Mit leichten Schritten Richtung Manufaktur
Wer Anfang 2007 allen Ernstes behauptet hätte, Hublot würde eines Tages waschechte Manufaktur, wäre womöglich ausgelacht worden. Daran änderte sich erst etwas mit der Lancierung der Hublot Big Bang Mag Bang.
nDenn am 4. Oktober 2007 debütierte das Kaliber HUB44. Der erste Blick darauf offenbarte einen alten Bekannte, nämlich den 1973 lancierten Automatik-Chronographen Valjoux 7750.
Dass Hublot an diesem zuverlässigen Uhrwerk einiges verändert hatte, zeigte sich an der gräulichen Farbe des Gestells, sprich dem Ensemble aus Platine, Brücken und Kloben. Die Teile entstanden damals zwar noch in einer angemieteten Garage. Aber bereits mit Hilfe neuer Hightech-Maschinen und in eigener Regie. Den Beweis für echte Innovation lieferte indessen eine Waage. Sie offenbarte ein Gewicht von gerade einmal 1,9 Gramm für die komplexe Werkplatte dieses zeitschreibenden Klassikers. Das gesamte Gestell des Kalibers HUB44 ist sagenhafte 3,7 Gramm leicht. Trotzdem mangelt es nicht an der nötigen Stabilität.
Vier Männer für ein Projekt
Die Anfänge einer neuen Ära verdankte Jean-Claude Biver, seines Zeichens damaliger Hublot-CEO, unter anderem René Maillefer. Der Techniker hatte u.a. 15 Jahre lang bei der Nouvelle Lémania gearbeitet und weitere 25 Jahre den Rohwerkehersteller Valjoux geleitet. Weil der damals 66-Jährige nichts vom geruhsamen Rentnerdasein hielt, kam ihm der Ruf zu Hublot gerade recht. Neu im Stab war auch Fausto Berezzi, 46, welcher sich in den davorliegenden zehn Jahren als Produktionschef von Frédéric Piguet verdient gemacht hatte.
Als dritter im Kreativ-Bunde ging der drei Jahre jüngere Cedric Grandperret an den Start. Nach Unterzeichnung des Vertrags mit Jean-Claude Biver kümmerte sich der Technologie-Spezialist nur noch einen Tag pro Woche um seine eigene Firma Magma Concept SA.
HUB44 – Gleich und doch anders
Die Tatsache, dass das neue HUB44 dem Valjoux 7750 hinsichtlich Geometrie und Architektur wie ein Ei dem anderen glich, bereitete Hublot übrigens keine Probleme. Der rechtliche Schutz für den chronographischen Bestseller war damals schon seit drei Jahren ausgelaufen. Deshalb konnte ihn Sellita ab 2008 unter der Bezeichnung SW 500 ebenfalls produzieren.
Bei Hublot gestalteten sich die Dinge freilich signifikant anders. Material und Farbgebung der tragenden Teile unterschieden sich mehr als deutlich vom Original. Cedric Grandperret hatte nämlich Ag5 entdeckt, einen Werkstoff, den auch Flugzeugbauer und Hersteller chirurgischer Instrumente erfolgreich verwenden. Die hinsichtlich ihrer Leichtigkeit verblüffende Ag5 Legierung besteht aus Magnesium (5%), Mangan (2,3%) und überwiegend Aluminium.
Alles in allem wiegt das aus 255 Komponenten assemblierte HUB44 mit Titan-Wolfram-Schwungmasse nur 22 Gramm, während die Standard-Version dieses Uhrwerks 45 Gramm auf die Waage bringt.
In der Hitze des Gefechts
Eine Achillesferse besitzt das von Jean-Claude Biver salopp Hublonium getaufte Ag5 freilich auch: Im Gegensatz zu herkömmlichem Messing ist Hublonium völlig unnachgiebig. Und das galt es beim Anbringen der Bohrungen für die Lochsteine unbedingt zu beachten. Präzision im Tausendstelmillimeter-Bereich war also unverzichtbar. Ferner neigt Magnesium zur Korrosion. Dem begegnete Hublot durch Titanex. Dieses galvanische Verfahren steigert die Härte der Ag5-Oberfläche von 200 auf rund 500 Vickers. Außerdem beschert es Uhrwerk und Gehäusekorpus die gleiche graue Farbe.
Ein dritter Problempunkt führte schließlich dazu, dass die Produktion des 30 Millimeter großen und 7,9 Millimeter hohen Kalibers HUB44 mit Kulissenschaltung bereits nach rund 100 Exemplaren und nicht erst nach den geplanten 250 Stück endete: Magnesium ist im wahrsten Wortsinn brandgefährlich. Zu schnelles Bohren oder Fräsen lässt schnell hohe Flammen lodern. Und genau das geschah immer wieder beim Arbeiten in den provisorischen Produktionsstätten nahe Nyon.
Hublot Big Bang Mag Bang Referenz 320.UI.440.RX
Abschließend lässt sich sagen: Es handelt sich summa summarum bei der 78 Gramm leichten Hublot Big Bang Mag Bang, Referenz 320.UI.440.RX, um ein äußerst seltenes Stück Chronographengeschichte. Seinerzeit schlug sie beim Konzessionär mit 21.900 Euro zu Buche. Welchen Wert sie heute hat, lässt sich auf verschiedenen Gebrauchtuhr-Plattformen sehen.
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