Junghans und seine Chronographen-Geschichte
Mit seinem neuen Junghans Meister Pilot Chronoscope knüpft Junghans an seine Chronographengeschichte und die für militärische Zwecke hergestellten Produkte. Dieses Kapitel begann mit der Lancierung des selbst entwickelten Kalibers J 88, das 1949 seine Premiere hatte.
Beim 14-linigen Uhrwerk, Durchmesser 31,6 Millimeter, ging Junghans technisch keine Kompromisse ein. Die Konstrukteure orientierten sich zum einen an namhaften eidgenössischen Vorbildern und zum anderen auch den beiden deutschen Entwicklungen von Hanhart und Urofa.
In diesem Sinne waren Schaltrad und horizontale Räderkupplung Ehrensache. Die Verwendung von zwei Drückern gestattete Additionsstoppungen. Auch eine Breguetspirale durfte damals nicht fehlen. 19 funktionale Steine spendierten die Schramberger ihrem Flaggschiff mit ungefähr 40 Stunden Gangautonomie obendrein.
Die meisten Schweizer Produkte kamen mit zwei Steinen weniger aus. Der Gangregler oszillierte mit klassischen 2,5 Hertz für Fünftelsekunden-Stoppungen. Frühe Ausführungen des J 88 verfügten über die Möglichkeit permanenter Nullstellung, besser bekannt als Flyback-Funktion. Zur Differenzierung der beiden J 88-Versionen verwendete Junghans die Referenznummern 688.00 für die Ausführung ohne und 688.70 für diejenige mit Stoßsicherung.
Bis 1965 entstanden laut Junghans-Archiv insgesamt 55.000 Exemplare dieser beiden Kaliberformen. Eingebaut wurden sie anfangs in klassisch-runde Gehäuse mit rechteckigen Drückern. Die mehrfarbig gestalteten Zifferblätter besaßen eine Tachymeterskala.
Stopper für die Deutsche Bundeswehr
Als zur Jahreswende 1955/56 die ersten Stäbe und Einheiten der Deutschen Bundeswehr zusammengestellt wurden, entstand natürlich auch ein Bedarf an zuverlässigen, gut ablesbaren Fliegerchronographen. Für die Beamten des zuständigen Bundesbeschaffungsamtes lag es natürlich nahe, sich wegen der Lieferung auch an den größten deutschen Uhrenhersteller zu wenden. Dessen Jahresproduktion lag damals immerhin bei rund 70.000 Armbanduhren, darunter etwa 10 Prozent offiziell geprüfte Chronometer. Die Anfrage führte zwischen 1956 und 1965 zu einer Produktion von 15.000 bis 20.000 Armband-Chronographen mit dem Kaliber J 88.
In weitaus größerer Stückzahl entstand dagegen ab 1959 der Typ BW 111 mit verchromtem 38-Millimeter-Messinggehäuse, Edelstahlboden und zwölfeckiger Drehlünette. Bis zu zwei bar reichte auch hier die Wasserdichte des ohne Armband rund 50 Gramm wiegenden und 13,5 Millimeter hoch bauenden Zeitmessers.
Junghans Meister Pilot Chronoscope
Bekanntlich ist das Handaufzugskaliber J 88 längst Vergangenheit. Wer einen Vintage-Chronographen mit diesem Uhrwerk ans Handgelenk schnallen möchte, wird heutzutage schon für rund 3.000 Euro fündig. Weniger, nämlich 2.590 Euro kostet das aktuell von Junghans in zwei unterschiedlichen Versionen angebotene Meister Pilot Chronoscope. Für diesen Betrag gibt es das Automatikkaliber J880.4. Selbiges entstammt eidgenössischer Produktion. Konkret handelt es sich um sein Sandwich aus dem bewährten Sellita SW200 und einem vorderseitig befestigten Stoppmodul des im Vallée de Joux ansässigen Spezialisten Dubois-Dépraz.
Die Unruh des Basiskalibers mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor und -abhängig von der Nutzung des Zeitschreibers- bis zu 38 Stunden Gangautonomie vollzieht stündlich 28.800 Halbschwingungen, was einer Frequenz von vier Hertz entspricht. Zifferblatt und Zeiger tragen heutzutage natürlich keine radioaktiv strahlende Leuchtmasse mehr. Das Ablesen bei Dunkelheit erleichtert die Verwendung von Super-LumiNova.
Zwei Versionen
Bei beiden Ausführungen lässt sich die zwölfeckige Lünette beliebig links- oder rechtsdrehend verstehen. Die 43,3 Millimeter große Edelstahl-Gehäuseschale (über die Herstellung von hochwertigen Stahlgehäusen gibt es hier zu lesen) trägt eine harte schwarze Diamond-Like-Carbon-Beschichtung, kurz DLC genannt. Am Handgelenk trägt das bis zu zehn bar wasserdichte Gehäuse exakt 14,4 Millimeter auf.
Der massive, siebenfach verschraubte Stahlboden zeigt ein stilisiertes Propellerflugzeug. Nicht zu sehen ist daher das rhodinierte Automatikwerks. Junghans versieht es mit gebläuten Schrauben sowie einem Diamantschliff auf Federhaus, Räderwerk und Unruhbrücke. Die Schwungmasse ziert Streifenschliff und ein graviertes Logo.
Auf Zifferblatt und Zeiger blickt man durch ein bombiertes und zweiseitig entspiegeltes Saphirglas. Nur 300 Exemplare fertigt und liefert Junghans von der Variante Junghans Meister Pilot Chronoscope Navy Blue. Unlimitiert zu haben ist dagegen das neue Junghans Meister Pilot Chronoscope Desert. So oder so findet der Stopper mit vernietetem Lederband und Dornschließe ans Handgelenk. Der Publikumspreis liegt, wie gesagt, bei unverbindlichen 2.590 Euro
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