Facelift 2024
In der Autoindustrie sind Facelifts gang und gäbe. Oris tut es ihr gleich und bringt seine Unterwasser-Ikone Aquis Date nach 23 erfolgreichen Jahren auf den neuesten Stand. Den Anfang im Jahr 2011 markierten limitierte Modelle zum Schutz existenzbedrohter Meeresregionen wie die Malediven, das Great Barrier Reef oder die Tubbataha Reefs. Einen Teil des Verkaufserlöses stiftete Oris zum Erhalt dieser und anderer Namensgeber. Die spontan einsetzenden Erfolge ließen Oris und Aquis quasi Synonyme werden. Angesichts positiver internationaler Resonanz könnte man in Hölstein zufrieden die Beine hochlegen, und die Aquis für sich arbeiten lassen. Das jedoch ist CEO Rolf Studer und seinem Team zuwider. Der Erkenntnis folgend, dass Stillstand beinahe zwangsläufig Rückschritt bedeutet, erhielt der Top-Seller aus dem Baselland einen neuen Auftritt.
Hinsichtlich dieses Schritts könnte man Oris irgendwie mit Rolex vergleichen. Gestalterische Evolution lautet hier die erprobte und immens erfolgreiche These für Klassiker wie beispielsweise Datejust, Daytona, Explorer oder Submariner, aber ja keine umwerfende Revolution. Was sich im Hause Rolex seit vielen Jahrzehnten bewährt, dürfte auch bei Oris funktionieren.
Oris Aquis
Damit richteten sich die Augen nun auf das während der Genfer Watches & Wonders vorgestellte Oris Aquis Update. Der Schritt in die Zukunft beginnt schon bei der Verpackung. Wer sich regelmäßig Armbanduhren der Mittel-, Ober- oder Luxusklasse kauft, kennt das Problem. Einmal nehmen aufwändige Etuis viel Platz ein. Zum Werterhalt müssen sich jedoch unbedingt aufgehoben werden. Folglich benötigt man genügend Stauraum. Des Weiteren braucht es zur Herstellung der Boxen viel und teilweise sehr unterschiedliches Material. Plastik ist an der Tagesordnung. Beides widerstrebt der Marke Oris, welche nachhaltiges Handeln sowie die Reduktion der Emissionen plakativ auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Die Verpackung ist ein wichtiger Schritt im Rahmen des Oris Emissionsreduktionsprogramms. In diesem Fall besteht sie aus nachhaltigen Materialien, kann vollständig recycelt werden und ist flach verpackt, um das Frachtvolumen zu reduzieren. Sie wird die Emissionen im Vergleich zu unseren bisherigen Verpackungen um mehr als 50 Prozent reduzieren.
Natürlich werden die allermeisten Käuferinnen und Käufer der facegelifteten Aquis ihr Etui behalten und nicht dem Recycling anheimgeben. Aber die Möglichkeit, selbiges flach zusammenzufalten, spart am Ende jede Menge Platz in der Wohnung.
Oris ist übrigens nicht die erste Manufaktur, die diesen Weg beschreitet. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Spezialisten Dahlinger hat sich Breitling schon vor einigen Jahren zu diesem Schritt entschlossen. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass diese Beispiele Schule machen werden.
Zifferblatt und Zeiger
Hand aufs Herz! Obwohl man täglich zigmal auf das Zifferblatt und die Zeiger seiner Armbanduhr blickt, müssten spontane Fragen zu Details schlichtweg unbeantwortet bleiben. Sie sind einfach unbekannt. Das betrifft die Form und Dimensionen der Zeiger ebenso wie die Indexierung oder die Beschriftung des Zifferblatts. Um alt und neu bei der Aquis zu unterscheiden, muss man schon genau hinsehen. Dann fällt auf, dass die Alpha-Zeiger und die schildförmigen Indexe schlanker geworden sind. Das verschafft dieser Uhr mehr Leichtigkeit ohne die speziell unter Wasser oder bei schlechten Sichtverhältnissen höchst bedeutsame Ablesbarkeit zu beeinträchtigen.
Aquis Date
Ein weiterer Aspekt betrifft die Beschriftung. Das gilt nicht für die Signatur, sondern die von Modell zu Modell unterschlichen Informationen oberhalb der „6“. Hierfür ließ Oris eine spezielle Typographie „mit athletischem, selbstbewusstem Profil“ entwickeln, welche nur bei Zifferblättern der Aquis-Linie zur Anwendung kommt. Es beim dritten oder vierten Hinschauen dürfte darüber hinaus auffallen, dass die Farbe des Datumsrings fortan auf jene des Zifferblatts abgestimmt ist. Auch diese vermeintlich keine Maßnahme sorgt für Harmonie.
Gehäuse
Für Uhrengehäuse kann das harte Alltagsleben oder der Ausflug unter Wasser durchaus Stress bedeuten. Besonders gefährdet sind weit von der Schale abstehende Kronen vor allem dann, wenn man sie nicht mit dem Mittelteil verschraubt. Ein Flankenschutz gehört daher bei vielen Taucheruhren zur Grundausstattung. Das gilt auch für die Aquis. Oris hat die beiden Höcker links und rechts der Sicherheitskrone unter die Lupe genommen und Optimierungsmöglichkeiten entdeckt. Bei der neuen Generation fallen sie weniger wuchtig aus.
Ein wenig redimensioniert hat Oris auch die weiterhin natürlich nur einseitig drehbare Lünette mit widerstandsfähigem Keramik-Inlay. Bleiben die markanten Bandanstöße, welche Oris künftig poliert. Alles zusammen kommt dem Gesamteindruck von dieser sportlichen Armbanduhr merklich zugute.
Armband
Bleibt das, was der Gehäusekorpus mitsamt dem Werk am Handgelenk hält. Ziel der Designer war eine sich verjüngende Form, welche am Unterarm leichter und moderner wirkt. Zu diesem Zweck musste sich jedes einzelne Glied einer Überarbeitung unterziehen. Auf diese Weise treten die mittigen Glieder mit gebürsteter Oberfläche deutlich in den Vordergrund. Den Aquis-Flaggschiffen mit dem hauseigenen Automatikkaliber 400 bleiben vorerst einmal das patentierte Quick Strap Change System sowie die brandneue, ebenfalls patentierte Quick Adjust Clasp vorbehalten.
Ersteres gestattet den Wechsel des Armbands beispielsweise von Stahl zu Kautschuk ohne jedwedes Werkzeug. Letztere ermöglicht eine unkomplizierte Verlängerung oder Verkürzung des Armbands unmittelbar am Handgelenk um mehrere Millimeter. Das innovative Verschlusssystem erweist sich beispielsweise nützlich am Abend, wenn das Handgelenk etwas angeschwollen ist, oder wenn Unterwasserausflüge mit einem Taucheranzug unternommen werden sollen.
Egal, für welches der zahlreichen neuen Aquis-Modelle man sich entscheidet: In jedem Fall reicht die Wasserdichte des Edelstahlgehäuses bis zu 30 bar Druck. Das entspricht etwa 300 Meter Tauchtiefe. (Welche Normen und Vorgaben Taucheruhren einhalten müssen, hatten wir hier auf Uhrenkosmos bereits beschrieben.) Auf Zifferblatt und Zeiger blickt man stets durch kratzfestes Saphirglas. Das wie auch immer geartete Automatikwerk zeigt sich hinter einem Sichtboden.
Modellvielfalt
Die Spitze der neuen Kollektion repräsentiert weiterhin die 43,5 Millimeter große Oris Aquis Date Calibre 400. Mehr zum hauseigenen Uhrwerk mit fünf Tagen Gangautonomie, zehn Jahren Garantie und ebenso langen Serviceintervallen findet sich hier im Uhrenkosmos. Mit Stahl- oder Kautschukband und blauem oder grünem Zifferblatt kostet sie unverbindliche 3.700 Euro. Die entsprechende Upcycle-Version mit ebenfalls überarbeitetem Zifferblatt aus recyceltem Kunststoff liegt bei 3.750 Euro.
Alternativ zum hauseigenen Innenleben ist das zugekaufte Automatikkaliber 733 verfügbar. Es basiert auf dem bewährten SW200 von Sellita.
In diesem Fall besteht bei Oris wiederum Wahlmöglichkeit zwischen Glieder- und Kautschukband, unterschiedlich gefärbten Zifferblättern sowie dazu noch verschiedenen Gehäusegrößen. Erhältlich sind 43,5 Millimeter, 41,5 Millimeter oder auch nur 36,5 Millimeter Durchmesser zu unverbindlichen Preisen von EUR 2.400 (Stahlband), EUR 2.200 (Kautschukband) und EUR 2.450 für die Upcycle-Ausführung. Nach Registrierung der Uhr gewährt Oris fortan drei Jahre Garantie. Was nun folgt, ist die Qual der Wahl.
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