Uhrenkosmos Wochenschau
Über mangelnde Erfolge kann die Schweizer Uhrenindustrie weiterhin nicht klagen, Anzeichen von Schwäche zeigten sich auch im Juni 2023 nicht. Vielmehr kann man die Uhrenkosmos Wochenschau mit der erfreulichen Meldung starten, dass sich der positive Trend mit einem Wachstum von 14 % gegenüber dem Juni 2022 fortsetzt. Summa summarum erreichten die eidgenössischen Uhrenexporte im ersten Halbjahr einen Wert von 13,3 Milliarden Franken, was einem Plus von 11,8 % gegenüber dem ersten Semester 2022 entspricht.
Zuwächse verzeichneten dabei alle Gehäusematerialien. Uhren mit Edelmetallschalen leisteten logischer Weise den größten absoluten Beitrag, gefolgt von Zeitmessern mit Bimetall-Schalen. Dieses überragende Ergebnis der beiden Kategorien kam trotz eines deutlichen Rückgangs der Stückzahlen um 38,8 % zustande. Das Plus von 150.000 Stück resultierte hauptsächlich aus der Kategorie „andere Materialien“. Sie kletterte im ersten Semester 2023 um 50,8 % auf insgesamt 485.000 Uhren.
Wachstum in puncto Wert und Stückzahl verzeichneten übrigens alle Preissegmente. Insbesondere die Kategorie 200-500 Schweizerfranken (Exportpreis) erfuhr in den zurückliegenden sechs Monaten eine sukzessive Erholung. Im Laufe des Monats Juni stieg sie um rund 20 %.
Eine leichte Verlangsamung des Wachstums ist bei den Uhrenexporten in die USA zu konstatieren. Mit plus 8,8 % blieb das Niveau aber weiterhin hoch. China brachte es mit +9,0 % auf einen vergleichbaren Anstieg. Hongkong kehrte mit +46,2 % zu Werten des Jahres 2017 zurück. Im Fernen Osten lagen Singapur (+12,7 %) und Japan (+10,1 %) leicht unter dem weltweiten Durchschnitt. In Europa, plus 12,6 %, fiel das Vereinigte Königreich (+5,6 %) zurück gegenüber den wichtigsten Märkten des Kontinents: Frankreich (+13,9 %), Italien (+32,4 %) und Deutschland (+17,4 %). Spanien (-6,9 %) und die Niederlande (-6,7 %) verloren hingegen weiter an Boden.
IWC am Berliner Ku-Damm
Die Kalender zeigten Juni 2017, als die IWC in München ihre stylische Boutique exakt gegenüber dem Bayerischen Nationaltheater eröffnete. Wer dort Tickendes aus Schaffhausen erwerben möchte, muss sich in den ersten Stock begeben. Nun, ziemlich genau sechs Jahre später, ist die illustre deutsche Hauptstadt an der Reihe.
Wer in Berlin bei kaufkräftiger Kundschaft punkten möchte, muss sich beinahe zwangsläufig dort an den Kurfürstendamm begeben, wo auch andere Luxusmarken ihren Geschäften nachgehen. Das Mitglied des Richemont-Konzerns wird seine Produkte künftig im Gebäude mit der Hausnummer 184 zeigen, und natürlich auch zum Kauf anbieten.
Wie es sich heutzutage gehört, ist das Ladengeschäft nicht in traditionellen Stil eines Ladenlokals gestaltet, sondern als offene Raumlandschaft. Nicht fehlen darf natürlich ein komfortabler Bar- und Loungebereich. Mit von der Partie ist auch eine so genannte „Engineering Wall“, welche Kunden die Möglichkeit zum Studium des mechanischen Innenlebens der Armbanduhren aus der malerischen Stadt in der Ostschweiz bietet. Mehr als 200 Quadratmeter stehen den Gästen zur Verfügung. Ein separater Raum lässt sich beispielsweise für Seminare oder virtuelle Manufakturbesichtigungen nutzen.
What’s next bei Chronext
Gut drei Monate ist es her, dass eine Schweizer Investorengruppe die Mehrheit an Chronext, der finanziell angeschlagenen Online-Plattform für Vintage- und Certified Pre-Owned Uhren übernommen hat. Seitdem leitet der im Uhrengeschäft sehr erfahrene Philippe Roten die Geschäfte. Unter seiner Ägide gelangte auch das ins Boot, was nach dem spektakulären Berliner Tresorraub vom ambitionierten Start-Up Watchmaster übergeblieben ist. Konkret handelt es sich um einige Uhren, die zwischenzeitlich bereits verkauft werden konnten. Im Zuge dessen bekamen die Eigentümer ihr Geld und der Name Watchmaster gelangte ins Chronext-Portfolio.
Ende Juli 2023 konnte Philippe Roten den Einstieg weiterer Investoren vermelden. Gemeint ist die Helvetica Capital AG. Managing Partner der eidgenössischen Private Equity Gesellschaft ist Johannes („Jonny”) Suter, der das Unternehmen 2015 gegründet hat und auch als Mitglied des Verwaltungsrats fungiert. Sein Credo:
Wir sind beeindruckt von der marktführenden Stellung von Chronext im Bereich der Certified Pre-Owned und Vintage Uhren. Wir sind überzeugt, dass wir zusammen mit dem Chronext-Team die Geschäftsaktivitäten weiter ausbauen können.
Des Weiteren wird Chronext künftig auch von Linus Fuchs als Investor und Verwaltungsratsmitglied unterstützt. Der Schweizer sammelte seine Erfahrungen im Uhrensektor unter anderem als Geschäftsführer der IWC-Vertriebsgesellschaft für den eidgenössischen Markt. Mehr dazu zu lesen, gibt es in einer der kommenden, regelmäßig geplanten Uhrenkosmos Wochenschauen.
29er Big von Mühle Glashütte
Neue Uhren gibt es u.a. von Mühle Glashütte. Sie entstammen der bereits 2006 eingeführten Mühle Glashütte 29er Big-Linie. Bekanntlich treten junge Menschen mit weitestgehend baugleichen One-Design-Jollen der 29er Einheitsklasse zur Jugendmeisterschaft des Deutschen Segler Verbandes an. Nur bei der Farbe unterscheiden sich die Boote. Dieser Umstand inspirierte Mühle Glashütte zu Zifferblättern in den Farben Sand und Nautikblau. Im Stahlgehäuse mit 42,4 Millimetern Durchmesser tickt das Automatikkaliber Sellita SW 200-1.
Zur Version Mühle gehören ein speziell gestalteter Rotor, die bekannte Spechthals-Feinregulierung für den Rücker und charakteristische Oberflächenveredelungen. Ca. 41 Stunden beträgt die Gangautonomie. Die Regulierung erfolgt nach hauseigenen Kriterien in sechs Lagen auf tägliches Vorgehen zwischen 0 und 8 Sekunden. Dem nassen Element widersteht die Sichtbodenschale mit entspiegeltem Saphirglas vorne bis zu zehn bar Druck. Sekundenstopp. Wahlmöglichkeit besteht zwischen einem Canvas-Armband mit Dornschließe oder einem stählernen Gliederband mit Faltschließe. Die Preise liegen bei 1.600,- bzw. 1.750,- Euro.
Hommage an einen Baseballspieler
Auf den ersten Blick eher untergeordnet ist diese Meldung der Uhrenkosmos Wochenschau. Denn in Mitteleuropa ist Baseball bei weitem nicht so populär wie in den USA. Gleichwohl gibt es auch hierzulande Fans und Freunde dieser Sportart, deren Regelwerk sich nicht so leicht erschließt.
Mit einer limitierten Edition würdigt Oris Leben, Vermächtnis und den humanitären Einsatz von Hank Aaron. 1986 hat der Amerikaner Eingang gefunden in die Hall-of-Fame des Baseball. Henry Louis „Hank” Aaron, geboren 1934, war einer der größten Sportler des letzten halben Jahrhunderts und Philanthrop dazu. Er suchte nie das Rampenlicht, letzteres fand ihn doch wegen seiner großartigen Leistungen. Während seiner gesamten Karriere begegnete er dem Rassismus auf und neben dem Spielfeld. Der Sportler überwand ihn mit Anmut und Würde. So wurde er zum Symbol für Durchhaltevermögen und Stärke sowie ein Repräsentant des sozialen Wandels.
1951, ergo zu einer Zeit, als schwarze Menschen noch unter der Rassentrennung litten, war Hank in die Baseball Negro Leagues eingetreten. 1974 stellte er den fast 40 Jahre von Babe Ruth gehaltenen Homerun-Rekord ein. Bei der Oris Hank Aaron Limited Edition, Auflage 2.297 Exemplare, handelt es sich um eine 40 Millimeter messende Oris Big Crown Pointer Date mit Stahlgehäuse. Um die Anzeige von Stunden, Minuten, Sekunden und Zeigerdatum kümmert sich das Sellita basierte Automatikkaliber 754 mit etwa 38 Stunden Gangautonomie. Als unverbindlichen Publikumspreis nennt Oris 2.300 Euro.
Tornado über La Chaux-de-Fonds
Apropos Sellita: Möglicherweise wird der größte Schweizer Produzent frei verkäuflicher mechanischer Uhrwerke seine Kunden nach dem Ende der Uhrmacherferien auf absehbare Zeit nicht mehr in vollem Umfang beliefern können. Solches teilte das Management am 25. Juli jedenfalls in einer kurzen Botschaft mit. Der Grund: Am 24. Juli 2023 suchte ein Tornado die Jura-Metropole La Chaux-de-Fonds heim. Bekanntlich gehört deren Uhrmacherviertel zum UNESCO-Weltkulturerbe. Tausende Gebäude erlitten teils massive Beschädigungen.
200 der beschädigten Gebäude davon liegen im Stadtteil Crêt-du-Locle auf dem Weg nach Le Locle. In einem Bauwerk mit grauer Blechfassade, nahe der Cartier Manufaktur, geht die Sellita Holding ihren Tätigkeiten rund um die Uhr nach. Hier riss der Sturm mit Geschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern Teile der Fassade ein; er zerstörte Fensterscheiben und richtete auch im Gebäudeinneren massive Schäden an. Angesichts der hohen Nachfrage nach Sellita-Werken (Uhren von Junghans, Mühle Glashütte und Sinn mit dem z.B. Sellita SW 300-1 gibt es hier zu sehen) dürfte das vermutlich den Umsatz zahlreicher Abnehmer im In- und Ausland dämpfen. Kurzfristig verfügbare Alternativen gibt es nämlich nicht.
Wir hoffen, dieser Nachrichtenüberblick in der neuen Uhrenkosmos Wochenschau hat Ihnen gefallen und sie kurz und knapp informiert.
Diese neue Wochenschau ist sehr interessant ! Endlich bekommt man rechtzeitig und regelmäßig Infos aus offenbar sehr gut informierter Hand. Danke und bitte weiter so.