Aus der Feder von Jacques Helleu
Keine Frage: In der Uhrenwelt gilt die vor 20 Jahren kreierte Chanel Uhr mit der Chanel J12 Keramik-Uhr als Ikone. Als Jacques Helleu den Zeitmesser pünktlich zu Beginn des neuen Millenniums im Jahr 1999 aus der Taufe hob, liess er sich von den Dingen, die ihm wichtig schienen inspirieren.
Beim Design ließ sich der Kreativdirektor des 1910 von Gabrielle „Coco“ Chanel gegründeten Modellabels zunächst von rasanten Rennwagen und den schnittigen IACC-Yachten des America’s Cup leiten. So diente auch eines der Rennboote, die J12, als Namenspate für den ganz in Schwarz gehaltenen, sportiven Newcomer. Denn diese Farbe stand in der Gunst von Mademoiselle Chanel ganz oben. Weil Helleu überdies nicht nur an jedes gestalterische Detail, sondern auch an eine den täglichen Gebrauch überdauernde Schönheit dachte, wählte er kratzfeste Keramik für Gehäuse und Armband. 2003 gesellte sich dann ein weißes Pendant zum schwarzen Ursprungsmodell hinzu. Obwohl von einem Mann für Männer gedacht, punktete die J12 vom Start weg besonders beim zarten Geschlecht. Der Grund: Zunehmend verlangte Damen von Welt nach größeren und ausdrucksstärkeren Uhren für ihr Handgelenk. Gleichzeitig war das innovative Material Keramik schön und robust.
Im Übrigen waren Uhren bei Chanel schon seit 1987 ein Thema. Der unbändigen Kreativität von Jacques Helleu entsprangen interessante Modelle wie „Première“, „Mademoiselle“, „Matelassée“ oder „La Ronde“. Ganz im Stil der Maison handelte es sich zunächst um kleine, eher schlichte Armbanduhren mit elektronischem Innenleben. Der Durchbruch war jedoch definitiv dem in verschiedenen Varianten deklinierten Modell J12 zu verdanken, welches vom Start an mit einem Automatikwerk aus dem Hause Eta versehen wurde.
Produziert von Chatelain und Kenissi
Zunächst zeichnete die 1947 in La Chaux-de-Fonds gegründete und seitdem auch dort beheimatete G & F Châtelain S.A. für die Herstellung der Uhren verantwortlich. 1993 gelangte die Firma unter das Dach von Chanel. Fünf Jahre später erfolgte die Zusammenlegung aller Aktivitäten, zu denen auch die Produktion von Gehäusen und Armbändern gehört, in einem imposanten Gebäude. Man findet es in unmittelbarer Nachbarschaft der Breitling Chronometrie in La Chaux-de-Fonds.
Mit Zahlen geht Chanel traditionsgemäß sehr sparsam um. Alain und Gérard Wertheimer, die Enkel von Pierre Wertheimer, dem einstigen Partner von Coco Chanel, schätzen Diskretion über alles. Zu den rund zehn Milliarden Euro Jahresumsatz tragen Uhren bislang jedoch nur zu einem übersichtlichen Umfang teil.
Verantwortlich für diese Sparte zeichnet seit 2002 Nicolas Beau, Global Head Watch and Fine Jewelry. Er stieß nach seiner Tätigkeit bei Salomon stieß der Schweizer erst zu Cartier und dann zur Schwester Baume & Mercier. Aus diesem Grund gehen viele Entwicklungen bei der Linie J12 auf sein Konto. Das gilt auch für die 20-prozentige Beteiligung an der Kenissi SA, einer Tochter des Hauses Rolex. Hier entstehen die Manufakturkaliber für Tudor und fortan auch das in der brandneuen J12 verbauten Automatikwerks mit der Bezeichnung 12.1.
Chanel J12 – Subtil weiterentwickelt für die Zukunft
Im Zuge dieser Entwicklung hat Arnaud Chastaingt, die mittlerweile volljährige Ikone des Uhrdesigns einer durchdachten Überarbeitung unterzogen. Der Leiter des Designs der Chanel Uhrensparte, der den 2007 verstorbenen Jacques Helleu leider nicht persönlich kennenlernen durfte, hat sanft und doch deutlich rund 70 Prozent der Uhr einem Re-Design bzw. einer Weiterentwicklung unterzogen. Mehr dazu schildert der Produktgestalter im Interview mit Uhrenkosmos.
Ein Sinn für die Details
Wer die Unterschiede zwischen einst und jetzt erkennen möchte, muss dafür die beiden Versionen vergleichend betrachten. Zunächst scheinen die Uhren sehr ähnlich. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch schnell der feiner geränderte Glasrand auf, und das stärker bombierte Lünetten-Inlay auf. Auch die Eisenbahn-Minuterie im Zifferblatt-Zentrum unterlag einer behutsamen Evolution.
Der größte Schritt in die Zukunft zeigt sich indessen nach dem Umdrehen. Bedingt durch das leicht dickere Kaliber 12.1 und den Wunsch, die Gehäuse-Ergonomie zu erhalten, entschied sich Chanel für eine Monocoque-Konstruktion. Damit einher geht ein Sichtboden, durch den sich der außergewöhnlich gestaltete Rotor des exklusiven Automatikkalibers 12.1 zeigt.Diese und viele weitere, kleine Modifikationen werden der J12 viele weitere Jahrzehnte im Dienste der luxuriös gemessenen Zeit bescheren.
Für Nicolas Beau besteht die Aufgabe der Luxusbranche darin, „neue Produkte zu kreieren und Menschen dafür zu begeistern. Nicht, weil sie solche zwingend brauchen, sondern weil sie das Leben in einem gewissen Grad schöner und heller machen. Zeit ist ein großer Luxus in unserer Branche. Wer sie hat, kann gewissenhaft entwerfen und Designs sinnvoll weiterentwickeln, anstatt jeden Monat etwas ganz Neues auf den Markt zu bringen”.
Uhrenkosmos Modell-Steckbrief
Hersteller | Chanel |
Name | J12 |
Premiere | März 2018 |
Uhrwerk | Kaliber 12.1, Basis Tudor MT5612 |
Aufzug | automatisch, in beiden Drehrichtungen wirkender Rotor |
Durchmesser | 31,8 mm |
Bauhöhe | 6,5 mm |
Unruhfrequenz | vier Hertz (28.800 A/h) |
Gangautonomie | 70 Stunden |
Anzeige | Stunden, Minuten, Sekunden, Fensterdatum |
Besonderheit | Frei schwingende Metall-Unruhspirale, Regulierung durch Unruh mit variabler Trägheit, COSC-Chronometerzertifikat |
Gehäuse | Keramik und Stahl, schwarz oder weiß erhältlich |
Durchmesser | 38 mm |
Wasserdichte | 20 bar |
Armband | Keramik Gliederband, stählerne Dreifach-Faltschließe |
Preis | ca. 5.000 Euro |
Limitierung | keine |
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