Tribut an die Mode
Im Gegensatz zum Leben mit der Mode ist jenes mit der Zeit prinzipiell nicht an bestimmte Trends gebunden. Dennoch offenbart der Blick in die Annalen der Zeitmessung, dass Zeitgeist-Strömungen ihren Einfluss auf die Gestalt von Uhren niemals verfehlten. Liegt in einem Modell wie der Cartier Privé Tonneau ebenso ein Diktat der Mode oder des angesagten Stils, wie bei einer Tasche oder einem Gürtel. Der Grund offenbart sich von allein: Accessoires an exponierter Stelle lassen sich vor den neugierigen Blicken interessierter Mitmenschen kaum verbergen.
Wer also in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit der Mode gehen wollte, und das waren in erster Linie die Damen, zeigte dies zunächst einmal durch den generellen Besitz einer Armbanduhr. Sofern nun, wie im Falle der alten Cartier Tonneau Uhren die Gestalt auch noch formal vom üblichen Rund abwich, offenbarte ein ausgeprägtes Modebewusstsein. Kurz und gut – es war trés chic!
Fassform folgt auf Santos
Das in die Länge gezogene Rund konnte sich bei Armbanduhren nie so recht durchsetzen. Doch schon zwei beherzte Schnitte genügten, um einen Welterfolg zu generieren. Besagtes Oval mutierte bei Cartier einfach zu einer Form, deren deutscher Name trivial und wenig kaufmotivierend klingt: Fässchen. In vornehmem Französisch wandelt sich dieser Begriff jedoch rasch zu tönender Musik in den Ohren. Aus dem biederen Fass wird ein elegantes „tonneau„.
Jene Tonneauform prägte bald das Bild der Armbanduhr in den Roaring Twenties ganz entscheidend mit, obwohl es schon zu Beginn des Jahrhunderts derartige Armbanduhr-Gehäuse gegeben hatte. Zu den Designern mit ausgeprägtem Mut zu Ungewöhnlichem gehörte der französische Juwelier und Uhrmacher Louis Cartier.
Hommage
Unter der Ägide von CEO Cyrill Vigneron kehrte die Tonneau Linie in modifizierter Form zurück, die Bernard Fornas, sein Vor-Vorgänger aufgegeben hatte. Allerdings nicht in profaner Form, sondern unter der Rubrik CPCP. Diese „Collections Privées de Cartier Paris“ hatte das Luxuslabel zum 150. Markenjubiläum im Jahr 1997 neu aufgelegt.
Kehrtwende
Im Gegensatz zu Bernard Fornas, der Cartier eine stärkere maskuline Attitüde verpassen wollte, sowie die Themen Manufakturarbeit und Höchste Uhrmacherkunst forcierte, knüpft Cyrill Vigneron wieder stärker an die traditionellen Werte von Cartier.
Cartier Privé Tonneau
Genau diesem Denken entsprach die auf der SIHH 2019 vorgestellte Kollektion „Cartier Privé“ mit ihrem ersten Uhrenlinien-Modell Cartier Privé Tonneau.
Zu „Privé“-Beginn offerierte Cartier dazu zwei verschiedene Modelle, jeweils in Rotgold und Platin und jeweils limitiert auf 100 Exemplare.
An traditionsbewusste Zeit-Puristen wendete sich das große Modell der Cartier Privé Tonneau. Im Gehäuse arbeitet das Cartier Formkaliber 1917 MC.
Die Fakten zum Cartier Uhrwerk:
Kaliber 1917 MC
Dimensionen 16 x 12,9 mm
Bauhöhe 2,9 mm
Handaufzug
19 Steine
Gangautonomie 38 Stunden
Unruhfrequenz drei Hertz (21.600 A/h)
121 Komponenten
Preise:
Cartier Privé Tonneau Version mit Rotgoldgehäuse: 21.500 Euro
Cartier Privé Tonneau Version mit Platingehäuse: 25.000 Euro
Fassform für Weltenbummler
An Kosmopoliten wendet sich das deutlich kompliziertere und extragroß ausgeführte Modell. Es stellt simultan zwei Zonenzeiten mit Hilfe getrennter Zeigerpaare dar. Diese Armbanduhr knüpft an die im Jahr 2006 anlässlich des 100. Geburtstags dieser signifikanten Uhrenlinie vorgestellten „CPCP Tonneau XL 2 Zeitzonen“. Im 51,4 Millimeter langen und 29,4 mm breiten Weißgoldgehäuse ticken gleich zwei von der Schwester Jaeger-LeCoultre zugelieferte Handaufzugswerke vom Kaliber 9770 MC (15,1 x 12,8 mm, Höhe 2,9 mm). Wahlweise stand auch eine Ausführung mit Gelbgoldschale zur Verfügung.
Raum vergeudete. Platz, den man effektiv für größere Bauteile und damit unter anderem höhere Präzision nutzen konnte. In diesem Sinne konstruierten sie ein langgestrecktes Kaliber mit gleich doppelt gekröpfter Platine. Die damit ausgestatteten Armbanduhren passten sich mühelos den Rundungen des Handgelenks an.

Die 1912 für Movado patentierte Polyplan besaß ein doppelt gekröpftes Uhrwerk.
Ähnliches ist auch bei der neuen Tonneau von Cartier der Fall. Beim durchbrochen gestalteten Kaliber 9919 MC mit speziellem Zeitzonen-Dispositiv lassen sich die Zeiger in gewisser Weise unabhängig voneinander handhaben. Per oberer Krone bewegen sich die Paare wie gewohnt in beide Richtungen.
Durch Betätigung des als Drücker ausgebildeten unteren Pendant springt der dortige Stundenzeiger schrittweise vorwärts. Beim Landen in Tokio heißt es also acht Mal drücken. Wer hingegen beispielsweise in Los Angeles ankommt, muss ein wenig um die Ecke denken, und die neun Stunden gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit von 12 subtrahieren und folglich den Bedienknopf nur drei Mal leicht anstoßen.
Die Fakten zum Uhrwerk:
Kaliber 9919 MC (Manufaktur)
Dimensionen 37,8 x 24 mm
Bauhöhe 7,9 mm
Handaufzug
35 Steine
Gangautonomie 60 Stunden
Unruhfrequenz vier Hertz (28.800 A/h)
197 Komponenten
Die Preise:
Cartier Privé Tonneau Dual Time skelletiert Version mit Rotgoldgehäuse: 65.500 Euro
Cartier Privé Tonneau Dual Time skelletiert Version mit Platingehäuse: 75.000 Euro
0 Kommentare
Trackbacks/Pingbacks