Stowa und der Chronograph
Echtes Neuland betritt der deutsche Uhrenhersteller mit seinem Stowa Tempora Chronographen nicht. Schon Walter Storz betrachtete die nach ihm benannte Marke Stowa stets als eine Art Generalist. In diesem Sinne offerierte das 1927 gegründete Unternehmen ganz unterschiedliche Armbanduhren. Gedacht für Menschen auf der Erde, unter Wasser oder in der Luft. Natürlich umfasste das illustre Fertigungsspektrum auch Zeitmesser mit integrierter Stoppfunktion, also besagte Chronographen.
Beredtes Beispiel ist ein gegen 1968 vorgestellter historischer Stowa Chronograph. Dessen Zifferblatt präsentiert sich im damals keineswegs alltäglichen Pandalook. Folglich heben sich die kreisrunden Felder bei „9“ und „3“ farblich sehr deutlich vom übrigen Zifferblatt ab. Vor ihnen drehen die Zeiger der Permanentsekunde bzw. des Minuten-Totalisators. Insofern dürfte es nicht verwundern, dass der Stowa Chrono den Spitznamen Big Eyes erhielt.
Augenfällig sind ferner die beiden Zeiger zur Indikation der Stunden und Minuten sowie die Indexierung. Kurzzeitmessungen bis zu 60 Minuten gelingen mit diesem Instrument übriges auch ohne Stoppfunktion. Die große dreieckige Spitze des Minutenzeigers korrespondiert vorzüglich mit der in beiden Richtungen verstellbaren Lünette.
Möchte man zum Beispiel das Ablaufen der Parkzeit im Auge behalten, wandert der Punkt auf dem Glasrand eine halbe Stunde vor die momentane Position des Minutenzeigers. Mit einem Blick wird danach das Schwinden der verbleibenden Zeitspanne offenbar. Die verstrichene Zeit nach dem Start eines Trips lässt sich sofort ablesen, wenn man den Punkt zur Spitze des Minutenzeigers bewegt.
Uhrwerke mit Stoppfunktion
Nach dem Öffnen der mit 39 Millimetern ungewöhnlich großen Schale zeigt sich ein Handaufzugswerk vom Kaliber Valjoux 7730. Dabei handelt es sich um einen Nachfolger des 1948 vorgestellten Venus 188 mit Kulissenschaltung, horizontaler Räderkupplung, 30-Minuten-Totalisator, 2,5 Hertz Unruhfrequenz und ca. 44 Stunden Gangautonomie. Die Verschraubung gewährleitet eine Wasserdichte bis zu zehn bar Druck. Wie Valjoux agierte der ursprüngliche Fabrikant unter dem Dach der mächtigen Rohwerke-Holding Ebauches SA. 1966 beendete er die Produktion. Sein Werkeportfolio wanderte zu Schwester Valjoux, die bis 1973 insgesamt 177.500 Exemplare vom Bestseller-Kaliber 7730 herstellte. Dann übernahm das Valjoux 7750 mit Selbstaufzug die Führungsrolle.
Bei der 2002 vorgestellten Variante des Kalibers 7753 verlegten die Techniker den Minutenzähler von der „12“ zur „3“. Einen weitgehend baugleichen Klon offeriert der Schweizer Werkespezialisten Sellita unter der Bezeichnung SW510. Zu seinen Merkmalen gehören einseitig aufziehender Kugellagerrotor, vier Hertz Unruhfrequenz, rund 62 Stunden Gangautonomie, Unruhstopp zum sekundengenauen Einstellen der Uhrzeit sowie Fensterdatum bei „6“. Die Verbindung zwischen Uhrwerk und Stopper stellt eine Schwingtrieb-Kupplung her. Die Steuerung der drei Funktionen Start, Stopp und Nullstellung obliegt einem Schwenk-Nocken.
Stowa Tempora
Nach diesem historischen und technischen Exkurs kommen wir zu Stowa Tempora, dem Plural dieses lateinischen Worts Tempus. Es meint Zeiten, Zeitformen, Zeiträume oder auch Zeitspannen. Somit wird es dem umfassenden Leistungsspektrum dieses Chronographen voll und ganz gerecht. Natürlich lässt sich die kontinuierlich verstreichende Zeit auch mit dieser markanten Edelstahl-Armbanduhr nicht wirklich anhalten. Aber sie erleichtert den Umgang mit Zeitintervallen bis zu 30 Minuten ganz erheblich.
Der obere Drücker dient dem Starten und Stoppen des Stoppers, das untere Pendant dem Nullstellen. Davon unberührt bleibt die Anzeige der Zeit, also der Stunden, Minuten und Sekunden.
Im neuen Tempora Chronographen verwendet Stowa das zuverlässige Sellita SW510 mit edlem Genfer Streifenschliff, rhodinierter Oberfläche sowie sorgsam gebläuten Schrauben. Dieses tickende Oeuvre zeigt sich durch den Saphirglas-Sichtboden im 44 Millimeter messenden Edelstahl-Gehäuse. Seine Wasserdichte reicht bis zu zehn bar Druck. Kratzfestes und doppelt entspiegeltes Saphirglas schützt das im Stil des ehemaligen Stowa Chrono gehaltenen Zifferblatt.
An die Vergangenheit erinnern auch die Zeiger für Stunden und Minuten. Ihren Dimensionen sind exakt auf die Indexierung abgestimmt. Im Gegensatz zu einst ist der Glasrand fest mit der Schale verbunden. Als Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart verstehen sich die durchbrochen ausgeführten Bandanstöße. Ihr Schwung und ihre Länge folgen einer überlieferten Philosophie erfahrener Gehäusemacher: Für optimale Ergonomie am Handgelenk schwebt der achtfach verschraubte Sichtboden beim Platzieren des Zeitmessers auf einem Tisch.
Wählen mit Bedacht
Wer Spaß findet an diesem 16 Millimeter hoch bauenden Stowa Chronographen, kann wählen zwischen unterschiedlichen Ausführungen des Zifferblatts und der Schale. Die Tempora Version in Edelstahl 316L pur offeriert Stowa entweder mit durchgehend schwarzem oder zweifarbigem Leuchtzifferblatt. Bei letztgenanntem spricht man vom umgedrehten Pandalook. Natürlich geht von der aktuell verwendeten Super-LumiNova Leuchtmasse keine radioaktive Strahlung mehr aus. Für sicheren und doch komfortablen Halt am Unterarm sorgen entweder ein dreireihiges Edelstahl-Gliederband oder ein Kalbsleder-Armband im Vintage-Stil. Beide verfügen über eine Sicherheits-Faltschließe.
Alternativ dazu gibt es eine Ausführung mit schwarzer, hoch belastbarerer DLC-Beschichtung. Die drei Buchstaben stehen für Diamond like Carbon oder diamantähnlichem Kohlenstoff. In diesem Fall ist das klassische Pandalook-Zifferblatt (mehr Uhren im Panda-Look und die Geschichte des Panda-Looks gibt es hier zu sehen) in Schwarz oder Grün verfügbar. Diese beiden Modelle bietet Stowa nur mit komfortablem Kalbslederband und Sicherheitsfaltschließe an.
In jedem Fall entsteht der Stowa Tempora Chronograph am neuen Stowa-Firmensitz in Pforzheim. Jede der vier Varianten knüpft an eine lange Tradition, steht technisch und uhrmacherisch aber auf dem Boden der Gegenwart. Unabhängig von der Ausführung ruft Stowa für diese markanten Armbanduhren jeweils unverbindliche 2.990 Euro auf.
0 Kommentare