Chrono Sapiens Lang & Heyne CEO

Alexander Gutierrez Diaz: Man darf nie seine Herkunft aus den Augen verlieren!

Seit knapp drei Jahren leitet Alexander Gutierrez Diaz die Dresdner Uhrenmanufaktur Lang & Heyne. In dieser Zeit hat der CEO schon einiges bewirkt. Ein voller Erfolg war die sportlich-elegante und unverzüglich ausverkaufte Edelstahl-Armbanduhr Hektor. Der Uhrenkosmos sprach mit dem Lang & Heyne Chef über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

von | 02.01.2023

Faszination einer kleinen Uhrenmarke

Alexander, in deinem beruflichen Leben war der Wechsel von Richemont zu Lange & Heyne ein wichtiger Schritt. Wie siehst du das retrospektiv nach drei Jahren?

Alexander Gutierrez Diaz: Der Beginn bei Lang & Heyne als CEO war in der Tat eine extrem spannende Phase für mich. Ich kam aus einem großen Konzern, wo man vieles einfach vorgesetzt bekam. Die Produkte waren vorgefertigt, die internationale Marketingstrategie ebenso. Man trug Verantwortung für einen gewissen Marktbereich. In meinem Fall war das der mittel- und südosteuropäische Markt. Dort konnte man sich sozusagen im Vertrieb und Marketing der Region austoben.

Und dann bei Lang & Heyne?

Ein ganz anderes Leben. Kleine, unabhängige Marke, wo du erst einmal ein großes Aufgabenfeld vor dir hast. Viel mehr Themen, mit denen ich mich vorher nicht beschäftigen musste. Angefangen bei Uhrendesign, Uhrenkonstruktion und Produktion über Marketing bis hin zum Vertrieb im weltweiten Kontext. Man trägt plötzlich Verantwortung auf ganz vielen und vor allem sehr unterschiedlichen Gebieten. Und man kann die Ausrichtung der Marke selbst beeinflussen. Das war schon eine große Umstellung, aber auch eine sehr positive.

Nach 21 Jahren bei Richemont war es mir möglich, alle meine Erfahrungen und das Gelernte bei Lang & Heyne einzubringen. Ich konnte einbringen und umsetzen, was ich vielleicht auch früher gerne schon einmal anders gemacht hätte. Dafür trägt man natürlich die Verantwortung. Fehlentscheidungen haben entsprechende Konsequenzen. Am Ende ist man auch unmittelbar haftbar.

 

Alexander Gutierrez vor der Lang & Heyne Manufaktur Todenmühle in Radeberg

Seit knapp drei Jahren Hausherr in der Todenmühle, Radeberg - Lang & Heyne CEO Alexander Gutierrez Diaz

Aber genau das bringt einen doch auch weiter?

Genauso ist es. Diese Freiheit für eine recht junge, aber doch schon 20 Jahre im Markt etablierte Marke zu arbeiten, ist etwas Wunderbares. Sie weiterzuentwickeln von einer kleinen Manufaktur hin zu einer anerkannten Luxusmarke. Diesen Schritt verantwortlich zu begleiten, finde ich extrem spannend. Das war und ist die größte Herausforderung in meinem beruflichen Schaffen.

Du bist von einer Konzernmarke zu einer Eigentümermarke gewechselt. Dort hast du eine große Persönlichkeit als Sparringspartner. Wie empfindest du den Unterschied?

Im Tagesgeschäft zeigt sich der Unterschied sofort. Mit dem Eigentümer spreche ich prinzipiell zwei- bis dreimal täglich. Bei Richemont passierte so etwas logischer Weise nicht. Johann Rupert ruft dich gar nicht an und der Marken-CEO auch nicht zweimal am Tag. Bei Lang & Heyne sind die kommunikativen Wege deutlich kürzer und intensiver.

Mit allen Vor- und Nachteilen, denke ich

Ich sehe primär die Vorteile. Ideen und Projekte lassen sich sehr viel schneller abstimmen. Als Marke können wir deutlich schneller reagieren. Wir sind viel agiler als in einer großen Gruppe, in der Reporting, Administration und Verschriftlichung große Themen sind.  Auch wir erstellen Businesspläne und Strategiepapiere, aber in deutlich geringerer Anzahl als bei einem internationalen Aktienkonzern. Die durchaus nachvollziehbare Problematik, dass sich ein derart großes Konstrukt international aufstellen und organisieren muss, habe ich jetzt nicht mehr.

Bei großen Konzernen stehst du ja auch unter dem Druck permanenter Umsatzprognosen. Gibt es das in einem inhabergeführten Unternehmen so nicht? Ist der Druck weniger?

Ich erlebe eine andere Art Druck. Natürlich möchte man dem Inhaber gute Zahlen und, deutlich wichtiger, ein langfristig belastbares Geschäftsmodell präsentieren. Aber wir müssen nicht auf Teufel komm raus zum Ende des Geschäftsjahrs eine vorgegebene Zahl X erreichen. Ein inhabergeführtes Unternehmen hat da vielleicht etwas mehr Ruhe. Wir können sagen, okay, wir starten jetzt keine Aktivitäten mit Blick auf ein vorgegebenes Ziel oder einen bestimmten Zeitpunkt.  Wir können uns über mehrere Jahre hinweg etwas aufbauen. Speziell Professor Rohde denkt alles andere als kurzfristig. Für ihn zählt in erster Linie das Langfristige, er denkt am liebsten weit voraus. Und das ist in einem wie auch immer gearteten Aktienkonzern kaum möglich.

 

 

Unweit Dresden: Lang & Heyne Manufaktur Todenmühle in Radeberg

In Radeberg unweit Dresden befindet sich sie Lang & Heyne Manufaktur

Strategie

Entwickelt der CEO mit dem Inhaber gemeinsam Pläne, gemeinsam Perspektiven? Bekommst du von seiner Seite Input, war er gerne hätte?

Professor Rohde liebt Uhren über alles und wünscht sich zum Beispiel einen Ewigen Kalender oder ein Automatikwerk – am liebsten in einer Uhr, die mindestens 10 bar wasserdicht ist. Das fände er schön für sich und wichtig für seinen Fußabdruck, den er in der Branche hinterlassen möchte. In dieser Hinsicht erhalte ich schon gewisse Vorgaben oder Richtungen. Ich möchte jetzt nicht sagen in einer up- to-down-Struktur, aber in engem Austausch und Abstimmung untereinander. Meine Aufgabe ist es dann in 360° für die Marke zu denken und jegliche Geschäftsentscheidungen sowie neue Produkte auf Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Zudem muss ich die Entwicklungs- und Herstellungsprozesse sowie Produktionskapazitäten im Blick haben und weiter in die Zukunft planen.

Vorsichtig gesagt herrschten bei Lang & Heyne vor deinem Antritt durchaus gewisse chaotische Strukturen. Zeitweise ging es ziemlich drunter und drüber. Nicht zuletzt bedingt durch viele Wechsel auch hinsichtlich Eigentümer und Management. Mit dir zog Ruhe ein. Wie hast du das geschafft?

Wenn man von einem großen Konzern kommt, begleitet den Empfang eine gewisse Skepsis. Daher musste ich mich erst einmal etablieren. Und ich glaube auch, die eine oder andere Sorge erstmal zerstreuen, dass jetzt bei Lang & Heyne hier nicht ein kleines Richemont entsteht und ich als Person selbst durchaus Qualitäten mitbringe. Eine der größten Zäsuren bestand 2019 im Weggang von Marco Lang, der die Marke gegründet hat und mit seinem Namen im Logo steht. Das darf man nicht vergessen.

Konkret, was war deine Strategie?

Ich habe damals einen Drei-Stufenplan, ganz klassischer Natur entwickelt. BWL erstes Semester. Analyse, Verarbeitung und dann Exekutive. Ich bin angekommen, habe mir Ressourcen in allen Bereichen angeschaut. Was habe ich an Maschinen, Personal, Kompetenzen, Prozessen und Produkten? Was ist gut, weniger gut, wo stehen wir? Was sind denn eigentlich unsere Hero-Produkte?

 

Lang & Heyne Georg mit Form-Caliber VIII (C) Uhrenkosmosro-Produkt bei Lang & Heyne: Modell Georg mit dem Form-Caliber VIII

Ausgemachtes Hero-Produkt bei Lang & Heyne ist das Modell Georg mit dem Form-Caliber VIII

Das Resultat?

Damals habe ich festgestellt, dass die Georg mit dem Caliber VIII in meinen Augen das Aushängeschild ist. Es handelt sich zwar um eine rechteckige Uhr, der man mit diesem tollen Werk, seiner Einzigartigkeit bescheinigen kann. Sie demonstriert, was Lang & Heyne am besten kann. Sie ist unsere Ikone und hat noch eine Lebensdauer von vielen, vielen Jahren. Eigentlich ist die Georg erst am Anfang ihrer Zeit.

Ihr habt ja zwei rechteckige Modelle, einmal das Tourbillon und dann das Modell mit klassischem Handaufzug. Gilt das Attribut Ikone für beide?

Also wir würden sagen, die Georg hat die Nase vorn wegen der Architektur auf der Rückseite mit dem dort angeordneten Gangregler. Für mich wirkt das noch schöner und harmonischer als das Tourbillon mit vorderseitigem Drehgestell. Georg ist auch unser Werbeprodukt, immer das erste Gesicht. Und das zweite sind unsere runden Dauerbrenner Friedrich II und III. Das Caliber VI dient als Basiswerk für Sondereditionen, spezielle Zifferblätter und für dekoratives Arbeiten.

Mit diesen Modellen habe ich mich intensiv beschäftigt. Sie mussten mit Blick auf Prozesssicherheit sorgfältig verfeinert werden, gut produzierbar sein und beim Marketing nach vorne getrieben werden. Und genau das hat auch wirklich funktioniert, wie unsere großen Sondereditionen der letzten Monate zeigen. Sei es die Georg SHH-Version (Sincere Haute Horlogerie) in Singapur oder aber auch die Friedrich II Remontoir in Hongkong. Auf dieser Basis habe ich meine Philosophie gebaut.

Brüder in der Form: Lang & Heyne Anton Tourbillon und Modell Georg

Brüder der Form nach: Lang & Heyne Anton Tourbillon Caliber IX und Modell Georg Caliber XIII

Wie ist denn die Resonanz auf die Remontoir? Das ist ja euer neuestes und gleichzeitig ganz außergewöhnliches Produkt.

Die erste Remontoir haben wir in Zusammenarbeit mit Phillips Auctioneers zu einem hervorragenden Kurs versteigert. Sie war dann sozusagen die Speerspitze einer kleinen Sonderkollektion, die wir anschließend mit unserem Partner vor Ort aufgelegt haben und die innerhalb weniger Stunden ausverkauft war. Gleiches gilt dann auch für die Georg SHH in Singapur. Im Grunde genommen sind alle Lang & Heyne Sonderkollektionen innerhalb von Stunden nach der Lancierung verkauft.

Mehr zur Lang & Heyne Friedrich II Remontoir findet sich hier im Uhrenkosmos

Wir sind 20 Jahre jung. Wir haben weder das flachste noch das komplizierteste Werk, nicht die längste Gangautonomie der Welt, keinen James Bond und wir waren nicht auf dem Mond. Aber wir pflegen eine sächsische Uhrmacherkunst, die Tradition mit zeitgenössischem Ansatz verbindet.

Alexander Gutierrez

CEO, Lang & Heyne

Werke-Architektur

Jetzt sind wir ein wenig von Thema abgekommen. Also zurück zu deinen Analysen und Handlungsschritten.

Also ich habe auf das Personal geschaut, unser Potenzial, dazu die Stärken und Schwächen ausgelotet. Als einen der Markenkerne habe ich ausgemacht, dass wir anders als Vacheron Constantin oder Patek Philippe keine jahrhundertlange Tradition vorweisen können. Wir sind 20 Jahre jung. Wir haben weder das flachste, noch das komplizierteste Werk, nicht die längste Gangautonomie der Welt, keinen James Bond und wir waren nicht auf dem Mond. Aber wir pflegen eine sächsische Uhrmacherkunst, die Tradition mit zeitgenössischem Ansatz verbindet.

Dass wir mit einer Fertigungstiefe von 95 Prozent im eigenen Haus produzieren, ist heute sehr viel wert. Dazu Handarbeit gepaart mit dieser Ästhetik. Im Prinzip ist das unser Kern-USP. Das zu erkennen und herauszuarbeiten, war extrem wichtig. Lang & Heyne kann sich nicht berufen auf die Erfindung der Breguetspirale oder sonst etwas. Unser Ansatz besteht in einfacher Sprache darin, neben anderen die vielleicht schönsten Uhrwerke höchster Uhrmacherkunst bauen zu wollen.

Kaliber sächsischer Bauart mit teilweise eigener Architektur

Im Grunde genommen hat sich Lange & Heyne vom Glashütter Verbund entfernt, denn die sächsische Uhrmacherkunst fand ja ursprünglich von Dresden nach Glashütte abgewandert. Wir fertigen in Dresden, haben also nicht Glashütte in Sachsen am Zifferblatt und können uns, die Georg ist das beste Beispiel, deutlich freier entfalten. Gleichwohl wollen wir wiedererkennbar sächsisch sein. Also die Art und Weise, wie wir arbeiten ist klar vermittelbar.
Im Zuge dessen sind wir seit 2020 von 25 auf 35 Leute gewachsen. Wir haben neue Maschinen angeschafft, die Manufaktur umgebaut. Und haben die Marke, das war und ist die dritte Phase der Exekutive, im Markt weiter verfestigt.

 

 

Tradition und Moderne: Lang & Heyne Caliber XIII und IX

Uhrmacherische Tradition und Moderne begegnen sich in den Lang & Heyne Handaufzugs-Caliber XIII und IX

Klein aber fein

Klein aber fein lautet eure Maxime? Lang & Heyne ist extrem exklusiv. Maximal 200 Uhren ist verglichen mit A. Lange & Söhne eigentlich nichts. Eure Kunden wollen etwas besitzen, was nur wenige haben.

Die Quantitäten habe ich mir natürlich auch angeschaut. Die Marke hätte das vertriebliche Potenzial zu weit mehr als 200 Uhren im Jahr. Dafür, auch das habe ich mir genau überlegt, bräuchten wir aber externe Zulieferanten. Wir haben neun eigene Kaliber. Und das bei einer Marke, die dieses Jahr um die 140 Uhren bauen wird. Das ist ein riesiger Asset. Das kann ja kaum jemand. Also habe ich gesagt, dass wir mittelfristig 200 Uhren im Jahr erreichen möchten. Dann ist es aber auch genug, kommt der Deckel drauf. Selbst wenn ich alle Kapazitäten hätte und alle Prozesse stünden, würde ich diese Zahl strategisch nicht überschreiten.

Wollt ihr denn nicht wachsen?

Wachsen können wir insofern, als wir diese 200 Uhren genau betrachten. Welches eigene handwerkliche Angebot können wir denn zusätzlich implementieren, um die Marke dadurch noch attraktiver zu machen. Aber weiterhin selten und begehrlich.

Kannst du Beispiele nennen?

Gerne. Da sind die Zifferblätter. Wir können mittlerweile eigene Emailzifferblätter herstellen, oder Keramikzifferblätter. Wir haben am Werk gearbeitet und können es jetzt in Titanwerk ausführen mit Remontoir-Funktion. Das sind Möglichkeiten, oder besser große Erfolge für eine kleine Firma ohne eigene Entwicklungsabteilung mit 20 Konstrukteuren, wie es sich die großen Player leisten. Wir haben Jens Schneider und einen Kollegen. Das erfüllt uns schon mit Stolz. Das sind Aspekte, wie wir als kleine Marke aus eigener Kraft wachsen können.

 

 

Lang & Heyne Atelier für Emailzifferblätter

Lang & Heyne unterhält in Radeberg ein kleines Atelier für Emailzifferblätter

Von UWD zu Lang & Heyne

Zum vorgefundenen Erbe gehörten ja auch die Uhrenwerke Dresden, kurz UWD. Eine Art Gemischtwarenladen, ohne richtige Struktur.

Die UWD waren seinerzeit von Marco Lang als das deutsche Uhrenwerk mit sehr hohen Auflagen als Kontrapunkt zum Schweizer Mitbewerb gedacht. Bald schon musste man aber feststellen, dass das nicht funktioniert. Nach Konstruktion und Aufbau lässt sich das UWD-Kaliber nicht 10.000-fach herstellen. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Weil es zu teuer ist?

Es ist schlichtweg zu komplex, zu anspruchsvoll, technisch ungeeignet für eine Serienfertigung in großen Stückzahlen. Zeitweise wurde dieses UWD-Werk in verschiedenen Ausbaustufen extern angeboten. Aber das habe ich 2020 gestoppt. Die Chuzpe waren, positiv übersetzt, seine hohen technischen und uhrmacherischen Werte. So einen Schatz behält man im eigenen Haus. Durch gründliche Überarbeitung ist das 33.2 entstanden, das jetzt LUH 33.2 heißt. Es besitzt nun eine Zentralsekunde. Mit seiner Hilfe konnten wir unsere Hektor als jüngstes Familienmitglied anstoßen. Wir sprechen von einer echten Lang & Heyne, mit dem LUH 33.2 eben etwas anders interpretiert in seiner technischen und optischen Umsetzung. Hektor öffnet nun den Markt ein wenig, ohne die wichtigen Marken-USPs zu verletzen.

Sind die Lang & Heyne Uhren nach all dem Gesagten nicht zu preisgünstig. Die schnell ausverkaufte Hektor gab es für vergleichsweise günstige 16.900 Euro.

Man darf nie seine Herkunft aus den Augen verlieren und die Historie der Marke überbewerten. Wir sind vor 20 Jahren gegründet worden. In den Anfangszeiten hat ein Marco Lang vermutlich fünf, zehn oder höchstens fünfzehn Uhren im Jahr gebaut. Mehr wird es wohl nicht gewesen sein. Unser Archiv könnte genaue Auskunft geben. Jetzt sind wir eben eine nicht mehr unbekannte Marke. Wir haben diesen Schritt getan, uns im Markt etabliert, den Startup-Charakter abgeschüttelt.

Wir sind international akzeptiert und von Sammlern angenommen. Nur weil wir es uns angesichts der Nachfrage momentan leisten könnten, dürfen wir die Preise nicht von heute auf morgen verdoppeln. Wir wollen nachhaltig agieren. Das ist ja auch ein Lernprozess sowohl für erfahrene Connaisseurs als auch für Menschen, die sich einfach nur für eine schöne Uhr interessieren. Wir haben das bei der Hektor gemerkt. Jemand sagte mir, ich bin Fan von ganz anderen Uhrenmarken, aber die Hektor ist schön. Der kannte die Geschichte von Lang & Heyne gar nicht, sondern hat diese Uhr einfach schön gefunden und gekauft, weil sie zu ihm passte. Solche Kunden gibt es schließlich auch.

 

Lang & Heyne Hektor Handaufzugskaliber LUH 33.2

Spontaner Erfolg und unverzüglich ausverkauft: Lang & Heyne Hektor mit dem Manufaktur-Handaufzugskaliber LUH 33.2

Unverzüglich ausverkauft

Dein Erstlingswerk war ja definitiv die Hektor. Mit ihr hast du Lang & Heyne ja schon frischen Wind eingehaucht und eine ganz andere Preisklasse angestoßen. Immerhin konntest du auf das LUH 33.2 bauen. Wie kam es denn zu besagter Hektor? Wie hast du es empfunden, erstmals eine eigene Armbanduhr zu verantworten?

Das war wirklich einer der tollsten Prozesse. Und eigentlich auch eine der bislang schönsten Phasen meines Handelns bei Lang & Heyne. Nach meiner Ankunft habe ich die Kollektion bestaunt. Auch wenn sie hinsichtlich der Kaliber unterschiedlich ist, war die grobe Ausrichtung immer die gleiche. Ich meine das nicht negativ. Es gab eine klare Struktur und Ausrichtung. Mir jedoch fehlte ein Stahlprodukt. Diesbezüglich gab es im Hause schon Überlegungen. Aber die Idee bestand darin, bestehende Modelle mit Stahlband auszustatten. Das wiederum war mir zu wenig. Ich wollte ein eigenständiges Stahlprodukt bauen. Und dann haben wir auf weißen Papier Ideen entwickelt. So ist innerhalb eines halben Jahres die Hektor entstanden.

Mit Widerstand oder ohne?

Nennen wir es mal Skepsis. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Ich habe mich damals schon für recht mutig gehalten, 99 Stück aufzulegen, denn die muss man dann auch erst einmal verkaufen. Da bin ich ganz offen. Im Vergleich zur damaligen Produktionsleistung waren 99 schon eine ganze Menge. Heute würde ich mir wünschen, wir hätten mehr gemacht, oder vielleicht auch doch nicht. Nach der Vorstellung im Oktober 2021 war die Hektor innerhalb von 24 Stunden ausverkauft. Derzeit haben wir eine mehrfache Überzeichnung. Es gibt ganz große Fans, die sagen, wenn jemals eine Edition II kommt, kaufe ich die ohne zu wissen, wie sie aussieht und was sie kostet. Hektor war nicht nur ein großer Verkaufserfolg, sondern hat uns als Marke auch kräftig nach vorne gebracht.

Hat Hektor deine Position bei Lang & Heyne oder besser gesagt als CEO innerhalb der Mitarbeiterschaft gefestigt? Mensch, der Gutierrez hat was auf die Beine gestellt, was wir so noch nie hatten bei Lang & Heyne.

 Ich glaube schon. Wobei das nur ein Mosaikstein von vielen war. Man muss sich dort schon täglich beweisen, muss Teil dieser Familie werden. Viel wichtiger ist, dass die Hektor Selbstbewusstsein eingeflößt hat. Es gab schließlich auch sehr schwierige Phasen bei Lang & Heyne. Die Marke ist durch Täler gegangen. Die Auftragsbücher waren nicht immer ganz so prall gefüllt wie heute. Diese Uhr hat gezeigt, dass wir uns durchaus was trauen können. Die Marke ist mittlerweile so fest im Markt etabliert, dass wir auch was komplett Neues machen könnten. Aber es muss immer passen. Hätten wir irgendein zugekauftes Werk nur etwas verschönert und verfeinert, wäre die Hektor zum Flop geworden.

 

 

Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Folglich kann jeder mit dem legal Erworbenen natürlich tun und lassen, was er will. Aber wir können uns die Klientel schon ein bisschen aussuchen.
Alexander Gutierrez

CEO, Lang & Heyne

Alexander Gutierrez

Alexander Gutierrez leitet die Tempus Arte Gruppe und Lang & Heyne in Personalunion

Hast du mit Hektor vorwiegend neuen Zielgruppen angesprochen? Und hast du hauptsächlich Markenfreaks erreicht, die schon eine goldene Georg oder eine Friedrich besitzen?

Sowohl als auch. In den zurückliegenden Wochen habe ich auf meinen internationalen Reisen sehr viele Sammler und Kunden getroffen. Unter ihnen gab es einige, die erstmals mit Lang & Heyne in Kontakt gekommen sind und die Hektor spontan gekauft haben. Als Beweis dafür, dass wir es richtig gemacht haben, war mindestens genauso schön für uns, dass bereits aktive Lang & Heyne-Sammler nun auch eine Hektor tragen.

Am Zweit- oder Parallelmarkt sind kaum Armbanduhren von Lang & Heyne zu finden. Wenn doch, liegen die verlangten und bezahlten Preise bemerkenswert hoch. Ist das ein Indiz dafür, dass ihr auf dem richtigen Weg seid?

Also ich denke schon, denn der Zweitmarkt ist eigentlich der echte Spiegel. Aber wir haben diesen Markt fest im Blick. Wir bedienen heute, und das können wir aufgrund der geringen Stückzahlen recht gut steuern, hauptsächlich Kunden, die unsere Produkte auch am Handgelenk tragen. Leute, die mit Lang & Heyne einen schnellen Euro machen wollen, schätzen wir nicht. Es freut uns natürlich, dass der Sekundärmarkt gut läuft, aber Flipper halten wir tunlichst außen vor. Wir sind da schon sehr, sehr vorsichtig.

Kennt ihr eure Pappenheimer?

Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Folglich kann jeder mit dem legal Erworbenen natürlich tun und lassen, was er will. Aber wir können uns die Klientel schon ein bisschen aussuchen. Aufgrund unserer Größenordnung kennen wir viele Leute auch, denn speziell bei Lang & Heyne ist eine Uhr Resultat gemeinsamer Prozesse. Die Uhr wird bestellt, sie ist ja nicht von der Stange lieferbar. Wir sprechen mit Kunden zum Beispiel über Gravuren. Initialen, Zeichen, Symbol oder Bild, über das Zifferblatt, die Zeiger, die Krone. Das ist stets ein gemeinsamer Prozess. Das heißt, der Kunde wächst mit seiner Lang & Heyne von Beginn an zusammen.

Lang & Heyne Hektor limitierte Japan Edition 2022

Speziell für den japanischen Markt: Mini-Edition der Lang & Heyne Hektor, 2022

Die Hektor II kommt

Nicht so die Hektor

Stimmt. Die Hektor war ein fertiges Produkt, das nur in den drei Ziffernblattvarianten geliefert wurde. Natürlich sind wir sehr froh, dass die Uhr heute deutlich über dem offiziellen Publikumspreis gehandelt wird. Das erfüllt uns mit Stolz. Es wäre es ein Desaster gewesen, wenn die Uhr am Parallelmarkt nur die Hälfte gekostet hätte. Infolge der geringen Stückzahlen werden wir bei Lang & Heyne wohl nie von einer Blase sprechen. Bei Chrono24 sind vielleicht zwei, drei Produkte erhältlich. Die Uhren sind preislich gut positioniert. Ich würde das als gesund einschätzen.

Streng genommen musst du dir über eine Hektor Edition II momentan nicht den Kopf zerbrechen. Auch mit den Klassikern ist euer Potenzial ja nur teilweise ausgeschöpft. Andererseits plant ihr unter Einbeziehung von Professor Rohde doch sich schon einige Jahre in die Zukunft. Gibt es da schon Dinge, auf die ihr euch bei Lang & Heyne so richtig freut?

Natürlich haben wir alle einschließlich Professor Rohde gute Ideen und Träume, die wir gerne umsetzen würden. Aber wir stoßen eben an die Grenzen unserer Ressourcen. Wir wissen ganz genau, und diese Charaktereigenschaft wollen wir auch behalten, dass uns der Erfolg nicht gierig machen darf. In diesem Sinne wäre es ein großer Fehler zu spekulieren, ob wir vielleicht 300 oder gar 500 Stück einer Hektor Edition II verkaufen könnten. Wir sagen uns, Hektor Edition I hat großen Erfolg gehabt, und den nehmen wir demütig zur Kenntnis.
Und von der Hektor Edition II, das kann ich an der Stelle schon sagen, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wann sie kommt, aber es wird auch nur 99 Stück geben. Wir denken und arbeiten in dieser Größenordnung. Dadurch bleiben wir der Marke und den Produktionsprozessen treu.

 

 

 

Ohne Komplikation: Lang & Heyne Caliber I, VIII, VI, LUH 33.2 (C) Uhrenkosmos

Ohne Komplikation: die Lang & Heyne Manufaktur-Caliber I, VIII, VI und LUH 33.2

Mit Komplikation: Lang & Heyne Caliber III, V, VI-1, IV und IX

Mit uhrmacherischer Komplikation: Lang & Heyne Manufaktur-Caliber III (Kalendarium), V (Konstantktaft), VI-1 (Remontoir), IV (Chronograph) und IX (Tourbillon)

95% Fertigungstiefe: Lang & Heyne Manufaktur Todenmühle

95% Fertigungstiefe bei Lang & Heyne: Werkskomponenten im Rohzustand

Personal gesucht

Die menschlichen Ressourcen sind also ein wichtiges Thema. Wie bekommen wir die richtigen Leute zu uns in die Gruppe?

Wir suchen händeringend gute Leute. In allen Bereichen gibt es bei uns Bedarf. Und ich glaube, dass wir als Marke und Gruppe mittlerweile sehr attraktive Positionen anbieten können. Wir sind stabil und im Markt gut angekommen. Mit unseren Produkten schauen wir in eine gesicherte Zukunft. Ich suche in allen Bereichen, aber besonders in der Konstruktion. Dort ist derzeit die wichtigste Position zu besetzen. Mit Jens Schneider haben wir als Chef eine Koryphäe der Branche. Aber irgendwann müssen wir an die Nachfolge denken. Das heißt, ich suche heute einen befähigten Konstrukteur, der zusammen mit Herrn Schneider die Marke künftig mitgestalten wird.

Weiterhin benötigen wir qualifizierte Uhrmacher. Wir haben gute Uhrmacher im Hause, aber die stoßen rein zeitlich an ihre Grenzen. Dann brauchen wir Leute im Finish-Bereich. Wir reden von einer gewissen Herausforderung, naturgemäß haben wir einen sehr ausgeprägten und hoch angesetzten Qualitätsanspruch. Den zu bedienen ist keinesfalls leicht. Selbst Mitarbeiter mit langjähriger externer Erfahrung mussten erkennen, wie komplex die Herstellung einer Lang & Heyne ist. Oftmals dauert es nochmals mehrere Monate, um die Qualitätsnormen zu erlernen und erreichen.

 

 

Lang & Heyne Manufaktur Radebeul Jens Schneider

Lang & Heyne Entwicklungschef Jens Schneider sucht Mitarbeiter und mittelfristig auch einen Nachfolger

Aber für einen engagierten und lernwilligen Menschen muss Lange & Heyne doch ein Mekka sein. Sehr überschaubare Strukturen und jede so stark Menge Entfaltungsmöglichkeiten.

Im Prinzip ist es ja genauso. Was ich bei meinem Antritt erlebte, bekommt auch ein Uhrmacher zu spüren. In unseren Werkstätten muss er nicht ausschließlich an einer Komponente arbeiten, zum Beispiel nur Chronographenmontage. Bei uns kann sich ein talentierter Mitarbeiter, ich möchte jetzt nicht austoben sagen, aber zumindest sehr weit entwickeln und aktiv einbringen. Uhrmacher begleiten den Bau einer Uhr von A bis Z. Dann haben wir ja auch noch eine Technologieabteilung. Wenn heute ein Uhrmacher mit einer guten Idee kommt, dann nehmen wir die gerne zur Kenntnis und analysieren diese sorgsam. Wir sind auf diesen Austausch, diese Proaktivität angewiesen.

All das, können wir heute bei Lang & Heyne als Arbeitgeber anbieten. Bei uns ist tatsächlich ein sehr weit gefächertes und facettenreiches Arbeiten möglich. Und das ist, glaube ich, das, was viele an ihren Beruf schätzen. Ja, ich will eigentlich von A bis Z agieren, ich will nicht nur ein kleines Fragment bedienen, sondern ganze Große sehen. Und genau diese Möglichkeiten bieten wir bei Lang & Heyne.

 

Lang & Heyne Kaliber VI-1 Remontoir Finissage

Bei Lang & Heyne in Radeberg winken vielseitige Tätigkeiten rund um die Uhrenfertigung. Hier Arbeit am Remontoir-Kaliber

Mit der Produktionsstätte in Radeberg verknüpft sich ja auch ein Standortvorteil. Zentrumsnah und urban.

Wir befinden uns nahe der Dresdner Innenstadt. Von dort erreichbar in 15 Minuten. Gleichwohl werden wir eine kleine Werkstatt in Glashütte einrichten. Dort können Menschen für Lang & Heyne arbeiten, die das Müglitztal nicht verlassen wollen und den Weg nach Dresden scheuen. Fünf bis zehn Kolleginnen und Kollegen werden dort bald einen attraktiven Arbeitsplatz in der High End-Uhrmacherei finden.

 

Lang & Heyne Kaliber VI-1 Remontoir Assemblag

Künftiger Kollege? Assemblage des Caliber VI-1 Remontoir in der Radeberger Lang & Heyne Manufaktur

Kommentare zu diesem Beitrag

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Uhrenkosmos Newsletter abonnieren

Keine News mehr verpassen!

Die ganze Welt der Luxusuhren...

Melden Sie sich zu unserem Uhrenkosmos-Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig News zu luxuriösen Uhren komfortabel direkt in Ihr Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung.