wollte ich den Gewinnern in den Folgejahren eine spezielle Segeluhr als Preis überreichen. So ist die „Meridian Antigua Flyback“ entstanden, die wir kurzerhand mit eigenem Label „Leinfelder Uhren“ 2010 vorgestellt haben.
Können Sie drei, vier Aspekte nennen, wie sich die Elektronik-Industrie von der Manufaktur mechanischer Uhren unterscheidet?
Wie der Name schon sagt, hat in der Elektronik-Industrie alles mit Elektrik und Strom im weitesten Sinne zu tun. Hier ist die mechanische Uhr der Kontrapunkt. Neben dem technischen Aspekt sind die Produkte einer Manufaktur für eine sehr lange Nutzungsdauer gedacht, während die Produkte in der Elektronik oftmals eine deutlich kürzere Lebensdauer haben. Von der fehlenden Emotion und Begeisterung ganz zu schweigen.
Stellen Sie sich vor, Sie würden auf eine einsame Insel verschlagen. Welche Uhr hätten Sie dann am liebsten am Handgelenk?
Ich hätte CASIO Watch PROTREK Manaslu Radio dabei, die sich mit Solarstrom versorgt, im Prinzip alle verfügbaren Informationen anzeigen und messen sowie Funkwellen empfangen kann.
Welches ist Ihr Favorit bei Lang & Heyne?
Ich mag das Modell „Moritz“ mit seinem Kalendarium und der schönen Mondphase aus Emaille.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Tempus Arte-Gruppe in den kommenden Jahren?
Ich möchte gerne eine kleine, agile aber feine Gruppe schaffen, die ansprechende, emotionale Uhren mit zeitloser Eleganz in verschiedenen Preislagen anbieten kann.
Schwebt Ihnen ein bestimmtes Wachstumstempo vor, oder bevorzugen Sie ein entschleunigtes Voranschreiten?
Meine Erfahrung als Unternehmer hat mich gelehrt, dass nur belastbares und dementsprechend nachhaltiges Wachstum auf die lange Distanz erfolgreich ist. Alle unsere Entscheidungen sind mindestens mittelfristig.
Sie leben in den USA und steuern Ihre chronometrischen Engagements aus gesicherter Entfernung. Verknüpft sich das mit besonderen Anstrengungen?
Ich habe vor Ort in Deutschland ein dynamisches und professionelles Team, dem ich vertraue und das meine Geschäfte leitet.
Jüngst haben Sie sich an Blaken beteiligt, einem kleinen aber aufstrebenden Unternehmen, das existente Armbanduhren individualisiert und verfeinert. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Genau das. Das Thema Customizing trifft den Puls der Zeit und wird immer wichtiger. Der Uhrenkunde möchte nicht uniformiert sein. Blaken bietet ein umfangreiches Portfolio an Möglichkeiten seine Uhr zu individualisieren, zudem ergeben sich interessante Synergieeffekte mit den Marken.
Wie ist die Entwicklung von Leinfelder Uhren vorangeschritten?
2020 feierte Leinfelder Uhren München 10-jähriges Firmenjubiläum. Zahlreiche Veröffentlichungen ermöglichten einen sehr prominenten und außergewöhnlichen Auftritt in den Medien. Speziell in München ergaben sich tolle Kooperationen, u.a. mit dem Deutschen Museum. Um die Marke weiter zu etablieren, haben wir uns erfahrene Verstärkung im personellen Bereich geholt und werden an der Stelle mit interessanten und neuen Produkten demnächst überraschen.
Welches sind aus Ihrer entfernten Sicht die Unterschiede zwischen der Schweizer und der deutschen Uhrenindustrie?
Aufgrund der Vielfalt der Marken in der Schweiz könnte ich sagen, dass die Schweizer Uhrenindustrie vielleicht buntere und facettenreichere Produkte herstellt. Deutschland ist doch recht klassisch aufgestellt.
Was zeichnet die deutsche und dort speziell die sächsische Luxusuhrmacherei aus?
In Sachsen befindet sich das Epizentrum der deutschen Uhrmacherei mit jahrhundertelanger Erfahrung und Expertise. Unsere Fachleute und Experten vor Ort gehören zur absoluten Weltspitze im Uhrmacherhandwerk.
Sehen Sie in der Smartwatch eine Bedrohung für die mechanische Uhrmacherei?
Nein, eine Smartwatch wird nie den Charme und Flair einer mechanischen Uhr ersetzen können, auch wenn sie heute wirtschaftlich interessant vermarktet wird.
Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit den „Uhren-Werke-Dresden“?
Lang & Heyne entwickelt die Werke im Hause weiter und wird noch diesen Sommer eine Neuheit lancieren. Zudem arbeiten wir mit Hochdruck an neuen Konstruktionen und Entwicklungen für die Zukunft.
Wie oft haben Sie in den vergangenen Jahren Ihre deutschen Uhr-Unternehmungen persönlich besucht?
In der Regel habe ich meine Unternehmungen drei- bis viermal pro Jahr besucht. Aktuell pausiere ich Corona-bedingt.
Wie sehen Sie den Status von Lang & Heyne in den USA, wo Menschen gerne Geld ausgeben für feine Zeitmesser?
Die Marke entwickelt sich prächtig. Erst jüngst haben wir einen weiteren Verkaufspunkt in New York eröffnet. Cellini Jewelers gehört zu den absoluten Marktführern im Lande. Mittelfristig planen wir das Netzwerk um zwei bis drei POS in den USA zu erweitern.
Ulrich L. Rohde
Der 1940 in München geborene Unternehmer und Wissenschaftler Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. mult. Ulrich L. Rohde zählt zu den Pionieren der Hochfrequenz‐ und Mikrowellentechnik. Als Inhaber mehrerer Firmen in den USA und Miteigentümer der Weltfirma Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG hält er zahlreiche Patente. Zudem ist er Autor diverser Fachpublikationen und lehrt als Professor Elektrotechnik und Mikrowellentechnik an vier internationalen Universitäten. Im März 2021 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Lieber Gisbert, sehr interessantes Bericht. Respekt für diesen Mann