Vaterland
Ganz so günstig wie im März 2019 bekommt man die stählerne Tutima Patria Admiral Blue heutzutage nicht mehr. Vor vier Jahren kostete sie noch 4.900 Euro. Und das war extrem günstig für eine Armbanduhr mit klassisch gestaltetem und sehr sorgfältig bearbeitetem Manufakturkaliber Glashütter Provenienz.
Trotz des äußerst scharf kalkulierten Preises besitzt das Handaufzugswerk der stählerne Patria ausnahmslos alle Qualitätsmerkmale der im Goldgehäuse verbauten Ausführung. Wir haben an nichts gespart, das kann ich unseren Kunden versprechen.
Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Patria nichts anderes als Vaterland. Natürlich kommt der Modellname nicht von ungefähr. Bis ins Jahr 1925 reicht die Geschichte des Hauses Tutima zurück. Da nahm im abgeschiedenen Müglitztal ein Firmenkonglomerat seine Arbeit auf. Die UROFA‑Uhren‑Rohwerke‑Fabrikation Glashütte AG kümmerte sich um die Herstellung von Uhrwerken. Für die Produktion von Armbanduhren mit der Signatur Tutima Glashütte zeichnete hingegen die UFAG ‑ Uhrenfabrik Glashütte AG verantwortlich. Die lateinischen Adjektiv tutus abgeleitete Signatur steht für sicher und geschützt.
Zurück nach Glashütte
Die Rückkehr der Tutima nach Glashütte und damit ins sächsische Vaterland erfolgte 2011. Durch den Erwerb, die Renovierung und technische Ausstattung eines prominent nahe dem Glashütter Bahnhof gelegenen Gebäudes konnte Tutima Glashütte an die Vergangenheit knüpfen.
Einen weiteren Beitrag zum Band zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft leistete die Anstellung qualifizierten Personals. Weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, setzte das Familienunternehmen auch auf gleichermaßen traditionelle wie anspruchsvolle Manufakturarbeit fernab uhrmacherischer Standardprodukte. In diesem Sinne markierte die Hommage den sächsischen Neubeginn.
Aus 550 Komponenten besteht das komplexe Handaufzugskaliber T800 mit Minutenrepetition. Mit einem Preis von über 160.000 Euro erreicht Tutima Glashütte freilich nur einen kleinen Kreis sehr betuchter Zeit-Genossen.
Daher brachte 2014 sozusagen das puristische Gegenteil in Gestalt der rotgoldenen Tutima Patria Kleine Sekunde, Kaliber T617. Mit 43 Millimeter großer Schale fand sie damals für 13.800 Euro ans Handgelenk. Weil Tutima auch damit hinreichend betuchtere Uhrenliebhaber ansprach, folgte 2019 ein weiterer Schritt in Richtung Edelstahl.
Debüt in Basel
Im Rahmen der allerletzten Baselworld überraschte Tutima die Liebhaber erlesener sächsischer Uhrmacherkunst mit der stählernen Patria Admiral Blue. Am Handgelenk trägt die Sichtbodenschale mit Flankenschutz für die Aufzugs- und Zeigerstellkrone exakt 11,2 Millimeter auf. Bis zu fünf bar Druck reicht seine Wasserdichte. In diesem Zusammenhang erweist sich, wie der Name explizit verheißt, das strahlend blaue Zifferblatt als echter Hingucker.
Die Anzeige von Stunden, Minuten und Sekunden obliegt manuell gefertigten und feinbearbeiteten Zeigern aus Edelstahl. Um deren Qualität ermessen zu können, empfiehlt sich ein Blick durch die Lupe. Nur dann erkennt man die gewissenhaft geschliffenen Facetten. Die Länge und Proportionen der Zeiger passen exakt zur applizierten Indexierung. Auf ein großes Uhrwerk im Gehäuseinneren weist die Dimension der kleinen Sekunde hin. Wie es sich gehört, sitzt ihr Nebenzifferblatt etwas tiefer.
Glashütter Uhrmacherkunst
Gestalterische und handwerkliche Sorgfalt lässt das hinter einem Saphirglas-Sichtboden tickende Handaufzugskaliber T617 erkennen. Einmal mehr sollte man hier eine Lupe zur Hand nehmen. Die Architektur und konstruktiven Details sind durchaus bemerkenswert. Für mittlerweile 7.500 Euro gibt es feinste und keineswegs alltägliche sächsische Uhrmacherkunst. Die großflächige, vergoldete und mit akkuratem Bandschliff dekorierte Platine lässt nur Platz für das deutlich sichtbare Schwing- und Hemmungssystem. Glashütter Tradition folgend, rotieren die Zapfen von Sekunden-, Kleinboden- und Minutenrad in verschraubten Goldchatons.
Schwing- und Hemmungssystem
Die durchbrochene Ausführung des Unruhklobens ermöglicht bessere Blicke auf die Unruh und ihre frei schwingende Spirale mit im eigenen Haus manuell hochgebogener Endkurve.
Die Regulierung des Gangs erfolgt bei der Tutima Patria Admiral Blue mit Hilfe von vier Neusilber-Schrauben im Unruhreif. Selbsttätigem Verstellen wirken dünne Klemmschlitze seitlich der Gewindelöcher entgegen. Darüber hinaus trägt der Glucydur-Unruhreif 14 aus Messing gefertigte und danach vergoldete Masseschrauben. Exzenter in der Ankerbrücke dienen dem subtilen Einstellen der Begrenzungen für die seitliche Auslenkung des manuell nachgearbeiteten Ankers. Auch das sieht man als Uhrenliebhaber nicht jeden Tag.
Bei hochwertigen Uhrwerken, zum Beispiel bei all jenen, welche das Genfer Siegel tragen, begrenzen traditionell Fräsungen in der Platine die Auslenkungen. Eine einfachere Alternative besteht in Stiften, welche Uhrmacher passend biegen. Die von Tutima gefundene Lösung gestattet besonders fein dosiertes Regulieren des „verlorenen Wegs“ vom Einfall des Hemmrads in die Ankerpalette. Stündlich vollzieht der Gangregler 21.600 Halbschwingungen, was einer Frequenz von drei Hertz entspricht.
Tragespaß
Tägliches Vergnügen bereitet der butterweiche Handaufzug mit Hilfe einer griffigen Krone. Nachdem die Gangautonomie 65 Stunden beträgt, müsste man eigentlich nur alle zwei Tage zur Tat schreiten. Aber am Ende obsiegt die Lust, der Zugfeder täglich frische Energie zu spenden. Auf diese Weise hält man das Drehmoment immer in einem flachen Bereich. Und das kommt dem Isochronismus zu Gute.
Eine interessante Lösung, durch eine synchron schwingende Doppelunruh den Isochronismus zu erhöhen, zeigen wir hier mit dem Modell die Armin Strom Mirrored Force Resonance Blue Manufacture Edition.
Handschmeichlerische Qualitäten besitzt das auch in diesem Fall 43 Millimeter messende Stahlgehäuse. Um seine Hemdmanschetten muss Mann sich also keine Gedanken machen. Ausgeliefert wird die Tutima Patria Admiral Blue mit qualitativ hochwertigem Krokoband und Edelstahl-Dornschließe.
Als Fan feiner Handaufzugs-Armbanduhren habe ich mich zum Kauf der stählernen Patria Admiral Blue entschieden, und diesen Erwerb bis heute nicht bereut. Diese 90 Gramm wiegende Uhr am Handgelenk zu tragen macht täglich aufs Neue Spaß. Obwohl die Uhr betont schlicht in Erscheinung tritt, wurde ich schon öfter auf diesen Zeitmesser angesprochen.
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