Diesmal beschäftigt sich die Uhrenkosmos Wochenschau zunächst mit Junghans und einem letztendlich nicht wirklich überraschenden Personalwechsel. Eine reine Armbanduhr ermöglicht der ChronoPen, den wir beim Uhrenkosmos getestet haben. Einen Beitrag zur Reinigung der Meere leistet die Gyre SeaCleaner. Wir haben diese Armbanduhr unter die Lupe genommen.
Keine reine Angelegenheit ist das, was in München derzeit leider immer öfter passiert. Es häufen sich nämlich die Raubüberfälle auf Handgelenke. Aber gegen den Verlust der geliebten Armbanduhr kann man sich bei Segurio versichern. Kommen wir mal zu den Uhrenkosmos Meldungen im Einzelnen:
Matthias Stotz nimmt bei Junghans seinen Hut
An Selbstbewusstsein mangelte es Matthias Stotz definitiv nicht. Seit 2007 leitete der gelernte Uhrmacher, welcher sich rühmt, ein Tourbillon entwickelt und gefertigt zu haben, Junghans als Geschäftsführer. Bis zum 31. Mai 2022 tat er dies auch komplett in eigener Verantwortung. Zu seinen Meriten gehört zweifellos das Faktum, die deutsche Traditionsmarke nach einer Insolvenz der chinesischen Mutter und damit auch nach deren zwangsläufigem Konkurs im Jahr 2008 wieder auf Kurs gebracht zu haben. Seit Anfang 2009 tat er dies unter der Ägide der Schramberger Unternehmerfamilie Steim.
Die Kraft von Junghans habe ich erst in der Insolvenz kennengelernt.
Dr. Hans-Jochem Steim und sein Sohn Hannes Steim vertrauten auf die Kompetenz von Matthias Stotz. Und sie wurden, zumindest wie es sich aus externer Sicht beurteilen lässt, hinsichtlich des Produkt-Portfolio speziell in Deutschland auch nicht enttäuscht.
Durch die lange, bis 1861 zurückreichende Geschichte besitzt die ehedem mit großem Abstand größte deutsche Uhrenmarke Junghans hierzulande einen ungemein hohen Bekanntheitsgrad. Nach Auffassung von Matthias Stotz rangiert dieser sogar noch vor den Glashütter Luxusmarken. Zu den aktuellen Junghans-Flaggschiffen gehören zweifellos die Linien Max Bill und Meister, welche der scheidende Firmenchef konsequent pflegte und weiterentwickelte.
Neben mechanischen Zeitmessern, die etwa 60 Prozent der produzierten Stückzahl ausmachten, trug auch das Comeback der Funk-Technologie zum Umsatz des Familienunternehmens bei. 2016 fertigt Junghans rund 60.000 Zeitmesser. Damals lag das erklärte Ziel von Matthias Stotz bei der magischen Zahl von 100.000 per annum.
Am 1. Juni 2022 endete die alleinige Regentschaft von Matthias Stotz. Ihn zu Seite gesellte sich Hannes Steim als weiterer gleichberechtigter Geschäftsführer. Zuletzt hatte er in Schramberg bei Kern-Liebers, einem mittelständischen Unternehmen zur Herstellung komplexer Teile und Baugruppen mit Schwerpunkten Federn und Stanzteilen als Chief Business Development Officer agiert.
Schon vor einem Jahr stellte sich mir die Frage, ob und wie sich eine derartige Doppelspitze mit dem ausgeprägten Ego des fortan zumindest teilweise Entmachteten vertragen würde. Gut ein Jahr später ist klar, dass das wohl nicht der Fall war. Mit Wirkung vom 1. September 2023 scheidet Matthias Stotz nach offizieller Junghans-Verlautbarung aus eigenem Wunsch aus der Firma aus. Somit wird Hannes Steim die Uhrenfabrik Junghans GmbH & Co. KG ab dem 8. September 2023 als geschäftsführender Gesellschafter ganz alleine leiten. Dazu wünscht der Uhrenkosmos schon jetzt viel Fortune und in konjunkturell nicht ganz einfachen Zeiten vor allem auch Erfolg.
Ich verlasse Junghans mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits habe ich 16 intensive und erfolgreiche Jahre bei Junghans verbracht, in denen ich mich zu 100 Prozent mit dem Unternehmen und meinen Aufgaben identifiziert habe. Die Marke und die Menschen werde ich vermissen. Andererseits freue ich mich nun auf ein neues Kapitel und blicke meinen kommenden Herausforderungen positiv entgegen. Ich möchte mich ausdrücklich bei den Gesellschaftern Dr. Hans-Jochem Steim und Hannes Steim für das große, in mich gesetzte Vertrauen sowie die besondere Möglichkeit, für eine so bedeutende Marke arbeiten zu dürfen, bedanken. Das ist nicht selbstverständlich und war mir stets eine große Ehre.
Saubere Angelegenheit
Wer eine Armbanduhr mit Gliederband trägt, kennt die Tücken bei der Reinigung. Schmutz setzt sich fest in den feinen Ritzen zwischen den verschiedenen Bandgliedern. Ihn mit Bürsten, Pinseln und Spülmittel zu entfernen ist alles andere als einfach. Irgendwelche Reste bleiben immer. Das gilt übrigens auch für Schmuckstücke wie Armbänder und Ringe. Hilfreich in diesem Zusammenhang ist ein Ultraschall-Reinigungsgerät. Als nicht minder wirkungsvolle Alternative bietet sich der ChronoPen an, welche ich in den vergangenen Wochen an verschiedenen Uhren ausprobiert habe. Nach ausgiebiger Prüfung des schwarzen, rund 15 Zentimeter lange und etwa 2,5 Zentimeter dicken Pinselstifts kann ich konstatieren, dass er das wirklich tut, was er soll.
Vorweg sei gesagt, dass man besagten Reinigungspinsel natürlich nur bei wasserdichten Zeitmessern darf. Für Uhren mit Lederbändern eignet er sich nicht. Bei Nylon-Natobändern empfiehlt sich auf der Unterseite eine vorherige Prüfung, ob das Material seine Farbe nicht verliert.
Ansonsten ist die Anwendung ganz einfach. Die Hände durch Latex-Handschuhe geschützt, habe ich die Uhr zunächst einmal gründlich unter fließendem lauwarmen Wasser abgespült. In einem nächsten Schritt legte ich den Pinsel durch Entfernen der Kappe frei. Dann hieß es, den Pumpmechanismus per Linksdrehung zu entsperren. Durch maximal zwei Pumpstöße tritt Reinigungsflüssigkeit in den weichen Pinsel. Mit selbiger shampooniert man Uhr und Armband durch anhaltende kreisende Bewegungen. Dadurch und durch die Kapillarwirkung setzt logischer Weise auch der Reinigungsprozess ein.
Kratzer sind wegen des sehr weichen Pinsels nicht zu befürchten. Anschließend habe ich etwa eine Minute lang gewartet, dass die Flüssigkeit wirklich in alle Ritzen des Bandes eindringen kann. Weil unser Leitungswasser sehr hart ist, erfolgte das Abspülen mit destilliertem Wasser. Das vermeidet Kalkreste. Schließlich dient das beigefügte weiche Mikrofasertuch zu Trockenreiben. Selbiges sollte vor der ersten Nutzung tunlichst bei 30 Grad in einem Wäschesack mit einem handelsüblichen Mittel gewaschen werden. Letzte Wasserreste beseitigt der lauwarme Luftstrom eines Föhns.
Von selbst mag sich verstehen, dass man den Pinselkopf nach der Nutzung ebenfalls abspült, die Verschlusskappe des Stifts wieder aufsetzt und den Pumpmechanismus durch Rechtsdrehung versperrt.
Die Hersteller versprechen 70 Reinigungsgänge oder mehr mit einem ChronoPen, der sich beispielsweise im Internet für 49,90 Euro erwerben lässt. Eine wirklich gründliche Reinigung der Begleiterin am Handgelenk kostet also weniger als einen Euro. Und das Resultat kann sich wirklich sehen lassen.
Meeresreiniger
Ums Thema Reinigen geht es auch der Uhrenmarke Gyre. Mein niederländischer Journalisten-Kollege Bernard Werk hat sie 2020 ins Leben gerufen. Auf ihrer Homepage lässt sich seitdem der 42,5 Millimeter messende und vom französischen Designer Serge Cosenza gestaltete SeaCleaner erwerben. Dabei handelt es sich um eine schnörkellose Armbanduhr, deren Gehäuse und Armband unter umweltfreundlichen Aspekten hergestellt wird. Die später upcycelten Grundmaterialien für das in Schwarz erhältliche Gehäuse sammeln The Ocean Cleanup oder besser gesagt dafür eigens bezahlte Fischer im Indischen Ozean ein. Für seine Bemühungen erhält die niederländische NGO fünf Prozent des Publikumspreises.
Der Rohstoff für die Fäden des in unterschiedlichen Farbkombinationen verfügbaren Armbands im Nato-Stil stammt derzeit von PET-Plastikflaschen. Ziel von Bernard Werk und seinem Team ist jedoch die Nutzung recycelter Fischernetze. Durch seine tonneauförmige Schale erinnert der bis zehn bar wasserdichte Zeitmesser mit vorderem Saphirglas und stählernem Schraubboden an die späten 1960-er und 1970-er Jahre.
Im Gehäuseinneren findet sich ein Quarzwerk vom Kaliber Seiko VS42A. Dieses zuverlässige und robuste Uhrwerk generiert die zum Messen und Bewahren der Zeit notwendige Energie durch Licht. Regelmäßiger Batteriewechsel ist also nicht nötig. Auch das schont die Umwelt. Damit Sonnenstrahlen die Solarzellen erreichen können, muss das Zifferblatt eine mindestens 30-prozenztige Transparenz aufweisen. Sorgen, dass die Uhr nach längerem Liegen in einer Schublade einfach stehen bleibt, müssen künftige Besitzerinnen und Besitzer übrigens nicht haben. Die Dunkelgangreserve des japanischen Quarzwerks mit Fensterdatum beträgt rund sechs Monate.
In den zurückliegenden Wochen habe ich die Gyre SeaCleaner bei unterschiedlichen Gelegenheiten am Handgelenk getragen. Mit nur rund 60 Gramm Gewicht ist dieser Zeitmesser, dessen Stahlkrone sich sinnvoller Weise bei „4“ befindet, angenehm leicht. Durch die opulenten Leichtzeiger für Stunden und vor allem Minuten lässt sich die Zeit in nahezu allen Lebenslagen sicher ablesen. Auch der logischer Weise springende Sekundenzeiger besitzt einen Leuchtpunkt. Am Zifferblatt sind die vier Indexe bei „12“, „3“, „6“ und „9“ nachtleuchtend ausgeführt.
Mein Fazit: Beim Preis von 289 Euro macht man nichts falsch, zumal sich mit dem Erwerb dieser Armbanduhr ja auch Aspekte zum Schutz der stark gefährdeten Meere verknüpfen. Natürlich werden Gyre und der SeaCleaner die Verschmutzung unserer Ozeane nicht beseitigen können. Aber einen Beitrag zum Besseren leisten die beiden auf alle Fälle. Ganz abgesehen davon ist die Gefahr, diese Armbanduhr durch Raub zu verlieren, denkbar gering.
Gut versichert?
Apropos Raub – dazu kann ich in dieser Uhrenkosmos Wochenschau eine kleine Episode erzählen und auf eine Möglichkeit verweisen. Kürzlich rief mich ein alter Uhrenfreund an und erzählte mir vom Verlust seiner Patek Philippe Nautilus. (Mehr zu Patek Philippe und den PP Uhren gibt es hier zu lesen.) Am Münchner Kosttor sei sie ihm gewaltsam vom Handgelenk gerissen worden. Gefasst wurde der Übertäter leider nicht. Aber immerhin zahle ihm die Hausratversicherung 30.000 Euro.
Das ist nicht das einzige Ereignis dieser Art, welches in der jüngeren Vergangenheit für Gesprächsstoff sorgte. Selbst in der noblen Münchner Maximilianstraße geschehen mittlerweile derartige Dinge. Wenn die Patek Philippe, Richard Mille oder Rolex auf diese hässliche Weise abhandenkommt, ist guter Rat teuer.
Wer, wie mein Uhrenfreund, eine hohe Hausratsversicherung abgeschlossen hat, darf bei Raub in der Tat auf eine Entschädigung bis zur vereinbarten Höchstgrenze hoffen. Auf den restlichen Kosten für die Wiederbeschaffung des guten Stücks bleibt man, sofern nicht anders vereinbart, in aller Regel jedoch sitzen. Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, kann für seine tickenden Lieblinge beispielsweise bei Segurio eine Einzelstück-Versicherung abschließen. Die Allgefahren-Versicherung gilt für Objekte bis zu einem frei verhandelbaren Höchstwert, und zwar gegen Zerstörung, Beschädigung und Abhandenkommen durch Ursachen aller Art.
Für umfassenden Schutz ist es nicht nötig, eine bestimmte Uhr anzugeben. Maßgeblich ist allein die Versicherungssumme. Wenn die teuerste Armbanduhr im Portfolio einen Wert von beispielsweise 50.000 Euro besitzt, reicht es aus, diesen Betrag zu versichern. Bis zu besagten 50.000 Euro gelten bei Segurio auch keine besonderen Sicherungsauflagen. Kommt irgendwann ein preisgünstigerer Gegenstand abhanden oder zu Schaden, leistet die Versicherung im Zuge eines weltweiten Tragerisikos pauschal und ohne vorherige Anmeldung auch dafür Ersatz.
Natürlich muss man Besitz oder Eigentum glaubhaft nachweisen können. Bei Beschädigung eines Objekts zahlt der Versicherer die Kosten für Reparatur oder Restaurierung ebenfalls bis zur vereinbarten Höchstgrenze. Die abgeschlossenen Segurio Policen sind übrigens monatlich kündbar.
Uhrenkosmos Wochenschau
Und wer unsere erste Uhrenkosmos Wochenschau verpasst hat, der findet hier den kurzen Nachrichtenüberblick über die Exportzahlen der Fédération Horlogère Swiss (FHS) im ersten Halbjahrs 2023, die neue Schaffhauser IWC Boutique in Berlin, neue Investoren bei der Uhrenplattform Chronext und einen zerstörerischen Tornado in der Schweiz, der das Gebäude des wichtigen Werkefabrikanten Sellita teilweise verwüstete.
Das sind wieder interessante Neuigkeiten zu Themen quer durch die weite Uhrenwelt. Sehr gut, diese Wochenschau, so bleibt man informiert.
Besten Dank für den freundlichen Kommentar. Alles Gute.