Hanhart Uhren Geschichte Teil 3

Hanhart Uhren: Der Wiederbeginn der deutschen Manufaktur

Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlebte die Uhrenmanufaktur Hanhart nur eine kurze Zäsur. Schon gegen Ende der 1940-er Jahre startete die Herstellung in Gütenbach aufs Neue und produzierte eine breite Palette von Chronometer, Chronographen und Stoppuhren.

von | 21.03.2021

Wecker, Chronographen, Stoppuhren und andere Zeitmesser

Nachdem sich im Zuge einer Anklage rasch herausgestellte, dass Willy Hanhart keine besondere Kriegsschuld traf, startete die Produktion der Hanhart Uhren schon 1948 aufs Neue. Nicht nur das – im Jahr 1952 nahm Hanhart auch erstmals an der Basler Mustermesse, der späteren Uhrenmesse Basel teil. 

Nach dem Comeback im Jahr 1948 starteten bei Hanhart die Entwicklungsarbeiten zu einem Armbandwecker.  1951 erfolgte die Vorstellung des auf den Namen Hanhart Sanc-Souci getauften Modells mit dem hauseigenen Handaufzugskaliber 301. Im Jahr 1957 endete allerdings dessen Produktion bereits wieder. 

Der französische Name Sans-Souci eines dieser Hanhart Wecker-Modelle signalisierte sorgenfreies Einschlafen und Aufwache, da die Alarmfunktion des 13½-linigen Handaufzugskalibers 301 zuverlässig, pünktlich und hinreichend lautstark in Aktion trat. 1957 brachte die weniger aufwändig ausgeführte und dadurch deutlich günstiger erwerbbare Kaliber-Version 302. Große Stückzahlen dieses Uhrwerks mit Stiftankerhemmung lieferte Hanhart an Timex in den USA

An Menschen mit begrenztem Budget wandte sich der von Hanhart so genannte Patent-Chronograph mit dem stark simplifizierten Handaufzugskaliber 120. Er war ab 81 Deutsche Mark zu haben, während das Preisspektrum für die Exemplare mit dem klassischen Schaltrad-Kaliber bei 139 Mark begannen. 

Seine hochwertigen Chrononographen pries Hanhart als „die zweckmäßige Uhr für den Ingenieur und Betriebsleiter” an. Die Hanhart Referenz 417 E mit mattverchromtem Messinggehäuse und ab 1957 auch die stählerne 417 ES mit dem neuen Kaliber 42 waren in sechs Lagen feinreguliert und verfügten natürlich über den praktischen Drehring mit Merk-Markierung.

Der Hanhart Chronograph 418ES stach insbesondere durch seine markante Lünette ist Auge. Im Gegensatz zum Kaliber 41 besaßen die beiden Drücker beim Kaliber 42 gleiche Abstände zur Krone. Zur Regulierung verwendete Hanhart übrigens schon damals „astronomisch genaue, quarzgesteuerte Zeitwaagen”.

Ursprünglich produzierte Hanhart diese Armbanduhren bis 1962 für die Luftwaffe der 1955/56 gegründeten Deutschen Bundeswehr. Daher fällt in diesem Zusammenhang immer wieder auch der Name Bundeswehr-Chronograph. Ähnliche Modelle hatte damals übrigens auch die in der Nähe von Hanhart produzierende Manufaktur Junghans mit den für die Deutsche Bundeswehr hergestellten Referenzen 88/0110 und 88/0111 im Programm.

Hanhart 417ES Guess Who

Der Hanhart-Chronograph 417 ES begeisterte damals einen berühmten amerikanischen Filmschauspieler

Zu den berühmtesten Fans der Hanhart 417 ES Flyback zählte der für sein ausgeprägtes Uhrenfaible bekannte amerikanische Filmstar Steve McQueen. Auch in Frankreich setzte man in den 1950-er Jahren auf Hanhart. Mangels eigener Uhrwerke bezog Vixa zur Herstellung der Flieger-Chronographen Type 20 seine Flyback-Kaliber aus dem Schwarzwald. 

Hanhart Spionage Chronograph mit eingebautem Mikrophon Foto C Uhrenkosmos

Ein Hanhart Chronograph, der keiner ist. Im Gehäuse dieser Spionage-Armbanduhr aus den 1960-er Jahren befindet sich ein Mikrophon. Das Kabel konnte durch den Ärmel zu einem Aufnahmegerät geführt werden.

In den 1960-er Jahren hatte sich Hanhart zum Weltmarktführer bei mechanischen Stoppuhren emporgearbeitet. Diese Kurzzeitmesser nutzten Schulen, Universitäten, Sportler, Wissenschaftler und natürlich auch Rallyefahrer. Die Industrie nutzte Produkte aus dem Schwarzwald zur Rationalisierung von Arbeitsabläufen. Kurzum: Es gab fast nichts, was es nicht gab.

Hanhart

Ab den 1970-er Jahren beeinflusste und bestimmte quarzgesteuerte Elektronik auch bei Hanhart das Geschehen. Auf diese Herausforderung reagierte das Familienunternehmen schnell durch ein eigenes, millionenfach verkauftes Quarzwerk. Allerdings konnten die Gütenbacher Produzenten kostentechnisch dem permanenten Wettkampf mit der fernöstlichen Billigkonkurrenz auf Dauer nicht standhalten.
Anfang der 1980-er Jahre traf sogar ein Fusionsangebot von Jack W. Heuer ein Den großen anerkannten Schweizer Chronographen- und Stoppuhrenspezialisten plagten nämlich ähnliche Sorgen. Während Heuer allerdings schon 1982 den Canossagang zum Insolvenzverwalter antreten musste, rettete die Konzentration auf Stoppuhren Hanharts wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Wie es ab den 1990-er Jahren bei Hanhart weiterging und die weltbekannten Hanhart Chronographen eine Wiederauferstehung feierten, erzählt der nächste Teil dieser Geschichte. Hier geht es zum ersten Teil der Hanhart Geschichte. 

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Kommentare zu diesem Beitrag

2 Kommentare

  1. Wilhelm „Willy“ Hanhart setzte bei der ersten Teilnahme Hanharts an der Basler Mustermesse im Jahr 1852 den Armbandwecker Sans-Souci in den Mittelpunkt

    1852 ?????

    Antworten
    • Wolfgang Winter

      Da hätte er in der Tat rückwärts in der Zeit reisen müssen. Und das wäre auch für den umgtriebigen Wilhelm Hanhart etwas viel verlangt… 😉

      Danke für den Hinweis. Habe den Tippfehler korrigiert. 🙂

      Antworten

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  1. Hanhart 417 ES Red Lion: Zurück zu den Wurzeln  - […] hat Hanhart nun eine kleine Neuauflage lanciert. Diese ist im Unterschied zum 2020 lancierten Chronographen 417 ES von 2020…

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