Pionier des Jahreskalenders
Zur neuen Patek Philippe Aquanaut Luce Jahreskalender, Referenz 5261R-001, führen mehrere Wege. Ihren Anfang nehmen sie in den frühen 1990-er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war man sich in Genf natürlich der Tatsache bewusst, dass dem traditionsreichen Familienunternehmen auf dem Gebiet der Kalendermechanismen für Taschen- und Armbanduhren niemand etwas vormacht. Das erste Patent für einen ewigen Kalender datiert bereits auf das Jahr 1889 und erst dank Patek Philippe fand diese Komplikation im Jahr 1925 erstmals ans Handgelenk.

1941 brachte die erste in Kleinserien-Armbanduhr mit ewigem Kalender, 1962 die erste mit Automatikwerk, und 1986 ein weiteres Kalenderpatent im Zusammenhang mit der Referenz 3940.

In diesen Sinn verkörpern Mechanismen, welche bis 2100 rein theoretisch ohne manuelle Korrektur auskommen, zweifellos das kalendarische Nonplusultra. In den frühen 1990-er Jahren reifte indessen die Auffassung, dass es muss nicht unbedingt „ewig“ sein muss. Ein diesbezüglich initiiertes Projekt mündete am 1. März 1996 in das Schweizer Patent mit der Nummer CH 685585 G.
Bei der geschützten Weltpremiere handelte es sich um ein neuartiges mechanisches Gedächtnis, das die unterschiedlichen Monatslängen vom 1. März bis zum Februar des Folgejahres speichert. Allein die variable Länge des kürzesten Monats mit 28 Tagen in Normal- und 29 in Schaltjahren, haben die Entwickler nicht programmiert. Hier jedoch reicht ein kleiner Knopfdruck, um das innovative Kalenderwerk für weitere 365 Tage zu präparieren.

Verglichen mit klassischen ewigen Kalendarien, deren aufwändige Kadratur vornehmlich aus Hebeln, Schaltklinken und Sperrfedern, Nocken und Zahnstangen besteht, nutzt besagter Jahreskalender ein ausgeklügeltes Räderwerk und damit ausschließlich Drehbewegungen. Das Hin-und-her des überlieferten ewigen Kalenders entfällt.
Präzise gearbeitete Zahnprofile bewirken geschmeidige Kraftübertragung und nur minimale Reibung. Außerdem sorgt ein intelligenter Isolator dafür, dass sich die Datumsscheibe fast ohne mechanischen Widerstand fortbewegt. Genauestens bewegt sich der Mond um seine Achse. Von der astronomischen Norm weicht er erst nach gut 122 Jahren um nur einen Tag ab. Trotz der scheinbar einfachen Funktion haben die Produktentwickler nicht gespart. Allein das Modul des Jahreskalenders mit Mondphasenanzeige verlangt nach rund 130 Komponenten.
Die Anzeige von Wochentag und Monat erfolgt, wie schon bei der ersten Referenz 5035 praktiziert, analog mit Hilfe von Zeigern. Alternativ dazu lassen sich die Zeiger auch durch hinter dem Zifferblatt rotierende Scheiben ersetzen. Die Datumsindikation erfolgt in jedem Fall durch ein Fenster.

Aquanaut
Der zweite Weg beginnt mit dem aktuellen Patek Philippe-Präsidenten Thierry Stern. Sein gestalterisches Erstlingswerk debütierte 1997 in Gestalt der stählernen Patek Philippe Aquanaut, Referenz 5060A. Gedacht war diese Armbanduhr als preisgünstigere Alternative zur Nautilus. Der erste Preis lag bei rund 4.250 Euro.
Philippe Stern, Mit-Vater der Nautilus und damaliger Präsident des Unternehmens, bezeichnete die Schöpfung seines Sohnes als „`moderne Armbanduhr, die sich ganz bewusst einer jüngeren Zielgruppe zuwendet“. Die lange erfolgreiche Zeit von Patek Philippe unter Philippe Stern haben wir übrigens hier beschrieben.
Mit ihrem kontrastreichen Dekor aus satinierten und polierten Flächen, dem markanten Glasrand, einer gekonnten, Bullaugen-ähnlichen Synthese aus Achteck und Rundform präsentierte sich die Aquanaut Uhr als unverwechselbarer Spross des anerkannten Neoklassikers Nautilus und damit natürlich auch der Uhrenmarke Patek Philippe.


Wenn man eine Uhr kreiert weiß man grundsätzlich nie, ob sie ein Leader sein wird oder nicht. Bei mir war das vor 20 Jahren so. Heute spüre ich es durchaus. Ich kann einschätzen, diese Uhr wird ein großer Erfolg werden, und sie wird in der Kollektion bleiben, und es wird Modifikationen geben, sie wird auf Dauer bleiben. Oder diese Uhr wir ein kurzfristiger einmaliger Hit, und dann muss ich aufhören, weil es nicht etwas ist, das zu lange aufhalten sollte. Also, ja, heute weiß ich es. Es ist vielleicht anmaßend, das zu sagen, aber auch das ist nur eine Frage der Erfahrung. Also, ich spüre schon, dass ich alt werde.
Aquanaut Luce Jahreskalender
Am Start des dritten Wegs steht die Zahl 2004. Da nämlich schickte Patek Philippe die neue Aquanaut Luce ins Rennen um die Uhrengunst an den Handgelenken anspruchsvoller Frauen. Die Kollektion umfasste Edelstahl-Quarzuhren der Referenz 5067/200A mit unterschiedlich gefärbten Zifferblättern und farblich darauf abgestimmten Armbändern.

Bei der Referenz 5068 handelte es sich um die roségoldene Aquanaut Luce mit Automatikwerk. 2021 brachte Aquanaut Luce Travel Time, Referenz 5269/200R-001, und 2022 den Automatik-Chronographen Aquanaut Luce Rainbow, Referenz 7968/300R-001. In der 2023-er Aquanaut Luce Jahreskalender, Referenz 5261R-001, kommt der 1996 patentierte Mechanismus zum Einsatz.

Auf den ersten Blick scheint das freilich nicht so, denn die Manufaktur hat das zwei Millimeter hohe Modul mit 30 Millimetern Durchmesser auf der Vorderseite des Automatikkalibers 26-330 S QA LU ganz einfach um 180 Grad gedreht. Daher finden sich die Zeiger zur Darstellung von Monat und Wochentag nun im „südlichen“ Teil des Zifferblatts.

Im Gegenzug wanderte die Mondphasenanzeige nach oben. An ihrer hohen Genauigkeit mit einem Tag Abweichung in 122 Jahren hat sich nichts geändert. Geblieben ist logischer Weise das Fensterdatum, während Patek Philippe auf die 24-Stunden-Indikation zum leichteren Einstellen und Korrigieren des Kalendariums verzichtete.

Als Motor dient das 2019 lancierte, 27 Millimeter große und 3,32 Millimeter hoch bauende Basis-Automatikkaliber 26-330. Zu seinen Merkmalen gehören neben dem einseitig wirkenden Massivgoldrotor auch ein patentiertes Kupplungsrad, das den Wirkungsgrad und die Lebensdauer des automatischen Aufzugs erhöht, sowie ein Unruhstopp zum sekundengenauen Zeigerstellen.

Mindestens 35 Stunden beträgt die Gangautonomie. Zum Gangregler, der mit vier Hertz oszilliert, gehört neben der Gyromax Unruh (über die Entstehung und Vorteile der Patek Philippe Gyromax Unruh, gibt es hier etwas zu lesen) auch eine Spiromax Spirale aus temperaturstabilisiertem Silizium, Silinvar genannt. Das Mechanik-Ensemble mit Kalendarium besteht aus 319 Komponenten. Weiße Leuchtmasse unterstützt das Ablesen bei Dunkelheit.

Bis zu drei bar wasserdicht ist die roségoldene Sichtbodenschale. Aus dem gleichen Edelmetall besteht die patentierte Faltschließe des Komposit-Armbands. Als unverbindlichen Preis ruft Patek Philippe 60.480 Euro auf. Obwohl sich der Newcomer primär an das weibliche Geschlecht wendet, dürften wegen der Funktionalität und des Unisex-Formats auch Männer daran Freude finden.



Schon die Aufteilung der Anzeigen beim Jahreskalender wurden nicht als besonders geschmackvoll bezeichnet und daher gibt es auch so gut wie kein Zifferblatt, dass ihm ähnelt. Ob diese neue Variante mehr Freunde findet wird sich zeigen, ich wette aber, dass es nur wenige geben wird.