MeisterSinger mit Tankuhr

MeisterSinger Primatic – und die Vorzüge einer Gangreserve-Anzeige

Die MeisterSinger Primatic Einzeigeruhr, die neueste Kreation der deutschen Uhrenmarke MeisterSinger, ist mit Stahlgehäuse für 2.190 Euro zu haben. Ihre Besonderheit besteht in einer gut ablesbaren Gangreserveanzeige. Das gibt uns die Gelegenheit, auf deren Vorzüge kurz einzugehen.

von | 20.07.2022

Gangreserveanzeige, was ist das?

Auch bei der neuen MeisterSinger Primatic zeigt sich die Uhren-Philosophie des Hauses MeisterSinger so eindeutig wie unmissverständlich: Ein Zeiger reicht, um die Zeit hinreichend Genau vor Augen zu führen. Daran zu rütteln, hieße die Marke verfälschen.
Aus dem genannten Grund ist Kreativität gefragt, wenn die Armbanduhren ein etwas anderes Gesicht oder mehr als einen Zeiger erhalten sollen. Bei der brandneuen Primatic setzen Manfred Brassler und sein Team auf eine zusätzliche Indikation, welche die Uhrmacherei seit mehr als 220 Jahren kennt. Gemeint ist das Auf- und Abwerk, heute meist Gangreserveanzeige genannt.

 

Auf- und Abwerk beim Marinechronometer von A. Lange & Söhne

Bei Marinechronometern gehörte das Auf- und Abwerk, auch Gangreserveanzeige genannt, fast schon zur Pflichtausstattung. Hier ein Exemplar von A. Lange & Söhne (Sotheby's)

Zum Beispiel am Zifferblatt von Seechronometern signalisierte die Indikation den jeweiligen Spannungszustand der Zugfeder. Oder, mit anderen Worten, wann der Marinechronometer zwingend Energienachschub braucht. Wachhabende, die einst das Aufziehen des Marinechronometers auf hoher See vergaßen, mussten mit schwerer Bestrafung rechnen.

Leroiy & Cie. erste Uhr mit automatischen Aufzug von 1922

1922 brachte Leroy & Cie. die erste Automatik-Armbanduhr auf den Markt

Genese der Armbanduhr mit Selbstaufzug und Gangreserveanzeige

Vor genau 100 Jahren präsentierten Leroy & Fils die erste Armbanduhr mit Selbstaufzug durch eine spitzovale Pendelschwungmasse. Mehr zur Geschichte des Automatik-Aufzugs von Armbanduhren findet sich hier im Uhrenkosmos.

 

John Harwood und Harwood Automatic

John Harwood und seine Automatik-Kreation

1929 startete bei der A. Schild S.A. die Serienproduktion des von John Harwood konstruierten Kalibers Harwood 648. Eine nachhaltige Zukunft hatte jedoch keine der beiden Entwicklungen. Ganz im Gegensatz zu Rolex, wo im Jahr 1932, also vor genau 90 Jahren das Kaliber 620 NA debütierte. Die Energiegewinnung besorgte ein einseitig wirkender Rotor.

Rolex Kaliber mit Borer Automatikaufzug von 1932

Hans Wilsdorf, Emil Borer und Rolex verantworteten die erste Armbanduhr mit Selbstaufzug durch einen Rotor

Logischer Weise ließen sich Hans Wilsdorf und Emil Borer das Ganze patentrechtlich schützen. Ebenfalls in den frühen 1930-er Jahren kreierte Breguet für Sir Percival Victor David Ezekiel David die weltweit erste Armbanduhr mit automatischem Aufzug durch Pendelschwungmasse und sektorförmiger Gangreserveanzeige im oberen Teil des Zifferblatts. Als Basiswerk diente das 1931 vorgestellte und modular aufgebaute Kaliber 20 Auto der Bieler Glycine Watch.

Breguet Automatik Armbanduhr Gangreserveanzeige Percival David 1933

Breguet Automatik-Armbanduhr mit Gangreserveanzeige für Percival David, 1933. Basiswerk Glycine E.M.S.A.

Der Verkauf des Unikats mit der Nummer 2926 erfolgte am 31. Mai 1933 für 8.500 Französische Francs. Jaeger-LeCoultre kann sich rühmen, 1948 mit dem 481 das erste Serienkaliber mit Selbstaufzug durch Pendelschwungmasse und digitaler Gangreserveanzeige vorgestellt zu haben.

Jaeger-LeCoultre Powermatic von 1948 mit dem Kaliber 481

Jaeger-LeCoultre "Powermatic", Kaliber 481, 1948

Als Powermatic schrieb diese Kreation Geschichte. 1949 inserierte Zodiac seine neue Autographic. Das durch ein Differenzialgetriebe ergänzte Automatikkaliber 1225 basiert auf dem von 1949 bis 1950 hergestellten AS 1298 mit Pendelschwungmasse.

Zodiac Autographic mit Gangrserveranzeige und Hammerautomatik

Das Zodiac Kaliber 1225 mit exklusivem Differenzialgetriebe zur Darstellung der verbleibenden Gangreserve basiert auf dem AS 1298. Die "Autographic" gelangte 1949 auf den Markt.

An unterschiedliche Uhrenmarken wandte sich der 1918 gegründete Rohwerkehersteller Felsa, ein Mitglied der Ebauches S.A. Dort verkörperte die 1947 lancierte Kaliberfamilie 69x die zweite Generation des Bidynator mit bi-direktionalem Rotoraufzug. Über eine Gangreserveanzeige verfügte das ab 1951 erhältliche Kaliber 699 Permutator mit rund 44 Stunden Gangautonomie.

Felsa Automatikkaliber 699 Permutator Gangreserveanzeige

1951 debütierte das Felsa Automatikkaliber 699 "Permutator" mit zentraler Gangreserveanzeige

In deutschen Landen hieß es 1952: „Die Junghans Automatik ist da“. Für das Automatikkaliber 80/12 mit beidseitig wirkendem Rotoraufzug, Gangreserveanzeige und 36 Stunden Gangautonomie hatte der deutsche Uhrengigant viele Produkte konkurrierender Unternehmen studiert.

Junghans Automatik Gangreserveanzeige 1952 Kal 80-12

Gangreserveanzeige aus deutschen Landen: Junghans Automatikkaliber 80/12, vorgestellt 1952

Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem breiten Spektrum damaliger Armbanduhren mit Gangreserveanzeige. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage nach Sinn und Zweck der mit technischem Aufwand verknüpften Indikation. Die Antwort: Mit der Gangreserveanzeige wollten die genannten wie viele weitere Hersteller die Wirksamkeit des Selbstaufzugs unter Beweis stellen, dem Misstrauen potenzieller Kundenkreise entgegenwirken und so den Verkauf der teureren Automatikuhren ankurbeln.

 

Farbige Primatic Modelle von MeisterSinger

MeisterSinger offeriert die neue "Primatic" in vier verschiedenen Ausführungen. Ausgestattet immer mit dem Automatikkaliber Sellita SW270. Der unverbindliche Preis liegt bei 2.190 Euro.

MeisterSinger Primatic

Längst sind unterschiedlichste Bedenken gegen die Effizienz des automatischen Aufzugs bei Armbanduhren ausgeräumt. Das gilt auch für die Primatic Zeitmesser. Die aktuell verbauten Sellita-Kaliber mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor zeichnen sich aus durch zuverlässigen Energienachschub. Eine Gangreserveanzeige bräuchte es daher nicht unbedingt.

Das Chamoix-farbene Zifferblatt der Uhr mit Gangreserve

Die klassische Zifferblattfarbe des Einzeigeruhr-Spezialisten

Aber die Münsteraner dachten an den zusätzlichen Gangreserve „Kick“ in Gestalt einer Art Tankuhr. Und genau diesen bietet das Sellita SW270 in Gestalt eines Zeigers bei „6“. Zeigt dieser ganz nach rechts, reicht die Gangautonomie der Uhr ungefähr 38 Stunden. Ohne weitere Bewegung wandert seine Spitze sukzessive nach links. Erreicht sie den gelben Bereich, ist die Zufuhr von Aufzugsenergie gefragt.

MeisterSinger Primatic

Die MeisterSinger Primatic nicht nur für blaue Stunden

Die Zufuhr neuer Energie erfolgt entweder durch Drehen der Krone oder durch das Bewegen der Uhr. Dabei sind die neuen Modelle des Einzeigerspezialisten MeisterSinger mit ganz unterschiedlich gefärbten Zifferblättern erhältlichen. So oder so lässt sich anhand der Anzeige der Gangreserve verfolgen, wie durch das Aufziehen oder durch lebhafte Bewegung der Uhr die Kraftreserven wieder steigen.

Bei genauem Betrachten des Zifferblatts der Primatic zeigt sich übrigens ein äußerer Ring, welcher die halben Stunden im Zeitrhythmus hervorhebt. Bei „3“ lässt sich durch ein kreisrundes Fenster hingegen das Datum ablesen. Ans Handgelenk findet das neue Modell mit einem 41,5 Millimeter messenden Stahlgehäuse, dessen Sichtboden das fein dekorierte Uhrwerk zeigt.

Primatic mit Gangreserve

Die MeisterSinger Einzeigeruhr mit schwarzem Zifferblatt und zentral angeordneter Gangreserve-Anzeige

MeisterSinger Primatic Preis

Selbstverständlich verwendet das Familienunternehmen vorderseitig ein kratzfestes Saphirglas. Bis zu fünf bar Druck reicht die Wasserdichte. Tragekomfort versprechen Armbänder entweder aus veganem Leder oder aus tierischem Leder in markantem Vintage-Look. Wohlfeil zu erwerben ist die neue Uhr aus der malerischen Universitätsstadt zum Preis von 2.190 Euro.

MeisterSinger Primatic Automatic Werk Sellita 270

Das Automatikkaliber Sellita 270 ist durch den Saphirglasboden einzusehen

Primatic von MeisterSinger mit Gangreserve und grünem Zifferblatt

... und schließlich noch die MeisterSinger Gangreserve Uhr Primatic mit grünem Zifferblatt

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