Uhr-Tradition bei Bulgari
Im Hause Bulgari gehört die Octo Finissimo inzwischen zu den Ikonen. Während der LVMH Watch Week 2024 gingen mit den neuen Versionen Bulgari Octo Finissimo Yellow Gold und Bulgari Octo Finissimo Tuscan Copper neue Versionen dieser ultraflachen Armbanduhr mit Mikrorotor-Automatik und charakteristischer kleiner Sekunde zwischen „7“ und „8“ an den Start. Die hierfür verwendeten Gehäuse und Bandmaterialien sind Stahl oder Gelbgold. Bevor wir uns den beiden Newcomern zuwenden, sei eine kurze Rückblende gestattet.
Bis vor einigen Jahren verknüpfte sich Bulgari nicht zwangsläufig mit Uhrmacherkunst der Extraklasse. Spontan dachten Luxusaffine in erster Linie an römische Juwelierskunst vom Feinsten oder berauschende Düfte. Das jedoch wurde den Italienern mit eidgenössischem Zeit-Standbein freilich nicht gerecht. Schon seit den 1930-er Jahren prangen die sieben Buchstabenunübersehbar auf Zifferblättern von Uhren. Im anschließenden Jahrzehnt entstanden erste Damenarmbanduhren mit flexiblem Schlangenband.
Entscheidende Schritte in die chronometrische Zukunft erfolgten 1975 zunächst mit der Bulgari Roma. Zwei Jahre später folgte die Linie Bulgari Bulgari, welche 2019 mit dem Automatikkaliber BVL 191 Solotempo eine Renaissance erfuhr und sich zur LVMH Watch Week 2024 mit gleich vier neuen Modellen in Gelb- oder Rotgold, Durchmesser 38 oder 26 Millimeter, präsentierte.
Rasch einsetzende Erfolge führten 1980 zur Gründung der Bulgari Time S.A. in Neuchâtel. 2000 gelangten mit Daniel Roth und Gérald Genta zwei kompetente, im abgeschiedenen Vallée de Joux beheimatete Spezialisten für komplexe mechanische Uhrwerke unter das Dach der Bulgari-Gruppe. Auch diese Namen erfuhren 2024 eine Pflege.
Apropos Gérald Genta: Vom Design-Guru mit italienischen Wurzeln stammen die Entwürfe zu besagter Bulgari Bulgari. In den 1980-er Jahren kreierte er mit der Octo einen achteckigen, von der römischen Maxentius-Basilika inspirierten Klassiker nach dem bewährten Motto klarer Linienführung.
Gerald Genta gestaltete sein Achteck als Oktogon mit anatomischen Linien. Diesem Credo gehorchte auch die 2015 erstmals vorgestellten und danach kontinuierlich weiterentwickelten Evolutionsstufe. Der Beiname Finissimo stand und steht dabei für besonders flachen Auftritt am Handgelenk.
Flache Automatik
Letzterer gewann in den 1950-er Jahren auch bei Automatik-Armbanduhren an Bedeutung. Konventionelle Konstruktionen, bei denen die Schwungmasse über der ganzen Werksfläche dreht, boten diesbezüglich kaum Spielraum. Weniger als 5,5 Millimeter Bauhöhe waren nicht zu machen. Einen Ausweg bot den 1954 von Büren (den berühmten Büren Bumper stellen wir hier vor) vorgestellte Mikrorotor. Selbiger ließ sich in die Werksebene integrieren und reduzierte die Bauhöhe auf 4,2 Millimeter.
Das 1960 vorgestellte Piaget 12P brachte es auf minimalistische 2,3 Millimeter. Und das war 18 Jahre lang Weltrekord bei Automatik-Armbanduhren. Zu dessen 50. Geburtstag debütierte 2010 der Nachfolger 1208 P. Einen halben Millimeter dicker, aber dennoch Champion für ganze sieben Jahre.
Das ließ Bulgari nicht ruhen. Nach dem Octo Finissimo Tourbillon von 2014 und der 2016 lancierten Octo Finissimo Minutenrepetition überraschte Bulgari 2017 während der inzwischen verblichenen Uhrenmesse Baselworld mit einem dritten Superlativ. Die Octo Finissimo Automatic verkörpert eine Mikrorotor-Weltbestleistung. Ihr 1.017 Quadratmillimeter großes Manufakturkaliber BVL 138 besticht durch eine Gesamthöhe von lediglich 2,23 Millimeter.
Die Kugellager-Schwungmasse aus Platin ist in das 36 Millimeter messende Oeuvre eingelassen. Sie versorgt die Zugfeder in einer Drehrichtung mit Energie. Nach Vollaufzug reicht die Kraft für 60 Stunden ununterbrochenes Ticken mit drei Hertz, was stündlich 21.600 Halbschwingungen entspricht. Schutz vor Wasser bis zu fünf bar Druck bot anfangs nur ein logischerweise ebenfalls ultraflach ausgeführtes Titangehäuse mit, Ehrensache versteht sich, Saphirglas-Sichtboden. Am Handgelenk trägt die Schale mit 40 Millimetern Durchmesser exakt 5,15 Millimeter auf.
Titan Alternativen
Weil es Zeit-Genossen gibt, die sich mit dem leichten Titan gar nicht anfreunden können, brachte Bulgari 2020 zur Erweiterung der Finissimo-Kollektion eine Edelstahl-Version auf den Markt. Bei ihr unterstreicht eine Schraubkrone mit Keramik-Inlay die sportliche Attitüde. Sie und andere konstruktive Details tragen dazu bei, dass die Wasserdichte von fünf auf nunmehr zehn bar klettert.
Rein theoretisch könnte man also bis zu 100 Meter abtauchen, was mit dieser Armbanduhr vermutlich nicht geschehen wird. Im Gegensatz zum Titan-Modell, das mit Gliederband 13.500 Euro kostete, schlug edler Stahl mit 11.800 Euro zu Buche. Im Vergleich mit der Audemars Piguet Royal Oak oder der Patek Philippe Nautilus war das ein erstaunlich moderater Preis. Kratzfeste Keramik für Gehäuse und Band verlangte nach einem Investment von 15.900 Euro.
Octo Finissimo Tuscan Copper
2024 schlägt Bulgari mit der Octo Finissimo mit Tuscan Copper Zifferblatt ein weiteres Stahl-Kapitel auf. Das Zifferblatt mit Sonnenschliff präsentiert sich trendgerecht in einem Farbton zwischen Kupfer und Lachsrot.
Für Schale und Armband verwendet Bulgari Edelstahl 904L.Alle technischen Merkmale inklusive dem Automatikkaliber BVL 138 bleiben bei diesem Newcomer selbstverständlich gleich. Diese Referenz 103856 kostet unverbindliche 15.000 Euro.
Octo Finissimo Yellow Gold
Wenn es 34.200 Euro mehr sein darf, gibt es für insgesamt 49.200 Euro die ebenfalls bis zu zehn bar wasserdichte Referenz 103812 als Octo Finissimo Yellow Gold. Ganz neu ist dieses Material bei dieser Uhrenlinie nicht. 2023 offerierte Bulgari in den USA eine Edition von nur 50 Exemplaren.
Die 2024 in Miami vorgestellte Version der Octo Finissimo Gelbgold ist unlimitiert zu haben. Gelbgold bringt die summa summarum 58 Facetten und architektonischen Winkel des oktogonalen Gehäuses besonders gut zur Geltung.
Die weiterhin drei Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden der Octo Finissimo Yellow Gold drehen ihre Kreise vor einem tiefblau lackierten Sonnenschliff-Zifferblatt. Das Gliederband besitzt eine Dreifach-Faltschließe.
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