François-Henry Bennahmias, der Audemars Piguet CEO wird Ende 2023 nach elfjähriger Amtszeit Audemars Piguet verlassen. Das Gerücht machte bereits seit längerem die Runde, doch nun wurde der Weggang in der Zeitung «Le Temps» wie von Audermas Piguet selbst bestätigt. So sehr der Weggang auch die Runde macht, so sehr fragt man sich nach dem “Warum”. Denn, wenn es an einem Punkt keine Zweifel gibt, dann am enormen Erfolg, den der AP CEO verbuchen konnte. Vielleicht liegt es aber auch im Wesen des umtriebigen Audemars Piguet CEO selbst, dass er nun den Zeitpunkt gekommen sah, Audemars zu verlassen. Schließlich war Bennahmias in der Uhrenindustrie stets ein Pionier und ausnehmend unangepasst.
Was waren die Erfolgsfaktoren des großen Erfolgs von Audemars Piguet? Diese Frage stellt sich von selbst. Als Antwort fallen hierzu am ehesten die Charaktereigenschaften des AP CEO selbst ein, mit denen er Audemars Piguet zum großen Wachstum verhalf. Mut, Wille, Kreativität und die Bereitschaft ins Risiko zu gehen. Mit diesen Eigenschaften sowie einem Talent zur Kommunikation schaffte er es in gut 10 Jahren, den Umsatz wie den Gewinn von AP zu verdoppeln und die Marke neben Rolex und Patek Philippe zu den gesuchtesten Uhrenmarken schlechthin zu machen.
Wobei Uhrenmarke zu viel gesagt wäre. In Wirklichkeit ist es nur die Audemars Piguet Royal Oak, die fast 90 Prozent des Umsatzes von AP ausmacht und die in ihren verschiedenstenen Varianten weltweit von Sammlern und Uhrenliebhabern gesucht wird.
Bennahmias
Zu diesem Erfolg trug wesentlich dazu bei, dass Francois-Henry Bennahmias mit Sinn für Medienwirkung zwar das prominente Gesicht der Marke darstellte. Gleichzeitig konnte Audemars Piguet dank vieler neu gewonnener qualifizierter Mitarbeiter die Qualität der AP Modelle – trotz eines Anstiegs der Menge an hergestellten Uhren von gut 30.000 auf 46.000 Exemplare – steigern und mit außergewöhnlichen Modellen die Begehrlichkeit der Marke hoch zu halten.
Damit nicht genug – der Audemars Piguet CEO verfolgte konsequent die von vielen Uhrenmarken anfänglich kritisch beäugte Strategie, Audemars Piguet Uhren nach und nach ausschließlich über AP Boutiquen zu vertreiben. Damit sicherte sich AP nicht nur 100%-tige Kontrolle über die Distribution. Finanziell stärker wiegt der Aspekt, dass durch diesen Schritt die im Vergleich zu vielen anderen Sektoren noch ausgezeichnete Marge der Juweliere von gut einem Drittel wegfällt und der Gewinnanteil bei AP verbleibt. Ein Weg, den inzwischen sehr viele Marken mit eigenen Boutiquen gehen.
Limited Editions
Bennahmias hatte auch kein Problem mit dem Umstand, dass der Gewinnanteil der Royal Oak Modelle nochmals enorm zunahm. Er sah einfach die Notwendigkeit, Modelle ohne echte Gewinnchance aus dem Programm zu nehmen. Stattdessen setzte er früh auf Edelmetalle, Sondereditionen und hielt die Menge an produzierten Uhren stets weit unter der Nachfrage. Damit war er in der Lage, selbst, nennen wir sie mal freundlich „ungewöhnlich“, Modelle wie die Marvel Edition zu Höchstpreisen an den Mann zu bringen.
Code 11.59
Aber kein Licht ohne Schatten. Und dass der Audemars Piguet Unternehmenslenker letztendlich auch nur mit Wasser kochte, zeigt das eher zähe Anlaufen der Verkäufe der Audemars Piguet Code 11.59 seit ihrem Start im Jahr 2019. Trotz hochwertiger Manufakturkaliber blieben die Verkäufe der Code 11.59 bis heute verhalten und liegen nach inoffiziellen Aussagen bei gut 3.000 Uhren pro Jahr.
Damit ist man noch weit davon entfernt sagen zu können, die Code 11.59 wäre ein zweites Standbein. Aber zum einen, verdient man trotz der geringen Stückzahlen anhand des hohen Verkaufspreises bereits Geld mit den Uhren. Zum anderen war es Audemars Piguet damit möglich, drei Manufakturkaliber neu zu entwickeln und mit diesen hochwertigen Werken die Royal Oak Familie auf ein höheres Niveau zu heben.
Marke Audemars Piguet
Francois-Henry Bennahmias war sich also der Bedeutung von AP als Manufaktur bewusst, gleichwohl hatte die Markenentwicklung bei ihm stets Vorrang. Er wusste, dass abseits aller technischen Finesse letztendlich die Marke Audemars Piguet über den Wert und damit Preis einer Uhr entscheidet. Vor diesem Hintergrund war der Ansatz, mit neugeschaffenen Produktionsstätten, dem Audemars Piguet Museum sowie dem AP Hotel die Marke erlebbar zu machen, ein gleichermaßen richtiger wie kluger Schritt.
Es ist also kein Wunder, dass man dem langjährigen CEO bei Audemars Piguet trotz seiner ungewöhnlichen, mitunter auch unbequemen Art, nachtrauern wird. Nicht zuletzt hat er doch dafür gesorgt, dass der Umsatz von AP zwischen 2012 und 2021 von knapp über 600 Millionen SFR auf (je nach Quelle) 1,6 bis 2 Milliarden SFR wachsen konnte. Zahlen, bei denen bei einer Rendite von über 30% die Eigentümerfamilie sicher mit einem sanften Lächeln auf die vergangene Dekade schauen wird.
Quo vadis
Gleichzeitig muss man sich um Bennahmias finanziell auch keine Sorgen machen. Ausgestattet mit einem hervorragend dotierten Vorstandsgehalt in Millionenhöhe konnte er über die Jahre am Erfolg des Unternehmens teilhaben.
Mehr gespannt ist die Uhrenbranche über den künftigen Weg, den der umtriebige CEO in Zukunft einschlagen wird. Wird er als CEO bei einem anderen Unternehmen einsteigen oder wählt er den von ihm immer wieder ins Spiel gebrachten Weg, unternehmerisch bei einer Uhrenmarke einzusteigen?
Man darf gespannt sein.
0 Kommentare