Lange wurde gerätselt, wie es weitergeht. Nun wurden die Blancpain X Swatch Modelle der Öffentlichkeit vorgestellt, die Nick Hayek und Marc Hayek vor wenigen Tagen noch nebulös ankündigten. Dabei gehen die Unternehmenslenker in die Vollen und starten gleich mit 5 Sondermodellen, die am 9. September 2023 in den Handel gehen. Mit dem klaren Ziel, für Nick Hayek und die von ihm geleitete Marke Blancpain eine fulminante Absatz-Rakete zu zünden.
Die Zusammenarbeit von Blancpain mit Swatch überrascht zunächst, da die Marke sehr hochpreisig aufgestellt ist und auch z.B. Longines mit einigen seiner Modelle einen kräftigen Verkaufsschub vertragen hätte. Andererseits bietet Blancpain mit dem Modell Fifty Fathoms eine echte Taucheruhrenikone, die aufgrund ihrer herausragenden Geschichte das Potential für eine derartige preisgünstige Zweitlinie hat. Überdies sind Blancpain Uhren ausnehmend teuer, so dass es wohl einige potenzielle Käufer geben wird, die der Preis der echten Blancpain Fifty Fathoms bisher von einem Kauf abgehalten hat. Nicht zuletzt kann eine breitenwirksame Zusammenarbeit mit Swatch einiges zur Bekanntheit der Marke Blancpain wie des Modells Fifty Fathoms beitragen.
Entsprechend positiv soll Marc Hayek das Plazet von Nick Hayek über eine Zusammenarbeit aufgenommen haben. Eine Begeisterung, die sich deutlich vom eher zurückhaltenden Enthusiasmus des Omega Verantwortlichen Raynald Aeschlimann unterschieden haben soll. Was aber nicht verwundert, da die Skepsis groß war, ob die Idee einer Omega X Swatch zu einem echten, anhaltenden Erfolg werden würde.
Dass alle Zweifler, zumindest auf kurze Sicht, falsch lagen, zeigen die aktuellen Swatch Umsatzzahlen und das erreichte Ergebnis von über 1 Million verkaufter Omega X Swatch Uhren.
Swatch Kooperationspartner Blancpain
Innerhalb der Swatch Marken ergibt die Wahl von Blancpain als Swatch Kooperationspartner in vielerlei Hinsicht Sinn. Denn obwohl Blancpain zweifelsohne eine beeindruckende Geschichte aufzuweisen hat und hinsichtlich ihrer Preispositionierung definitiv eine Luxusmarke ist, ist die Marke einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Entsprechend ermöglicht die Zusammenarbeit mit Swatch der Konzernmarke die Möglichkeit, Blancpain einem breiteren Publikum vorzustellen und mehr Menschen für ihre hochwertigen Uhren und ihr Starprodukt Fifty Fathoms zu begeistern.
Für das Design der insgesamt 5 Modelle umfassenden Blancpain X Swatch Kollektion ist Gregory Kissling, Head of Special Projects Swatch Group, verantwortlich. Er soll wie bereits bei der MoonSwatch auf das Einhalten von stringenten Designmarken des Originals achten, jedoch dafür sorgen, dass sich die 5 Modelle erkennbar vom Original unterscheiden.
Wobei eine Vorgabe bereits durch die Namensgebung praktisch Programm war: Die Wasserdichtigkeit. Entsprechend bieten die 5 neuen Swatch-Uhren mit Blancpain-Gesicht eine Wasserdichtigkeit, die der einstigen Dichtheit entspricht. Fünfzig Faden, umgerechnet 91,45 Metern war der sensationelle Wert in den 50er Jahren. Genau die gleiche Wasserdichtigkeit bieten auch die BlancpainXSwatch-Modelle von 2023.
Blancpain X Swatch
Die Kollektion besteht (zunächst) aus fünf unterschiedliche Modellen, die jeweils nach einem der Weltmeere benannt sind. Dies sind der Indische Ozean, der Atlantische Ozean, der Pazifische Ozean, der Arktische Ozean und der Antarktische Ozean. Das Design der Uhren ist bunt und farbenfroh, denn auch die Gehäuse aus Biokeramik-Kunststoff sind bunt gehalten. Dieser Werkstoff basiert auf einer durch Swatch patentierten Mischung aus ca. zwei Drittel Keramik und einem Drittel aus Rizinusöl gewonnenem Biomaterial. Damit sind die Gehäuse der Uhren härter als gewöhnliche Kunststoffuhren, weisen aber verständlicherweise nicht die Festigkeit von Stahlgehäusen auf.
Gespannt wartete man allerorts auf die technische Ausstattung der BlancpainXSwatch Uhren. Hatte doch Jean-Claude Biver doch Anfang der Jahrtausendwende den Satz: „Seit 1735 gibt es bei uns keine Quarzuhren. Es wird auch nie welche geben.“ vorgegeben. Daran hält sich auch die Fifty Fathoms Kollektion von Swatch, wobei verständlicherweise kein Manufakturwerk Verwendung findet. Doch verfügt Swatch mit dem Werk Sistem51 über ein attraktives mechanisches Werk, das in der Blancpain-Swatch Kollektion zum Einsatz kommt. (Wir hatten dessen Aufbau und Wirkungsweise bereits auf Uhrenkosmos vorgestellt). Bietet dieses vollautomatische hergestellte Werk doch trotz seiner lediglich 51 Komponenten eine erstaunlich lange Gangreserve von bis zu 90 Stunden. Auch die Präzision des Werks liegt mit -5/+15 Sekunden pro Tag im akzeptablen Bereich. Sollte es auch, da das Werkmit Nivachron-Spirale weder zu reparieren noch in der Ganggenauigkeit zu regulieren ist.
Wer sich nun für eine der Uhren interessiert, bzw. in einer der die Uhren führenden Swatch-Boutiquen zum Zug kommt, muss für die Uhren deutlich weniger bezahlen, als es im Falle eines der Fifty Fathoms Originale wäre. Denn während ein schöne schlichte 45 mm große, automatische Stahlversion der Blancpain Fifty Fathoms mit immerhin 15.550 Euro zu Buche schlägt, sind für jede der Uhren aus der Blancpain X Swatch Kollektion lediglich 390 Euro fällig.
Ob die neue Kollektion ein vergleichbarer Erfolg wird, wie die OmegaXSwatch Kollektion? Nächste Woche werden wir mehr wissen. Falls nicht, wäre das auch kein Problem. Eine Uhr wie die Fifty Fathoms kann ja jederzeit untertauchen.
Wer einiges über die Geschichte der Taucheruhren wie der Blancpain Fifty Fathoms nachlesen möchte, der wird hier bei Uhrenkosmos fündig.
Schwierige Vorhersage
Ob auch die kommende SwatchxBlancpain-Kooperation ein vergleichbarer Erfolg wie die MoonSwatch wird, ist nicht einfach vorherzusagen. Was sich jedoch bereits vorab feststellen lässt ist, dass die Voraussetzungen deutlich komplexer sind.
Natürlich muss man mit großem Respekt sagen, dass das Swatch Marketing und der gezielt aufgebaute Hype um die kommende Zusammenarbeit von Blancpain mit der hochauflagigen Konzernschwester Swatch perfekt inszeniert ist. Überdies haben die Kunden gelernt, dass es zunächst zu wenig Uhren geben wird, was naturgemäß für eine eher höhere Nachfrage sorgt.
Etwas sorgenvoller wird die Miene dagegen, betrachtet man den letztendlichen USP der MoonSwatch – und das war das einzigartige, unverkennbare Design der Uhr. Zwar bietet die Fifty Fathoms von ihrer Geschichte und Bedeutung eine fast vergleichbare Storyline. Allerdings ist das Design, abgesehen von der eher rundlichen Lünette, mit nicht wirklich spektakulär oder einzigartig. Vielmehr sehen Taucheruhren von 150 bis 15.000 Euro heute sehr ähnlich aus.
Entsprechend klug ging man bei Swatch an die Gestaltung heran und gestaltete die 5 Uhren disruptiv zum Original und gelungen im Design. Aber ob das reicht, um eine Einzigartigkeit des Designs der Uhren herzustellen, wird sich zeigen. Insbesondere, wenn es das Design des Originals nicht hergibt. Überdies ist das Preissegment zwischen 250 Euro und 500 Euro extrem hart umkämpft und es gibt viele Wettbewerber, die zum vergleichbaren Preis deutlich mehr Technik liefern (siehe etwa das GMT Modell von Zeppelin).
Letztendlich werden wir ab diesem Wochenende sehen, wie die neuen Modelle ankommen. Oder, um es mit Worten des legendären Trainers und griechischen Volkshelden Otto Rehagels zu sagen: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“.
Es wird sicher ein grosser Erfolg. Blancpain ist ja die Taucheruhr Nr. 1
Rolex kam im Nachhinein mit etwas ähnlichem. Abgeschaut hat halt nicht mehr das spezielle des Originals
Es wäre Blancpain zu wünschen.:-)