TAG Heuer setzt auf ein Detail
Auch wenn sich viele Uhrwerke äußerlich sehr ähneln, weichen die technischen Parameter oft stark voneinander ab. Dieser Sachverhalt gilt sowohl für die Luxus-Armbanduhrenmarke TAG Heuer wie allgemein für die Gangregler eines Uhrwerks. Zum Schwing- und Hemmungssystem, also dem Herzen und der Seele eines mechanischen Armbanduhr, gehört selbstverständlich auch die Unruh. Neben Exemplaren aus Metalllegierungen wie beispielsweise Nivarox, Nivachron oder Parachrom und mono- oder polykristallinem Silizium gibt es fortan auch bei der TAG Heuer Autavia Isograph und ihrer serienmäßig verbaute CNTMC-Unruhspiralen.
Schon bei ihrer Entwicklung war Guy Sémon, der geistige Vater dieser Hightech-Unruh wachsam. Er wollte, dass die Verwendung in allen mechanischen Uhrwerken von Armbanduhren prinzipiell möglich ist. „Schick mir die grundlegenden Daten eines Uhrwerks und mein Computer berechnet nicht nur die Spirale selbst, sondern auch die zur Fertigung nötigen Wafer“, war das Credo von Guy Sémon zur Variabilität seiner Unruh.
Der erste Ergebnis dieser Arbeit ließ nicht lange auf sich warten. Während des Genfer Uhrensalons 2019 zeigte TAG Heuer dazu ganz offiziell den TAG Heuer Carrera Calibre Heuer 02T Tourbillon Nanograph mit einem entsprechend modifizierten Manufakturkaliber 02T. Nur hinter vorgehaltener Hand ließ der promovierte Physiker wissen, dass für die Baselworld erstmals auch ein Standardkaliber mit CNTMC-Spirale zu erwarten sei.
In der Tat hat Guy Sémon, welcher in der LVMH-Gruppe die chronometrischen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten leitet, nicht zu viel versprochen. Der brandneue TAG Heuer Chronometer namens „Autavia Isograph“ beweist es.
Moderner Innenausbau
Insider identifizieren das im Edelstahlgehäuse verbaute Automatikwerk unverzüglich als ein Eta 2824-A2 Kaliber oder die weitgehend baugleiche Alternative SW 200 von Sellita. Mit 4,6 Millimetern baut das 11½-linige Kaliber nicht gerade flach, dafür gilt das Werk in der Branche als schierer Panzer. Es ist außerordentlich robust und anerkannt zuverlässig und wird seinem Käufer sicher ein zuverlässiger Alltagsbegleiter sein.
Zuverlässig ist auch die Kraftgewinnung, der Kugellagerrotor spannt hierfür die Zugfeder in beide Drehrichtungen. Nach Vollaufzug beträgt die Gangautonomie rund 38 Stunden. Neben den Stunden, Minuten und Sekunden zeigt der TAG Heuer Chronometer auch das Datum in einem Zifferblattausschnitt. Die Unruh und ihre Spirale vollzieht präzise 28.800 Halbschwingungen, was einer Frequenz von vier Hertz entspricht. In der besten Ausstattungsvariante besteht es so problemlos die amtliche Chronometerprüfung der COSC. Bei TAG Heuer nennt man das SW 200 bekanntlich „Calibre 5″.
Die Anpassung
Kommen wir aber nun auf die neue Unruhspirale zurück. An dieser Bezeichnung Calibre 5 ändert sich auch durch die Ausstattung mit der neuen CNTMC Unruhspirale zunächst nichts. Allerdings verlangt diese Modifikation nach einer anderen Glucydur-Ringunruh. In der überlieferten Bauweise mit „Nivarox“-Spirale erfolgt die Regulierung des Gangs durch einen Rückermechanismus. Dessen rückwärtig angebrachter Schlüssel verändert die aktive Länge der Unruhspirale. Verkürzen bedeutet hierbei ein „Vorgehen“ und verlängern ein „Nachgehen“. Der grundsätzliche Nachteil des Rückersystems besteht allerdings darin, dass es die Spirale am freien Atmen hindert. Schuld ist Tatsache, dass deren äußeres Ende durch besagten Schlüssel geführt wird.
Ganz anders im Calibre 5 des Autavia Isograph. Hier hindert nichts die CNTMC-Karbonspirale an ihrer ungehinderten Entfaltung für eine optimale Präzision. Zum Regulieren nutzen die Uhrmacher hierfür eine Unruh mit variablem Trägheitsmoment. Wie beispielsweise bei der altbekannten „Gyromax“-Unruh von Patek Philippe dienen dabei kleine Masse-Exzenter zur Feinregulierung des Gangs. Dass diese Feinregulierung bestens funktioniert, stellen die Uhrwerke bei der 15-tägigen COSC Prüfiung ja eindeutig unter Beweis stellen.
TAG Heuer schafft es damit auf kluge Weise die Vorteile der neuen CNTMC Karbonspirale (mehr Infos zur Karbonspirale hier) im Calibre 5 Werk der Autavia Isograph Armbanduhr zu nutzen und mit knapp 3.500 € zu einem attraktiven Preis anzubieten.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller | TAG Heuer |
Name | Autavia Isograph |
Premiere | März 2019 |
Uhrwerk | Calibre 5, Basis Sellita SW 200 |
Aufzug | Automatisch |
Durchmesser | 25,6 Millimeter |
Bauhöhe | 4,6 Millimeter |
Unruhfrequenz | vier Hertz |
Gangautonomie | ca. 38 Stunden |
Anzeige | Stunden, Minuten, Sekunden und Fensterdatum |
Besonderheit | „Isograph“ genannte Unruhspirale aus Karbon-Verbundwerkstoff, Unruh mit variabler Trägheit
COSC Chronometerprüfung |
Gehäuse | Edelstahl, Keramiklünette |
Durchmesser | 42 Millimeter |
Wasserdichte | zehn bar |
Armband | braunes Kalbsleder, Dornschließe |
Preis | ca. 3.500 Euro |
Autavia
Der Name Autavia stammt aus den Dreißigerjahren und ist die Wortschöpfung von „Aut“ von Automobil und „Avia“ für Aviation. Hintergrund war der, dass Heuer in den Jahren 1933 bis 1958 Amaturenbrett-Zeitmesser produzierte.
In den Jahren 1962 bis 1986 erfolgte dann die Herstellung der Autavia-Chronographen über TAG-Heuer, wie die Firma später hieß. Diese Armbanduhren machten durch ihre Technik und das sportliche Design von sich reden.
Bis zur Jahrtausendwende wurden 48 unterschiedliche Versionen der Autavia hergestellt.
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