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Bekanntlich stammt das Design der 1972 lancierten Royal Oak und somit indirekt auch der Audemars Piguet Royal Oak Offshore von Altmeister Gérald Genta. Nach etwas holprigem Start verhalf die weltweit erste Luxusuhr mit Stahlgehäuse und Stahlband der Traditionsmanufaktur Audemars Piguet zu einem bemerkenswerten Aufstieg. Immerhin steuern die sportlich-elegante Ikone und ihre opulenteren Derivate mehr als 80 Prozent zum AP Umsatz in Höhe von gut einer Milliarde Schweizerfranken bei. 60 % entfallen dabei auf die klassische Royal Oak und 40 % auf die sportlicheren Varianten.
Den gestalterischen Vater, welcher seit dem 17. August 2011 nicht mehr unter den Lebenden weilt, würde es sicher freuen. Eher wenig amüsiert zeigte sich Gérald Genta im Jahr 1993 beim ersten Betrachten der gestalterischen Evolution seines Entwurfs. Für den wuchtigen Royal Oak Offshore Chronographen hatte er nur die wenig schmeichelhafte Bezeichnung „entartetes Walross“ über.
Erste Ideen hatte Emmanuel Gueit schon 1989 entwickelt. Weil sich das Management in Le Brassus aufgeschlossen zeigte, erfolgte die Freigabe des Projekts recht spontan. Kritische Meinungen, ob derartige Opulenz tatsächliche angemessen sei, brachten jedoch einen Dämpfer. Im Laufe besagten Jahres konnte die Idee, das Uhrwerk mit einem Weicheisen-Innengehäuse zu umfangen und so vor schädlichen Magnetfeldeinflüssen zu schützen, letztendlich dann doch überzeugen. Ein Übriges tat die Auffassung, dass der klassischen Royal Oak ein zusätzlicher Hauch Sportlichkeit durchaus guttun könne. Unter diesen Vorzeichen machten sich verschiedene Abteilungen ans Werk. Nach mehreren Jahren Arbeit gab der bewusst überdimensionale Bolide während der Basler Uhrenmesse 1993 seinen Einstand.
Aber aus Angst vor der eigenen Courage trugen die ersten 50 Exemplare am Boden allein den Schriftzug Royal Oak. Hinsichtlich der Namensgebung standen Challenger und Offshore zur Debatte. Am Ende gab der Bezug zum Meer den Ausschlag für die Namensgebung Royal Oak Offshore.
Offshore-Evolution
All das ist nun genau 28 Jahre her. Seitdem gehört besagte Royal Oak Offshore zu Audemars Piguet wie das Salz zum Ozean. Ungeachtet dessen polarisiert sie weiterhin. Seit dem Debüt sind mehr als 120 verschiedene Referenzen entstanden. Das Spektrum an Gehäusematerialien erstreckt sich von Stahl über Titan, geschmiedetes Karbon bis hin zu massivem Gold und Platin. In den bis zehn bar wasserdichten Schalen tickte anfangs das selbst aufziehende Kaliber 2126-2840, welches auch die Audemars Piguet Huitième beseelte.
Bei diesem Uhrwerk handelt es sich um ein Sandwich aus dem Automatikkaliber 889 von Jaeger-LeCoultre und eine vorderseitig montierten Dubois-Dépraz Stoppmodul. Erkennbar ist das Ganze am Valjoux-7750-Look sowie der tiefsitzenden und durch eine Lupe vergrößerten Datumsanzeige. Nach der Fertigstellung des hauseigenen Automatikwerks 3120 mit 26,6 mm Durchmesser und 4,25 mm Bauhöhe verbaute Audemars Piguet ab 2006 das weiterhin mit einem Dubois-Dépraz Modul ausgestattete Kaliber 3126/3840.
Uhrmacher assemblieren diese Mechanik mit drei Hertz Unruhfrequenz und rund 50 Stunden Gangautonomie aus 365 Komponenten.
Begeistert von der opulenten Audemars Piguet Royal Oak Offshore zeigten sich die Stars Arnold Schwarzenegger, LeBron James und auch Michael Schumacher.
Audemars Piguet Royal Oak Offshore
Möglicher Weise wird sich der beim Skifahren schwer verunglückte und seitdem aus der Öffentlichkeit verschwundene siebenfache Formel-1-Champion Schuhmacher die 2021 vorgestellte Generation des Royal Oak Offshore Chronographen nicht mehr ans Handgelenk schnallen können.
Audemars Piguet offeriert The Beast künftig als Referenz 26238OR.OO.2000OR.01 in 18-karätigem Roségold, 26238ST.OO.2000ST.01 in Stahl sowie 26238TI.OO.2000TI.01 in Titan.
Die Gehäusedurchmesser der neu interpretierten Royal Oak Offshore Chronographen sind geschrumpft von 44 auf 42 Millimeter. Hingegen wächst die Höhe von 14,45 auf 15,2 Millimeter. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Die im Schaleninneren verbaute Mechanik hat mit dem früheren Modulwerk nichts mehr zu tun. Stattdessen verwendet Audemars Piguet mit dem hauseigenen AP Automatikkaliber 4404 eine modifizierte Version des 2019 in der Code 11.59 vorgestellten 4401 mit Schaltradsteuerung, vertikaler Reibungskupplung, Flyback-Funktion, vier Hertz Unruhfrequenz und circa 70 Stunden Gangautonomie. Bei dem aus 367 Komponenten montierten 4401 liegen die bis 30 Minuten und 12 Stunden reichenden Totalisatoren auf der Achse zwischen „9“ und „3“.
Für das ursprüngliche Offshore Chronographen-Gesicht hat Audemars Piguet einen ähnlichen Weg beschritten wie die Eta-Techniker bei der Transformation vom 7750 zum 7753. Letztere verlegten den 30-Minuten-Zähler durch zwei zusätzliche Zahnräder von der „12“ zur „3“. Beim AP-Kaliber 4404 hingegen wandern der Stunden-Totalisator zur „12“ und das weiterhin mit einer Lupe bewehrte Datumsfester wie gehabt zur „3“.
Wie gehabt dreht die Permanentsekunde bei „6“ ihre Runden. Insgesamt verlangen die Modifikationen vom 4401 zum 4404 weitere 67 Teile. Summa summarum sind es also 433. Beim fortan nicht mehr verwendeten Modul-Kaliber befinden sich der 12-Stunden-Zähler übrigens bei „6“ und der 30-Minuten-Totalisator bei „9“.
Wie schon zuvor widersteht die mit kautschuküberzogener Krone und Drückern sowie entspiegeltem Saphirglas-Sichtboden ausgestattete Schale dem Druck des nassen Elements bis zu zehn bar. Und das entspricht in etwa 100 Meter Tauchtiefe.
Ganz neu ist ein ausgeklügeltes System zum raschen Bandwechsel. Auch ohne Werkzeug lässt sich das Gliederband gegen ein mitgeliefertes Armband aus blauem Kautschuk tauschen.
Der Verkauf dieser neuen Armband-Chronographen mit Petite Tapisserie-Leuchtzifferblatt und Leichtzeigern erfolgt ausschließlich über die Audemars Piguet-Boutiquen. 39.700 Euro kosten die Ausführungen in Stahl oder Titan. Gold verlangt nach einem Investment von 81.200 Euro.
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