Einst …
Sie ist neu, aber doch nicht wirkliche neu, die Tudor Black Bay 54. Schließlich kann die während der Watches & Wonders 2023 vorgestellte Taucheruhr auf eine beinahe ebenso lange Geschichte zurückblicken wie die des großen Vorbilds Rolex Submariner.
Letztere, die auch als Mutter aller modernen Taucher-Armbanduhren gelten kann, stach 1953 erstmals in See. 1954, daher auch die Zahl 54 im Modellnamen, folgte die Rolex Tochter mit der Tudor Oyster Prince Submariner, Referenz 7922.
Der Beiname Submariner stand ihr tatsächlich gut zu Gesicht. Bis auf die Beschriftung des Zifferblatts gab es zwischen den beiden Zeitmessern für Freunde des Unterwassersports nämlich keine nennenswerten optischen Unterschiede.
Anfangs reichte die Wasserdichte der 37 Millimeter messenden Tudor-Kreation mit dreiteiliger „Oyster“-Schale bis zu zehn bar Druck. Das entspricht 100 Metern Tauchtiefe. Schraubboden und -krone waren für die Rolex-Tochter eine Selbstverständlichkeit, denn die Gehäuse kamen schließlich direkt von der Mutter. Anfänglich verfügte die Referenz 7922 über eine Schraubkrone mit sechs Millimetern Durchmesser. Weil die den Tauchern der am Entwicklungsprozess beteiligten französischen Marine zu klein war, folgte ein Wechsel zur patentierten 8-Millimeter-Twinlock-Krone, die Rolex auch für die Submariner-Referenzen 6200 und 6538 verwendete.
Angesichts des vergleichsweise günstigen Preises kamen die Käufer der Referenz 7922 natürlich nicht in den Genuss eines chronometerzertifizierten Rolex Perpetual Uhrwerks. Konkret tickt im originalen Oyster-Gehäuse entsprechend der Tudor-Philosophie des Gründers Hans Wilsdorf das zugekaufte Automatikkaliber 390. Bei ihm wertet ein effizientes Rotor-System das mit manuellem Aufzug ausgestattete FEF 350 der Fabrique d’Ebauches de Fleurier auf. Aus rechtlichen Gründen war die Tauchzeit-Drehlünette damals sowohl bei Rolex als auch bei Tudor noch in beiden Richtungen verstellbar.
Tudor Black Bay 54
Wer sich heutzutage eine gut erhaltene Tudor Oyster Prince Submariner 7922 zulegen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Unter 20.000 Euro geht so gut wie gar nichts mehr. Es sei denn, man hat riesiges Glück und trifft auf einen ahnungslosen Verkäufer. Mit der Black Bay 54 bietet sich deswegen die Chance, ein gestalterisches Stück Vergangenheit zu erwerben, welches sich technisch jedoch auf der Höhe unserer Zeit befindet.
Aus dem Jahr 1954 hat Tudor die 37 Millimeter Gehäusedurchmesser unverändert übernommen. Die verschraubte Krone muss wiederum ohne Flankenschutz auskommen. Vor dem leicht bombierten Dot-Zifferblatt drehen jetzt die 1969 eingeführten und inzwischen Tudor-typischen Snowflake-Zeiger.
Abtauchen können Frau und Mann mit diesem stählernen Retromodell bis zum 200 Metern. Folglich reicht die Wasserdichte bis zu 20 bar Druck.
Im Gegensatz zu einst tickt im Schaleninneren waschechte Manufaktur-Mechanik in Gestalt des Kalibers MT5400 (dieses tickt auch in der Tudor Pelagos, die wir hier bereits vorgestellt hatten). Wochenendtaugliche 70 Stunden beträgt die Gangautonomie des mit vier Hertz tickenden Automatikwerks mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor. Aus amagnetischem Silizium besteht die Unruhspirale. Weil ihre aktive Länge unveränderlich ist, besitzt die zugehörige Unruh eine variable Trägheit mit Hilfe verstellbarer Masselots.
Bei 30,3 Millimeter Durchmesser (MT5402 nur 26 mm) baut die COSC-zertifizierte Mechanik fünf Millimeter hoch. Sekundengenaus Richten der Zeiger gestattet ein Unruhstopp. Auf ein grundsätzlich hilfreiches Fensterdatum müssen die Käuferinnen und Käufer der Authentizität wegen verzichten.
So oder so
Beim Kauf heißt es einmal mehr entscheiden. Nahe am Original ist die Ausführung mit dreireihigem Edelstahl-Gliederband. Dessen Nieten-Optik hat Tudor vom betagten Vorbild übernommen. Alternativ dazu lässt sich die Black Bay 54 mit schwarzem Kautschukband erwerben.
In beiden Fällen gibt es die so genannte T‑fit‑Schließe mit leicht handhabbarer Schnellverstellung.
Unverbindliche 3.630 Euro verlangt Tudor für die Referenz m79000n-0002 mit Kautschukband. Der Uhrenkosmos empfiehlt jedoch die Referenz m79000n-0001 mit Gliederband. 3.840 Euro sind deutlich weniger, als man für ein betagtes Exemplar ausgeben muss. Und ein Kautschukband lässt sich später immer noch nachrüsten.
Wie üblich gewährt Tudor auch für die Tudor Black Bay 54 eine fünfjährige voll übertragbare Garantie (mehr zu den Garantien und Garantiefristen der Uhrenmarken finden Sie hier). Registrierung ist ebenso überflüssig wie Wartung während dieses Zeitraums. Apropos Service: Abhängig von den individuellen Tragegewohnheiten empfiehlt die Rolex-Tochter in etwa alle zehn Jahre einen Gang zum Kundendienst.
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