Bewährt im All, zerstört vom Salzwasser
Nur allzu logisch ist das Comeback des Breitling Navitimer Cosmonaute im Jahr 2022. Schließlich jährt sich die Reise an Bord des Raumschiffs Aurora 7 im Rahmen der Mercury-Atlas-7-Mission zum 60. Mal. Konkret begab sich die Referenz 809 im Mai 1962 am Handgelenk von Scott Carpenter in den Orbit.
Der Astronaut höchstpersönlich hatte sich von Breitling die technisch nicht wirklich anspruchsvolle aber im fernen All äußerst hilfreiche Modifikation des Uhrwerks erbeten.
Nach drei Umrundungen des Erdballs ging es zurück. Währenddessen tat der Armbandchronograph genau das, was sich die Weltraumbehörde NASA von ihm erwartet hatte: Präzise die Zeit zu messn und zu stoppen. Als die Kapsel am 24. Mai 1962 fünf Stunden nach dem Start sicher im Atlantik niedergegangen war, überstand die Uhr jedoch nicht die Bergung.
Denn die Bergung der Astronauten dauerte insgesamt drei lange Stunden. Während dieser Zeit fügte eingedrungenes salziges Meerwasser der Uhr einen irreparablen Schaden zu. Breitling schickte Scott Carpenter deshalb einen neuen Navitimer Cosmonaute und behielt dafür den zerstörten.
Erhalten geblieben ist hingegen das Exemplar des Astronauten-Kollegen John Glenn. Am 10.10.2019 ersteigerte Gregory Breitling, der Sohn von Willy Breitling diese geschichtsträchtige Armbanduhr bei Phillips Auktionen für 156.250 US-Dollar.
Vive la Difference!
Im Gegensatz zur Schwester, der Referenz 806 (Geschichte ist hier im Uhrenkosmos) drehte der Stundenzeiger bei besagter Referenz 809 nur einmal in 24 Stunden um 360 Grad. Zu diesem Zweck hatten Techniker das Übersetzungsverhältnis der Zahnräder im Zeigerwerk des Handaufzugskalibers Venus 178 auf die halbe Umdrehungszahl reduziert.
Nichts änderte sich hingegen an der altbekannten und bewährten Rechenscheibe, beispielsweise zur Umrechnung von Land- und Seemeilen in Kilometer. Der Navitimer indizierte Halte- und Fehlzeiten, erleichterte die Aufstellung von Navigationsplänen, gestattete die Berechnung des Zeitpunkts für den nächsten Funkruf oder des Treibstoffverbrauchs, diente der Bestimmung des Standorts oder der Richtung und vieles mehr. Kurzum ein universell nutzbares Instrument für Piloten.
Anders gestalten sich die Dinge im All oder beispielsweise an Bord von U-Booten, in Höhlen oder Gebäudekomplexen ohne Tageslicht. Hier war die 24 Stunden-Anzeige des Breitling Navitimer Cosmonaute nämlich ausgesprochen hilfreich.
Übrigens lag der damalige Verkaufspreis bei beachtlichen 425 Deutschen Mark. Und das waren 40 Mark mehr, als Breitling für die Navitimer Referenz 806 S verlangte. Für 311 Mark gab es seinerzeit die Heuer Carrera 12 mit dem schöneren Handaufzugskaliber Valjoux 72. Die praktische Rechenscheibe besaß dieser Chronograph allerdings nicht.
Thema mit Variationen
Zurück zum Breitling Navitimer Cosmonaute. In den späten 1960-er Jahren konnte ich mich dem optischen Reiz dieses Chronographen nicht entziehen. Und damit erwarb ich einen echten Blickfang. Mit schöner Regelmäßigkeit sprach man mich darauf an, dass meine Uhr falsch gehen. Der Hinweis ließ sich durch Erläuterung der Besonderheit des Zeigerwerk zwar entkräften, aber so richtig gewöhnen konnte ich mich an diese Uhr nie. Vor allem dann, wenn es um das schnelle Erfassen der Zeit ging und man alternativ auch noch Armbanduhren mit klassischer Stundenindikation trug.
Nach der Lancierung des Navitimer Chrono-Matic, Modulkaliber 11, Referenz 1806 im Jahr 1969 präsentierte Breitling auch die extrem markante Referenz 1809. Mit seinen opulenten Dimensionen von 47 x 47 Millimetern läuteten die Chrono-Matic und das 24-Stunden-Pendant Cosmonaute mit linksseitiger Krone und dem von Büren und Dubois-Dépraz bezogenen Mikrorotor-Kaliber 14 bereits in den 1970-er Jahren das echte Jumbo-Zeitalter für Uhren am Handgelenk ein.
Breitling Navitimer Cosmonaute
Somit dürfte es für Breitling kein sonderliches Problem sein, die insgesamt 362 Retro-Modelle Navitimer B02 Chronograph 41 Cosmonaute Limited Edition an dem Mann oder vielleicht auch die eine oder andere Frau zu bringen. Die Referenzen PB02301A1B1P1 und PB02301A1B1A1 unterscheiden sich durch ihr Armband. Mit Krokoband und Faltschließe kostet sie 10.200 Euro, mit siebenreihigem Edelstahl-Gliederband liegt der Breitling Navitimer Cosmonaute Preis bei 10.550 Euro.
Wie der Name bereits andeutet, tickt im Inneren des 41 Millimeter messenden Stahlgehäuses des Navitimer Cosmonaute mit Platinlünette das hauseigene Handaufzugskaliber B02 mit 30 mm Durchmesser und 6,93 mm Bauhöhe. Zu seinen Merkmalen gehören 70 Stunden Gangautonomie, vier Hertz Unruhfrequenz, Achtelsekunden Stoppgenauigkeit, Schaltradsteuerung der chronographischen Funktionen, Vertikalkupplung sowie bis 30 Minuten und zwölf Stunden reichende Totalisatoren. Durch einen Zifferblattausschnitt lässt sich das Datum ablesen. Wie bei Breitling üblich, muss jedes Uhrwerk vor dem Einbau die amtliche Schweizer Chronometerprüfung der COSC bestehen.
Tauchgänge und längere Aufenthalte in salzigem Wasser sollte man mit dem nicht einzeln nummerierten Stopper freilich unterlassen. Sonst droht ihm das gleiche Schicksal wie dem bereits erwähnten Exemplar von Scott Carpenter. Die Druckdichte des am Handgelenk 13 Millimeter auftragenden Gehäuses mit Sichtboden reicht nämlich nur bis zu drei bar.
Breitling Navitimer Cosmonaute Sonderedition wie der Mercury Mission
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