Inges Comeback
Mit der neuen IWC Ingenieur Automatic 40 knüpft die Uhrenmarke aus Schaffhausen an eine nicht ganz einfache Epoche der Firmengeschichte an. Und das ganz ohne ein rundes Jubiläum. Unabhängig davon war es höchste Zeit, diesem Klassiker wieder mehr Beachtung zu schenken, denn die letzten beiden Ingenieur-Generationen waren schlichtweg nicht von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Außerdem stehen Stahl-Armbanduhren mit integriertem Gliederband, wie zwei Kreationen des Designers Gérald Genta eindrucksvoll belegen, gerade ganz hoch im Kurs.
Somit führte bei der IWC und ihrem CEO Chris Grainger-Herr im Grunde genommen gar kein Weg vorbei an einer Rückbesinnung auf die 1970-er Jahre. Im Zuge der Quarz-Revolution ging es der Schaffhauser Traditionsmanufaktur zunehmend schlecht. 1978 erfolgte denn auch notgedrungen der Verkauf an die Instek AG, eine Tochter des deutschen Tachometerfabrikanten VDO. Letzterer gelangte 1991 unter das Dach des deutschen Mannesmann-Konzerns, welcher seine chronometrischen Aktivitäten, zu denen auch Jaeger-LeCoultre gehörte, mit Hilfe des deutschen Managers Günter Blümlein in der Holding Les Manufactures Horlogères – LMH zusammenführte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gérald Genta seine Mission bei der IWC erfüllt.
Sportlicher Luxus
Ab 1976 war die Ingenieur SL im Uhrenfachhandel erhältlich. Der erhoffte durchschlagende Erfolg blieb jedoch aus. Die ergänzenden Buchstaben sind Hannes Pantli zu verdanken, der sich bei seinem Arbeitgeber seit 1972 um den Verkauf kümmerte. Er dachte an Mercedes-Benz. Was den sportlichen Automobilen Recht war, sollte IWC im Grunde genommen billig sein.
Die Buchstaben hatten keine besondere Bedeutung. Für die Italiener bedeutet es Super Lusso, für die Franzosen Super Luxe und die Deutschen Super Luxus. Aber man hätte es auch als Stahl und Luxus interpretieren können. Um ehrlich zu sein, haben wir uns nie wirklich festgelegt, und deshalb gab es auch nie eine offizielle Antwort auf diese Frage. Die Wahrheit ist, dass wir uns von einem bekannten Modell eines deutschen Automobilherstellers inspirieren ließen
Aber wie gesagt, es fruchtete nicht richtig. Ob es daran lag, dass Gérald Genta, der gestalterische Vater dieses sportlich-funktionalen Newcomers in keinem der damals herausgegebenen IWC-Kataloge zur Vorstellung der Ingenieur SL auch nur mit einem Wort Erwähnung fand, lässt sich retrospektiv logischer Weise nicht mehr beurteilen.
Gleichwohl sprach sich die Urheberschaft des Outfits irgendwann herum. Immerhin besaß der Design-Guru spätestens nach dem Lancement der Patek Philippe Nautilus einen Ruf wie Donnerhall. Nicht zuletzt deshalb verknüpfte sich Gentas Entwurf danach mehr als 20 Jahre lang fest mit den Geschicken der Schaffhauser Manufaktur.
Als studierter Ingenieur wusste Günther Blümlein, der 1980 zunächst als Berater fungierte und dann als CEO das Ruder übernahm, nur zu gut um wie Bedeutung eines hohen Magnetfeldschutzes für mechanische Uhrwerke.
Kampf dem Magnetismus
Exakt diese Thematik war IWC keineswegs fremd. Ganz im Gegenteil: Einschlägige Aktivitäten zur Abmilderung magnetischer Einflüsse auf die Funktion und Ganggenauigkeit mechanischer Uhrwerke lassen sich ab den frühen 1930 Jahren nachweisen. Sie nutzen die die Erkenntnisse des englischen Naturforschers Michael Faraday (1791-1867), Sein Zauberwort lautete Ab- oder Umleitung. Ein relativ simples Metallgeflecht, welches gegen Blitzschläge wirkt, reicht bei Magnetismus jedoch nicht. Abhilfe bringen nur rundum geschlossene Kapseln aus einem Werkstoff mit hoher magnetischer Leitfähigkeit.
Die erforderliche Permeabilität besitzt geringfügig oder gar nicht legiertes Reineisen. Jenes Weicheisen, taugt wie der Name schon andeutet, freilich nicht für äußere Uhrenschalen, sondern nur für ein zusätzliches Innengehäuse, welches in der Regel aus Werkring, Rückdeckel und Zifferblatt besteht. Weil sich Öffnungen für Zeiger- und Aufzugswelle nicht vermeiden lassen, können einige magnetische Feldlinien von freilich nur geringem Flux weiterhin zum Uhrwerk vordringen.
Außen hart und innen ganz weich
Als Ur-Mutter der Ingenieur kann die 1948 lancierte Mark 11 mit echtem Rundumschutz für das Kaliber 89 durch Werkhaltering, Innenboden und Zifferblatt aus ferromagnetischem Weicheisen gelten. Ihr Konstruktionsprinzip diente IWC sozusagen als Blaupause für die 1955 vorgestellte Ingenieur.
Mit den legendären, 36,6 Millimeter großen Referenzen 666 A sowie 666 AD beglückte die Manufaktur Kraftwerkstechniker, Cockpit-Besatzungen und Ingenieure. Erstere beseelte das hauseigene Automatikkaliber852, letztere das um ein Fensterdatum erweiterte 8521.
Der Magnetfeldschutz reichte bis 80.000 Ampere pro Meter (A/m). Höhere Werte sind mit besagten Weicheisen-Innengehäusen schlichtweg nicht möglich. Abtauchen konnte Mann mit diesen Uhren bis 100 Meter. Ab 1958 stattete IWC seine „Inge“ mit den optimierten Automatikkalibern 853 bzw. 8531 aus. An den Referenznummern änderte sich nichts.
Die 1967 eingeführte, insgesamt rund 13 Millimeter dicke und um einen halben Millimeter vergrößerte Referenz 866 brachte neben dem etwas sportlicheren Look die Automatikkaliber 854 ohne und 8541 mit nun weiter nach außen verlagertem und deswegen größerem Fensterdatum. Gleichwohl konnte sie nicht an die beachtlichen Erfolge der Referenz 666 knüpfen.
Gérald Genta gestaltet
1969 starteten Bemühungen, eine neue Ingenieur mit 37 Millimeter großem Gehäuse zu entwickeln. Dessen Form sollte sich an den altbekannten und -bewährten Referenzen 666 sowie 866 orientieren. Jedoch stellten die erwarteten Spezifikationen nicht zufrieden. Folglich sollte ein damaliger Uhrendesigner nachbessern und neue Prototypen entwickeln. Als auch diese Bemühungen scheiterten, wurde das Projekt erst einmal auf Eis gelegt. Nach dem Lancement der Royal Oak im Jahr 1972 sprach sich die Idee des stählernen Uhrenluxus natürlich auch bis nach Schaffhausen herum. Sie setzte das von Hans E. Homberger geleitete Management bezüglich der inzwischen deutlich angegrauten Ingenieur unter Zugzwang.
Vermutlich schon im Herbst 1972 von Alexandre Ott, dem damaligen Marketing Direktor der IWC erstmals angesprochen, ließ sich der überaus geschäftstüchtige Gérald Genta nicht zwei Mal bitten. Und er entwickelte bis 1974 das Design einer andersartigen, diesmal sportlich-eleganten Ingenieur.
Besagter Alexandre Ott war es auch, der für die Freigabe der von 1974 bis 1975 hergestellten Ingenieur Prototypen verantwortlich zeichnete. Das Debüt erfolgte während der Basler Uhrenmesse 1975.
Das Projekt der neuen Ingenieur begann Ende der 1960er Jahre. Der Plan war, ein neues Gehäuse zu verwenden, das die technischen Merkmale der Ingenieur noch stärker hervorheben sollte. Gérald Genta arbeitete damals als freiberuflicher Uhrendesigner. Anfang der 1970-er Jahre trat IWC an ihn mit der Bitte heran, die Ingenieur neu zu gestalten. Nach einer Entwicklungsphase von rund vier Jahren präsentierten wir schließlich die neue Ingenieur SL an der Basler Uhrenmesse 1976. Sie wurde das Flaggschiff der SL-Kollektion, zu der auch Modelle wie die Polo Club und die Golf Club gehörten.
Referenzen und Materialien
Die große Version mit 40 Millimeter Gehäusedurchmesser, auch Jumbo Ingenieur tituliert, trug die Referenznummer 1832. Analog zur Yacht Club bewahrt federnde Werksaufhängung durch einen Gummiring das weiterhin bis 1000 Gauss Feldstärke gegen Magnetfelder geschützte Manufakturkaliber 8541ES vor heftigen Stößen. Der Kaliberzusatz E signalisierte die Verwendung von amagnetischem Material für Anker, Ankerrad und Hebelscheibe. S wies auf den Sekundenstopp hin. Nachdem die Lünette mit Hilfe eines Spezialwerkszeugs von vorne ins Gehäusemittelteil geschraubt wurde, nehmen die dafür erforderlichen fünf Bohrungen bei nahezu jeder Uhr eine andere Position ein. Und das bewirkt ein gewisses Maß an Individualität.
Retrospektiv kann man zur Referenz 1832 sagen, dass die an sich richtige Uhr zum falschen Zeit in den Handel gelangte. IWC konnte davon weniger als 1.000 Stück verkaufen, weshalb die Preise im aktuellen Gebrauchtuhrenmarkt geradezu explodieren. 20.000 Euro und mehr werden für ein Exemplar verlangt. 1976 kostete diese Armbanduhr umgerechnet rund 1.200 Euro, was etwa 800 Euro weniger waren als der Preis einer Royal Oak.
Bis 1982 kletterte der Preis für die 1832 auf rund 1.900 Euro. Von der massivgoldenen Referenz 9232 verließen sogar nur 55 Exemplare die Fabrik. Auch die mit Eta Quarzwerken ausgestatteten und bis 500 Gauss magnetfeldresistenten Referenzen 3003 (Stahl) sowie 9503 (Gold) gehörten mit Auflagen von 358 bzw. 55 Stück nicht unbedingt zu den Kassenschlagern. Nur vier Exemplare fertigte IWC von der Gold-Referenz 9720 mit Brillantlünette.
Auf Hannes Pantli ging damals die Entwicklung der SL-Kollektion zurück, mit Gentas Ingenieur als Leader. Leider gibt es weder bei IWC noch bei der Gérald Genta Hertigae Associationi weitere Unterlagen zur Genese oder den Verträgen. Das wurde irgendwann alles entsorgt. Selbst Hannes Pantli, der Gérald Genta in Schaffhausen begegnet ist, kann sich nicht an Details erinnern.
Zahlen rund um die IWC Ingenieur
Liebhaber der IWC Ingenieur interessieren sich natürlich brennend für die im Lauf der Jahre produzierten Quantitäten. Allerdings finden sich in den Archiven der Schaffhauser Manufaktur zur Ingenieur SL Referenz 1832, ihren Derivaten und Nachkommen und ihren teilweise widersprüchliche Angaben. Einer der Gründe ist darin zu sehen, dass zum Beispiel einige Uhren ursprünglich mit dem Automatikkaliber 8541 ausgestattet werden sollten, dann aber doch ein Quarzwerk erhielten.
Ferner erfolgte die Planung der Stückzahlen noch vor den gravierenden Auswirkungen der so genannten Quarzkrise auf die Schweizer Uhrenindustrie und dort logischer Weise auch auf die IWC. In diesem Sinne wurden einige bereits bestellte und ausgelieferte Uhren verkauft. Ein Teil der kostbaren Goldgehäuse wanderte in den Schmelzofen. Ergo lassen sich die hier genannten Zahlen nicht in jedem Fall verifizieren. Sie sind plausibel, können aber möglicher Weise doch den einen oder anderen Fehler enthalten.
Weitere Forschung gefragt
In den 1980-er Jahren gab es eine Vielzahl unterschiedlicher Ingenieur-Referenzen, darunter auch solche explizit für Damen. Markenfans sind auch die flachen und deshalb salopp „Skinny“ getauften Versionen in Erinnerung. Damals kämpften die Ingenieure verbissen gegen die begrenzte Leistungsfähigkeit klassischer Nivarox-Spiralen. Die Deutsche Marine hatte in Schaffhausen wegen einer Spezial-Armbanduhr für Minentaucher angeklopft. Zusammen mit Ferdinand Alexander Porsche und der Salzburger Porsche Design nahm das ambitionierte Projekt seinen Lauf. Ziel war ein aus möglichst wenig magnetisierbaren und so kaum mit Magnetfeldern interferierenden Metallen gefertigter Zeitmesser.
Intensive Bemühungen über vier lange Jahre hinweg, welche weit reichende Erfahrungen aus der Kompass-Uhr einbezogen, mündeten in der Ocean-Referenz 3519 AMAG BUND. Beim verbauten Automatikkaliber Eta 2892-A2, das IWC 375 nannte, hatten alle ausgetauschten Bauteile bezüglich ihrer Härte, Ausdauer und Leistungsfähigkeit den gleichen Qualitätsstandards zu genügen wie die Originale.
Andererseits mussten sie aber den vorgegebenen militärischen Spezifika hinsichtlich der amagnetischen Eigenschaften zu genügen. Zu diesem Zweck kreierten die Techniker eine neuartige Niob-Zirkonium-Unruhspirale. Weichen mussten auch die stählernen Kugeln des Rotorlagers. An ihre Stelle traten aus Rubin gefertigte Pendants. IWC produzierte lediglich 50 dieser kostspieligen Militär-Armbanduhren, um die sich immer noch viele Geheimnisse ranken. Unstrittig ist deren Resistenz gegen Magnetfelder bis 400.000 A/m oder umgerechnet 5.000 Gauß. Das war und ist der fünffache Wert von Armbanduhren mit Weicheisenmantel rund ums Werk.
Auf die Spitze getrieben
Groß waren sie nicht, die 1989 vorgestellten IWC-Referenzen 3508, 3518, 9238 und 9258 (letztere in Massivgold). Ihr Gehäuse maß nur 34 Millimeter. Ungeachtet dessen leisteten diese „Inges“, so der Spitzname der Uhren, Großartiges. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Magnetfelder reichte nämlich bis zu 500.000 A/m. Gleichwohl entstanden insgesamt weniger als 1.500 Exemplare mit dem Automatikkaliber 37950. Hinter dieser Bezeichnung verbarg sich erneut das Eta 2892-A2 als Plattform. Allerdings hatte das Unternehmen magnetisch sensible Komponenten des Assortiments einem rigorosen Tauschprogramm unterworfen. Glucydur ersetzte Stahl und auch weitere tragende Teile wurden substituiert.
Interessant ist die Geschichte rund um die Unruhspirale. Die Zusammensetzung des überaus kostspieligen Materials ist anscheinend verloren gegangen. Weder die IWC noch der Produzent Nivarox-FAR besitzen einschlägige Dokumente. Jedenfalls führte der exorbitante Spiralenpreis 1992 zum definitiven Aus für die extrem „schlanke“, von Sammlern gesuchte und recht teuer bezahlten IWC Ingenieur SL, welche sogar in einem Kernspintomografen bei 3,9 Millionen A/m oder knapp 50.000 Gauß unverdrossen tickte.
Die Ingenieur-Zukunft gehörte bei den 1993 vorgestellten Automatik-Referenzen 3521, 3522 und 9239 (Gold) wieder dem preiswerteren Weicheisen-Innengehäuse. Es schützte das Automatikkaliber 889 der Markenschwester Jaeger-LeCoultre. 2005 wartete IWC mit der 42,5 Millimeter großen Ingenieur Automatik auf, welche mit Eta-basierten Kalibern ausgestattet waren. In der opulenten Linie Big Ingenieur tickten ab 2008 echte Manufakturkaliber. Sie ließen sich zu Lasten des angestammten Magnetfeldschutzes durch einen Sichtboden bei der Arbeit beobachten
Komplizierte Ingenieure
Bei der IWC stand das Jahr 2013 im Zeichen einer komplett überarbeiteten sowie mit Komplikationen ausgestatteten Ingenieur. Die kreativen Bemühungen galten auch dem Mercedes AMG Petronas Formula One Team und dem IWC-Botschafter Lewis Hamilton. In diesem Sinn gehörte die Pole Position einem komplexen Tourbillon mit Konstantkraft-Antrieb. Hinzu gesellte sich eine Ingenieur Perpetual Calendar Digital Date-Month in Titan. Ihre Manufaktur-Automatik 89802 verfügt auch über einen Flyback-Chronographen.
Ein 46 Millimeter großes Karbongehäuse schützt das hauseigene Selbstaufzugskaliber 80110 bei der auf 100 Exemplare limitierten Ingenieur Automatik Carbon Performance. Im Ingenieur Doppelchrono Titan. Weil bei allen diesen Modellen die verbaute Mechanik durch einen Sichtboden glänzt, gibt es nur den üblichen Magnetfeldschutz bis 4.800 A/m. Wer Wert auf 80.000 A/m legt, musste auf Mechanik-Manufaktur verzichten und die 40 mm messende Ingenieur Automatic mit Weicheisen-Innenschale und dem nach IWC-Kriterien regulierte Rotorkaliber Eta 2892-A2 wählen.
Zurück zum Rund
2016 brachte im Rahmen des 74th Members’ Meeting at Goodwood eine Rückkehr zu den runden Ingenieur-Wurzeln der 1950-er Jahre. Im Zuge dessen gab auch das komplett bei IWC entwickelte und gefertigte Manufakturkaliber 69370 ganz offiziell seinen Einstand. Hierbei handelt es sich um ein gezielt auf industrialisierte und damit kostengünstige Fertigung ausgelegtes Uhrwerk mit Schaltradsteuerung und Schwingtrieb-Kupplung.
IWC Ingenieur Automatic
Mit der neuen Ingenieur Automatik 40, die während der Watches and Wonders 2023 ihren Einstand gibt, betritt IWC grundsätzlich kein Neuland. Aber irgendwie tut es die Manufaktur nach mehr als 20 Jahren dann doch, denn in der von den drei P, also Pilot, Portofino und Portugieser dominierten Kollektion fehlt definitiv eine sportlich-elegante Stahluhr mit integriertem Gliederband. Und diese Lücke schließt der 40 Millimeter messende Newcomer. Dieser Durchmesser kommt nicht von ungefähr, denn er eignet sich für unterschiedlich dimensionierte männliche Handgelenke. Und emanzipierte Frauen können solche Armbanduhren ebenfalls tragen.
Allerdings musste das Team um Chef-Designer Sebastian Knoop intensiv am beinahe 50 Jahre alten Gehäusedesign arbeiten. Einmal war die Schale nicht zuletzt wegen des 5,9 Millimeter hoch bauenden Kaliber 8541 und dazu auch noch wegen des Weicheisen-Zifferblatts recht klobig. Am Handgelenk trug sie 13 Millimeter auf, was viele Uhrenliebhaber abschreckte.
Ferner war der Abstand zwischen den starr aus dem Mittelteil ragenden Befestigungsstellen für das relativ breite Gliederband recht weit. Der Ergonomie war das nicht unbedingt zuträglich. Im Dienste eines größeren Tragekomforts hat IWC die Gehäuselänge über die Hörner gekürzt und die Nase, an der das Band befestigt ist, nun als bewegliches Mittelglied des ebenfalls neuen Armbands ausgeformt. Dadurch schmiegt sich die neue, nur noch 10,8 Millimeter hohe IWC Ingenieur Automatic 40 besser auch an schlankere Handgelenke als das Original von 1976.
Ein Tribut an den schlankeren Auftritt ist die Reduktion der Magnetfeldresistenz auf 40.000 A/m oder 500 Gauss. Geändert hat IWC auch die Lünette. Die ist nun so mit dem Gehäusemittelteil verschraubt, dass sich die fünf charakteristischen Bohrungen immer an der gleichen Stelle befinden.
Dieses Thema haben wir sehr intensiv diskutiert. Bei der damaligen Lünette finde ich es nicht dramatisch, wenn sich die Position der Löcher extrem verschiebt. Wenig ästhetisch ist es dagegen in meinen Augen, wenn sich ein Loch knapp also zum Beispiel fünf Grad neben der 12 Uhr Position befindet. Mich als Designer und mein ästhetisches Empfinden stört die nicht perfekte Ausrichtung jedoch. Daher haben wir das nun geändert.
Der nun vorhandene Flankenschutz für die Krone hat sich bei IWC unabhängig von Gérald Genta (hier gibt es Informatives über das Leben und Schaffen des Designers) im Laufe der Ingenieur-Evolution ergeben. Er gehört fortan zum Auftritt dieser Armbanduhr mit 40 Millimetern Durchmesser und einer Wasserdichte bis zu zehn bar Druck. Eine Schmetterlingsfaltschließe besitzt das Gliederband, dessen Länge die Käuferinnen und Käufer problemlos selbst verändern können. Ein halbes Bandglied gehört zum Lieferumfang der Uhr.
Die neue Ingenieur Automatik 40 wird es ganz bewusst nur mit Metallband geben, denn wir sind der Auffassung, dass das Band zum Gesamtdesign gehört. Außerdem benötigt IWC in seinem Portfolio genau diese Uhren mit integriertem Metallband. Uhren mit Softbändern haben wir genug in der Kollektion. Dank eines genialen Systems lassen sich unsere Metallbänder lassen sich sehr leicht selbst verkürzen oder verlängern. Damit hat man eine deutlich bessere Kontrolle als bei einem Kautschukband, des diesbezüglich deutlich weniger Flexibilität bietet.
Bleibt das im Gehäuseinneren verbaute Kaliber 32111. Dessen Entwicklung erfolgte bei der Richemont-Werkeschmiede Valfleurier. Varianten nutzen Baume & Mercier, Cartier, IWC, Panerai und auch Vacheron Constantin. IWC hat einen Teil der für eigene Zwecke benötigten Produktion jedoch nach Schaffhausen ins neue Manufakturgebäude verlagert. Mehr über den Neubau der IWC Manufaktur gibt es hier.
Das 25,6 Millimeter messende und 4,2 Millimeter hoch bauende Oeuvre mit vier Hertz Frequenz und Unruhstopp besteht aus 164 Komponenten. 72 Stunden beträgt die Gangautonomie. Den Selbstaufzug erledigt ein Kugellagerrotor.
Schon kurz nach der Genfer Uhrenmesse ist die stählerne Ingenieur Automatic 40 für rund 12.900 Euro in drei Ausführungen erhältlich sein:
Referenz IW328901: schwarzes Zifferblatt
Referenz IW328902: versilbertes Zifferblatt
Referenz IW328903: aquafarbenes Zifferblatt
Des Weiteren gibt es eine Titan-Version dieser Armbanduhr. Sie ist 40 Prozent leichter und für unverbindliche 15.900 Euro zu haben.
Sehr geehrter Herr Brunner,
vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Bericht über die neue „Inge“. Bezüglich der Geschichte über die Ingenieur haben Sie leider das ewige Flaggschiff dieser geschichtsträchtgen Baureihe außer Acht gelassen; ich spreche hier von der Referenz 500-5, der sogenannten GROSSEN INGENIEUR. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie ein paar Worte – gespickt mit Fakten – zu dieser Ausnahmeuhr finden könnten, die meines Wissens nur zwischen 2007 und 2012 produziert wurde. Für Ihre Mühe danke ich Ihnen und verbleibe mit den besten Grüßen
Ulrich Jahn