Die Gründe für die Konzeption einer Krankenschwester-Uhr war so schlicht wie überzeugend. Zum einen war in den Zwanziger- und Dreißiger-Jahren ein zentral angeordneter Sekundenzeiger noch längst nicht Standard bei Armbanduhren. Vielmehr dominierte noch die Sekundenanzeige über die kleine Sekunde bei 6 Uhr. Zum anderen erforderte die medizinische Betreuung im Krankenhaus wie in Arztpraxen ein genaues Messen des Pulsschlags.
Deshalb ersannen die Uhren- und Zifferblattfabrikanten für Menschen, bei denen es auf die genaue Sekunde ankam, immer wieder neue Anordnungen des Zeigers, die das Ablesen der Sekunden erleichtern sollten.
Eine besondere Stilart dessen waren die Duo-Dial-Uhren, bei denen das Zifferblatt zweigeteilt ist. Die obere Hälfte dient der Anzeige der Stunden und Minuten, die untere Hälfte ist ausschließlich den Sekunden vorbehalten.
Die ersten Entwürfe von Duo-Dial-Modellen
Eterna und AD hatten sich etwa derartige Zifferblätter schon 1929 schützen lassen und in den folgenden Jahren entsprechende Modelle produziert. Unbestritten prominentester Vertreter dieser Armbanduhrengattung war freilich das Modell „Prince“ von Rolex. Dieses Zifferblattdesign erlangte am 31. Mai 1931 Gebrauchsmusterschutz.
Gefertigt wurde das zugehörige Formwerk wie bei Rolex üblich von der Aegler S.A. Fabrique de Montres Rolex&Gruen Guild in Biel. Damit war klar, warum in den Duo-Dial-Modellen von Rolex und Gruen die konstruktiv gleichen Werke ihren Dienst versahen.
Krankenschwester-Uhr
Kurz nach der Rolex Prince kam das abgebildete Damenmodell mit Dual-Dial Zifferblatt von Gruen auf den Markt. Es war primär für Krankenschwestern gedacht, die zum zuverlässigen Messes des Pulses eben einen deutlich erkennbaren Sekundenzeiger benötigten.
Um den Preis erschwinglich niedrig halten zu können, fand für diese Gruen Uhr ein kurantes Damenkaliber mit nur sieben Steinen Verwendung. Dessen Zeigerwerk (Stunden- und Minutenindikation) wurde in Richtung der „12“ verlagert und eine aufgeschraubte Distanzplatte sorgte dafür, dass die Funktion nicht durch das Zifferblatt beeinträchtigt wurde.
Derlei funktionale Betrachtungen waren den Käuferinnen recht egal. Sie schätzten die gute Ablesbarkeit und einfache Funktionalität dieser Uhr. Denn sicherlich hätten auch Chronographen mit Pulsometer ihren Dienst getan, allerdings waren diese Modelle durch die aufwendigere Technik eben auch deutlich preiswerter.
Heute sind diese Uhren mit doppeltem Zifferblatt eher eine Rarität für Vintageliebhaber, wobei auch hier der Wert angesicht der nicht gerade anspruchsvollen Uhren-Technik recht überschaubar bleibt.
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