Militäruhr
Das Aufkommen der Militäruhr ist unmittelbar mit der Verbreitung der Taschenuhr im 18. und vor allem 19. Jahrhundert verbunden. Die mehr oder minder genau individuelle Zeitangabe war nun kein Privileg der Adeligen mehr. Stattdessen legten trugen viele Bürger und wohlhabende Bauern eine Taschenuhr in ihrer Westentasche.
Auch beim Militär erkannte man schnell die Vorzüge einer gemeinsamen Zeitangabe, ließen sich doch dank universeller Zeitangabe militärische Strategien und Einsätze einfach koordinieren. Mehr noch – im Zuge der Uhren mit Sekundenangabe oder Stoppfunktion dienten Uhren mit Telemeterskala zur Entfernungsmesser der Artillerieeinheiten. Ermöglichten sie doch eine Entfernungsmessung per Schall.
Derlei robuste Einsätze und die Notwendigkeit eines schnellen Ablesens im Kriegsgetümmel sorgten dafür, dass sich eine weitere Innovation durchsetzte: Die Armbanduhr. Ermöglichte doch ihr robustes Lederband ein sekundenschnelles Ablesen der Zeit, ohne dass wie im Fall der Taschenuhr diese umständlich aus der Westentasche gezogen und wieder eingesteckt werden musste.
Kriterien einer Militäruhr
Letztlich ist es eine Vielzahl von Eigenschaften, die heutzutage eine Uhr zu einer Militäruhr macht. Entscheidend sind letztlich jedoch die Faktoren präzise Zeitmessung, Funktionalität und ein notwendiges Maß an Robustheit. Da es eine Vielzahl von Anwendungen gibt, für die derlei Uhren konzipiert sind, können die Unterschiede unter Militäruhren dabei sehr prägnant sein.
Military Design
Ausgehend von ihrer einstigen militärischen Bestimmung gibt es trotz der Vielzahl heutiger Militäry-Uhrenmodelle Gestaltungselemente, die man durchaus typisch für eine Militäruhr nennen kann. Dazu gehören eine farblich dezente, oft dunkle Farbgebung, gut ablesbare Indexe und Zeiger, die mit Leuchtmasse ausgestattet für ein ausgezeichnetes Ablesen der Zeit sorgen. Weiterhin bieten die Zifferblätter von Militäruhren eine präzise Sekunden- und Minutenanzeige, mitunter mit Stoppfunktion, bzw. haben viele Uhren eine drehbare Lünette zum Ablesen von Einsatzzeiten bzw. zur räumlichen Orientierung.
Robuste Militäruhren
Echte Einsatzuhren, wie Militäruhren mitunter auch bezeichnet werden, sind erheblichen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend sind ihre Gehäuse ausnehmend robust, wasserdicht und stoßfest. Gerade die Widerstandsfähigkeit gegen Wind und Wetter in einem breiten Temperaturspektrum sind Voraussetzung dafür, dass Militäruhren universell einsetzbar und jeder Belastung gewachsen sind.
Bei allen mechanischen Militäruhren, insbesondere im Segment der Fliegeruhren, kommt noch ein weiterer Faktor hinzu – der Widerstand gegen magnetische Felder. Diese im Alltag kaum gegenwärtige Eigenschaft sorgt dafür, dass die Präzision der Uhr nicht unter starken Magnetfeldern leidet, bzw. etwaige daraus folgende Berechnungen fehlerhaft sind. Gerade die Piloten der alten Kampfflugzeuge konnten früher von derlei gefährlichen Beeinträchtigungen der Ganggenauigkeit ein Lied singen, waren doch viele Abstürze von Flugzeugen auf eine fehlerhafte Berechnung der Reichweite und Flugdauer zurückzuführen.
Moderne Militäruhren
War es zunächst vor allem die Gestaltung und Ablesbarkeit der Uhren, die ihren militärischen Fähigkeiten steigerte, kamen bald weitere Komplikationen hinzu. Neben den bereits im 19. Jahrhundert populären Chronographen mit Telemeteranzeige zur Bestimmung der Entfernung sorgten weitere mechanische Komplikationen wir Temposchaltung, Kompass, Tiefenmesser und Höhenmesser für zusätzliche, ausnehmend hilfreiche Funktionen.
Schaut man sich die Auslieferungsbücher von Uhrenmarken wie Rolex, Jaeger-LeCoultre, IWC oder Breitling an ist zu erkennen, wie groß der Anteil der einst fürs Militär produzierten Uhren war. Aber auch Deutschland hatte herausragende Produzenten von Militäruhren mit Marken wie Tutima, Lange & Söhne, Hanhart, Junghans und vielen mehr.
Quarzbetriebene Einsatzuhren
Mit dem Siegeszug der batteriebetriebenen Quarzwerke in den 70er und 80er Jahren kam es zu einem disruptiven Anwachsen der Funktionalität der Military-Uhren. Nun war es möglich Uhren zu bauen, die dank digitaler Funktion auf Knopfdruck oder im Permanentmodus neben der aktuellen Zeit alle wichtigen Daten wie Höhe, Tiefe, Temperatur, Kompass und selbst den Luftdruck zeigten. Überdies hatten diese digitalen Funktionsuhren ein geringes Gewicht und liefen auch ohne Handaufzug oder Automatikaufzug jahrelang auf die Sekunde genau. Überdies waren sie durch ihre Kunststoffgehäuse praktisch unzerstörbar.
Als mit dem Modell Casio G-Shock all diese Vorzüge zu einem erstaunlich günstigen Preis erhältlich waren führte es dazu, dass diese funktionellen „Militär“-Uhren millionenfach verkauft wurden.
Unterschied Militäruhr – Funktionsuhr
Betrachtet man rein die angebotenen Funktionalitäten gibt es heute kaum noch Unterschiede zwischen Militäruhren, Funktionsuhren oder Outdoor-Modellen. Letztlich wird über die Gestaltung der Uhr wie auch die Positionierung des Herstellers die Positionierung der Uhr vorgenommen. Rein anhand ihrer Robustheit oder ihrer Funktionalität einer Uhr lässt sich kaum ein Unterschied ausmachen, bzw. verlaufen die Grenzen fließend.
Kennzeichen einer Militäruhr
Widerstandsfähigkeit
Militäruhren sind robust und ausnehmend stoß, schlag- und abriebfestschlag- und abriebfest.
Zuverlässigkeit
Die Zeitmessung einer Militäry-Uhr muss stets präzise sein und auch unter extremen Bedingungen wie Hitze, Kälte, Höhe wie Tiefe sowie permanenter Feuchtigkeit einwandfrei funktionieren.
Genauigkeit
Die sekundengenaue Darstellung der Zeit ist unabdingbar, eine etwaige Stoppfunktion wertvoll und erwünscht. Entsprechend präzise müssen die Zifferblätter sein, wobei je nach Einsatzgebiet zusätzliche Skalen die Funktionalität erweitern.
Diskret oder getarnt
Eine Militäruhr darf nicht auffallen, entsprechend sind dunkle Farben wie Beige, Schwarz, Grau oder Blau ideal. Die Zifferblätter sollen auch keine Lichtreflexionen auslösen. Gleichzeitig müssen die Ziffern, Indexe wie Zeiger auch im Dunkeln ablesbar sein. Ebenso muss die Gestaltung des Zifferblatts funktional strukturiert sein.
Funktionen
Neben den Standardfunktionen wie Datum und Uhrzeit sollte eine Militäruhr auch über eine Reihe fortschrittlicher, taktischer Funktionen verfügen. Zu den üblichen Komplikationen von Militäruhren gehören Kompass, Alarm, Chronograph, Barometer und Höhenmesser.
Wasserdichtigkeit
Eine gute Wasserdichtigkeit und damit auch echte Tauchfähigkeit versprechen Uhren mit einer geprüften Wasserdichtigkeit von 200 Metern Wassertiefe. Eine Wasserdichtigkeit von 100 Meter wäre ein Minimum, alles darunter ist nicht wirklich wasserdicht.
Military Lifestyle Uhren
All die genannten Eigenschaften sind allerdings sekundär, wenn es dem Träger eher um Coolness und Lifestyle geht. In solch einem Fall sind vor allem die Gestaltungsmerkmale von Belang, die technischen Eigenschaften dagegen eher zweitrangig.
Aber warum auch nicht. Schon die Piloten der Weltkriege hatten zusätzlich zu ihren, durchaus zuverlässigen Cockpit-Uhren meist Armbanduhren bei sich. Schließlich wollte man abseits der Zeitmessung abseits des Kriegsgetümmels mit der Armbanduhr am Handgelenk ebenfalls für einen markanten, männlichen Eindruck sorgen. Woran sich bis heute wenig geändert hat.
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