Chrono Sapiens: Julien Tornare, Zenith über Marke und Defy

Julien Tornare: Zenith steckt voller Ideen!

Julien Tornare, seit 2017 CEO der LVMH Uhrenmarke Zenith erklärt im Interview, warum die Defy Midnight einen anderen Ansatz einer mechanischen Armbanduhr für Frauen darstellt

von | 26.01.2020

Julien Tornare, 47 ist seit dem Jahr 2017 Zenith CEO und wurde von Jean-Claude Biver zur LVMH Uhrenmanufaktur geholt. In diesen drei Jahren wurde mit starker Unterstützung des Hauses die Marke Zenith aufgefrischt und konnte insbesondere mit der Zenith Defy einen vielbeachteten Erfolg einfahren.
Aber auch das 50-jährige Jubiläum der El Primero und ihrer zu echten Klassiker avanzierten Uhrwerke nutzte Julien Tornare geschickt, um über neue Modelle wie eine äußerst attraktive El Primero Boxs der in der Vergangenheit etwas darbende Marke frisches Leben einzuhauchen. 

Wir sprachen mit Julien Tornare in Dubai über die Einführung der Zenith Defy Midnight und warum Frauen mehr von Ihrer Uhr erwarten. 

Wie stehen Sie als Zenith CEO zur Defy?

Als ich 2017 die Leitung von Zenith übernahm, lancierten wir zunächst eine neue, gründlich überarbeitete Defy. Diese Defy 21 brachte unverzüglich frischen Wind in die Kollektion und der Erfolg der Defy war weitaus größer, als wir uns das erhofft oder gar erwartet hatten. In der Folgezeit entwickelte sich die Defy zu einer tragenden Säule unseres Uhrengeschäfts. Sie hat wie auch immer Zenith in schwierigen Jahren gerettet.

Wie kam es zur Entwicklung der Defy Midnight?

 Die Defy Midnight resultierte aus den vielen Fragen, welche uns in Le Locle erreichten. Der Tenor lautete stets, was wir denn auf dem Gebiet der Damenuhren tun wollen.

 Was antworteten Sie?

 Alle unsere Uhren können von Männern und Frauen gleichermaßen getragen werden. Obwohl wir in der Ära von Thierry Nataf beispielsweise mit der Open Heart recht erfolgreich auf dem Gebiet der Damenarmbanduhren waren, ist unsere Legitimation bei Damenuhren nicht sonderlich groß. Wir sind schlichtweg keine Damenuhren-Marke. Unser Schwerpunkt liegt traditionsgemäß auf dem Sektor der Herrenuhren.

 Hatten Sie zwischen Quarz oder Mechanik zu entscheiden?

 Mit Blick auf die neue Defy Midnight bekam ich oft zu hören, Zenith solle Quarzwerke einbauen, denn das sei viel billiger. Dabei hätten wir überdies eine viel größere Marge. Aber ich vertrete die Auffassung, dass auch Frauen immer häufiger ein technisch hochwertiges Produkt aus eigenem Hause verlangen. Technisch meint in diesem Zusammenhang nicht unbedingt kompliziert, sondern eben mechanisch.

 Hatte der Fokus auf ein mechanisches Uhrwerk etwas mit Marketingerwägungen zu tun?

 Unsere Entscheidung für ein mechanisches Uhrwerk war keineswegs marketinggetrieben. Sie resultiert vielmehr aus der Tatsache, dass Zenith hohe Kompetenz auf dem Manufaktursektor besitzt. Und ich denke, dass Frauen schätzen, was wir bei der Defy Midnight getan haben. Womit ich nicht gesagt haben möchte, dass wir niemals Quarzwerke verwenden werden. Aber gegenwärtig haben wir das nicht im Sinn.

 Dann hätten sie ja auch ein preisgünstigeres Automatikwerk von Sellita einbauen können

 Frauen interessieren sich nicht wirklich dafür, ob wir jedes einzelne Rad unserer Kaliber selber produzieren oder ob wir mit Spezialisten kooperieren. Ihnen reicht das Bewusstsein, ein Uhrwerk aus eigener Manufaktur zu bekommen.

 Warum haben Sie den Schritt zur einer Damenuhr mit Manufaktur-Automatik letztendlich gewagt?

 Bevor wir dieses Projekt starteten, habe ich zwei Dinge gesagt: Wir brauchen eine richtige Geschichte, denn Frau wollen eine Geschichte zu ihrer Armbanduhr erzählen. Sie wollen sagen können, warum sie diese Uhr kauften. Ebenso wollten wir eine Armbanduhr haben, die zum 21. Jahrhundert passt, die also zeitgemäß ist.

Zenith ist im Aufbruch

Wie sieht die Geschichte der Zenith Defy aus?

Wir verknüpften die Uhr mit unserem Zenith Slogan „It‘s time to reach your star“. Also es ist Zeit, nach deinem Stern zu greifen. Dieser Sternenhimmel kann blau sein, beim Sonnenaufgang jedoch auch ein wenig grau oder dunstig. Daraus resultieren die verschiedenen Farben. Schon Zenith Gründer Georges Favre-Jacot blickte einst zum Himmel und entschied sich für einen Stern als Markenlogo. Schließlich besitzt der Sternenhimmel seit je her eine besondere Faszination.

Das Merkmal des 21. Jahrhunderts ist…

 … ist ganz eindeutig unser Konzept mit leicht austauschbaren Armbändern. Moderne Frauen – mit einem Lachen: ich wäre froh, wenn mich meine Frau jetzt hören könnte – spielen im heutigen Leben unterschiedliche Rollen. Sie wollen eine gute Ehefrau sein, Kinder erziehen, sich um Haus und Garten kümmern und darüber hinaus haben sie meist auch noch einen fordernden Job. Mit unserer neuen Zenith Defy Midnight (hier die Edition)kaufen sie eine Armbanduhr, welche sich mit wenigen Handgriffen dem jeweiligen Zweck anpassen lässt: Metallband zum Sport, Leder im Beruf oder das rote Band zur roten Abendgarderobe, um hier einmal drei Beispiele der unterschiedlichen Anwendung zu nennen.

 Wird es zu den mitgelieferten Bändern eine weitere Auswahl geben?

 Ich verspreche unseren Kundinnen unzählige Farben

Zum Generieren von Zusatzgeschäft hätten Sie standardmäßig nur Metall und ein Lederband anbieten können …

Das war mir definitiv zu wenig. Ich möchte Frauen das eigenständige Wechseln des Armbands von Anbeginn schmackhaft machen. Sie dazu ermutigen und mit der größeren Auswahl sogar zum Bandwechsel animieren. Das geht nur, wenn die Box mehr als nur zwei Bänder enthält. Nur dann entsteht Lust auf mehr. Das ist zwar zunächst keine Produktinnovation, aber eine neue Herangehensweise an das Thema Damenuhr.

Wird es auch ein Kautschukband geben?

Daran arbeiten wir. Ich sage Ihnen hier und heute, dass wir voller Ideen stecken.

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