Ihren Anfang nahm die Geschichte der Pulsuhr und der Pulsometer-Skala kurz nach der Wende vom 19. zum 20. zum Jahrhundert. Vorangegangen waren die Beschwerden von Krankenschwestern, Hebammen und Ärzte über das langwierige Messen des Pulsschlags ihrer Patienten. Jeden einzelnen davon mussten sie sechzig Sekunden sorgfältig zählen. Konzentration war angesagt, denn je nach Belastung wurde bei der Berechnung des Pulses schnell mal ein Fehler gemacht.
Genau an dieser Stelle setzte Charles-A. Heuer an. Die Kalender zeigten das Jahr 1908. Beim Gesundheitscheck musste auch er seinem Arzt das Handgelenk entgegenstrecken. Als er den Mediziner beim Zählen beobachtete, kam ihm die zündende Idee zu einer hilfreichen Spezialuhr. Sie würde beiden Seiten einige Zeit sparen und obendrein auch noch die Nerven schonen. Was dann im Entwicklungsbüro der Uhrenmanufaktur Heuer folgte, war mehr eine mathematische, denn eine wissenschaftliche Angelegenheit.
Nach dem lateinischen Sinnspruch “Pars pro toto” genügt eine exakt definierte Zahl von Pulsschlägen zum Hochrechnen auf den Wert pro Minute. Außerdem musste das Resultat der Rechenkünste auf eine entsprechende Zifferblattskala übertragen werden.
Mit dem neuartigen Pulsmesser landete das Familienunternehmen noch im gleichen Jahr einen Volltreffer. Der Pulsograf, so versprach die Werbung, „ist die ideale Uhr für Ärzte und die ganze Welt der Medizin. Dank des patentierten, speziell auf diesen Zweck hin gestalteten Zifferblatts und des sorgfältig ausgeführten Uhrwerks … bietet diese Uhr viele Vorteile“.
Laut Heuer ermöglichte die Uhr:
- Pulsschläge mit mathematischer Genauigkeit zu ermitteln
- macht jegliches Kopfrechnen während des Gebrauchs überflüssig,
- spart mindestens 50 % Zeit bei den Messungen,
- schließt Irrtümer und Fehlberechnungen aus,
- verlangt während der Benützung keine Blicke aufs Zifferblatt.
Pulsuhr
Die Zifferblatt-Teilung wurde auf der Basis von 20 Pulsschlägen errechnet und funktionierte in der Tat recht einfach. Man startete den Chronographen und begann mit der Messung. Nach 20 Pulsschlägen stoppte man den Pulsuhr Chronographen und der Chronographenzeiger weiste auf der Pulsograf-Skala exakt die Anzahl der Pulsschläge pro Minute aus.
Da die Idee nicht zu schützen war, kamen im Lauf der Jahre einige weitere Uhrenhersteller auf die Idee Pulsuhren mit Pulsometer-Skala auf den Markt zu bringen. Auch sie waren leicht in der Bedienung und leisteten Mitarbeiter in Krankenhäusern und Praxen wertvolle Dienst.
Heutzutage gibt es natürlich Digitaluhren, zum Beispiel die Apple Watch oder auch die Garmin Descent, die über Pulsmessung am Handgelenk und sogar Messung des Blutsauerstoffgehalts verfügen. Aber reizvoller ist die alte Technik des Ablesens anhand eines Pulsuhr-Chronographen immer noch. Gerade für Uhrenliebhaber mit einem Faible für Vintage Uhren.
0 Kommentare
Trackbacks/Pingbacks