Flache Chronographen: Zenith El Primero, Piaget 880P und Bulgari Octo Finissimo GMT

Flache Chronographen von Zenith, Piaget und Bulgari und ihre Entwicklung

Bulgari hat im Wettkampf um die flachste Uhr der Welt wieder die Nase vorn. Die Octo Finissimo GMT setzt Maßstäbe in der Konstruktion, aber auch im Tragekomfort.

von | 10.04.2019

Eine zu erwartende Überraschung

Der Wettstreit um die Entwicklung dauerte Jahrzehnte und läuft immer noch. Es geht um die schlichte Frage: Wer baut super flache Chronographen. Dieser Wettstreit wurde intensiv ausgetragen und Zenith, Piaget und Bulgari gelang es stets die interessierten Uhrenliebhaber mit superflachen spektakulären Neuheiten zu überraschen.
Der letzte Coup war 2019 das Bulgari Octo Finissimo Chronograph GMT.  In ihm tickte das während zweieinhalb Jahren zusammen mit Concepto in La Chaux-de-Fonds entwickelte Kaliber BVL 318 mit vier Hertz. Die Sensation dabei: Nur 3,3 Millimeter Werks-Bauhöhe hatte es bei einem Automatik-Chronographen bislang noch nie gegeben. Damit war Bulgari wieder vorne in einem Wettstreit um die flachste Uhr, der die Entwickler und Uhrenmacher seit Anbeginn antreibt.

Automatik-Chronographen und ihre Bauhöhe

Bekanntlich reicht die Geschichte von besonderen, weil flachen Armbanduhr bei Zenith genau 50 Jahre zurück. Im Jahr 1969 konnte Zenith beim Debut des Zenith El Primero-Chronographen für die kompakte Bauweise große Meriten einheimsen.
Mit einer Höhe von nur 6,5 mm unterbot das Kaliber 3019 PHC die im gleichen Jahr aufschlagende Konkurrenz. Das von Büren und Dubois-Dépraz für Breitling und Heuer entwickelte Kaliber 11 brachte es im Vergleich auf 7,7 Millimeter Bauhöhe. 6,65 Millimeter nannte Seiko für sein erstmals mit Vertikalkupplung ausgestattetes Kaliber 3139.

Piaget stellte erst 2007 das Manufakturkaliber 880P vor. Hinter der Kreation des Automatikwerks standen Eric Klein und die damals von ihm geleitete ValFleurier SA in Neuenburg und Buttes. Der Entwicklungsstab hatte dem Uhrwerk eine ganze Reihe zeitgemäßer Chronographen-Merkmale verliehen. Dazu zählen ein klassisches Schaltrad, vertikale Reibungskupplung, Flyback-Funktion und Achtelsekunden-Stoppgenauigkeit dank vier Hertz Unruhfrequenz. Der Totalisator reichte bis dreißig Minuten. Mit von der Partie war auch ein eigens verstellbarer 24-Stunden-Zeiger zur Indikation einer zweiten Zonenzeit. Schließlich zeigte sich das Datum in einem breiten Fenster. Trotz dieser Funktionen-Vielfalt und beruhigenden 52 Stunden Gangautonomie mass das Uhrwerk von 2007 mit Zentralrotor in der Höhe nur 5,6 Millimeter. Ein beachtlicher Fortschritt, zweifelsohne.

Aber Bulgari kann es flacher

Diese Bestleistung galt es nun von Bulgari mit seinem  Newcomer Octo Finissimo Chronograph GMT zu übertreffen und Bulgari legte sich ins Zeug.
Das neue Highlight aus Neuchâtel beansprucht für sich bemerkenswerte 2,3 Millimeter Bauhöhe weniger. Nach Vollaufzug arbeitet das Werk außerdem beachtliche 55 Stunden lang. Die Lagerung der um das Uhrwerk rotierenden Schwungmasse ist zum Teil aus einer leichter Aluminiumlegierung und zum Teil aus massereichem Platin erfolgt. Der Roter läuft dabei auf verschleißresistenten Keramikkugeln. Ein Wechselgetriebe sorgt wiederum dafür, dass der Energiefluss zum Federhaus in beiden Drehrichtungen erfolgen kann.

Wie es sich für einen Chronographen auf Top-Niveau gehört, obliegt die Steuerung der drei Funktionen Start, Stopp und Nullstellung einem Schaltrad. Dieses zeigt sich beim Blick durch den Sichtboden des 42-Millimeter-Titangehäuses in einem kreisrunden Platinen-Ausschnitt. Bei näherem Hinsehen entdeckt man nahe der Unruhbrücke auch die horizontale schwenkende Räderkupplung und das dafür unverzichtbare Mitnehmerrad. Eine friktionsbasierte Vertikalkupplung war bei dieser minimalen Bauhöhe allerdings nicht zu realisieren. Alle anderen Bauteile der Stoppfunktion verbergen sich diskret unter der großen Räderwerksbrücke. Im Gegensatz zum Piaget-Kaliber 880P lässt sich beim BVL 318 der zentrale Stundenzeiger durch Betätigung des Drückers in der linken Gehäuseflanke ohne Einfluss auf den Minutenzeiger bewegen. Allerdings ist das nur in einer Richtung möglich. Dies bereitet wegen der nicht vorhandenen Datumsanzeige jedoch keine sonderlichen Probleme. Echte Globetrotter werden sich auf jeden Fall über diese hilfreiche Funktion freuen.

Wie Guido Terreni, der Chef des Bulgari Uhrensegments betont, erfolgt die Fertigung aller Komponenten bis auf die Zugfeder, Steine und jene des Schwing- und Hemmungssystems unter dem eigenen Dach. Dort erfolgen auch die Assemblage, die Regulierung im Fenster von minus zwei bis plus zehn Sekunden pro Tag, sowie die finale Kontrolle.

Dank des gegenüber den bisherigen „Octo Finissimo“-Modellen um zwei Millimeter gewachsenen Gehäusedurchmessers und des farblichen Zifferblatt-Zeiger-Kontrasts glänzt dieser Chronograph durch optimale Ablesbarkeit. Nicht zuletzt auch wegen des gleichermaßen leichten wie geschmeidigen Gliederbands aus antiallergischem Titan zeichnet sich der insgesamt 6,9 Millimeter flache und bis zu drei bar wasserdichte „Bulgari Octo Finissimo Chronograph GMT“ durch hohen Tragekomfort aus. Nicht genug des Lobs – denn angesichts der gebotenen Vorzüge dieses superflachen Chronographen mit GMT Funktion fällt der Preis mit 17.400 Euro bemerkenswert moderat aus.

Flache Chronographen

Ein wenig relativiert sich der von Bulgari im Vergleich zu Piaget aufgestellte Chronographen-Weltrekord jedoch ein bisschen, wenn man die Mathematik bemüht. Mit 26,9 Millimetern Durchmesser bringt es das 880P auf ein Volumen von lediglich 3.157 Kubikmillimeter, Fensterdatum inklusive. Demgegenüber liegt der Wert fürs das BVL 318 bei 3.584 Kubikmillimetern oder deren 427 mehr. Positiv schlägt hier das wirklich funktionale und rund um den Globus hilfreiche Zeitzonen-Dispositiv zu Buche.

Die herausragende Leistung des Hauses Bulgari, flach ist definitiv besonders kompliziert, soll dieses Rechenexempel allerdings keinesfalls schmälern. Aber fairer Weise muss am Ende auch dieser Aspekt seine Erwähnung finden.

Uhrenkosmos Modell-Steckbrief 

Hersteller Bulgari
Name Octo Finissimo Chronometer GMT
Premiere März 2019
Uhrwerk Kaliber BVL 318
Aufzug automatisch durch peripheren Rotor
Durchmesser 37,2 Millimeter
Bauhöhe 3,3 Millimeter
Unruhfrequenz vier Hertz
Gangautonomie ca. 55 Stunden
Anzeige Stunden, Minuten, Permanentsekunde
Zusatzfunktionen Schaltrad-Chronograph mit horizontaler Räderkupplung und 30-Minuten-Zähler; unabhängig verstellbarer Lokalzeit-Stundenzeiger, zusätzlicher 24-Stunden-Zeiger für die Heimatzeit
Gehäuse Titan mit Sichtboden
Durchmesser 42 Millimeter
Höhe 6,9 Millimeter
Wasserdichte drei bar
Armband Titan-Gliederband
Preis 17.400 Euro
Limitierung keine

 

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