Die Geschichte dieser Moser Kalenderuhr erzählt einiges über Johann Heinrich Moser, den Gründer und erfolgreichen Kaufmann aus dem 19. Jahrhundert.
Es muss wohl im Jahre 1824 gewesen sein, als der gelernte Uhrmacher Johann Heinrich Moser (1805 ‑ 1874) in Schaffhausen seine Koffer packte, um über La Chaux‑de‑Fonds, Le Locle und Deutschland nach St. Petersburg zu reisen. St. Petersburg war damals das kulturelle, politische und wirtschaftliche Zentrum des russischen Reiches und eine bedeutende europäische Hauptstadt.
Einige sehr einträgliche Geschäfte in Deutschland ermöglichten es ihm, schon kurz nach seiner Ankunft in St. Petersburg ein Ladengeschäft und eine Uhren-Fabrikation zu eröffnen. Somit kommt erstaunlicherweise „Henry“ Moser der Verdienst zu, im Jahr 1826 die erste russische Uhrenfabrik gegründet zu haben.
Die Geschäfte in St. Petersburg liefen so gut, dass er unter dem Namen „Henry Moser le Locle“ bald auch eine Fabrikationsstätte in Le Locle ins Leben rief. Die vorzüglichen Erzeugnisse aus der Westschweiz verkauften sich in Russland allen Krisen zum Trotz blendend. Bis zu ihrem tragischen Tod am 16.7.1918 belieferte das Haus Moser auch die russische Kaiserin Alexandra Feodorowa. Und selbst in China und Indien waren, wie einige Vintage Kalenderuhren aus dieser Zeit zeigen, die Erzeugnisse Mosers bestens bekannt. Johann Heinrich Moser selbst, der in Russland zu großem Reichtum gekommen war, zog es jedoch bereits gegen 1850 wieder zurück in die Schweiz.
Ein beeindruckendes Werkverzeichnis
Johann Heinrich Moser war ein ausgesprochen erfolgreicher Unternehmer. Er hatte die Fähigkeit zur Schaffung hochwertiger Uhren und den Mut, bereits 1828 in Russland eine Uhrenmanufaktur zu gründen. Ebenso besaß er auch das notwendige Gespür für den Zeitgeist und den Geschmack der feinen Kreise. Aber Moser zeichnete sich für sein Unternehmen H. Moser & Cie. auch als verantwortlicher Unternehmer aus und trug wesentlich zum Wachstum der Region Schaffhausen bei.
Ein Mann von hoher Energie
Dynamisch und erfinderisch wie Johann Heinrich Moser war, wollte er sich über seine Uhrenproduktion hinaus engagieren und das verdiente Geld sinnvoll anlegen. Seine Ideen sollten speziell seiner Heimatstadt Schaffhausen zugutekommen. Um deren wirtschaftliche Entwicklung zu fördern setzte er daran, die gewaltigen Wasserkräfte des Rheinfalls wirtschaftlich zu nutzen. Verschiedene Anläufe und mehr als zehn Jahre wie rund 500.000 Franken, für damalige Verhältnisse ein unfassbar hoher Betrag, waren erforderlich, bis 1866 eine Wasserkraftanlage eröffnet werden konnte. Sie verschaffte bald darauf auch der neu gegründeten Uhrenfirma International Watch Co., kurz IWC genannt, die erforderliche elektrische Energie.
Für die vom Erfolg verwöhnten Nachfolger Johann Heinrich Mosers, die unter anderem auch den berühmten Juwelier Fabergé (die übrigens noch heute Uhren bauen) mit Uhrwerken versorgt hatten, brachte die russische Revolution dann im Jahre 1917 ein böses Erwachen: Sozusagen über Nacht fiel einer der Hauptmärkte für die Hy. Moser & Cie. weg.
Auch die abgebildete Moser Kalender‑Armbanduhr dürfte wohl zu Beginn noch für den russischen Markt bestimmt gewesen sein. Darauf lassen jedenfalls die Gehäusesignaturen sowohl in lateinischer als auch in kyrillischer Schrift schließen. Die englisch beschriftete Wochentagsscheibe wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt.
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