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Deutsche Uhrenmanufakturen und ihre Uhren

Das Spektrum der qualitativ hochwertigen Uhrenmanufakturen in Deutschland kann sich sehr wohl sehen lassen. Wir stellen Ihnen 8 deutsche Uhrenmanufakturen und jeweils ein Modell ihrer Linie vor. Haben Sie alle 8 gekannt?

von | 05.10.2018

Zweifellos können die Schweizer gute Armbanduhren bauen. Und das seit vielen Jahrzehnten. Aber die deutschen Mitbewerber müssen sich hinter den eidgenössischen Produkten keineswegs verstecken. Allerdings müssen manche davon insbesondere speziell bei den Uhrwerken Hilfestellung der erfahrenen Nachbarn in Anspruch nehmen. Der Grund: Frei verfügbare Basiskaliber wie die bewährten von Eta, Sellita & Co. stehen aus deutscher Produktion nicht zur Verfügung. Das dennoch am Zifferblatt verewigte „Made in Germany“ rechtfertigt in diesem Fall der Grad an heimischer Wertschöpfung. Nachdem das Preisspektrum der in Basel gezeigten Zeitmesser von 890 bis knapp 40.000 Euro reicht, ist für nahezu alle Ansprüche etwas dabei.

Hanhart

Über die Uhrenmarke Hanhart, gegründet 1882, muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Kenner verknüpfen mit dem weiterhin in Gütenbach, Schwarzwald, beheimateten Traditionsunternehmen vor allem funktionale Fliegerchronographen mit und ohne Temposchaltung. An diese Zeitmesser erinnert die so genannte „Pioneer“-Kollektion mit beidseitig drehbarem Glasrand. Dieses Feature macht in vielen Fällen die kostspielige Stoppfunktion entbehrlich. Wer etwa die verbleibende Parkzeit „notieren“ möchte, platziert einfach die rote Merk-Markierung in entsprechendem Abstand vor dem Stunden- oder Minutenzeiger.

Auf diese Weise zeigt sich mit einem Blick, wann man zurück zum Auto muss. Ähnlich funktioniert das Ganze beim Kochen. Geht es darum, eine Zeitdauer zu erfassen, positioniert man den Punkt zu Beginn neben einem der drei Zeiger. In diesem Fall heißt es jedoch ein wenig rechnen. Die neue „Pioneer One“ mit dem bewährten Schweizer Automatikkaliber Sellita SW 200 repräsentiert das Einsteigermodell in diese Uhrenlinie. Das Stahlgehäuse misst 42 mm. Seine Wasserdichte reicht bis zu zehn bar Druck. Deutsche Nostalgie fürs Handgelenk gibt es für 890 Euro.

Junghans

Zu den beeindruckenden Wahrzeichen des Städtchens Schramberg im Schwarzwald gehört der legendäre neunstufige Terrassenbau. Errichtet 1918 in weniger als zwei Jahren, beherbergte er mehrere wichtige Abteilungen der Uhrenmanufaktur Junghans. Pünktlich zum 100. Geburtstag wurde das spektakuläre Gebäude gründlich saniert. Dieses Ereignis ist der deutschen Traditionsmarke eine limitierte Uhrenedition wert. Sie heißt „Meister Chronoscope Terrassenbau“ und dient, wie der Name unschwer erkennen lässt, auch zum Stoppen von Zeitintervallen. Zu diesem Zweck findet sich im 40,7 Millimeter großen Gehäuse das Automatikkaliber J880.1 mit maximal 48 Stunden Gangautonomie.

Als die Uhrmacher noch im Terrassenbau tätig waren, verfügte Junghans mit dem Handaufzugskaliber J 88 auch über einen eigenen Chronographen. Die Basis der im Gedenk-Newcomer verbauten Mechanik stammt indessen aus der Schweiz. Als Valjoux 7750 mit Kulissensteuerung, Schwingtrieb, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler hat sie ebenfalls Geschichte geschrieben. Von diesem Modell offeriert Junghans zwei selbstverständlich limitierte Editionen. Für jeweils 7.950 Euro gibt es 100 Stück mit massivem Roségoldgehäuse. 1.000 stählerne Exemplare sind für je 2.140 Euro wohlfeil. In beiden Fällen ziert eine Abbildung des Terrassenbaus den massiven Boden.

MeisterSinger

Philosophisch reduzierte Zeitanzeige auf nur einen Stundenzeiger ist das Kennzeichen der aus Deutschland stammenden MeisterSinger-Zeitmesser. Erstaunlicher Weise reicht die entschleunigte Indikation zur Orientierung im täglichen Leben auch vollkommen aus. Mit der „Lunascope“ lanciert das Familienunternehmen nun seine erste astronomische Armbanduhr. Schon aus dem Namen geht unzweifelhaft hervor, dass die Kreation den Lichtphasen des Mondes gewidmet ist.

Bekanntlich vergehen von Neumond zu Neumond exakt 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten und 2,9 Sekunden oder 29,53059 Tage. Von Vollmond zu Vollmond natürlich auch. Weil viele Uhrmacher mit dieser krummen Zahl konnten nichts anfangen konnten, rundeten sie auf 29½ Tage ab. Zwei mal 29,5 ergibt 59. So viele Zähne besitzen die mit zwei Monden bemalten Scheiben, welche hinter den Zifferblättern konventionell konzipierter Mondphasenindikationen rotieren. Folglich gehen sie in ungefähr drei Jahren um einen Tag falsch.

Nicht so bei den Münsteranern. Bis die eigens entwickelte Kadratur so viel von der astronomischen Norm abweicht, vergehen 128 Jahre. Als Antrieb dient das zuverlässige eidgenössische Automatikkaliber Eta 2836 mit 36 Stunden Gangautonomie. Schutz bis zu fünf bar Wasserdruck bietet eine 40-Millimeter-Schale natürlich mit Sichtboden. 2.990 Euro.

Grossmann

Moritz Grossmann übt sich im Selbstaufzug. Und zwar bei der neuen „Atum Hamatic“ mit 41 Millimeter großem Roségoldgehäuse und dem aus 324 Komponenten assemblierten Manufakturkalibers 106.0. Näheres dazu findet sich in einem eigenen Beitrag „Wo der Hammer hängt“.

Mühle-Glashütte

Fans Glashütter Uhrmacherei mit begrenztem Budget kommen bei der neuen „Panova Blau“ von Nautische Instrumente Mühle auf ihre Kosten. Trotz ihres betont sachlichen Auftritts besitzt diese Armbanduhr durchaus sportive Eigenschaften. Bis zu zehn bar Druck oder 100 Meter Tiefe reicht dich Wasserdichte des Edelstahlgehäuses mit 40 Millimeter Durchmesser, kratzfestem saphirglas und Schraubkrone. Durch den Sichtboden zeigt sich das als Sellita SW 200-1 bekannte Automatikkaliber mit vier Hertz Unruhfrequenz und circa 38 Stunden Gangautonomie Mühle’sches Feintuning rechtfertigt die sächsische Herkunftsbezeichnung und das „Made in Germany“ am blauen Zifferblatt.

Besonders ins Auge sticht die exklusive Spechthals-Feinregulierung für den Rückerzeiger. Die Regulierung des Uhrwerks erfolgt in sechs Lagen. Nachgehen wird vermieden. Der Zeit eilt das Oeuvre täglich maximal acht Sekunden voraus. Komfortablen Halt am Handgelenk gewährleistet ein waschbares Textilband mit stählerner Dornschließe. Die ersten 250 Exemplare kommen für 1.000 Euro mit zwei Bändern.

Nomos Glashütte

2015 brachte Nomos Glashütte das selbst entwickelte und gefertigte Automatikkaliber DUW 3001 mit eigenem Schwing- und Hemmungssystem auf den Markt. Bei 28,8 mm Durchmesser baut es lediglich 3,2 Millimeter hoch. Jedes Exemplar mit Glashütter Dreiviertelplatine und zentral angeordnetem Kugellagerrotor besteht aus 157 Komponenten. Die Polarisierung der Rotorbewegungen geschieht mit Hilfe eines Doppelklinkenrads. Dank seiner Existenz beträgt der Verlust bei Drehrichtungswechsel nur zehn Bogengrade.

Den besten Beweis für die Leistungsfähigkeit des ausgeklügelten Selbstaufzugs liefert die Befestigung der damit ausgestatten Modelle auf einem Umlaufgerät. Nur eine Stunde dort baut nicht weniger 22 Stunden Gangautonomie auf. Per Schwenk-Wippe erfolgt die zuverlässige Entkoppelung der Automatik vom Handaufzug.
Ein Überspannen und damit verbunden auch Abreißen der Zugfeder ist ausgeschlossen, denn bei Vollaufzug arretiert die Schwungmasse unverzüglich. In diesem Fall kommt der sächsische Mikrokosmos mit drei Hertz Unruhfrequenz und signifikanter blauer Unruhspirale und rund 42 Stunden ohne erneuten Energienachschub aus. Auf diesem Automatikkaliber basiert die neueste Kreation der Sachsen, DUW 6101 genannt. Legt man die beiden Werke nebeneinander, gleichen sie sich fast wie ein Ei dem anderen. Lediglich die Beschriftung der Schwungmasse ist erhaben statt graviert und ins Auge sticht eine größere Platine. Für ein Exemplar des Newcomers benötigen die Uhrmacher jedoch 188 Komponenten.

Folglich muss in den vergangenen vier Jahren etwas passiert sein. Und das ist es natürlich auch. Der Durchmesser ist in der Tat auf 35,2, die Höhe auf 3,6 Millimeter gewachsen, denn dieses Manufakturkaliber trägt auf seiner Vorderseite einen integrierten Datumsmechanismus. Die beachtliche Fläche gestattet logischer Weise einen entsprechend großen Ring, der das Ablesen der nach Stunden, Minuten und Sekunden wichtigsten Information bei der von Werner Aisslinger gestalteten „Autobahn neomatic“ beträchtlich erleichtert.

Diese Stahl-Armbanduhr ist 41 mm groß, baut insgesamt 10,5 mm hoch und widersteht dem Druck des nassen Elements bis zu zehn bar. Erhältlich sind drei verschiedene Zifferblatt-Varianten. Einen der begehrten Red Dot Awards hat die für 3.800 Euro erhältliche Armbanduhr auch schon bekommen.  

Erwin Sattler

Seit 1985 sind Präzisionspendeluhren fester Bestandteil der Kollektion von Erwin Sattler. Besonderes Merkmal ist dabei ein Zifferblatt im so genannten Regulator-Look, sprich mit dezentral angeordnetem Stundenzeiger. Diese Art der zeitanzeige pflegt das Münchner Familienunternehmen zu seinem 60. Jubiläum bei einer Armbanduhr namens „Regulateur 1920“. Die darin verewigte Jahreszahl liefert einen Hinweis auf den Entstehungszeitpunkt des 19-linigen, ursprünglich für Taschenuhren vorgesehenen Schweizer Handaufzugskalibers 27 aus dem Hause Minerva.

Nach dem Umbau auf die Regulator-Indikation erfährt dieses rare, weil schon lange nicht mehr gefertigte Kleinod mit 2,5 Hertz Unruhfrequenz vom Deutschen Jochen Benzinger eine sorgfältige Veredelung der Extraklasse: Skelettierung, Kanten-.Anglierung, Gravur und dazu eine manuelle Guillochierung des Zifferblatts. Aus dem gewaltigen Aufwand, den Erwin Sattler und Jochen Benzinger bei dieser massivgoldenen Armbanduhr mit 49 Millimeter großem, sage und schreibe 95 Gramm schwerem sowie bis zu fünf bar Wasserdruck dichtem Goldgehäuse im Typischen Sattler-Stil betreiben, erklärt sich am Ende auch der Preis.

Natürlich zeigt sich das Resultat handwerklichen Schaffens auch durch den Sichtboden. Nachdem es sich um ein Uhrwerk in „Lépine“-Bauweise handelt, findet sich die Aufzugs- und Zeigerstellkrone geschützt zwischen den oberen Bandanstößen. Damit sich das täglich erforderliche Spannen der Zugfeder, die Gangautonomie beträgt 36 Stunden, nicht zur Last, sondern zu echter Lust gestaltet, liefert Sattler im Luxusetui auch ein kleines Werkzeug mit.

Die Tatsache, dass es sich beim Kaliber ES06 um ein bedeutendes historisches Uhrwerk handelt, verlangt den künftigen Besitzern ein gewisses Maß an Vorsicht ab. Angesichts des frühen Baujahrs besitzt es nämlich noch keine Stoßsicherung für die empfindlichen Zapfen der Unruhwelle. Auch starke Magnetfelder quittiert das Oeuvre mit Gangabweichungen. Die Lieferung der insgesamt nur 60 individuell nummerierten Exemplare erfolgt für 39.800 Euro in einem beleuchteten Etui aus massivem Kirschholz.

Permanent- und Elektromagneten verfehlen ihre Wirkung auf normal konzipierte mechanische Armbanduhren nicht. Sind sie zu stark, bleibt das Uhrwerk schlicht und einfach stehen. Dessen ist sich die Uhrenindustrie natürlich bewusst. Einschlägige Normen schreiben eine Widerstandsfähigkeit gegen magnetische Flussdichte von 60 Gauß fest. Umgerechnet sind das 4.800 Ampère pro Meter (A/m).

Entfernt man die Uhr aus einem Magnetfeld dieser Stärke, darf sie gegenüber der vorherigen Ganggenauigkeit maximal +/- 30 Sekunden pro Tag abweichen. 80.000 A/m oder 100 Gauss können der neuen „836“ von Sinn Spezialuhren nichts anhaben. Ihr Automatikwerk aus der Schweiz, Kaliber Eta 2892-A2, umfangen nämlich ein zusätzliches Weicheisen-Innengehäuse und ein Zifferblatt aus dem gleichen Material wie eine Art Faraday’scher Käfig.

Die äußere Schraubkronen-Schale aus tegimentiertem Stahl weist besondere Kratzfestigkeit auf. Aus nickelfreiem Stahl besteht der dem Handgelenk zugewandte und daher geschützte Gehäuseboden. Rückseitiges Saphirglas verbietet die intendierte Resistenz gegen Magnetfelder. Bis zu zehn bar Druck reicht die Wasserdichte der 43 mm großen Armbanduhr, welche es für 1.590 Euro mit Leder- oder Stahlband gibt.

Tutima

Handschmeichlerische Qualitäten, gemeint ist ein Erscheinungsbild ohne Ecken und Kanten besitzt die neue TutimaM2 Coastline“. Ungeachtet dessen handelt es sich um eine Armbanduhr mit betont sportlichem Charakter. Als gestalterischer Paten dient der bekannte und bewährte „Military“ Chronograph aus dem Jahr 1984. Weil Tutima große Erfahrungen bei der Verarbeitung von Titan vorweisen kann, bestehen die 43-Millimeter-Schale und auch das Gliederband aus dem leichten, festen, widerstandfähigen und vor allem antiallergischen Werkstoff.

Hinter dem grauen, auf das Wesentliche reduzierten Zifferblatt mit Super-LumiNova-Leuchtausstattung tickt das Automatikkaliber T 330 mit vier Hertz. Als Basis für dieses Uhrwerk nutzt die Glashütter Manufaktur das aus der Schweiz zugekaufte Eta 2836 mit Datums- und Wochentagsindikation.

Abtauchen kann Mann mit diesem funktionalen Zeitmesser zum Preis von 1.590 Euro natürlich auch. Und zwar, wenn’s unbedingt sein muss, bis zu 300 Meter unter den Meeresspiegel.

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