IWC Geschichte
- Artikel Nummer 1 zu dieser Serie
Die Gründung, sowie die IWC Uhren und Modelle von 1868 bis 1948 - Artikel Nummer 2 zu dieser Serie
Die IWC Uhren und Modelle von 1949 bis 1992 - Artikel Nummer 3 zu dieser Serie
Die IWC Uhren und Modellen von 1993 bis 2021
IWC Meilenstein ca. 1870: Kaliber Jones
Die IWC Geschichte begann exakt im Jahr 1868. Denn in diesem Jahr trat der amerikanische Uhrmacher Florentine Ariosto Jones, von dem es erstaunlicherweise keine eindeutig verifizierbare Abbildung gibt, in der Schweiz mit dem Ziel an, in neu einzurichtenden Schaffhauser Werkstätten IWC Taschenuhren mit Werken von höchster und stets gleichbleibender Qualität herzustellen. Dieser Qualitätsanspruch war unabhängig davon, ob sie noch einen Schlüssel- oder schon den modernen Kronenaufzug besaßen.
Die Uhren wurden zunächst primär für den nordamerikanischen Markt gefertigt. Erste Prototypen mit eigenen IWC-Uhrwerken gab es ab dem Jahr 1870. Und diese trugen wie zur damaligen Zeit üblich den Namen des aus der Neuen Welt stammenden Firmengründers.
Darüber hinaus entstanden Jones-Kaliber in verschiedenen Qualitätsabstufungen: ohne oder mit verschraubten Chatons, mit Breguet-Spirale oder Flachspirale, unterschiedlichen Ankerformen und Dekorationen sowie 11 bis 20 funktionalen Steinen. Jones klassifizierte diesen Varianten mit gravierten Großbuchstaben. Eine ausgeklügelte Systematik wies auf die Qualitätsunterschiede hin.
Gemeinsame Merkmale aller IWC Jones-Kaliber sind Dreiviertelplatine, ein sehr langer und dadurch fein dosiert verstellbarer Rückerzeiger, bimetallische Kompensationsunruh, Schweizer Ankerhemmung, Durchmesser 44 und Bauhöhe 7 Millimeter. Bei hochwertigen Versionen bestand der Anker aus zwei Komponenten: Ein mit dem eigentlichen Anker verschraubtes Gegengewicht sorgte für die möglichst exakte Balance.
IWC Meilenstein 1884: Taschenuhren System Pallweber
Bekanntlich hat sich bei klassischen Uhren die analoge Zeitanzeige durchgesetzt. Aus der Stellung von Stunden- und Minutenzeiger zueinander ergibt sich die aktuelle Zeit Einen Gegensatz dazu bildet die digitale Indikation mit Hilfe von Ziffern. Oftmals verknüpft man letztere mit Quarzuhren. Aber genau genommen das digitale Uhr-Zeitalter begann schon sehr viel früher.
Bei IWC schrieb man das Jahr 1884. Am 17. Juni unterzeichneten Johann Rauschenbach und der Salzburger Uhrmacher Joseph Pallweber einen Vertrag. Darin sicherte sich die Schaffhauser Manufaktur die Rechte am so genannten System Pallweber, also Taschenuhren mit digitaler Stunden- und Minutenanzeige durch kleine Fenster im Zifferblatt. Bei Erreichen der vollen Minuten und Stunden sprangen die Ziffern um eine Position weiter. Allein für die Sekunden blieben Pallweber und IWC aus technischen Gründen beim gewohnten kleinen Zeiger.
IWC Pallweber-Taschenuhren gab es in Savonnette- und Lépine-Versionen. Obwohl die IWC ihrer Zeit weit vorauseilte, fanden summa summarum mehr als rund 20.000 Sprungziffer-Uhren begeisterte Liebhaber.
IWC Meilensteine 1893: Kaliber 52 und 53
In der Erfolgshierarchie der hauseigenen Uhrwerke rangieren IWC Uhren mit dem Taschenuhr-Kaliber 52 und 53 ganz oben. Das Duo mit Ankerhemmung und Kronenaufzug bricht tatsächlich alle internen Rekorde. 1893 erhielt das 1888 vorgestellte Kaliber IWC die Bezeichnung 52. Bis 1931 entstanden davon gut 275.000 Stück. Demgegenüber brachte es das 53 „nur“ auf circa 160.000 Stück. Keineswegs schwer fällt die Unterscheidung: Für offene Taschenuhren hatten die Techniker das Lépine-Kaliber 52 entwickelt. Folglich befindet sich die kleine Sekunde exakt gegenüber der Krone. In Sprungdeckel-Taschenuhren verwendete IWC dagegen das Savonnette-Kaliber 53 mit kleiner Sekunde im rechten Winkel zur Krone.
Beide IWC Kaliber, also das 52 und das 53 gab es in verschiedenen Durchmessern: 18 (41 mm), 19 (43,15 mm), 20 (45,15 mm) und 21 (47,40 mm) Linien. Unterschiede sind auch in punkto Höhe sind zu verzeichnen: H. 5 (5,2 mm), H. 6 (6 mm), H. 6,5 (6,5 mm) oder H. 7 (7 mm). Das Jahr 1904 führte beim Kaliber 52 zu einer optimierenden Modifikation. Danach blieb für die restlichen Jahre bis zur Vorstellung des Kalibers 52 T.S.C. alles weitestgehend gleich. 1906, im Rahmen der Mailänder Weltausstellung, erkannte die Jury diesem Uhrwerk einen Grand Prix für besonders gute Gangleistungen zu.
Meilenstein 1936: erste Fliegeruhr
Man schrieb das Jahr 1936, als die IWC ihre erste speziell für Piloten konzipierte Armbanduhr präsentierte. Blendeffekte vermied das ausgesprochen sachlich und funktional gestaltete schwarze Zeitmesser mit großen Leuchtziffern. Vor ihm drehten markante Leuchtzeiger agierten. Beiden zusammen gewährleistete zuverlässige Ablesbarkeit auch bei widrigen Lichtverhältnissen. Dem Festhalten der Abflugzeit diente eine griffige Drehlünette mit Merkpfeil diente. Das 12-linige Handaufzugs-Brückenwerk vom Kaliber 83 besaß eine amagnetische Gangpartie. Die Regulierung erfolgte im Temperaturbereich von minus 40 bis plus 40 Grad Celsius. Bleidichtungen unterbanden das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub ins Edelstahlgehäuse mit unzerbrechlichem Glas. Eine der ersten Spezialuhren für Flieger nahm 1936 den Weg nach Prag zu Novotny/Freund. Zwischen 1936 und 1941 verkaufte IWC mehrere hundert Exemplare dieses Produkts an unterschiedliche Kunden.
IWC Meilenstein 1939: IWC Portugieser
Viele Legenden ranken sich um die großzügig dimensionierte IWC Portugieser Armbanduhr. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand erreichte die IWC-Direktion gegen Ende 1930-er Jahre ein Schreiben der Herren Rodriguez (IWC-Importeur in Lissabon) und Teixeira (in Porto beheimateter Kollege). Beide begehrten große und vor allem präzise Herren-Armbanduhren mit Stahlgehäuse. Nach dem Motto wenn schon, denn schon griffen die Techniker zu den 17-linigen Taschenuhr-Kalibern 74 oder 98. Hierbei handelte es sich um die besten und zugleich flachsten Savonnette-Handaufzugswerke in Brückenbauweise mit kleiner Sekunde bei „6″ und Aufzugskrone bei „3″. Diese Werke bauten nur etwas mehr als vier Millimeter hoch.
Diese tickenden edlen Kaliber umfing die IWC Portugieser mit einem klassisch runden Stahlgehäuse. Selbiges besteht aus einem Mittelteil mit leicht geschwungenen Bandanstößen, einem schmalen Glasrand und einem aufgesprengten Edelstahlboden. Die Anzeige der Zeit besorgten entweder gebläute Stahlzeiger vor einem silberfarbenen Zifferblatt mit schwarzen, aufgedruckten Ziffern oder aber vergoldete Zeiger. Deren Anhänger fanden sich vor allem in Osteuropa.
IWC Meilenstein 1940: Große Fliegeruhr Kaliber 52 T.S.C.
Ende der 1930-er Jahre entwickelte IWC für die deutsche Luftwaffe eine professionelle Fliegeruhr mit 55 mm großem mattiertem Stahlgehäuse. Alle optischen und technischen Spezifika hatten die dafür zuständigen Dienststellen und Oberkommandos exakt vorgegeben. Jedes Exemplar musste den Prüfbedingungen erster Klasse für Präzisionstaschenuhren der Deutschen Seewarte genügen. In sechs Lagen und bei drei Temperaturen erfolgte die Reglage jedes einzelnen Exemplars. Weitere Charakteristika: griffige Aufzugskrone, schwarzes Zifferblatt mit Leuchtziffern und -zeigern, Sekundenstopp sowie langer Lederriemen zum Tragen über der Montur.
Erstmals verfügte dieses Modell auch über einen Magnetfeldschutz. Ähnlich einem Faraday’schen Käfig lenkten ein Zifferblatt, Werkring und Innenboden aus Weicheisen die Magnetfelder um das 19-linige Zentralsekunden-Kaliber 52 T.S.C. herum. Von diesem Präzisions-Handaufzugswerk fertigte IWC im Jahr 1940 insgesamt 1.200 Exemplare. Ein Teil davon fand auch in Beobachtungsuhren der Royal Navy Verwendung.
IWC Meilenstein 1945: IWC W.W.W. (watch, wrist, waterproof)
Analog zur ersten Fliegeruhr von 1936 bestückte man die IWC W.W.W. (watch, wrist, waterproof) mit dem bewährten Handaufzugskaliber 83. In der Zeit von 1945 bis 1947 entstanden rund 6.000 dieser Armbanduhren für den militärischen Dienstgebrauch. Selbige besitzen die Gehäusenummern 1131001 bis 1137000. Das schwarze Zifferblatt mit großen Leuchtziffern kennzeichnet eine Minuterie von Typ chemin de fer, zu Deutsch Eisenbahngleis.
Die fürs britische Militär hergestellten Modelle der gelegentlich auch IWC X genannten Fliegeruhr tragen auf dem Zifferblatt unterhalb des Firmenlogos den so genannten Broad Arrow. Er symbolisiert den Pfeil des Königs.
IWC Meilenstein 1948: Fliegeruhr IWC Mark XI
Nicht ohne Grund gilt die legendäre IWC Mark XI als Kult Uhr. Ihre Fertigstellung erfolgte 1948. Ab November 1949 nahmen Serienexemplare ihren Weg zur fliegenden Truppe der Royal Air Force (RAF) und anderer Commonwealth Staaten. Treue Dienste leisteten sie bis in das Jahr 1981. Neben Militär-Piloten setzten auch zivile Flugzeugkapitäne auf besagte Mark 11. In ihre Entwicklung hatten die IWC Techniker alle bisherigen Fliegeruhr-Erfahrungen einfließen lassen.
Hinzu gesellten sich neueste Erkenntnisse aus Uhrmacherei und Metallurgie. Konsequente Fortsetzung fand das Prinzip des Magnetfeldschutzes durch ein Weicheisen-Innengehäuse. Der Käfig schützt das Uhrwerk vor Magnetfeldern bis zu 80.000 Ampère/Meter. Als technischer Leckerbissen gilt das damals neu konstruierte Kaliber 89 (Durchmesser 26,5 mm, Höhe 4,25 mm) mit patentiertem Antrieb für die Zentralsekunde sowie Sekundenstopp.
Vor dem Versand musste jedes Exemplar ein 648 Stunden währendes Testprogramm für Navigator Wrist Watches absolvieren. In fünf Positionen sowie bei Temperaturen zwischen – 5 und + 46 Grad Celsius ging der Ganggenauigkeitscheck über die Bühne.
Nach der Ausmusterung durch die Britische Royal Air Force war die IWC Mark XI für rund 250 Euro erhältlich. Von diesem Preis kann man heutzutage nur noch träumen.
Sehr sehr interessant.
Habe selbst eine Novecento aus dem Jahre 1931.
Leider finde ich über diese Armbanduhren ( Kaliber 87) aus dieser Epoche nirgends Literatur.
Vielleicht können Sie mir einen Tipp geben.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Kauder
Hallo Herr Kauder,
haben Sie es schon einmal mit einer Kontaktaufnahme direkt bei IWC probiert? Man kann Ihnen vielleicht einen entsprechenden Spezialisten nennen.
Viele Grüße
🙂
Habe eine Taschenuhr mit der werknummer 305112 und würde gerne mehr drüber erfahren