Der Weg zur mechanischen Hochfrequenz
Wer die gleichermaßen kontinuierlich wie lautlos verstreichende Zeit auf mechanischem – oder auch elektronischem – Wege messen möchte, muss sie, wie es etwa auch die hochfrequente Chopard Alpine Eagle Cadence 8HF Uhr tut, in wohl definierte Abschnitte zerstückeln, die Sequenzen penibel zählen und abbilden. Bei dieser Aufgabe spielt das Schwing- und Hemmungssystem bekanntlich eine dominante Rolle. In ortsfesten Uhren dienen zum Beispiel Pendel als Gangregler. Hingegen verlangen mobile Uhre nach oszillierenden Unruhen. Beide bewegen sich mit klar definierter Frequenz hin- und her. Für eine Vollschwingung benötigt das Pendel einer Halbsekunden-Pendeluhr exakt eine Sekunde. Ergo beträgt die Frequenz solch einer Uhr ein Hertz, was 7.200 Halbschwingungen/Stunde entspricht.

Die Unruh in Uhrwerken für Taschen- und früheren Armbanduhren oszilliert mit 2,5 Hertz, das sind pro Stunde 18.000 Halbschwingungen.

Sukzessive Weiterentwicklungen brachten die Schlagzahlen von 19.800 und 21.600 ans Handgelenk.
Ab den 1960-er Jahren ging es jedoch immer stärker um Regulierbarkeit und Langzeitstabilität mechanischer Serienkaliber. Außerdem suchte die Industrie nach Verkaufsargumenten für neue Produkte. Beides rückte höhere Unruhfrequenzen in den Fokus. Aber gesteigerte Schlagzahlen verlangten nach zusätzlicher Energie und einer geeigneten Schmierung.



Ganz anders die Manufaktur Zenith. Dank fünf Hertz Unruhfrequenz stoppt ihr bereits 1969 vorgestelltes Chronographen-Kaliber 3019 PHC im legendären El Primero bis heute auf die Zehntelsekunde genau.
Weitaus besser beherrschbar waren und sind hingegen die ebenfalls Anfang der 1970-er Jahre eingeführten vier Hertz Unruhfrequenz.

Stündlich 28.800 Halbschwingungen bilden nach allgemeiner Auffassung einen vernünftigen Kompromiss hinsichtlich Energiebedarf, Regulierbarkeit und langfristig positivem Gangverhalten unter alltäglichen Tragebedingungen. Deshalb nutzen sie viele Fabrikanten für ihre mechanischen Uhrwerke.
Schneller als schnell …
Wer beim Auto kräftig aufs Gaspedal tritt, verbraucht zwangsläufig mehr Energie. Das gilt in der Regel auch für flott oszillierende Uhrwerke. 2012 demonstrierte Chopard, dass es auch anders geht. Mit nur einem Federhaus läuft das 28,8 mm große und 4,95 mm hohe Manufakturkaliber L.U.C 01.06-L circa 60 Stunden am Stück. Ganz so neu, wie es scheint, war das 31-steinige Automatikwerk damals allerdings nicht. Schon seit Jahren hatten sich die Techniker der Genfer Familienmanufaktur in Fleurier um diese Innovation bemüht. Co-Präsident Karl-Friedrich Scheufele, seines Zeichens unverbesserlicher Perfektionist, hielt die Entwicklung so lange hinter dem Berg, bis alles ohne tadellos funktioniert.
Zur Verdoppelung der Unruhfrequenz benötigten die Ingenieure und Uhrmacher unserer Abteilung Forschung und Entwicklung, angesiedelt bei Chopard Technologies, mehrere Jahre.
Darüber hinaus musste auch die Offizielle Schweizer Chronometerkontrolle COSC ihren Genauigkeitssegen erteilen. Durch sehr flott acht Hertz besticht das patentierte Schwing- und Hemmungssystem dieses Automatikwerks. Umgerechnet vollziehen Unruh und Spirale stündlich 57.600 Halbschwingungen. Hintergrund der gegenüber dem verbreiteten Standard verdoppelten Unruhfrequenz sind eine bessere Regulierbarkeit und darüber hinaus auch die Langzeit-Präzision.

Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, dass sich Hemmung und Gangregler grundsätzlich ohne kostspielige Um-Konstruktion in jedes Chopard-Kaliber einsetzen lassen. Aus Gründen des Gewichts und der in solchen Fällen immens wichtigen Schmierung kommen in besagter Tempo-Hemmung amagnetische Silizium-Bauteile zum Einsatz. Aus dem leichten Werkstoff mit besonders glatter und daher reibungsmindernder Oberfläche bestehen Anker und Ankerrad.

Nachdem sich bei hoch elastischem aber plastisch nicht verformbarem Silizium das übliche Verpressen verbietet, mussten sich die Konstrukteure zum Fixieren des Ankerrads auf seiner stählernen Welle etwas einfallen lassen. Der Ideenreichtum zeigt sich in einer gleichermaßen simplen wie wirkungsvollen Verwendung edlen Golds, welche zwischenzeitlich zum Patent angemeldet wurde. Die ersten 100 Uhrwerke fanden sich im übrigens im längst ausverkauften Titan-Modell L.U.C 8HF mit 42 Millimeter Durchmesser.

Chopard 8 Hertz Kaliber der L.U.C 8HF von 2013
Die herausragende Leistung trug besagtem Zeitmesser den ehrenvollen Titel European Watch Of The Year 2013 ein

Chopard Alpine Eagle Cadence 8 Hz
Ohne Frage kann der Hochfrequenz-Gangregler von Chopard seine Leistungsfähigkeit in sportlichen Armbanduhren am besten zur Geltung bringen. Sie erfahren naturgemäß sehr viel Bewegung und dadurch auch jene häufigen Lagenänderungen, mit denen diese Baugruppe besonders gut zurechtkommt. Somit lag es förmlich auf der Hand, die Chopard Alpine Eagle Cadence 8 Hz aus der Taufe zu heben.


Chopard Alpine Eagle Cadence 8HF
250 Exemplare wird es vom diesem sportlich-eleganten Modell Alpine Eagle Cadence 8HF mit 41 Millimeter Durchmesser geben. Im Zuge der Entwicklung mutierte das beschriebene L.U.C 01.06-L zum weitgehend baugleichen und natürlich ebenfalls COSC-zertifizierten Automatikkaliber 01.12-C. Neben dem patentierten Schwing- und Hemmungssystem besitzt es auch einen modifizierten Energiespeicher. Für ein Exemplar dieses Tempo-Oeuvre braucht es insgesamt 210 Bauteile.

Zur Herstellung der 41 mm messenden und bis zehn bar wasserdichten Sichtboden-Gehäuseschale sowie das geschmeidige Gliederband mit Dreifach-Faltschließe verwendet Chopard antiallergisches Titan Grade 5. Durch sein relativ geringes spezifisches Gewicht bürgt dieses Material außerdem für hohen Tragekomfort am Handgelenk.


Dieses Hochfrequenz-Uhrwerk verkörpert die ideale Plattform für einen weit reichenden Blick in die uhrmacherische Zukunft.
Als unverbindlicher Publikumspreis für die erste Chopard Alpine Eagle Cadence 8HF in Titan und mit waschechtem L.U.C-Kaliber ruft Chopard 18.900 Euro auf. Interessierte sollten sich sputen, da die Produktion nach genau 250 Exemplaren endet.
Chopard Alpine Eagle Cadence 8HF in Titan
Die schwungvolle Vorstellung der hochfrequenten Alpin Eagle mit Titangehäuse im Imagefilm von Chopard
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