Tudor Boutique Frankfurt: Wilhelm Rüschenbeck hat aus gutem Grund noch viel vor

Tudor in Frankfurt

Nach Köln und Hamburg hat am 31. Mai 2023 im Herzen der Stadt die dritte deutsche Tudor Boutique Frankfurt ihre Türen ganz offiziell geöffnet. Das so genannte Soft-Openig war bereits am 15. April über die Bühne gegangen. Wie auch in Hamburg betreibt Juwelier Rüschenbeck das ganz im markenkonformen Tudor-Stil gestaltete Ladengeschäft. Seine Leitung obliegt Mario Bechtel. Uhren kann man in den großzügigen Räumlichkeiten am Steinweg 10 von Montag bis Samstag ab 10 Uhr erwerben.

Das Erdgeschoss der Tudor Boutique Frankfurt ist dabei eher als Verkaufsraum gestaltet. Im ersten Stock findet sich dagegen ein Loungebereich mit Bar. Dort lässt sich in entspannter Atmosphäre über die Manufaktur Tudor, ihre Produkte und das Leben rund um die Uhr plaudern. Fans der Marke oder Menschen, welche tiefer in die Tudor-Welt eintauchen wollen, sind wochentags bis 19 Uhr und samstags bis 18 Uhr herzlich willkommen.

Von selbst verstehen sich kompetente Beratung und Serviceleistungen im Rahm des vor Ort Möglichen. Obwohl die Boutique eine immens breite Tudor-Palette zeigt, lassen sich nicht alle Uhren unmittelbar erwerben. Wegen hoher Nachfrage, welche die Produktions- und Lieferkapazitäten übersteigt, erfordern manche Modelle wie zum Beispiel die neue Tudor Black Bay 54 ein wenig Geduld.

Seit circa sieben Jahren befindet sich Tudor in kontinuierlichem Aufwind. Anlässlich der offiziellen Einweihung hatte ich die Gelegenheit, mit Inhaber Wilhelm Rüschenbeck über seine Aktivitäten und Philosophie sowie die Marke Tudor samt deren Uhren zu sprechen:

Auf Hamburg folgt Frankfurt

Gisbert Brunner: Heute öffnet ganz offiziell nach Hamburg in Frankfurt die zweite deutsche Tudor Boutique unter der Ägide des Hauses Rüschenbeck. Mit zwei Etagen ist es die größte in Europa. Gründet sie sich auf den guten Erfahrungen in Hamburg, oder war die Idee zu einem Tudor Standort in Frankfurt schon immer da?

Willy Rüschenbeck: Beides. Also wir hatten schon vor vielen Jahren unsere erste Überlegung mit Tudor hier in Frankfurt, und zwar in unserem Geschäft in der Börsenstraße. Da war bereits klar, dass wir eine Boutique machen wollten. Witzigerweise ergab es sich dann aber zuerst die Möglichkeit in Hamburg. Deshalb haben wir im Norden begonnen. Aber der Wunsch, nach Frankfurt zu gehen, war natürlich weiterhin da.

Was reizt dich speziell an Frankfurt? Hier unterhält Rüschenbeck ja schon ein Multimarken-Geschäft, eine Breitling- und auch eine Audemars Piguet-Boutique.

Also ein Stück weit die geographische Lage. Wir sind ziemlich in der Mitte Deutschlands. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, hier in Frankfurt. Und Frankfurt ist einfach eine großartige Metropolstadt. Hier besitzt man das Gefühl für Leisure-Luxus, für Style, für eine gewisse Lebensqualität und vor allen Dingen für Qualität als Ganzes

Spielt es auch eine Rolle, dass es hier natürlich jede Menge wohlhabende Investmentbanker gibt, die sich auch hochwertige Luxusuhren leisten können?

Im Wesentlichen spielt es eine Rolle, dass hier Menschen leben, die das Besondere schätzen, die sich mit Produkten auseinandersetzen und eben Qualität wollen. In diesem Zusammenhang haben wir auch gar nichts dagegen, wenn es sich um Banker handelt.

Tudor in Frankfurt …

 … war ein Herzenswunsch. Frankfurt war von Anfang an ein Herzenswunsch. Unser Plan war eigentlich erst Frankfurt. Aus unterschiedlichen Gründen sind die Dinge etwas anders gelaufen. Die allererste deutsche Tudor Boutique öffnete in Köln. Dann haben wir wie gesagt in Hamburg gestartet, und das mit unfassbarem Erfolg. Tudor ist momentan die Marke mit den höchsten Zuwachsraten. Als sich dann endlich die Möglichkeit bot, hier in Frankfurt was zu eröffnen, ging das schließlich auch recht zügig.

Wir strebten das Beste an

War es schwierig, eine 1A-Lage neben der Hauptwache zu finden? Dieses Gebäude ist ja nun einzigartig und passt vorzüglich zum Tudor-Stil.

Wie das halt immer so ist: Es hätte schnellere Möglichkeiten in anderen guten Lagen gegeben. Aber wir wollten nicht etwas Gutes, sondern strebten das Beste an. Und das ist hier am Steinweg 10 der Fall. Als uns diese Immobilie angeboten wurde, haben wir unverzüglich zugeschlagen. Danach entwickelten sich die Dinge sehr schnell.

Gab es diese faszinierende Fassade schon, oder entstand die im Zuge eures Engagements?

Wir haben die Fassade ertüchtigt. Aber von der Grundidee her war sie schon da, denn sie ist einem historischen Vorbild nachempfunden. Dieses Haus gibt es ja seit Jahrzehnten. Es steht unter Denkmalschutz. Früher war die Fassade der heutigen schon sehr nah.

Welches Fazit mit Tudor kannst du nach zwei Jahren Hamburg ziehen?

Ich bin völlig angetan davon, dass Tudor einen extremen Bekanntheitsgrad nicht nur in den Metropolstädten hat, sondern auch in deren Umfeld. In der Tudor Boutique in Hamburg (die wir auf Uhrenkosmos bereits vorgestellt haben) haben wir unheimlich viele Kunden, die auch aus skandinavischen Ländern gezielt wegen der Boutique anreisen. In der Bevölkerung ist Tudor inzwischen sehr bekannt. Unsere Kunden kommen gedanklich aus der gleichen Ecke. Sie suchen Qualität, Qualität, Qualität und die mit sportlichem, belastbarem Outfit.

Viel Armbanduhr fürs Geld

Spielt denn das bemerkenswerte Preis-Leistungs-Verhältnis bei Tudor eine Rolle. Derart günstig gibt es in der Schweiz so gut wie keine anderen Uhren mit Manufaktur-Innenleben und offiziellem Chronometerzertifikat.

Natürlich. Am Anfang war das einer der Gründe, warum Tudor ins Fadenkreuz uhrenaffiner Menschen geriet. Aber relativ schnell gesellten sich viele andere Attribute dazu, wo der Preis dann schon wieder eine untergeordnete Rolle spielt. Wir stellen ja fest, dass die Kunden heute das Storytelling schätzen und bereit sind, für ein Manufakturwerk deutlich mehr zu bezahlen, als sie das vor Jahren gewesen wären.

Wenn man sich die aktuelle Kollektion anschaut, bietet Tudor ein breites Spektrum an Gehäusematerialien, darunter Stahl, Bronze, Silber und Gold. Dazu Komplikationen wie GMT-Funktion oder komplexe Chronographen. Das hebt natürlich die Preise. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist da nur ein eher untergeordneter Aspekt. Fast noch wichtiger ist die Art der Uhr.

Nehmen wir die Tudor Royal mit zugekauftem Uhrwerk. Spricht die eine andere Zielgruppe an? Oder sind das im Grunde genommen die gleichen Leute, welche sich für eine Royal entscheiden, weil die beispielsweise Gattin das Modell elegant und attraktiv findet?

Es gibt natürlich viele Kunden, die sich für Manufakturwerke begeistern. Für sie ist der Motor das A und O. Wenn der Motor nicht passt, kommt der Kauf trotz schönster Verpackung nicht zustande. Andere Kunden sagen, wenn Tudor ein zugekauftes Werk verwendet, kann es ja nicht schlecht sein. Letztendlich steht dort ja Tudor drauf, und damit ist es unabhängig vom Hersteller definitiv kein Werk aus der Schublade. Tudor optimiert und veredelt.

Wir haben uns ein solches Werk genauer angesehen. Mit der Eta-Basis hat es nicht mehr sehr viel zu tun. Der Name Tudor bürgt für Qualität. Und das akzeptieren unsere Kunden. Hinzu gesellt sich das Styling der Royal. In gewisser Weise ist diese Armbanduhr einzigartig. Wer sie haben und tragen möchte, achtet nicht mehr unbedingt auf das Werk.

 Welche Rolle spielen Bedeutung haben fünf Jahre Garantie bei der Kaufentscheidung?

Sie unterstreichen definitiv den Qualitätsanspruch. Fünf Jahre Garantie kannst du als Unternehmer nur dann geben, wenn du von der Qualität und Funktionssicherheit deiner Produkte voll und ganz überzeugt bist. Sonst würde man sich ja selber hinrichten. Diese Garantie bringt zum Ausdruck, dass Tudor eine durch und durch ehrliche und kompromisslose Marke ist.

Born to dare

Rüschenbeck führt ja auch Rolex. Ist der heutige Tudor-Käufer der künftige Rolex-Kunde? Oder sind das eine ganz unterschiedliche Zielgruppen?

Früher habe ich so differenziert gedacht. Heute glaube ich, dass der Rolex-Kunde immer auch ein Tudor-Kunde ist. Tudor bietet ähnliche Designs, man erkennt die familiäre Zusammengehörigkeit. Tudor spielet mit Materialien und Farben, das erweitert den Produkthorizont. Wenn du mit der Familie ganz generell gute Erfahrungen gemacht hast, spricht ja nichts dagegen, sich mit weiteren Mitgliedern anzufreunden.

Die Suche nach wirklich Vergleichbarem zu Tudor fällt nicht leicht

Also mir fallen bezogen auf diese Art Armbanduhr, reduziert auf das Wesentliche und ohne fürchterlich viel Klimbim drum herum, überhaupt nichts ein. Aber es geht, wie gesagt, nicht immer nur um das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich möchte jetzt nicht philosophisch werden, aber es geht auch um Lebensart und Lebenskultur. Der Slogan born to dare wurde irgendwann zu Marketingzwecken geboren. Aber im Hause Tudor lebt man das Wagen des Anderen, Neuen oder Unkonventionellen ja wirklich.

Das zeigt sich auch beim Vergleich mit der Entwicklung anderer Marken. Tudor wagt etwas und interpretiert eine Uhr, die es ähnlich schon gegeben hat, völlig neu und anders. Nicht einmal die Größe ist heilig, wie die neue Black Bay 54 zeigt. Vor nicht ganz drei Jahren hättest du mich, glaube ich an die Wand nageln können, trotzdem hätte ich gesagt, eine Armbanduhr muss groß, markant und technisch sein. Allein das Werk verlangt nach viel Platz. In der Tudor 54 tickt das vergleichsweise kleine MT 5400. Das Ensemble trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die weibliche Klientel heute viel mehr für Technik interessiert als früher.

Viele Frauen stellen mit Blick auf ihre Uhr inzwischen dieselben Anforderungen wie Herren. In der Uhrenindustrie wurde das vielfach total vernachlässigt. Alle reden über die Entwicklung von Damenuhren. Der Einzige, der eine 37 Millimeter messende Taucheruhr für Damen und Herren mit zierlichen Handgelenken macht, ist doch Tudor. Nach dem Lancement vor wenigen Wochen in Genf sind alle überrascht vom Wahnsinnserfolg dieser Linie. Andere hätten doch auch mal draufkommen können.

Atmosphäre und Gastfreundschaft

Die Black Bay 54 ist ja eine Evolution einer Taucheruhr von 1954. Damals maßen die Gehäuse 34 oder 35 Millimeter. Und wir erleben gerade den allgemeinen Trend zu kleineren Armbanduhren.

Heute haben wir mit sehr selbstbewussten Menschen zu tun. Die tragen das, was sie wollen, und nicht das, was ihnen anderen Menschen zugedacht haben. Wenn denen, egal ob Frau oder Mann, aus welchen Gründen auch immer eine kleine Uhr besser gefällt, weil sie vielleicht besser passt oder der Tragekomfort höher ist, dann ist das zu respektieren. Viele Marken tendieren heute zum Retrolook, transponieren ihn im Zuge der Evolution jedoch in die Neuzeit. Damit einher gehen größere Gehäuse. Die Black Bay ist ein professionelles Instrument mit geringen Dimensionen. Und das ist einzigartig.

Gibt es auf dem Weg von Hamburg nach Frankfurt eine gewisse Tudor-Lernkurve?

Ja natürlich. Der wichtigste Aspekt dabei ist, dass ich die Zusammenarbeit mit Tudor noch mehr schätze als zuvor. Die partnerschaftliche Kooperation besitzt ein Niveau, wo Menschen auf menschlicher Basis und Augenhöhe miteinander umgehen

Also nicht von oben nach unten?

Unter keinen Umständen. Alle teilen die Begeisterung für dieses Produkt. Angefangen beim Ladenbauer bis hin zum Designer für die Displays. Alles macht einfach Spaß, denn da treffen Gesinnungsgenossen aufeinander. Gelernt habe ich auch ganz klar, dass die Ladengeschäfte größer sein müssen. In Hamburg stoßen wir sehr häufig an räumliche Grenzen. Speziell bei Kollektionswechsel, einem neuen Modell oder zu Weihnachten bietet die Hamburger Boutique schlichtweg nicht genügend Raum, potenziellen Kunden jederzeit Einlass zu gewähren.

Gelernt haben wir ferner, dass Leute länger verweilen oder das zumindest gerne möchten, weil sie sich in der Markenumgebung extrem wohlfühlen. Auch hierfür benötigen wir mehr Platz, beispielsweise um Gäste in der Boutique zu bewirten. Hospitality wie hier in Frankfurt, also oben, mit Bar und Lounge-Bereich, hilft enorm.

In den ersten Wochen seit der inoffiziellen Eröffnung haben wir festgestellt, dass Interessenten für eine Uhr irgendwann mit dem kompletten Freundeskreis zurückkommen, um ihm das Objekt der Begierde zu präsentieren. Die bringen dann ihre eigenen Uhren mit, vergleichen diese miteinander. Da entwickelt sich eine Community, für die man Fläche und passendes Personal vorhalten muss.

Wenn man Uhren mit einem gewissen professionellen Anspruch offeriert, müssen sich Präsentation und Kommunikation auf demselben Level bewegen. Das funktioniert nicht wirklich gut, wenn man zusammengepfercht in einer Ecke sitzt. Hier in Frankfurt ist das nun viel einfacher.

Personalwahl

Gerade wenn man Communitys mit hohem Vorwissen angemessen bedienen möchte, braucht dies qualifiziertes Personal. Wie sieht es da aus?

Dem stimme ich hundertprozentig zu, ja. Das Problem besteht darin, dass niemand als Frau oder Herr Tudor auf die Welt kommt. Zum Glück können Menschen alles lernen. Aber wir benötigen Leute, die von Hause aus Empathie mit sich bringen, eine gewisse Smartness besitzen und einfach diese Leidenschaft teilen können. Und wenn sie dann noch lesen und schreiben können, ist der Rest relativ schnell erlernbar.

Diesbezüglich arbeiten wir sehr eng mit Tudor zusammen. Tudor hat eines der besten Schulungssysteme. Regelmäßig besuchen uns Tudor-Mitarbeitern und wir schicken unser Personal zu Tudor-Schulungen. Wir reden da nicht im sechs-Wochen-Turnus. Alle 14 Tage passiert etwas zum Zweck eines permanenten Pimp-up.

Auf potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfte Tudor zweifelsohne sehr anziehend wirken

Gleichwohl muss man heute bei neuem Personal eine Begeisterung für die Produkte wecken. Dann muss man vor allen Dingen selektieren, wer will was. Und dazu vielleicht auch mal sich selbst in Frage stellen und mehr auf das Verlangen der Mitarbeiter eingehen. Das hat sich in den Jahren schon verändert. Geld ist wichtig, aber nicht der einzig alleinige bestimmende Faktor. Wir beide sind damals sicherlich noch in der Lehre ausgebeutet worden – für kleinstes Geld, haben viel gearbeitet und gelernt.

Heute muss man anders rangehen. Wir benötigen schlaue Arbeitszeitmodelle, eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz und ein angenehmes Klima. Jetzt sind wir wieder beim Ladenbau von Tudor. Er macht einfach mehr Spaß, in einem Laden wie diesem zu arbeiten. Auf diese Weise kriegst du schon Personal. Hier in Frankfurt konnten wir relativ schnell unsere Wunschmannschaft formen. Schwieriger ist es, Mitarbeiter zu finden, die permanent bereit und willig sind, sich weiterzubilden und bei den relativ schnellen Tudor Produktveränderungen auf dem Laufenden zu bleiben. Das ist schon eine Herausforderung.

Stechuhr-Mentalität passt da nicht. Wenn noch Kunden oder eine Community im Raum sind, kann man schwerlich auf das Erreichen der 37 Stunden Wochenarbeitszeit verwesen und die Beratung mitten im Dialog beenden.

Hier bin ich sehr stolz auf mein Team samt dem Store-Manager. Die übererfüllen ihr Stundenkontingent. Mitunter muss ich sie erinnern, ihr prall gefülltes Arbeitszeitkonto auch wieder zu leeren. Sie arbeiten eher zu viel, als zu wenig. Das Jahr hat 365 Tage, und am Ende wollen wir irgendwie ausgeglichen sein. Wenn Geld nicht der regulierende Faktor ist, müssen sie irgendwann unter der Woche die überfällige Freizeit nehmen.

Das wiederum ist nicht unbedingt einfach, denn manche Mitarbeiter kommen auch in ihrer Freizeit, um Kollegen zu besuchen. Sind dann Gäste in der Lounge oder Kunden im Laden, machen die einfach mit und geben trotz Freizeit berufliches Vollgas.

Gesuchtes von Tudor

Manche Tudor Modelle sind inzwischen Mangelware mit Wartelisten. Wird eine Boutique besser mit Uhren beliefert als ein Multibrand-Laden?

Das ist eine sehr interessante Frage. Ja, Boutiquen werden quantitativ bevorzugt. Aber das führt nicht zwingend dazu, dass wir mehr Ware zur Verfügung haben. Schließlich gilt es auch mehr Kundschaft damit zu bedienen.

Ein Vorteil der Boutique besteht in der Transparenz. In Echtzeit bekommt unser Partner zugespielt, was wir brauchen, was wir wollen, welche Wünsche unsere Kunden haben und welche Veränderungen sie sich gegebenenfalls wünschen. Das schafft eine extreme Nähe. Dadurch ist es gefühlt so, dass wir mit der Warenversorgung gut klarkommen. In der Boutique haben wir aber auch einen deutlich engeren Kontakt zu unserer Kundschaft. In diesem Sinne kann ich sagen, dass jeder Kunde der uns bis heute besucht hat, seinen Uhrenwunsch auch erfüllt bekommt.

Und das zeitnah?

 Zeit ist ja bekanntlich ein relativer Begriff. Aber in diesem Fall sprechen wir zumindest von angemessener Zeit. Das allerdings hängt auch davon ab, was sich die Kunden wollen. Es gibt nicht alles sofort, aber es müssen in der Regel nicht mehrere Jahreszeiten durchs Land ziehen. Das ist der Stand heute.

Ich persönlich empfehle, das Wunschprodukt möglichst frühzeitig ins Auge zu fassen und der Boutique diese Informationen unverbindlich zukommen zu lassen, damit sie sich darauf einstellen kann. Dabei muss die Uhr gar nicht sofort gekauft werden. Aber Weihnachten kommt ja bekanntlich nicht so überraschend. Wenn man dieser Empfehlung folgt, klappt das schon ganz gut.

Service großgeschrieben

Das aus deiner Sicht momentan erfolgreichste Tudor-Modell?

Wilhelm Rüschenbeck: Die Antwort fällt insofern schwer, als die Nachfrage das verfügbare Angebot teilweise überschreitet. Die Manufaktur Black Bay mit der roten Vignette ist eingeschlagen wie eine Bombe. Die Black Bay 54 ist überragend. Hier muss ich zugeben, dass ich mich bei der Bestellung ein gutes Stück verschätzt habe. Ich meinte, diese Uhr polarisiert mehr. Aber sie trifft eine unwahrscheinlich breite Klientel. Nicht zu vergessen die Black Bay GMT mit opalweißem Zifferblatt.

Welche Service-Leistungen kann man in der Boutique erwarten?

Uhren haben natürlich heute so eine Komplexität erreicht, dass man sie nicht mal eben vor Ort in einer voll ausgestatteten Werkstatt nach höchster Qualitätskriterien warten oder reparieren kann. Natürlich sind wir in der Lage, etwas mehr als den üblichen Quick Service zu offerieren. Wir können Bänder kürzen, eine erste Zustandsanalyse durchführen und dem Kunden verständlich erklären, was sinnvoller Weise mit der Uhr zu tun ist, wenn sich deren Laufkultur von jener der Anfangszeit unterscheidet.

Schnelle Dinge werden in der Boutique gemacht. Für Komplettrevisionen oder Teilreparaturen sind unsere Zentralwerkstätten zuständig. Infolge hoher Frequenzen fahren wir die Geschäfte und Boutiquen jeden Tag an. Das gilt auch für den Heiligabend oder den 27. Dezember.

Wie lange dauert bei euch ein Tudor-Service, zum Beispiel eine Grundüberholung?

Wenn wir eine Uhr komplett warten und in Zustand neu aufarbeiten, versuchen wir, das in sechs Wochen hinzubekommen. Ich muss ehrlich sagen, dass es jedoch nicht immer gelingt. Kommen Feiertage dazwischen, werden aus sechs auch mal acht Wochen. Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Menschen vor und nach ihrem Urlaub nicht nur zum Friseur, sondern ihre Uhren auch nochmals fit machen wollen. Da kann es schon einmal eng werden.

Danke für das Interview. Dir und eurer neuen Frankfurter Tudor Boutique wünsche ich viel Erfolg.