Design: außergewöhnlich
Das Gewöhnliche war und ist Ulysse Nardin seit der Übernahme durch den freisinnigen Rolf Schnyder im Jahr 1983 fremd. Das belegt nicht nur die neue Ulysse Nardin Blue Blast Tourbillon Automatic, sondern die Mehrzahl der Uhrwerke – wie beispielsweise das 2001 lancierte Modell Ulysse Nardin Freak Karussell. Mit und bei ihm hielt das heute nicht mehr wegzudenkende Material Silizium Einzug in die Welt der mechanischen Uhrmacherei.
Aber auch beim Design beschritt die Manufaktur teils völlig neuartige, vielfach aber ungewöhnliche Wege. Und das prägt den durchaus polarisierenden Charakter vieler Zeitmesser aus Le Locle und der Nachbarstadt La Chaux-de-Fonds. Rolf Schnyder liebte die Provokation und seine Nachfolger tun es ihm gleich. Seit gut drei Jahren 2017 hat Patrick Pruniaux das Sagen.
Ulysse Nardin im Zeichen des Coronavirus
Als der Manager mit Erfahrungen bei TAG Heuer und Apple Watch das Ruder bei Ulysse Nardin und danach auch bei der ebenfalls zum französischen Kering Konzern gehörenden Schwester Girard-Perregaux im August 2017 übernahm, dachte allerdings niemand auch nur im Entferntesten an Sars-CoV-2.
Diese Coronavirus Pandemie fordert in 2020 ihren Tribut. Die massiv eingebrochenen Verkaufszahlen von Ulysse Nardin und Girard-Perregaux und die unabsehbare Entwicklung der Märkte in der Zukunft erforderten die Entlassung von 100 der zusammen 390 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein tiefer Einschnitt allemal, doch können die beiden Marken durch die stärkere Hebung von Synergien innerhalb der Manufakturen einiges auffangen.
Ulysse Nardin Blue Blast Tourbillon Automatic – die Tarnkappe als Blickfänger
Auch die Entwicklung der neueste Uhrenkreation startete lange vor dem Ausbruch der nachhaltigen Pandemie. Anfang 2019 setzte der CEO einmal mehr auf den markanten X-Faktor. Sie führte zur neuen Uhrenlinie Blast, was sich mit heftigem Windstoß, aber auch Explosion übersetzen lässt.
Beim Blick auf das 45 Millimeter große Oeuvre der Ulysse Nardin Blue Blast oder Black Blast Tourbillon Automatic kann man durchaus von einem heftigen gestalterischen Luftzug sprechen. Insbesondere die markanten, dreifach abgewinkelten Bandanstöße stechen sofort ins Auge. Ihr Erscheinungsbild weckt Erinnerungen an jene Tarnkappenflugzeuge, welche auch wegen ihrer ungewöhnlich kantigen Form vom gegnerischen Radar kaum zu erfassen sind. Man kann mit Fug und Recht von einem Eye-catcher sprechen. Einerseits ist abzuwarten, wie viele Zeit-Genossen daran Gefallen finden werden. Andererseits gibt es genug Menschen mit ausgeprägtem Hang für Exotisches, die Geschichten um die besondere Gestaltung ihrer neuen Armbanduhr erzählen wollen.
Solche liefert Carsten Peter mit schöner Regelmäßigkeit im National Geographic Magazine. Ulysse Nardin hat den auf ausgefallene Techniken Naturfotografen und Xtreme-Abenteurer zum Blast-Partner erkoren. Seine gewagten Aufnahmen zeigen Orte, an die sich kaum einer wagt: Gletscher, das Innere des gierigen Luftschlauchs namens Tornado oder die glühende Magma von Vulkanen.
Am X sollt ihr sie erkennen
Als Basis der mit konventionellen 2,5 Hertz (18.000 Halbschwingungen/Stunde) tickenden Mechanik dient das 2017 vorgestellte Doppelfederhaus-Handaufzugskaliber UN-171 mit ca. 170 Stunden Gangautonomie. Ulysse Nardin verbaute es im Executive Skeleton Tourbillon. Die grundsätzlich gleiche Werkearchitektur besitzt auch das Handaufzugskaliber UN-371 von 2019. In der Skeleton X findet dieser 2,5-Hertz-Mikrokosmos ohne Tourbillon, aber mit Silizium-Assortiment ans Handgelenk. Seine zwei Federhäuser liefern Kraft für 96 Stunden Gangautonomie.
Dem neuen UN-172 spendierten die Entwickler lediglich einen Kraftspeicher. Dafür liefert ein konzentrisch drehender Platin-Mikrorotor beständigen Energienachschub. Bei voll gespannter Zugfeder läuft dieses Uhrwerk etwa 72 Stunden am Stück. Die Form des Drehgestells lässt ebenfalls eine Art X erkennen. Als anerkannter Werkstoff-Pionier darf Ulysse Nardin eine Silinvar-Unruh aus thermisch stabilisiertem Silizium verwenden. Zur Regulierung des Gangs braucht es ein Unruh mit variablem Drehmoment. Natürlich besteht auch die Hemmung, also das Ensemble aus Anker und Ankerrad aus dem vollkommen amagnetischen Silizium.
Qual der Wahl
Zur Wahl stehen insgesamt vier verschiedene Ausführungen dieser Armbanduhr. Alle eint einen 45 Millimeter Gehäusedurchmesser, Wasserdichte bis fünf bar, Kautschukband und Faltschließe.
White Blast
Dieses Modell soll an Gletscher erinnern. Daher kommt weiße Keramik in Verbindung mit einer glatten Titanlünette zum Einsatz. Der Preis liegt bei ca. 46.000 Euro.
Black Blast
Mit Feuer gehen Ruß und Asche einher. Daher bestehen Schale und Glasrand bei der Ulysse Nardin Black Blast aus Keramik. Zu haben für etwa 46.000 Euro.
Roségold Blast
Feuer möchte diese Armbanduhr mit massivgoldenen Bandanstößen zum Ausdruck bringen. Sie sitzen an einen schwarz DLC-beschichteten Mittelteil. Mit von der Partie ist eine schwarze Keramiklünette. Ca. 54.000 Euro
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