Wer die Namen A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, IWC, Jaeger-LeCoultre, Panerai, Roger Dubuis oder Vacheron Constantin hört, denkt beinahe automatisch an Armbanduhren, Luxusmarken und den Richemont Konzern. Cartier sowie Van Cleef & Arpels zählen intern in erster Linie als Schmuckmarken, obwohl sie auch Uhren herstellen und verkaufen. Mit Schmuck verknüpfen spontan viele auch die Marke Piaget. Dort dominieren jedoch die Uhren, weswegen dieses Mitglied des Richemont-Konzerns zu den spezialisierten Uhrenmarken zählt.
Richemont Konzern
Bei der börsennotierten Richemont SA endet das Geschäftsjahr traditionsgemäß am 31. März. Für den Ende Mai publizierten Geschäftsbericht 2020 verkündete man einen stattlichen Gesamtumsatz von 14,238 Milliarden Euro. Das sind acht Prozent mehr als die 13,989 Milliarden Euro im Vor-Corona-Jahr 2019.
Bei den spezialisierten Uhrenmarken gingen die Erlöse um vier Prozent von 2,980 Milliarden Euro auf 2,859 Milliarden Euro zurück. Demgegenüber legten die drei Schmuck-Maisons Buccellati, Cartier sowie Van Cleef & Arpels sogar um drei Prozent von 7,038 auf 7,217 Milliarden Euro zu. Mit anderen Worten: Dieses schmucke Trio trägt rund 52 Prozent zum Konzernumsatz bei, während es die spezialisierten Uhrenmarken lediglich auf ein Fünftel des Umsatzanteils bringen.
Die operative Marge sank bei den Uhren um 220 Basispunkte auf 10,6 Prozent. Demgegenüber konnte Schmuck trotz des Sinkens um 270 Basispunkt eine beachtliche Marge von 28,8 Prozent vorweisen. Folglich spielt das Thema Uhren im Richemont-Konzern in puncto Umsatz und Marge nur noch eine eher untergeordnete Rolle.
Bemerkenswert ist freilich auch die Tatsache, dass Rolex zusammen mit der deutlich kleineren Tochter Tudor schätzungsweise mehr Luxusuhren-Umsatz generiert als Richemont oder die Swatch Group mit allen ihren verschiedenen Marken zusammen.
Richemont 2020/2021
Mitte 2020 sorgten dann einerseits hohe Gehälter und Bonuszahlungen in der höchsten Führungsebene des Richemont-Konzerns und das Verlangen nach coronabedingter Mäßigung bei den normalen Beschäftigten für einige Schlagzeilen in der Presse. Für die 6 Top-Mitarbeiter im Konzern kletterte ihr Einkommen in Summe um ein Drittel von 30 auf 41 Millionen. Hingegen mussten einfachere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kürzungen bis zu 50 Prozent hinnehmen. Von wem auch immer veranlasst, musste Richemont Personalchefin Sophie Guieysse hierfür die Verantwortung übernehmen und ihren Hut nehmen.
Beredtes Beispiel ist etwa das Zukunftsthema Silizium. Den Versuch, das Automatikkaliber BM 12-1917 mit einer Silizium-Unruhspirale auszustatten, musste Baume & Mercier schon nach kurzer Zeit aus rechtlichen Gründen wieder aufgeben.
2016 hatte die ehemalige Marketingchefin den langjährig tätigen Philippe-Léopold Metzger als CEO abgelöst. Wenig später nahm Catherine Alix-Renier die Spitzenposition bei Jaeger-LeCoultre ein. Beide Damen verdankten ihren Aufstieg letzten Endes Chairman Johann Rupert, der im Jahr 2016 unüberhörbar verkündet hatte, dass er „weniger graue Männer und weniger graue Franzosen“ in Führungspositionen seines Imperiums sehen wolle.
Aus der rein persönlichen Sicht von Uhrenkosmos hat Piaget jedoch wichtige Aspekte der eigenen Uhrentradition sträflich vernachlässigt. Die konsequente Pflege und Weiterentwicklung des Ultraflachen war ein unbestrittenes Verdienst Philippe-Leopold Metzgers. Wer die Entwicklungszeiten komplexer mechanischer Uhrwerke kennt, weiß sehr genau, dass die erreichten Weltrekorde auf das Konto des vorherigen COEs gehen.
Dem konnte Piaget selbst mit einer Extremleistung wie Altiplano Ultimate nichts entgegensetzen. Sinnvoll wäre es gewesen, die Linie Piaget Polo S in Sachen flacher Innenleben weiterzuentwickeln und mit dem nötigen Marketingaufwand gegen die Bulgari Octo Finissimo antreten zu lassen. Allerdings wurde in der jüngeren Vergangenheit den Rückfragen, mitunter auch Bedenken vieler fachlich versierten Autoren wenig Beachtung geschenkt.
Ob es sich bei ihrem Nachfolger Benjamin Comar nur um einen der grauen Franzosen handelt, oder einen Macher, der Piaget in eine andere Richtung lenkt, wird sich zeigen. Vielleicht war sein Wechsel von der LVMH-Gruppe, wo er die hochpreisige Schmuckmarke Repossi geleitet hatte, zu Richemont von längerer Hand vorbereitet. Jedenfalls ist Comar dort schon im Herbst vergangenen Jahres ausgeschieden.
Vor dem italienischen Schmucklabel war Comar für Chanel tätig. In Genf und La Côte-aux-Fées wird der neue Mann an der Spitze seine Visionen und Kreativität recht schnell unter Beweis stellen müssen. Es bleibt also spannend, was mit Piaget passieren wird.
Bei den spezialisierten Uhrenmarken gingen die Erlöse um vier Prozent von 1,980 Milliarden Euro auf 2,859 Milliarden Euro zurück. Demgegenüber legten die drei Schmuck-Maisons Buccellati, Cartier sowie Van Cleef & Arpels sogar um drei Prozent von 7,459 auf 7,217 Milliarden Euro zu.
Hallo
ich glaube es stimmt was nicht mit den Zahlen (Prozente und Angaben +/-)
Mit freundlichen Grüßen
Roland de Frens
vielen Dank für den Hinweis 🙂