Der Tinten-Chronograph wird kleiner
Nach der Patenterteilung arbeitete Nicolas Mathieu Rieussec kontinuierlich an Optimierungen. Im Herbst 1837 beantragte er ein Tintenchronograph „Zehn-Jahres-Patent für bedeutende Verbesserungen an Chronographen.“ In seiner Dokumentation brachte der Antragsteller zum Ausdruck, dass die ersten Ausführungen seiner tintenschreibenden Chronographen zu groß gewesen seien, um sich leicht transportieren zu lassen. Ergo habe er sich bemüht, den Mechanismus so zu verkleinern, dass er auch in normale Gehäuse passe sowie zu moderaten Preisen angeboten werden könne. Das entsprechende Patent datierte auf den 16. Januar 1838.
Neben etlichen Vereinfachungen umfasste der von Rieussec weiterentwickelte Chronograph ein festes Zifferblatt, über dem mit Tinte befüllbare Zeiger rotieren.
Doch damit war eine heftige Auseinandersetzung vorprogrammiert. 1850 musste sich die Akademie der Wissenschaften mit einem Streit u.a. zwischen Nicolas Rieussec und Louis Breguet beschäftigen. Der Enkel von Abraham-Louis Breguet machte geltend, dass sein Großvater den Chronographen mit festem Zifferblatt und beweglichem Zeiger erfunden habe.
Tintenchronograph
Nach einigem Hin und Her blieb das 1822 erteilte Patent für Tintenchronographen mit drehenden Scheiben bei Rieussec. Hingegen wurde die Chronographen-Version mit festem Zifferblatt und rotierendem Tintenzeiger zum öffentlichem Gut und damit für jedermann nutzbar.
Ein universaler Erfinder
Der bahnbrechende Tintenschreiber war freilich nur eines der vielen innovativen Produkte des gelernten Uhrmachers Nicolas Mathieu Rieussec. Am Vorabend des neuen Jahres 1830 ließ sein Bruder Nicolas Joseph wissen, dass er künftig Brennholz verkaufen wolle. Nicolas Mathieu zögerte nicht lange und beantragte im September 1832 das Patent für einen Wagen zum Transport von Brennholz. Ein weiteres betraf Fahrzeuge mit Messvorrichtung zum Verhindern von Überladung. Es folgte ein verbessertes System zum Sägen, Wiegen und Messen von Brennholz für Wohnhäuser.
Von 1823 bis 1855 nahm Rieussec mit seinen tickenden Produkten, darunter auch eine astronomische Uhr mit Sekundenzeiger regelmäßig an französischen Industrie-Ausstellungen teil. 1839 präsentierte der Uhrmacher eine weitere Chronographen-Konstruktion, welche eine Bronzemedaille eintrug. 1844 bekam Rieussec die Silbermedaille für seine hilfreichen Erfindungen.
1851 fand man den kreativen Franzosen bei der ersten Weltausstellung in London. Die dortige Jury hätte ihm für seinen Chronographen gerne einen Ersten Preis zugestanden, aber das Reglement unterband die Würdigung mehr als 20 Jahre alter Produkte.
Die Krönung seines Lebenswerks brachte das Jahr 1855, als Nicolas Mathieu Rieussec im Rahmen der Pariser Weltausstellung „als Veteran der französischen Uhrmacherkunst“ eine Medaille Erster Klasse erhielt. Die Ehrung war mehr als gerechtfertigt. Immerhin hatte Rieussec als Hofuhrmacher für das königliche Möbeldepot ganz unterschiedliche Uhrwerke und Mechanismen kreiert.
1866 verstarb die begnadete Erfinderpersönlichkeit zu Hause in der Pariser Avenue du Bel-Air.
Danach wurde es eher ruhig um den renommierten Namen und seine Titenchronographen. Die Würdigung des innovativen Uhrmachers erfolgte Anfang des 21. Jahrhunderts durch Montblanc und den exklusiven Rieussec Chronographen fürs Handgelenk.
Davon mehr im nächsten Teil dieser Geschichte.
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