TAG Heuer im Highend-Preissegment
Mit dem neuen TAG Heuer Monaco Split Seconds Chronograph kehrt TAG Heuer zurück ins mechanische Hochpreissegment. Zu sehen war diese Armbanduhr während der Watches & Wonders 2024. Logischer Weise steht Chef-Uhrmacherin Carole Forestier neben dem Management hinter dieser augenfälligen Kreation, deren Preisspektrum ohne individualisierende Maßnahmen bei rund 135.000 Euro beginnt.
Den Einstieg in die Preisklasse initiierte seinerzeit Jean-Christophe Babin, der heute Bulgari als CEO leitet. 2004 präsentierte TAG Heuer während der Baselworld die patentierte Monaco V4 mit vier v-förmig angeordneten Federhäusern, 39 Mikro-Kugellagern und 13 Mikro-Zahnriemen. Bis dieser Zeitmesser wirklich funktionierte, zogen allerdings weitere sieben Jahre durch die eidgenössischen Lande.


Mit 75.000 Euro überstieg der Preis für die Monaco V4 Limited Edition (60 Exemplare) das bis dahin gekannte Preisniveau um ein Vielfaches. Für 40.000 Euro gab es ab 2011 den auf 150 Exemplare limitierten Carrera Mikrograph 1/100th.


100.000 Euro rief TAG Heuer ab 2011 für den Mikrotimer Flying 1000 Limited Edition (11 Stück) auf. Für 189.500 Euro gab es 2013 das Carrera MikrotourbillonS 100 mit zwei unterschiedlich getakteten Drehgängen. Das Monaco V4 Tourbillon mit Titanschale schlug damals mit 120.000 Euro zu Buche.

Volks-Tourbillon mit Chronograph
Dieses High-Mech-Szenario änderte sich 2016 mit der Vorstellung des Carrera Calibre Heuer 02 Tourbillon COSC. Zu haben waren diese Armbanduhren schon für weniger als 20.000 Euro. Mit anderen Worten: TAG Heuer hatte eine Kombination aus Chronograph, Tourbillon und Selbstaufzug für fast schon volkstümliche Preise geschaffen, welche auch weiterhin erhältlich ist. Ab 2017 gab es diese Zeitmesser zu Preisen ab 48.000 Euro auch mit Diamantbesatz.
Im Übrigen bewegten und bewegen sich jene Chronographen, für die das Haus seit der Gründung bekannt ist, in Preisregionen unterhalb 6.000 Euro. Da nämlich suchen und finden Fans der Marke ihre Lieblingsprodukte namens Aquaracer, Autavia, Carrera, Formula 1 und Monaco. 2023 fertigte die Firma unter dem Dach des französischen LVMH-Konzerns geschätzte rund 390.000 Armbanduhren. Der Umsatz ab Fabrik lag bei schätzungsweise 615 Millionen Schweizerfranken. Daraus errechnen sich knapp CHF 1.600 Durchschnittspreis ab Fabrik. Hochgerechnet dürfte sich der durchschnittliche Publikumspreis von TAG Heuer Armbanduhren demnach in einer Größenordnung von etwa 5.400 Schweizerfranken bewegen.

Schleppzeiger-Luxus
Von solchen Preisen ist der jüngst in Genf vorgestellte Monaco Split-Seconds Chronograph weit entfernt. Fällig werden hierfür mindestens 135.000 Euro. Ergo muss Julien Tornare, der 2024 als CEO von Zenith zu TAG Heuer wechselte, Ausschau nach einer neuen Zielgruppe halten. Ganz generell wenden sich Schleppzeiger-Chronographen, die bekanntlich eine komplexe Steigerungsform gegenüber normalen Zeitschreibern verkörpern, an einen relativ kleinen Kreis von Menschen mit Faible für außergewöhnliche Mechanik. Technisches zur dieser uhrmacherischen Komplikation lässt sich hier im Uhrenkosmos nachlesen.

Den Einstieg in die Manufaktur-Schleppzeigerwelt ermöglicht heute Breitling mit dem Premier B15 Duograph 42. Diese Stahl-Armbanduhr mit dem Automatikkaliber BV15 kostet knapp 11.000 Euro. Ganz neu am Markt ist der roségoldene Toric Chronographe Rattrapante mit dem massivgoldenen Handaufzugskaliber PF361. Eines der 30 Roségold-Exemplare ist bei Parmigiani Fleurier für unverbindliche 151.600 Euro zu haben. Mehr dazu hier im Uhrenkosmos.
Mit rund 300.000 Euro schlägt die Platin-Referenz 5370P von Patek Philippe zu Buche. Alle Details finden sich in diesem Uhrenkosmos-Artikel.



TAG Heuer Monaco Split Seconds
Noch mehr als Patek Philippe, nämlich ab etwa 330.000 Euro verlangt Richard Mille für das Modell RM 65-01 Split Seconds Chronograph Automatic. Vergleicht man den TAG Heuer Monaco Split-Seconds Chronograph mit den Schleppzeiger-Modellen von Parmigiani Fleurier und Richard Mille, stechen Kennern der Materie sofort die flotten fünf Hertz Unruhfrequenz ins Auge. Selbige gestatten Stoppungen auf die Zehntelsekunde genau.
Diese Gemeinsamkeit kommt nicht von ungefähr. Sie geht zurück auf den in Fleurier angesiedelten Werkespezialisten Vaucher. Der entwickelte zum 20. Firmenjubiläum seiner Schwester Parmigiani im Jahr 2016 besagtes Kaliber PF361 mit Einholzeiger. Auch Richard Mille arbeitet bekanntlich seit Jahren gedeihlich mit Vaucher zusammen. Ein Resultat gemeinsamer Bemühungen ist das durchbrochen ausgeführte und 8,69 Millimeter hoch bauende Automatikkaliber RMAC4, bei dem die Platine und Brücken aus Titan bestehen.

In modifizierter Ausführung beseelt dieses Uhrwerk als Calibre TH81-00 den TAG Heuer Monaco Split-Seconds Chronograph. Mit eingeschalteter Stoppfunktion beträgt die Gangautonomie rund 55 Stunden. Ruht der Chronograph, sind es zehn Stunden mehr. Grundsätzliche konstruktive Elemente des Richard Mille RMAC4 und des TAG Heuer TH81-00 leiten sich ab vom Parmigiani PF361. Dazu gehören u.a. die große, justierbare Unruhbrücke, besagte fünf Hertz Unruhfrequenz, die Unruh mit variablem Trägheitsmoment sowie die frei schwingende Unruhspirale von AtoKalpa. Bei „6“ dreht die Permanentsekunde.

Die aufwändige Stoppmechanik verfügt über zwei Schalträder, eines für den Chronographen und ein zweites zur Steuerung des Einholzeigers. Von selbst mag sich verstehen, dass zum Anhalten des Doppelzeigers eine klassische Zangen-Konstruktion zum Einsatz kommt. Wegen der Automatik-Baugruppe lässt sich diese allerdings nur schwer erkennen. Eine vertikale Friktionskupplung stellt die Verbindung zwischen Basis-Uhrwerk und Stopper her. Den 30-Minuten-Totalisatur haben die Konstrukteure bei „3“ angeordnet, der 12-Stunden-Zähler findet sich bei „9“.

Richard Mille und TAG Heuer eint die Verwendung von leichtem Titan für das Gestell und der skelettierte – natürlich jeweils unterschiedlich gestaltete – Kugellagerrotor mit äußerem Schwermetallsegment. Als Alleinstellungsmerkmal verfügt die von Richard Mille verwendete Schwungmasse über eine verstellbare Masseträgheit. Nach Vollaufzug kuppelt sie selbsttätig aus. Vermutlich aus ästhetischen Gründen verzichtet TAG Heuer auf das beim Basiswerk prinzipiell vorhandene Großdatum.

Zu Ehren 55 Jahre Heuer Monaco
TAG Heuer lässt die Oberfläche seines Uhrwerks mit einem Schachbrettmuster versehen. Für das Dekor zeichnet übrigens der Spezialist Artime verantwortlich. Selbstverständlich zeigt sich das Uhrwerk durch einen Sichtboden in der 41 Millimeter großen Schale aus Titan Grad 5 mit schwarzer DLC-Beschichtung bei der roten Referenz CBW2181.FC8322.


Bei dieser Armbanduhr, mit der TAG Heuer das 55. Monaco-Jubiläum ehrt, handelt es sich nicht um eine limitierte Edition. (Mehr über die TAG Heuer Monaco Editionen finden Sie hier auf Uhrenkosmos.) Der Rotor trägt die fortlaufende Nummer der Produktion. Ausgestattet mit einem Kalbsleder-Armband und Titan Schmetterlings-Faltschließe wiegt der am Handgelenk exakt 15,2 Millimeter auftragende Zeitmesser gerade einmal 85 Gramm.

Für 135.000 Euro erhalten zahlungskräftige Uhrenliebhaber den angebotenen Standard der TAG Heuer Monaco Split Second. Mit individualisierenden Elementen klettert der Preis auf 165.000 Euro. Erhältlich ist das Ganze an sofort, jedoch nur auf Anfrage hin.


Wer kauft Parmigiani Fleurier, Vaucher & Co?
Nach diesen Betrachtungen stellt sich abschließend die Frage, ob LVMH künftiger Eigentümer von Vaucher wird. Die Sandoz Stiftung möchte sich nämlich von ihren Uhr-Aktivitäten trennen, zu denen bekanntlich auch Parmigiani Fleurier und AtoKalpa gehören. Die Verhandlungen scheinen sich in einem fortgeschrittenen Stadium zu befinden.
Gänzlich unkompliziert ist der Verkauf indessen nicht, denn Hermès besitzt seit 2006 einen 25-prozentigen Anteil an Vaucher. Chopard und Patek Philippe sind an AtoKalpa beteiligt. Möglicherweise steigt auch Richard Mille ein, denn für ihn ist Vaucher mit einer umfassenden Mechanik-Kompetenz ein wichtiger, vielleicht sogar unverzichtbarer Partner.


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