Kurze „El Primero“-Retrospektive
Zenith feiert. Und zwar 2019 zum wiederholten Male den 50. Geburtstag seines legendären „El Primero“. Viel über „den Ersten“ muss man an dieser Stelle nicht schreiben. Alle Details zum weltweit ersten Automatik-Chronographen mit zentral angeordnetem und beidseitig aufziehendem Kugellagerrotor, schnellen fünf Hertz Unruhfrequenz, Schaltradsteuerung und horizontaler Räderkupplung und Zehntelsekunden Stoppgenauigkeit finden sich nämlich schon hier im Uhrenkosmos.
Bekanntlich überlebte das aus 280 Komponenten assemblierte Uhrwerk als einziges der drei chronographischen Weltpremieren des Jahres 1969. Dagegen verschwanden die Konstruktionen von Seiko sowie der Zweckgemeinschaft Breitling, Heuer, Büren und Dubois-Dépraz in der zeitschreibenden Versenkung. Natürlich hat Zenith nach der Renaissance im Jahr 1987 am 30 mm großen, 6,5 mm hoch bauenden Mikrokosmos gearbeitet.
Über die Jahrzehnte entstanden mehr oder minder komplexe Derivate des bis 1986 3019 PHC genannten Kalibers. Weitestgehend diesem Original entspricht das ab 1987 neu produzierte 400. Von der ersten Serie entstanden bis 2003 nicht weniger als 102.000 Exemplare.
Im Zeichen der Zehntelsekunde
2010 stellte die Traditionsmanufaktur das 6,6 Millimeter hohe Automatikkaliber 4052 B vor. Dieses Uhrwerk mit dem Beinamen „Striking 10th“ besteht aus 326 Komponenten.
Nachdem der zentrale Stoppzeiger nicht wie allgemein üblich in 60 sondern in nur zehn Sekunden um seine Achse dreht, gestattet er zusammen mit einer entsprechenden Indexierung rund ums Zifferblatt das präzise Ablesen der durch die Schnellschwinger-Frequenz mögliche Zehntelsekunden. Aus konstruktiven Gründen verwendete Zenith für einen Teil der Zahnräder leichtes, besonders glattes und amagnetisches Silizium. Eine neu entwickeltes Anhaltesystem des Chronographen sorgte für die gewünschte Präzision. Konkret legt sich ein Bremshebel zwischen zwei der 100 Zähne des Chrono-Zentrumsrads und bringt so den zentralen Stoppzeiger akkurat zum Stehen.
Mit Blick auf den kühnen Sprung von Felix Baumgartner aus einer Weltraumkapsel zur Erde im Jahr 2012 hob Zenith die Flyback-Version 4057 B aus der Taufe. Die Möglichkeit permanenter Nullstellung hatte bereits 1998 noch unter der Ägide von François Manfredini ins modifizierte El Primero-Kaliber 405 gefunden. Bedingt durch zwei zusätzliche Komponenten kletterte die Zahl der Bauteile auf insgesamt 282.
„Chronomaster 2“ zum 50. Jubiläum
Anlässlich des 50. Jubiläums wartet Zenith mit dem neuen „Chronomaster 2“ auf. Wie schon beim „El Primero Striking 10th“ von 2010 finden sich in der „südlichen“ Hälfte des nun allerdings durchbrochen gestalteten Zifferblatts drei farblich voneinander abgesetzte Felder. Links rotiert wie üblich die Permanentsekunde. Rechts gegenüber findet sich wie gehabt der 60-Sekunden-Chronograph. Und bei „6“ haben die Techniker einen 60-Minuten-Totalisator positioniert. Und der rote Zeiger im Zifferblattzentrum bewegt sich innerhalb von zehn Sekunden einmal um seine Achse.
Neu hinzu gekommen ist der bislang nicht vorhandene Unruhstopp zum sekundengenauen Einstellen der Uhrzeit mit Hilfe eines Zeitsignals. Nachdem Zenith kein Foto des Kalibers 3600 zur Verfügung stellen konnte, lassen sich detaillierte Unterschiede zum Kaliber 4052 B von 2010 leider nicht konkreter herausarbeiten. Auf Nachfrage vergleicht die Manufaktur das neue 3600 mit dem 400 und nicht mit dem 4052 B. An die Stelle konventionell nach NIHS-verzahnter Räder finden sich im Kaliber 3600 solche mit so genanntem „Z“-Profil. Selbige vermeiden den unliebsamen Startsprung von Chronographen mit horizontaler Räderkupplung.
„Das neu interpretierte Kaliber El Primero 3600 gewährleistet noch größere Modularität und wurde mithilfe modernster Technologien entwickelt – ohne dabei die DNA des ursprünglichen Uhrwerks zu verändern. Der Unterschied zum Vorgänger“ besteht nach Aussagen von Zenith darin, „dass bei der Entwicklung modernste Technologien und leistungsstarke Algorithmen zum Einsatz kamen. … Hinzufügung einer Unruh-Stoppvorrichtung; Umkehr der Kronensequenz; Anpassung der Räder und Zahnräder; vergrößertes und zentriertes Schaltrad; und vor allem eine optimierte laterale Kupplung, die nun zwei Zwischenräder umfasst.“ Einen Antrieb des Chronographen über die verlängerte Welle des Ankerrads und nicht durch das Sekundenrad sowie eine Art Doppelkupplung mit Hilfe übereinander angeordneter Zwischenräder besaß freilich auch schon das Kaliber 4052 B.
Explosionsdarstellungen v.l.n.r Zenith El Primero Kaliber 400, 4052B und 3600
Wie gehabt findet sich bei „6“ ein Fensterdatum. Anker- und Ankerrad bestehen analog zu anderen El Primero-Kalibern aus Silizium. Einen bemerkenswerten Zuwachs von 50 auf nunmehr opulente 60 Stunden erfuhr die Gangautonomie. Vor dem Einbau ins Gehäuse muss sich jedes Uhrwerk einer Genauigkeitsprüfung bei der offiziellen Chronometerkontrolle COSC unterziehen. Vom neuen „Chronomaster 2“ bietet Zenith zwei limitierte Editionen à 250 Exemplare an. Beide verfügen über ein 42 Millimeter großen Sichtbodengehäuse aus Titan, dessen Wasserdichte bis zu zehn bar Druck reicht. Qual der Wahl besteht beim Keramik-Glasrand, den es entweder in Blau oder Schwarz gibt. In beiden Fällen liegt der Preis bei 9.600 Euro.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller |
Zenith |
Name |
Chronomaster 2 |
Referenz |
95.3002.3600/69.C818 – blaue Keramiklünette 95.3001.3600/69.C817 – schwarze Keramiklünette |
Premiere |
November 2019 |
Uhrwerk |
|
Aufzug |
automatisch |
Durchmesser |
30 Millimeter |
Bauhöhe |
6,6 Millimeter |
Gangautonomie |
60 Stunden |
Unruhfrequenz |
fünf Hertz |
Anzeige |
Stunden, Minuten, Sekunden, Fensterdatum |
Zusatzfunktionen |
Chronograph mit Zehntelsekunden-Indikation und 60-Minuten-Zähler, Silizium-Anker und – Ankerrad |
Gehäuse |
Titan mit Sichtboden |
Durchmesser |
42 Millimeter |
Höhe |
12,75 Millimeter |
Wasserdichte |
zehn bar |
Armband |
Alligatorleder/Kautschuk, Doppelfaltschließe |
Preis |
9.600 Euro |
Limitierung |
Jeweils 250 Stück |
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