Kennen Sie Schramberg und seine Uhrenfabrik, die Uhrenmanufaktur Junghans, das Junghans Uhrenmuseum oder etwa die architektonische bemerkenswerten Terrassenbauten? Sie sehen also, die im malerischen Schwarzwald gelegene Kleinstadt ist definitiv eine Reise wert. Kleiner Extra-Anreiz für Oldtimerfans: Sie werden die zentral gelegene Autosammlung Steim und sein Museum mit einer Fülle bemerkenswerter Exponate zu schätzen wissen.
Wir stellen Ihnen einmal den Ort und seine Geschichte vor.
Der Aufstieg der Quarzuhren
Ab 1985 sorgten funkgesteuerte Quarzuhren für Furore. 1990 fand der Hochleistungs-Empfänger ans Handgelenk, drei Jahre später auch zusammen mit ökologischer Solar-Technologie. Unter dem Dach der in Hongkong angesiedelten Egana-Goldpfeil Holding Ltd. kehrte Anfang des 21. Jahrhunderts die gute alte Mechanik zum Beispiel unter den Namen max bill by junghans zurück.
Die Egana-Insolvenz im Jahr 2008 löste heftige Turbulenzen aus. Zum Glück gab es die international tätige Schramberger Unternehmerfamilie Steim, der auch besagte Autosammlung gehört. Sie erkannte die existenten, großenteils aber brachliegenden Werte der deutschen Uhrenmarke, nahm Junghans unter ihre Fittiche und entwickelte zusammen mit Geschäftsführer Matthias Stotz ein zukunftsweisendes Konzept.
Aus dem Junghans Museum direkt in die Zukunft
Selbiges zielt nicht nur auf Zeitmesser, sondern auch auf die mehr als hundertjährige Geschichte. Zu deren Juwelen gehört der zwischen 1916 bis 1918 errichtete Terrassenbau, ein markantes Denkmal der in einem Talkessel eingeschlossenen Stadt. Aus schierem Platzmangel strebte der mit der Gestaltung des Industriegebäudes beauftragte Architekt Philipp Jakob Manz an einem steilen Hang hinter den existenten Junghans-Produktionsstätten nach oben. Nicht weniger als neun langgestreckte Terrassen beherbergten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Abteilungen zur Fertigstellung vieler Millionen Wecker, Groß-, Taschen- und Armbanduhren. Mit dem schleichenden Niedergang von Junghans ging zwangsläufig auch ein sukzessiver Verfall des nicht mehr genutzten architektonischen Meisterwerks einher.
Neue Pracht für die Terrassen
Genau das war Dr. Hans-Jochem Steim und seiner Familie ein Dorn im Auge. Hundert Jahre nach Beginn der ursprünglichen Bauarbeiten startete ein aufwändiger Renovierungs- und Sanierungsprozess, der wiederum exakt hundert Jahre nach der ersten Einweihung abgeschlossen werden konnte. Seit dem 15. Juni 2018 erstrahlt der legendäre Terrassenbau in neuer Pracht. Im Auftrag der Familie Steim haben das Schramberger Architekturbüro Rapp-Bihlmaier, das Stuttgarter Atelier Brückner, welches schon für die Gestaltung des Deutschen Uhrenmuseums in Glashütte verantwortlich zeichnete, sowie „fön,design“ aus Schramberg ganze Arbeit geleistet. Entstanden ist ein Uhrenmuseum, das sich neben der Autosammlung rasch zu einer touristischen Attraktion entwickeln dürfte. Nach der Entrichtung des Eintrittsgelds in Höhe von acht Euro beginnt die Tour im neuen Schrägaufzug, der die Besucher in die oberste Etage bringt. Wer nach links blickt, entdeckt am gegenüber liegenden Hang das 1911 eingeweihte Gut Berneck mit imposantem Turm und rund 90 Zimmern, welches dem Schramberger „Uhrenkönig“ Arthur Junghans (1852-1920) als zweiter Wohnsitz diente. Auch dieses opulente Gebäude, das derzeit noch die Uhrenmanufaktur Lehmann beherbergt, wird unter Steim-Ägide irgendwann wieder in neuem Glanz erstrahlen.