1. Uhrenkosmos: Lieber Stephan Waser, Sie sind im kommenden Jahr 15 Jahre bei Maurice Lacroix. Was hat sich in dieser Zeit verändert? Für die Marke, aber auch im Markt allgemein?
Stephane Waser: Als ich bei Maurice Lacroix anfing, gab es ein sehr uneinheitliches Produktportfolio mit einem Mix aus sehr traditionellen Uhren und kürzlich entwickelten, sehr modernen Designs. Wir hatten dadurch zwar ein breites Angebot, aber in gewisser Weise auch ein Ungleichgewicht, da uns ein Hauptprodukt und eine starke Kollektion fehlten. So war es schwierig, sich mit der Marke Maurice Lacroix zu identifizieren.
Unsere Antwort auf diese Herausforderungen war der Launch der AIKON Kollektion im Jahr 2016, zunächst im Quarzbereich, zwei Jahre später kamen dann die Automatikmodelle hinzu. Seitdem haben wir beide Segmente kontinuierlich mit neuen und urbanen Uhren erweitert.
Ganz grundsätzlich funktionierten Marketing und Kommunikation damals anders. Im Markt lag der Fokus noch auf TV-, Plakat- und Printwerbung, digitale Medien waren noch kein Begriff und Social Media war im Marketing-Mix inexistent. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Die Messen waren das „Rendez-vous des Jahres“ und es war undenkbar, die Neuheiten nicht ausschließlich dort zu präsentieren.
2. Deutschland hatte für Maurice Lacroix in der Vergangenheit eine große Bedeutung, dann hatte man ein paar Hausaufgaben zu lösen. Nun läuft der deutschsprachige Markt wieder deutlich besser. Aber ist Deutschland überhaupt noch von zentraler Bedeutung? Das große Wachstumspotential in Asien und der USA ist doch viel größer?
Deutschland ist einer unserer Traditionsmärkte und auch einer der Märkte, in welchem die größte Markenbekanntheit herrscht, daher ist er für uns nach wie vor von zentraler Bedeutung.
3. In Ihrer Zeit wurde die Modell-Palette erfolgreich auf wenige zentrale Modellreihen beschränkt. Nun scheint sich ein Großteil des Umsatzes auf die Aikon Modelle zu konzentrieren. Was bedeutet dies für die Pontos Serie, bzw. die eher verhaltener wahrgenommenen Modelle Eliros, Fiaba sowie die Maurice Lacroix Masterpiece Modelle? Braucht es diese noch in Zukunft?
In den letzten Jahren haben wir verstärkt AIKON Modelle gelauncht, das stimmt. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen Kollektionen für uns weniger von Bedeutung sind. Ende 2020 haben wir beispielsweise die PONTOS Kollektion zum 20-jährigen Jubiläum neu interpretiert und kürzlich auf den Genfer Uhrentagen wurden zwei neue PONTOS Modelle lanciert.
Auch für das 25-jährige Jubiläum der ELIROS Kollektion im Jahr 2021 gab es viele neue Modelle, die im Frühjahr 2022 durch weitere Farbvariationen ergänzt wurden. Wir suchen einfach nach passenden Momenten, um unsere Kollektionen neu zu gestalten oder zu ergänzen.
Maurice Lacroix Aikon Master Grand Date Black
Uhrenkosmos: Jetzt, im November 2022, wurde die neue Maurice Lacroix Aikon Master Grand Date Black lanciert und der Erfolg scheint durch die Kombination von schwarzem Gehäuse, fliegender Unruh und durchbrochenem Zifferblatt mit digitalem Großdatum fast schon vorhersehbar. Ist das so? Oder sind die Kundenwünsche doch nicht so einfach vorherzusagen?
Stephane Waser: Mit dem Launch der ersten AIKON Master Grand Date Ende 2021 waren wir bereits sehr erfolgreich und darauf möchten wir mit diesem Modell in einem noch moderneren Look aufbauen – mit einem 45-mm-Zeitmesser, welcher stilvoll schwarze, graue und weiße Töne miteinander kombiniert.
Zudem haben wir uns dazu entschieden, das Modell mit einem neuartigen Kautschukarmband mit „Maurice Lacroix“ Prägung auszustatten und zusätzlich ein schwarzes Kalbslederband im Set für 8.660,00 Euro anzubieten. Dank unseres Easychange-Systems kann der Kunde einfach nach Belieben und innerhalb von Sekunden das Band wechseln.
Welche weiteren Komplikationen wird es für die Aikon Linie geben? Gibt es bei der Art der Komplikation für Maurice Lacroix ein Limit nach oben?
Ich darf Ihnen verraten, dass wir an neuen Komplikationen in der AIKON Kollektion arbeiten, die ggf. schon 2023 auf den Markt kommen – je nachdem wie schnell uns die Werkentwicklung gelingt, sonst wird es 2024. Grundsätzlich besteht aber kein Limit nach oben.
Maurice Lacroix ist es gelungen, bei jungen Zielgruppen Fuß zu fassen. Gleichzeitig gibt es im Markt einen ungebrochenen Trend zu Retro-Modellen. Werden Sie diesen Trend, sei es als Sonderedition oder mit einer weiteren Produktlinie aufgreifen?
Nächstes Jahr haben wir ein einige ‚re-editions‘ von sehr populären Modellen geplant. Diese haben einen Retro-Look und passen damit sehr gut zu dem genannten Trend.
Wir suchen einfach nach passenden Momenten, um unsere Kollektionen neu zu gestalten oder zu ergänzen.
Maurice Lacroix Aikon Master Grand Date Black
Die 45 mm große und üppige 15 mm hohe, DLC-beschichtete Maurice Lacroix Aikon Master Grand Date in Schwarz punktet mit dezentraler Zeitanzeige, digitalem Großdatum und freiliegender, scheinbar schwebender Unruhe. Einen zusätzlichen Reiz bietet das ebenfalls schwarz beschichtete, teil-skelettierte Uhrwerk ML 331 mit hauseigener Siliziumhemmung. Zur elegant-sportlichen Optik der Uhr passend bietet das neue Aikon Modell mit seiner charakteristischen Lünette trotz Saphirglasbodens eine gute Wasserdichtigkeit von bis zu 100 Metern.
Eher gemächlich, denn sportlich ist die Frequenz des Automatik-Werks mit 43 Lagersteinen. Es arbeitet bei ruhigen 18.000 Halbschwingungen pro Stunde. Schnell ist hingegen der Wechsel des Armbands möglich. Denn dank mitgeliefertem zweiten Textilbands lässt sich der Wechsel von Kautschukband zu Textilband im Nu vollziehen.
Der Aikon Master Grand Date Black Preis für den schwarzen, gleichermaßen nicht-auffallenden wie auffallenden Zeitmesser beträgt 8.660 Euro und die Uhr ist ab sofort im Onlinestore wie im Fachhandel zu haben.
Ich darf Ihnen verraten, dass wir an neuen Komplikationen in der AIKON Kollektion arbeiten, die gegebenenfalls schon 2023 auf den Markt kommen
7. Immer mehr Marken suchen durch den exklusiven Verkauf begehrter Modelle in eigenen Stores oder dem eigenen Online-Shop die Marge zu optimieren und den Fachhandel auszuklammern. Wie geht Maurice Lacroix damit um?
Unsere Zusammenarbeit mit dem Fachhandel und die Key Accounts in den einzelnen Märkten sind für uns essenziell, insbesondere in Deutschland. Wir sind eine Marke, die von guten Partnerschaften lebt. Das Modell „Boutique Marke“ mit eigenen Stores ist für unser Preissegment nicht nachhaltig. Wir haben derzeit nur eine einzige Maurice Lacroix Boutique in Bangkok. Unseren Onlineshop sehen wir als einen zusätzlichen Kanal, über welchen sich die Endkunden vorrangig informieren können.
8. Die Uhrenindustrie hat die Corona-Krise mit Bravour gemeistert und die Krise für ein Nachholen der in anderen Industriezweigen mitunter weiter vorangeschrittenen Digitalisierungsprozesse genutzt. Ist Maurice Lacroix hier bereits am Ziel und winkt bereits das Maurice Lacroix Metaverse?
Wir waren bereits vor der Krise ziemlich gut digital aufgestellt, sodass wir schnell und agil reagieren konnten. Selbstverständlich entwickeln wir uns, was Digitalisierung anbelangt, ständig weiter, um einerseits kontinuierlich auf die globale Nachfrage reagieren zu können und andererseits, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, bei welcher das Smartphone einfach nicht mehr wegzudenken ist.
Stephane Waser
Uhrenkosmos: Auf was können wir uns im kommenden Jahr bei Maurice Lacroix freuen? Wird es eine Fortführung der ausnehmend erfolgreichen Aikon #tide Modellreihe geben? Einige Modelle waren ja bereits nach kurzer Zeit ausverkauft.
Stephane Waser: Richtig, die AIKON #tide Kollektion kam weltweit sehr gut an, was uns alle sehr freut. Wir werden 2023 auf diesem Erfolg aufbauen und für uns strategisch wichtige Modelle lancieren.
Was ist Ihr Maurice Lacroix Lieblingsmodell?
Ich habe keine bestimmte Maurice Lacroix Lieblingsuhr und es ist eine schwierige Frage, fast so, als würden Sie mich fragen, welches meiner Kinder ich am liebsten habe. 😉
Diesen Sommer habe ich die AIKON #tide sehr oft getragen. Da die Uhr in verschiedenen Farben erhältlich ist, konnte ich sie passend zu meinen täglichen Outfits auswählen, was ich sehr mochte. Momentan begeistert mich die PONTOS Day Date Limited Edition, die wir auf den Genfer Uhrentagen vorgestellt haben. (Die Vorstellung des neuen Maurice Lacroix Pontos S Chronograph gibt es hier auf Uhrenkosmos). Die Farbnuancen in Khaki und Schwarz gefallen mir ausgesprochen gut.
Wie Sie sehen, trage ich immer gerne eine unserer Maurice Lacroix Neuheiten.
Wir werden gespannt verfolgen, was Sie im kommenden Jahr tragen und
vielen Dank für das Interview.
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